Die große Lüge über Kobalt in E-Autos

Tom Bötticher
22 Jan 202320:11

Summary

TLDRDieses Video skizziert die Debatte um den Kobaltabbau, insbesondere im Kongo, und seine Rolle in der Herstellung von Elektrofahrzeug-Batterien. Es stellt die ethischen Probleme und die Abhängigkeit von dieser ressource in Frage, während es auch alternative Materialien wie LFP vorstellt, die keine Kobalt benötigen. Zudem werden Lösungen wie Recycling und die Suche nach neuen Quellen diskutiert, um zukünftige Engpässe zu vermeiden und die globale Energiewende zu unterstützen.

Takeaways

  • 🚗 Immer mehr Automobilhersteller setzen auf batterieelektrische Fahrzeuge, was den Bedarf an Kobalt steigt.
  • ⚠️ Der Kritikpunkt an Kobalt ist die schädliche Gewinnung, oft unter schlechten Arbeitsbedingungen und mit Kinderarbeit im Kongo.
  • 🔍 Die Wahrheit über Kobalt ist, dass es nicht nur als Hauptbestandteil in Batterien, sondern auch als Nebenprodukt größerer Industrien wie Nickel und Kupfer gefördert wird.
  • 🔋 Batterien können ohne Kobalt funktionieren, wie z.B. die Lithiumeisenphosphat-Batterien (LFP), die bereits erfolgreich eingesetzt werden.
  • 🚘 Tesla und andere Hersteller verwenden bereits LFP-Batterien in einigen Modellen und planen, den Anteil zu erhöhen, um von Kobalt abzukommen.
  • 💡 Der Marktanteil von LFP könnte aufgrund des geringeren Preises und der Umweltfreundlichkeit zunehmen.
  • 📍 Die meisten Cobaltreserven und -produktion befinden sich im Kongo, wo auch viele der kritischen Arbeitsbedingungen stattfinden.
  • 🛠️ Es gibt Bemühungen, um die Arbeitsbedingungen im Kongo zu verbessern, einschließlich des Einkaufs von Kobalt ausschließlich aus menschenrechtsfreundlichen Quellen.
  • 🔄 Die Zukunft der Elektromobilität hängt auch von der Fähigkeit ab, Cobalt nachhaltig und effizient zu recyceln.
  • 🌐 Die globale Nachfrage nach Kobalt wird mit der Elektrofizierung der Fahrzeugflotten steigen, was neue Herausforderungen und Lösungen erfordert.
  • 🔗 Die politische Instabilität im Kongo und die Abhängigkeit von chinesischer Verarbeitung führen zu Bedenken hinsichtlich der Kobaltversorgung und -sicherheit.

Q & A

  • Wie wird Kobalt in Elektrofahrzeugbatterien verwendet?

    -Kobalt wird als eines mehrerer Elemente in der positiven Elektrode der Batteriezellen verwendet. Es ist für die Energie und Stabilität der Materialien verantwortlich, die in den meisten batterieelektrischen Fahrzeugen eingesetzt werden. Ein spezielles Material, das Kobalt verwendet, ist NMC, das für Lithium-Nickel-Mangan-Cobalt-Oxide steht.

  • Gibt es Alternativen zu Kobalt in Elektrofahrzeugbatterien?

    -Ja, es gibt Alternativen zu Kobalt. Ein Beispiel ist das Lithiumeisenphosphat (LFP), das komplett auf Kobalt verzichtet. LFP-Batterien sind als günstigere, sicherere und umweltfreundlichere Alternative zu NMC-Batterien angesehen, obwohl sie eine niedrigere Energiedichte aufweisen, was bedeutet, dass sie für Elektrofahrzeuge eine geringerere Reichweite bieten als NMC-Batterien.

  • Woher bekommen Autohersteller ihr Kobalt?

    -60-70% des weltweit produzierten Kobalts kommt aus der Demokratischen Republik Kongo, und etwa die Hälfte der bekannten Reserven sind dort zu finden. In Kongo werden jedoch auch Probleme wie schlechte Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit bei der Gewinnung von Kobalt berichtet.

  • Welche Rolle spielt der Rohstoff Kobalt für Elektromobilität?

    -Kobalt ist ein wesentlicher Bestandteil von Lithium-Ionen-Batterien, die in Elektrofahrzeugen verwendet werden. Es hilft dabei, die Energiedichte und Lebensdauer der Batterien zu erhöhen. Die Nachfrage nach Kobalt wird mit der Elektrifizierung der Fahrzeugflotten in den kommenden Jahren steigen.

  • Was sind die ethischen Bedenken hinsichtlich des Kobaltabbaus im Kongo?

    -Ein Hauptkritikpunkt an der Gewinnung von Kobalt im Kongo ist die schlechte Situation der dort arbeitenden Arbeiter, die oft zu Hungerlöhnen arbeitet und mit Gewalt und unzureichender Schutzausrüstung konfrontiert ist. Auch die Beteiligung von Kindern an der Arbeit in Kobaltminen ist ein großes Problem.

  • Wie ist der aktuelle Stand des Kobaltabbaus im Kongo?

    -Die Regierung des Kongo hat Maßnahmen ergriffen, um die Arbeitsbedingungen in den Minen zu verbessern und die Transparenz des Handels zu erhöhen. Es wurden Schulen für Kinder gebaut und Bemühungen zur Beseitigung der Kinderarbeit eingeleitet. Die Hoffnung ist, dass die Schaffung von Gesetzen und Regeln die Arbeiter besser schützen wird.

  • Welche politischen Risiken sind mit dem Kobaltabbau verbunden?

    -Die politische Instabilität im Kongo, der größte Produzent von Kobalt, und die Tatsache, dass das meiste Kobalt in China weiterverarbeitet wird, führen zu Bedenken hinsichtlich zukünftiger Engpässe und zu großer Abhängigkeiten. Die USA haben Druck auf die Regierung des Kongo ausgeübt, um internationale Standards beim Rohstoffabbau einzuhalten.

  • Wie kann die Nachfrage nach Kobalt in Zukunft sichergestellt werden?

    -Es gibt verschiedene Taktiken, um die Versorgung mit Kobalt zukünftig sicherzustellen: den Gehalt an Kobalt in Batterien zu reduzieren, neue Rohstoffquellen zu finden und das Recycling von Altbatterien zu fördern. Die EU plant, die Recycling-Vorschriften so zu ändern, dass ab 2030 jeder Auto-Akku 12% recyceltes Kobalt enthalten muss und ab 2035 20%.

  • Welche Rolle spielt das Recycling von Kobalt in der Zukunft?

    -Das Recycling von Kobalt aus alten Batterien kann die benötigten Reserven entschärfen, da es den Herstellern kostengünstiger ist, recyceltes Kobalt zu verwenden als neues zu kaufen. Die EU plant, Recycling-Vorschriften so zu ändern, dass zukünftige Autofahrzeuge einen bestimmten Anteil an recyceltem Kobalt enthalten müssen.

  • Welche Bedeutung hat der Kobaltabbau für die Energiewende?

    -Kobalt ist ein kritischer Rohstoff für die Energiewende, da es in der Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien für Elektrofahrzeuge und andere Technologien zum Einsatz kommt. Die globale Nachfrage nach Kobalt wird voraussichtlich in den kommenden Jahrzehnten stark ansteigen, was die Bedeutung dieser Ressource für eine nachhaltige Energieversorgung hervorhebt.

Outlines

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🔋 Cobalt im Fokus: Brennpunkt der Elektromobilität

Dieser Absatz stellt die zentrale Rolle von Cobalt in der Akkuproduktion für E-Autos hervor. Es wird erklärt, dass Cobalt in der positiven Elektrode verwendet wird und für Energie und Stabilität von entscheidender Bedeutung ist. Gleichzeitig wird auf alternative Materialien wie Lithiumeisenphosphat (LFP) hingewiesen, die keine Cobalt verwenden und bereits erfolgreich in Fahrzeugen wie dem Tesla Model 3 eingesetzt werden. Der Absatz betont auch die ethischen Bedenken hinsichtlich der Cobaltgewinnung, insbesondere in Bezug auf Kinderarbeit und schlechte Arbeitsbedingungen in der Demokratischen Republik Kongo.

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🌍 Cobalt-Förderung: Herausforderungen und Realitäten

Der zweite Absatz konzentriert sich auf die Frage, woher Automobilhersteller ihr Cobalt beziehen. Es wird auf die dominierende Rolle der Demokratischen Republik Kongo als Hauptproduzentin von Cobalt hingewiesen, sowie auf die dortige Situation von Arbeitern und der Verwendung von Kinderarbeit. Es wird auch erwähnt, dass Cobalt hauptsächlich als Nebenprodukt der Nickel- und Kupferindustrie gewonnen wird. Zudem werden Fortschritte bei der Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Etablierung von Zertifizierungen für verantwortungsvolle Rohstoffgewinnung thematisiert.

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🛠️ Alternativen zu Cobalt: Die Rolle von LFP-Batterien

In diesem Absatz wird auf die alternative Technologie der LFP-Batterien eingegangen, die keine Cobalt verwenden und als sicherer und umweltfreundlicher anerkannt werden. Es wird erwähnt, dass diese Batterien zwar eine geringere Energiedichte haben, dafür aber einen geringeren Preis und damit für kleinere Fahrzeuge attraktiv sind. Der Absatz betont die Bedeutung von LFP-Batterien für die Zukunft der Elektromobilität und die Möglichkeit, die Abhängigkeit von Cobalt zu reduzieren.

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🏭 Cobalt und die globale Rohstoffnachfrage: Zukunftsstrategien

Der vierte Absatz beleuchtet die Herausforderungen der zukünftigen Cobaltnachfrage im Zuge der Elektrifizierung der Fahrzeugflotten. Es wird auf die Prognosen für die Cobaltbedarf bis 2040 eingegangen und die Notwendigkeit, neue Ressourcen zu erschließen, um Engpässe zu vermeiden. Es werden auch die Risiken dargestellt, die mit der politischen Instabilität in Ländern wie der DR Kongo verbunden sind, wo der Großteil des Cobalts gewonnen wird und in China weiterverarbeitet wird.

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♻️ Recycling und Nachhaltigkeit: Lösungsansätze für Cobalt-Engpässe

Der letzte Absatz diskutiert verschiedene Strategien, um die zukünftige Versorgung mit Cobalt sicherzustellen. Es wird auf die Reduzierung des Cobaltgehalts in Batterien, die Suche nach neuen Rohstoffquellen und das Recycling von Altbatterien eingegangen. Der Absatz betont die Bedeutung dieser Maßnahmen für eine nachhaltige und unabhängige Rohstoffversorgung und stellt die Ziele der EU für die Zukunft des Batterierecyclings vor.

Mindmap

Keywords

💡Cobalt

Cobalt ist ein kritischer Rohstoff, der hauptsächlich in der Produktion von Akkuzellen für Elektrofahrzeuge und Elektronikgeräte wie Handys und Laptops verwendet wird. Im Video wird betont, dass Cobalt für die Stabilität und Energiedichte von Lithium-Ionen-Batterien verantwortlich ist, insbesondere in der positiven Elektrode der NMC-Zellen (Nickel-Mangan-Cobalt-Oxide). Der Rohstoff wird jedoch auch für ethische und ökologische Probleme kritisiert, da er häufig unter schlechten Arbeitsbedingungen und mit Kinderarbeit im Kongo abgebaut wird.

💡Elektrofahrzeuge

Elektrofahrzeuge, auch bekannt als E-Autos, sind Fahrzeuge, die vollständig oder teilweise durch ein Elektromotor angetrieben werden. Im Kontext des Videos sind sie von Interesse, weil sie die Hauptanwendung für batterieelektrische Fahrzeuge mit Cobalt-basierten Akkus darstellen. Die Diskussion um Cobalt bezieht sich auf die Frage, wie nachhaltig und ethisch die Produktion von E-Auto-Batterien sein kann.

💡Kongo

Die Demokratische Republik Kongo ist der Hauptproduzent von Cobalt weltweit, was es zum Zentrum der Diskussion über die Arbeitsbedingungen und die伦理问题 beim Abbau des Rohstoffs macht. Im Video wird auf die prekären Arbeitsbedingungen hingewiesen, unter denen viele Arbeiter, einschließlich Kinder, Cobalt abbauen, was zu einer kontroversen Debatte über die Verantwortung von Unternehmen und Konsumenten führt.

💡Kinderarbeit

Kinderarbeit ist ein schwerwiegendes soziales Problem, das im Zusammenhang mit der Cobaltproduktion im Kongo thematisiert wird. Im Video wird berichtet, dass Kinder in illegalen Minen unter gefährlichen Bedingungen arbeiten, um Cobalt zu schürfen, was zu den ethischen Bedenken über die Verwendung dieses Rohstoffs in Elektrofahrzeugen und anderen Technologieprodukten führt.

💡Lithium-Nickel-Mangan-Cobalt-Oxide (NMC)

NMC ist eine chemische Abkürzung für ein Material, das in der Herstellung von Lithium-Ionen-Batteriezellen verwendet wird und Cobalt als eines seiner Hauptbestandteile enthält. Im Video wird NMC als das beliebteste Material für positive Elektroden in E-Auto-Batterien bezeichnet, wobei der Cobaltgehalt für die Energiespeicherfähigkeit und Stabilität dieser Zellen von Bedeutung ist.

💡Lithiumeisenphosphat (LFP)

LFP ist eine alternative chemische Komposition für Lithium-Ionen-Batterien, die keinen Cobalt verwendet. Im Video wird LFP als eine umweltfreundlichere und kostengünstigere Option vorgestellt, die jedoch eine geringere Energiedichte aufweist als NMC-Batterien. Trotz des geringeren Reichweitenpotenzials von LFP-Akkus werden sie aufgrund ihres niedrigen Cobaltgehalts und ihrer Umweltverträglichkeit für kleinere bis mittlere E-Autos bevorzugt.

💡Recycling

Recycling von Batterien und Cobalt ist ein Thema, das im Video als eine der Strategien zur Sicherung der zukünftigen Cobaltversorgung und zur Verringerung der Abhängigkeit von neu abgebauten Rohstoffen diskutiert wird. Es wird betont, dass durch das Recycling von Cobalt aus alten Batterien die Nachfrage nach neu abgebauten Rohstoffen reduziert und gleichzeitig die Umweltauswirkungen verringert werden können.

💡Rohstoffintensive

Rohstoffintensive Energiesysteme beziehen sich auf die Art und Weise, wie Energie produziert und gespeichert wird, wobei bestimmte Rohstoffe wie Cobalt oder Lithium eine entscheidende Rolle spielen. Im Video wird darauf hingewiesen, dass sich die Welt von einem Ölintensiven System zu einem, das auf kritischen Rohstoffen basiert, verändert, was neue Herausforderungen bezüglich der Versorgungssicherheit und der Nachhaltigkeit mit sich bringt.

💡Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema im Video, das sich auf die ethischen und ökologischen Aspekte der Cobaltproduktion und -nutzung konzentriert. Es wird diskutiert, wie die Nachhaltigkeit in der Rohstoffgewinnung und -verwendung gewahrt werden kann, um negative Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen, die Umwelt und die Gemeinwohlgesellschaft im Kongo zu minimieren.

💡Elektrifizierung

Elektrifizierung bezieht sich auf den Prozess der Umstellung von Fahrzeugen und Industrieprozessen auf elektrische Antriebe und Energiequellen. Im Video wird die Elektrifizierung als ein zentrales Element der Energiewende und der Reduzierung von CO2-Emissionen dargestellt, wobei die Rolle von Cobalt in der Akkuproduktion für Elektrofahrzeuge eine Schlüsselrolle dabei spielt.

Highlights

Autohersteller setzen zunehmend auf batterieelektrische Fahrzeuge, was den Bedarf an Kobalt erhöht.

Kritik an Kobalt-Produktion in DR Kongo wegen schlechten Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit.

Ethik und Nachhaltigkeit sind wichtige Aspekte beim Umgang mit Kobalt in der Elektromobilität.

74% der Elektrofahrzeuge verwenden Cobalt in der positiven Elektrode der Akkuzellen.

Lithiumeisenphosphat (LFP) ist eine umweltfreundliche, cobaltfreie Alternative zu NMC.

Tesla nutzt bereits LFP-Akkumulatoren und plant, 75% ihrer Flotte damit auszustatten.

Cobalt ist auch in Verbrennungsfahrzeugen und anderen Industriebereichen eingesetzt.

60-70% des weltweit produzierten Kobalts stammt aus DR Kongo, wo die meisten Reserven liegen.

Arbeiter in kongolesischen Minen berichten von Hungerlöhnen und schlechten Arbeitsbedingungen.

Es gibt große, kontrollierte und kleine, oft illegale Minen in DR Kongo mit unterschiedlichen Problemen.

Autohersteller beziehen ihr Kobalt aus großen, kontrollierten Minen ohne Kinderarbeit.

Kobalt ist hauptsächlich ein Nebenprodukt der Nickel- und Kupferproduktion.

Deutsche Autobauer sind durch das Lieferkettengesetz verpflichtet, auf die Herkunft des Kobalts zu achten.

Die Regierung des Kongo hat Maßnahmen ergriffen, um die Minenarbeit zu verbessern und den Handel zu transparenter machen.

Es wird diskutiert, ob Elektroautos als Lösung oder Problem im Zusammenhang mit Kobalt-Produktion betrachtet werden sollten.

Die globale Nachfrage nach Cobalt wird in den kommenden Jahren zunehmen, was Engpässe und Abhängigkeiten befürchtet.

Es gibt ausreichend Cobalt-Reserve auf der Erde, um den Bedarf für E-Autos zu decken, die Förderung muss jedoch steigen.

Die Reduzierung des Cobaltgehalts in Batterien und die Nutzung von alternativen Chemien wird intensiv erforscht.

Die Suche nach neuen Rohstoffquellen und die Erweiterung bestehender Minen sind wichtige Maßnahmen für die Zukunft.

Recycling von Cobalt aus alten Batterien ist eine wichtige Strategie für eine nachhaltige Versorgung.

Ein Fazit, dass Cobalt trotz der Probleme eine wichtige Rolle in der Elektromobilität spielt und Lösungen gefunden werden müssen, um von einer perfekten zu einer guten Lösung zu kommen.

Transcripts

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Immer mehr Autohersteller setzen für ihre Zukunft auf batterieelektrische Fahrzeuge.

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Ein zentraler Kritikpunkt daran kommt immer wieder auf: Der kritische Rohstoff Kobalt,

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der für ihre Akkus benötigt und größtenteils im Kongo unter schlechten Arbeitsbedingungen

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und teils auch durch Kinderarbeit gewonnen wird. Das ist ja noch vielen bekannt, aber

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nach der Recherche für dieses Video bin ich mir sicher, dass ihr nur die halbe Wahrheit

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über den Rohstoff kennt. Wusstet ihr etwa, dass es sogar ethische Gründe gibt, nicht

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auf Cobalt zu verzichten? Und das Cobalt nur ein Nebenprodukt einer viel größeren Industrie

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ist? Für dieses Video habe ich die zentralen Fragen zum Thema analysiert: Wozu wird Cobalt

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überhaupt gebraucht? Wo bekommen die Autohersteller ihr Cobalt wirklich her? Gibt es überhaupt

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genug davon und gibt es bereits Alternativen zu Cobalt, oder müssen wir das Konzept E-Auto

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nochmal komplett überdenken? Es geht hier um brisante Informationen, die viele Dokus

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zu dieser Thematik noch überhaupt nicht angesprochen haben. Los geht’s mit der ganzen Wahrheit

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über Cobalt. Kapitel 1: Wozu benötigen Akkus überhaupt

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Cobalt? Erstmal ganz kurz zu den Grundlagen. Ein Akku

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besteht ja aus ganz vielen Akkuzellen. Jede Akkuzelle besteht aus einer negativen Elektrode,

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einer positiven Elektrode, einem Separator und einem Elektrolyten. Cobalt wird als eines

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von mehreren Elementen in der positiven Elektrode der Akkuzellen von etwa 74% [1] – und damit

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den meisten - elektrischen Fahrzeugen verwendet. Das mit Abstand beliebteste Material für

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diese positiven Elektroden nennt sich NMC. NMC steht für Lithium-Nickel-Mangan-Cobalt-Oxide,

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das C in der Abkürkzung steht für Cobalt. Cobalt ist für die Energie diese Materialien,

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aber vor allem auch für deren Stabilität verantwortlich [3].

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… Doch, was viele nicht wissen: Ein Li-Ionen-Akku kann auch ohne Cobalt funktionieren und das

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tun sie auch bereits erfolgreich. Mit etwa 25% Marktanteil wird noch ein anderes Positivelektroden-Material

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in E-Autos verwendet, das KOMPLETT auf Cobalt verzichtet. Und das nennt sich Lithiumeisenphosphat,

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kurz LFP – es gilt als günstigere, sicherere und zudem recht umweltfreundliche Alternative

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zu NMC, die zudem völlig ungiftig ist. Es besitzt zwar den Nachteil einer geringeren

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Energiedichte als NMC-Materialien, was bedeutet, dass ein cobaltfreier LFP-Akku weniger Reichweite

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für E-Autos bietet als ein gleich großer oder schwerer NMC Akku, doch der Vorteil des

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geringen Preises macht das cobaltfreie Material vor allem für kleine bis mittelgroße E-Autos

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beliebt. Das Tesla Model 3 in der Basis-Ausstattung z.B. wird bereits seit längerem mit LFP-Chemie

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ausgeliefert [14]. Tesla möchte in Zukunft sogar in 75% ihrer Flotte LFP-Akkus einsetzen

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– diese Autos fahren dann also Cobaltfrei. Meiner Meinung nach und auch nach der Einschätzung

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mancher Analysten werden in Zukunft sogar mehr E-Autos mit LFP fahren als mit NMC, da

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es einfach viel günstiger ist und der Preis bei Akkus eine riesen Rolle spielt [18].

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Jede Person, die sich heute ein E-Auto anschaffen möchte, das kein Cobalt enthält, kann das

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also bereits tun und schont dabei sogar ihren Geldbeutel.

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Das ist schon der erste, kleine Punkt, der mir in vielen Dokus zu diesem Thema fehlt.

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Schreibt mir mal gerne in die Kommentare ob ihr das schon wusstet.

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Wo Cobalt immer und sogar in einem höheren prozentualen Anteil verwendet wird, ist in

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Consumergeräten wie Handys oder Laptops. Diese benutzen als Positiv-Elektroden-Material

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nämlich LCO, oder lang ausgesprochen Lithiumcobaltoxid, das nicht wie NMC eine Mischung aus Nickel,

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Mangan und Cobalt, sondern eben nur Cobalt als Übergangsmetall enthält. Es wäre natürlich

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schön gewesen, wenn man die Cobaltindustrie schon damals vor dem Boom der E-Autoindustrie

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so heftig kritisiert hätte, als Laptops und Smartphones immer beliebter wurden, dann wären

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wir heute mit den Arbeitsbedingungen im Kongo schon viel weiter. Aber dazu gleich mehr.

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In Erdölraffinerien, Kurbelwellen, Nockenwellen und Reifen von Verbrennern wird Cobalt übrigens

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auch eingesetzt – allerdings in deutlich geringerem Anteil [11]. Der Cobaltabbau existiert

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also nicht erst, seit es E-Autos gibt. Und damit kommen wir schon zum nächsten Punkt:

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Kapitel 2: Wo bekommen Autohersteller ihr Cobalt her?

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Grundsätzlich bekommt man Cobalt aus Erzen, also metallhaltigen Gesteinen, die in unserer

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Erdkruste vorkommen. 60-70% [4, 10] des weltweit produzierten Cobalts

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kommt aus der demokratischen Republik Kongo und 50% unserer derzeitig bekannten Reserven

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befinden sich ebenfalls dort [4]. Und im Kongo .. ich sags mal vorsichtig … läuft

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echt nicht alles so gut. Arbeiter im Kongo berichteten von Hungerlöhnen von 50 Cent

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pro Tag, Gewalt am Arbeitspatz und keiner oder ungenügender Schutzausrüstung. Wenn

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die engen, meterlangen Tunnel zum Erz einstürzten, konnten Arbeiter, darunter auch Kinder, verstümmelt

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werden. Das ist der Hauptkritikpunkt an Cobalt und selbstverständlich völlig inakzeptabel

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[10]. Glücklicherweise ändert sich gerade etwas

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daran durch das Bekanntwerden dieser Umstände und durch den öffentlichen Druck, den das

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nach sich gezogen hat, aber dazu gleich mehr. [4][10]

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Kurz nochmal etwas mehr Hintergrundwissen: Grundsätzlich muss man zwischen zwei Arten

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von Minen im Kongo unterscheiden. 1. Die großen, offiziellen, kontrollierten Minen, in denen

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eigentlich nur Erwachsene arbeiten dürfen. Etwa 80 bis 90 % des Cobalts aus dem Kongo

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kommt aus dieser Art von Minen. Und 2. Die Kleinbergbau-Minen, die oft Familienbetrieben

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und illegal sind und die besonders kritisch gesehen werden. Etwa 10 bis 20% des Cobalts

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aus dem Kongo wird in dieser Art Minen gewonnen, in denen teilweise auch Kinder arbeiten. Sie

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unterstützen dabei oft die Betriebe ihrer Eltern. Die Kinder werden teils für Arbeiten

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in kleinen Gruben eingesetzt, da sie wegen ihrer Körpergröße halt besser in kleine

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Tunnel passen. Die Unfallrisiken sind in diesem Kleinbergbau aufgrund oft gänzlich fehlender

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Vorsichtsmaßnahmen hoch. Philip Schütte von der Bundesanstalt für

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Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) sagte gegenüber dem Spiegel:

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„Man muss sich außerdem in jedem Einzelfall ansehen, was Kinder in einer Mine genau tun.

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Dass sie präsent sind, heißt nicht automatisch, dass sie auch schwere Arbeiten verrichten

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müssen.“ [21] Die Mienen, aus denen die Autohersteller jetzt

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offiziell ihr Cobalt beziehen, sind aber die großen, kontrollierteren Mienen im Kongo

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ohne Kinderarbeit. Jedoch sagte Schütte dem Spiegel, dass die

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Betreiber der großen Minen den Kleinbergbauern oft die ertragreichen Gebiete mit hohem Kobalt-Gehalt

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wegnehmen, und sich die Kleinbergbauer daher auch illegal auf den großen Minengeländen

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aufhalten. Außerdem wird das Kobalt aus dem Kleinbergbau

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oft auch mit dem aus dem industriellen Bergbau vermischt. [21] Hier verschwimmen also manchmal

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die Grenzen. Einen Aspekt, der an dieser ganzen Thematik

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auch noch wirklich, wirklich interessant ist, solltet ihr unbedingt kennen: In Gesteinen,

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in denen Cobalt vorkommt, kommt zwangsläufig in höherer Konzentration auch Nickel und

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Kupfer vor, da diese in höheren Mengen in der Erdkruste vorliegen. Nickel und Kupfer

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werden auch in höherer Menge benötigt. Das führt dazu, dass Cobalt daher zu allergrößten

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Teilen auch nur als Nebenprodukt der Nickel- und Kupfer-Industrie anfällt, die viel größer

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ist [4]. Die Cobaltproduktion ist also vor allem von der Nickel- und Kupfer-Produktion

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gesteuert und zieht bei diesen beiden Metallen mit [4]. Also, wenn mehr Nickel und Kupfer

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benötigt wird, wird als Nebenprodukt auch mehr Cobalt abgebaut. Das bedeutet auch: Nicht

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die Cobalt Produktion ist derzeitig hauptsächlich das Problem, sondern vor allem die Nickel-

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und Kupferproduktion, bei der Cobalt in geringen Mengen als Nebenprodukt anfällt. Zudem wird

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auch nur etwas über 15% [20] des heute geförderten Cobalts für E-Autos eingesetzt. Man kann

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dem E-Auto Stand jetzt also nicht die alleinige Schuld an der Situation im Kongo geben.

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Aber die Nachfrage nach Cobalt wird mit der Elektrifizierung der Flotten in den kommenden

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Jahren nach und nach steigen und ich möchte hier jetzt natürlich kein Whataboutism betreiben,

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beschäftigen wir uns also lieber mal mit möglichen Lösungen für diese nicht wegdiskutierbaren

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Probleme. Durch die Aufmerksamkeit, die die Cobaltindustrie

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im Kongo durch den E-Auto Boom bekommen hat, wurden zahlreiche Organisationen zur besseren

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Kontrolle der Arbeitsbedingungen gegründet, die sich für die Verbesserung der Situation

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im Kongo einsetzen. [19]

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Zudem wurden Sorgfaltspflichten für Unternehmen und Zertifizierungen von Rohstoffen eingeführt

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[10]. Deutsche Autobauer sind seit 2023 durch das sogenannte „Lieferkettengesetz“ dazu

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verpflichtet, Kobalt ausschließlich aus Quellen zu beziehen, in denen keine Menschenrechtsverletzungen

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passieren und keine Kinderarbeit eingesetzt wird.

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Sie müssen durch dieses Gesetz auch reagieren, wenn sie Kenntnis von Verstößen an Umweltschutz

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und Kinderarbeit erhalten [9]. Wer sich nicht daran hält, wird sehr empfindlich sanktioniert,

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ein Risiko, das die Autobauer in Zukunft hoffentlich nicht mehr eingehen werden [9].

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Die ZEIT und andere Medien kritisieren jedoch, dass viele der genannten Maßnahmen aus Lieferkettengesetz

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und co. zu unkonkret sind und auf freiwilliger Selbstverpflichtung basieren [10].

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Außerdem fällt die Kritik nicht, dass einige Autofirmen und auch Firmen für Consumerprodukte

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wie Apple, Dell, Google und Microsoft auch von den Familienbetrieben profitiert haben

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können, in denen auch die Kinder arbeiten [10]. Dadurch, dass die gerade genannten Firmen

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zusammen mit Tesla deswegen eine saftige Klage erwartet, hat die US-Regierung jetzt sogar

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den Druck auf die Regierung des Kongo erhöht. Die USA fordern, dass sich der Kongo endlich

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an internationale Standards beim Rohstoffabbau in ihrem Land halten soll [10].

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Es besteht also tatsächlich die Hoffnung, dass von Seiten der Regierung im Kongo jetzt

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auch endlich mal was kommt. Die Regierung des Kongo muss jetzt mit besseren

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Arbeiterschutzmaßnahmen reagieren, da sie natürlich auch zu befürchten hat, dass in

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Zukunft aus Angst vor Klagen und Imageverlusten niemand mehr das Cobalt aus dem Kongo kauft

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und ihnen damit auch diese riesengroße Geldquelle wegfällt.

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Aber jetzt mal konkret: Zeigen diese Bemühungen zur Verbesserung der Situation im Kongo denn

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auch langsam mal Erfolge? Ja, laut Amnesty International hat die Regierung des Kongo

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ein neues Handelszentrum aufgebaut, um den Handel transparenter zu machen und eine faire

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Bezahlung der Bergleute sicherzustellen, zudem wurden neue Schulen für tausende Kinder errichtet.

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Außerdem ist der für die Minen zuständige Minister im Kongo Ende 2020 auch dem sogenannten

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Cobalt Action Partnership beigetreten. Die Hoffnung ist daher groß, dass im Kongo entsprechende

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Regeln und Gesetze geschaffen werden, die die Arbeiter besser schützen [16].

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Es geht also voran, wenn auch langsam. Ja aber warum jetzt eigentlich dieser ganze

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Aufwand? Können wir nicht einfach aufhören, E-Autos zu bauen und damit all diese Probleme

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lösen? Hmmm, ne, so einfach ist das nicht. Zitat aus der ZEIT: „Josué Kashal, einer

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der Arbeitsrechtler, die die Lage der Schürfer in den Kobaltminen untersucht haben, glaubt

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immer noch daran, dass die globale Energiewende gerecht gestaltet werden kann. Er sagt, der

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Boom der Elektroautos sollte eigentlich die Chance bieten, die Armut im Kongo zu bekämpfen.“

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Das sage wie gesagt nicht ich, sondern ein Arbeitsrechtler, dass der afrikanische Kontinent

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von unserem Rohstoffbedarf – wenn die geforderten Arbeitnehmerstandards auch endlich durchgesetzt

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werden – profitieren kann. Zum jetzigen Zeitpunkt profitiert von uns vor allem Saudi-Arabien,

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die uns ihr Öl verkaufen. Und selbst Amnesty International empfiehlt

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Unternehmen nicht, ihr Kobalt gar nicht mehr aus dem Kongo zu beziehen, sondern stattdessen

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Verantwortung zu übernehmen und dafür zu sorgen, dass sich die Arbeits- und Lebensbedingungen

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der Bergleute verbessern und insbesondere die schlimmsten Formen der Kinderarbeit beendet

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werden [12]. Denn auch Amnesty International befürchtet, dass ein Rückzug aus dem Kongo

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die Situation der Menschen vor Ort nicht verbessern, sondern weiter verschlimmern würde, da ihnen

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dann ihre Hauptgeldeinnahmequelle verloren gehen würde [12].

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Diese ganze Situation im Kongo ist also echt knifflig, das geht soweit, dass es sogar kritisch

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gesehen wird, sich gegen diese kleinen Familienbetriebe zu stellen und diese zu verbieten, da eben

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auch diese das Überleben von Familien sichern [15, S. 235]. Etwa 30 - 100.000 Menschen sind

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alleine im Kongo in diesen Betrieben direkt beschäftigt [19]. Leider lässt sich dieser

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Kleinbergbau schlecht kontrollieren, weil er wie erwähnt meist illegal stattfindet

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[23]. Hier besteht also oft nur die Lösung, diese Betriebe einfach zu schließen. 2019

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fand eine Intervention der kongolesischen Armee statt, die illegale Minen geräumt hat

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[23]. Den dort arbeitenden Menschen hilft das wahrscheinlich nicht sonderlich.

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Wie ihr also seht, das ganze Thema ist deutlich komplexer, als es die ein oder andere Doku

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im Fernsehen und auch hier auf YouTube vermuten lässt.

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Abonniert gerne meinen Kanal, wenn ihr in Zukunft auch tiefe Analysen zu anderen Rohstoffen

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für E-Autos sehen möchtet, z.B. einen genaueren Blick auf Lithium.

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Aber jetzt geht’s erstmal mit Cobalt weiter. Denn die Arbeitsbedingungen im Kongo sind

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nicht das einzige Problem mit Cobalt. Weil die politische Situation im Kongo instabil

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ist, wie gesagt über 50% des weltweiten Cobalts dort gewonnen wird und das allermeiste Kobalt

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aus dem Kongo in China weiterverarbeitet wird, werden auch Engpässe und zu große Abhängigkeiten

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in der Zukunft befürchtet [4]. Das führt uns zu der nächsten Frage:

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Kapitel 3: Gibt es überhaupt genug Cobalt für unseren Bedarf an E-Autos?

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Vor dem E-Auto-Hype kam man tatsächlich zum Ergebnis, das der kurz- und mittelfristige

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Bedarf an Cobalt nicht kritisch sei [4]. Aber mittlerweile wissen wir: 2040 wird etwa

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sieben mal mehr Cobalt benötigt als noch 2020 - manche sagen sogar zwanzig mal mehr

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– je nach Szenario [15, S. 149 und S. 52, 20]. China, die USA und die EU sind daher

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zu dem Ergebnis gekommen [6] [4] [8], Cobalt auf die Liste kritischer Rohstoffe zu setzen

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[4]. Man könnte sagen: Wir wechseln nun von einem

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Erdölintensiven zu einem Rohstoffintensivem Energiesystem [6]. Der Unterschied ist, dass

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wir das Erdöl irreversibel verbrennen und nicht wiederbekommen, während die Rohstoffe

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in E-Autos reversibel im Akku bleiben und potenziell zurückgewinnbar sind. Dazu gleich

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mehr. Analysieren wir das ganze Mal:

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In einem durchschnittlichen E-Auto-Akku mit heute gängiger NMC Chemie befinden sich acht

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kg Cobalt und es gibt etwa 1.3 Milliarden PKW auf der Erde.

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Was bietet uns unsere Erde denn? Im ersten Kilometer unter der Erdkruste befinden sich

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unter 1 Million Atomen 19 Cobalt Atome. Rechnet man die ganzen Vorkommen der Erde zusammen,

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ist das 6 Größenordnungen mehr als es bedarf, um den weltweiten Bedarf an Cobalt für E-Autos

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zu decken [3]. Die Erde besitzt also in der Theorie mehr als genug Cobalt zur Elektrifizierung

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aller Autos. Aber das ist natürlich viel zu einfach gerechnet,

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weil wir ja gucken müssen, wie viel Cobalt davon wir auch rechtzeitig aus der Erde holen

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können, um den Bedarf zu decken, der ja auch nicht direkt komplett gedeckt werden muss,

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sondern schrittweise über mehrere Jahrzehnte. Außerdem werden viele E-Autos in Zukunft,

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wie bereits erwähnt, ohne Cobalt fahren und sowieso wird nicht jedes Auto bis 2050 durch

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ein batterieelektrisches Fahrzeug ersetzt, denke ich.

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Ich gehe jetzt mal von einem sehr starken E-Auto-Wachstum bis 2050 aus. Wir würden

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in diesem extremen Szenario 1 Milliarde E-Autos benötigen und davon werden etwa 50% durch

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alternative Chemien wie LFP cobaltfrei fahren, der Rest benötigt 8 kg Cobalt pro Auto. Das

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bedeutet, dass wir etwa 4 Megatonnen (8 kg * 500 Millionen Autos = 4 Megatonnen) Cobalt

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benötigen. Heute stehen uns etwa 7 Megatonnen Cobalt aus bekannten Reserven zur Verfügung,

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jedoch müssen diese natürlich auch für andere Anwendungen von Cobalt reichen und

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es werden auch Fahrzeuge doppelt produziert werden müssen, da Autos ja normalerweise

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nach etwa 12 bis 15 Jahren ca. verschrottet werden [3]. Heißt, dass wir am Ende entweder

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viel recyceln oder, wenn wir nicht recyclen, etwa die doppelte Menge an Cobalt, 8 Megatonnen,

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benötigen werden. Es kann natürlich niemand in die Zukunft schauen und sagen, wie viel

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in Zukunft tatsächlich benötigt wird, aber das ist laut mehreren Studien etwa die richtige

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Größenordnung [15, S. 98]. Problem an dieser Größenordnung von 8 Megatonnen

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Cobalt ist nur, dass derzeit jährlich nur etwa 150 -200.000 Tonnen gefördert werden.

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Mit der heutigen Fördermenge bräuchten wir also 40 Jahre, um 500.000.000 Autos zu elektrifizieren.

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Das ist zu langsam und zudem habe ich die 40 Jahre ausgerechnet, indem ich fälschlicherweise

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davon ausgegangen bin, dass alles Cobalt nur für E-Autos verwendet wird. Die jetzige Fördermenge

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reicht also nicht, sondern muss wachsen, da ist man sehr einig.

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Stattdessen müssten wir bis 2050 unter Annahme recht ungünstiger Parameter wie wenig Recycling,

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große Akkus, großer Cobaltanteil etwa 500.000 Tonnen Cobalt jährlich fördern, und das

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nur für E-Autos [7]. Um diese Werte zu erreichen, müsste die Cobaltproduktion um etwa 5% pro

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Jahr steige n [3]. Das sind Wachstums-Zahlen, die aus historischer

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Erfahrung, zu schaffen sein könnten [3]. Also gar nicht mal sooo unrealistisch.

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Doch selbst wenn wir es schaffen, genug Cobalt zu fördern, bleibt die Sorge um die politisch

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ausgelösten Engpässe. Deshalb müssen wir uns überlegen, was wir

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tun können, um die Versorgung mit Cobalt in Zukunft sicherzustellen.

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Dafür gibt es im Grunde drei Taktiken: [4, 6].

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Schauen wir mal, wie gut diese Taktiken voraussichtlich funktionieren.

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Taktik Nummer 1: Den Gehalt an Cobalt reduzieren. Tatsächlich wird mit Hochdruck daran gearbeitet,

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den Cobaltgehalt in Positiv-Elektrodenmaterialien zu reduzieren und neue Materialien zu etablieren,

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die kein Kobalt enthalten, denn Cobalt ist ein super teurer Rohstoff, bezogen auf den

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KG-Preis, und die Hersteller geben wie gesagt alles dafür, ihre Akkus günstig zu produzieren.

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In den ersten E-Autos, z.B. im BMW i3, machte Cobalt noch 20.3% der Masse der Positiven

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Elektrode aus [5]. Über die Jahre verringerte sich der Kobaltanteil immer weiter, 2015 wurden

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bereits zum größten Teil NMC-Varianten verwendet, die nur 12.2 Massenprozent Cobalt enthalten

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[5]. Und es wird intensiv an NMC mit noch geringerem Cobaltgehalt, oder sogar komplett

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ohne Cobalt, sogenanntes NMX, geforscht [6]. Wie bereits zu Anfang erwähnt, befindet sich

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ebenfalls bereits eine sehr gute, kobaltfreie Alternative auf dem Markt, LFP. Wir müssen

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meiner Meinung nach dringend mehr cobaltfreie Batterien und vor allem LFP-Batterien einsetzen,

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um in keine Engpässe zu laufen. Diese Taktik könnte gut funktionieren, um den Bedarf an

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E-Autos zukünftig zu decken. Kommen wir zur zweiten Taktik: Neue Rohstoffquellen

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finden. Bisher konnten die Rohstoffquellen bis auf wenige Ausnahmen in den späten 70ern

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und in den 90ern immer den Bedarf an Kobalt decken [3]. Das wird sich in Zukunft ändern,

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auch wenn das benötigte Cobalt bis 2050 in der Größenordnung unserer Reserven liegt.

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Darauf kommt es nämlich wie gesagt nicht an, sondern darauf, wie schnell wir auf die

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Reserven zugreifen können [15, S. 123]. In der Vergangenheit waren wir Menschen recht

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gut darin, steigende Rohstoffnachfragen zu decken. Und das könnte auch mit Cobalt klappen.

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2004 z.B. wurde erst eine neue Cobaltquelle in Kisanfu entdeckt, die 1.4 Megatonnen Cobalt

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enthält, genug für 175 Millionen neue E-Autos [3]. Drei weitere, große Minen werden jetzt

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in den kommenden Jahren in Betrieb genommen, die etwa 20 Kilotonnen Cobalt jährlich fördern

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können [15, S. 150]. Und die EU hat sich auch was überlegt, die setzt in ihrem sogenannten

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Green Deal nämlich darauf, Cobalt zukünftig auch aus Europa zu gewinnen [10]. Frankreich

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will die technischen Voraussetzungen für die Kobaltförderung aus der Tiefsee vorantreiben,

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wo weit mehr Reserven lagern als im Kongo [10]. Ob und wie das funktioniert und ob das

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überhaupt ohne große Auswirkungen auf die Natur möglich ist, steht allerdings noch

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nicht fest, solche Maßnahmen erhöhen aber definitiv weiter den Druck auf die Regierung

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im Kongo, die international geforderten Standards zum Abbau und stabile Lieferketten durchzusetzen

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[10]. Man muss hier aber auch ganz deutlich sagen, dass hier jetzt wirklich viel investiert

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werden und sofort gehandelt werden muss, weil wir, wenn alles bleibt wie jetzt, also cobalthaltige

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Akkus weiterhin dominieren und wir keine neuen Cobaltminen aufbauen, je nach Szenario in

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einigen Jahren oder bereits zum Ende des Jahrzehnts in Engpässe laufen könnten [15, S. 119].

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Auch neue Verarbeitungsmethoden, die die Gewinnungsrate von Cobalt aus den uns bereits verfügbaren

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Erzen erhöhen, könnten die Situation entschärfen, auch daran wird gerade gearbeitet [15, S.

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151]. Kommen wir zur letzten Taktik Nr. 3, dem Recycling.

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Die Situation der benötigten Cobaltreserven könnte entschärft werden, in dem wir Cobalt

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aus alten Akkus zurückgewinnen, aufbereiten und wieder einsetzen. Das gute ist, dass sich

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das Recycling von Cobalt für die Hersteller lohnen wird, da es eben im Neukauf sehr teuer

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ist. Die EU gibt zudem in ihrer neuen VERORDNUNG über Batterien und Altbatterien bereits vor,

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dass ab 2030 jeder Auto-Akku 12% recyceltes Cobalt enthalten muss und ab 2035 20% [8].

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Ziel ist eine Kreislaufwirtschaft, die uns in Zukunft weniger abhängig von Rohstoffquellen

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aus dem Ausland macht. Aber natürlich muss man jetzt erstmal neues Cobalt abbauen, um

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überhaupt etwas zu haben, das sich später recyclen lässt [8].

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Ein Paper, das in Nature veröffentlicht wurde, kommt zum Ergebnis, vorausgesetzt der Gehalt

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an Cobalt wird reduziert, es wird mehr LFP in Zukunft genutzt und unsere Recyclingziele

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werden erreicht, dass unsere Cobaltreserven unseren Bedarf bis 2050 decken können [7].

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Halten wir uns nicht an diese Maßnahmen, werden wir in Engpässe laufen [7].

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Dazu sei selbstverständlich noch gesagt, dass wir vllt. - oder besser gesagt - hoffentlich

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bis 2050 gar nicht eine Milliarde neue Autos benötigen, sondern alternative Mobilitätsformen,

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z.B. die öffentlichen Verkehrsmittel oder andere alternative Transportmöglichkeiten,

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beliebter werden und breiter eingesetzt werden. Kommen wir zum Fazit:

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Cobalt wird in E-Autos nicht zwingend benötigt, wird aber ein wichtiger Rohstoff für die

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Mobilitätswende sein. Auf der einen Seite ist es sehr gut, auf Cobalt als kritischen

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Rohstoff und die prekären Arbeitsbedingungen im Kongo aufmerksam zu machen, weil sich dadurch

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tatsächlich gerade etwas im Kongo ändert, andererseits ist es für die Menschen im Kongo

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keine Lösung, wenn wir uns von dort zurückziehen. Die Hersteller haben aber sowieso ein großes

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Interesse daran, ihre Abhängigkeit von Cobalt wegen des hohen Preises und möglicher Engpässe

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zu reduzieren und verringern den Anteil an Cobalt in Akkus fortlaufend. Aber ein Argument,

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sich komplett von elektrischen Fahrzeugen abzuwenden, ist Cobalt anhand der in diesem

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Video genannten Argumente, nicht, vor allem, da es eben jetzt schon eine gute cobaltfreie

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Alternative gibt. Einfach weitermachen wie jetzt können wir aber auch nicht. Wir müssen

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neue Cobaltminen finden, bestehende ausbauen und die Akkus recyclen, sobald sie das Ende

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ihres Lebens erreichen. In diesem Zusammenhang finde ich dieses Zitat

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von Haresh Kamath sehr schön: "Es wäre unglücklich und kontraproduktiv, eine gute Lösung zu

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verwerfen, indem man auf einer perfekten Lösung besteht" [6].

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Was denkt ihr nach diesem Video über den Cobaltabbau? Hat sich eure Meinung geändert?

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Schreibt es gerne in die Kommentare. Lasst mir unbedingt einen Daumen nach oben,

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einen Kommentar, und ein Abonnement da, wenn ihr euch auch eine Analyse über den Rohstoff

play20:04

Lithium von mir wünscht. Ich bin raus für heute, machts gut und bis

play20:07

bald.

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