Die große Lüge über Kobalt in E-Autos
Summary
TLDRDieses Video skizziert die Debatte um den Kobaltabbau, insbesondere im Kongo, und seine Rolle in der Herstellung von Elektrofahrzeug-Batterien. Es stellt die ethischen Probleme und die Abhängigkeit von dieser ressource in Frage, während es auch alternative Materialien wie LFP vorstellt, die keine Kobalt benötigen. Zudem werden Lösungen wie Recycling und die Suche nach neuen Quellen diskutiert, um zukünftige Engpässe zu vermeiden und die globale Energiewende zu unterstützen.
Takeaways
- 🚗 Immer mehr Automobilhersteller setzen auf batterieelektrische Fahrzeuge, was den Bedarf an Kobalt steigt.
- ⚠️ Der Kritikpunkt an Kobalt ist die schädliche Gewinnung, oft unter schlechten Arbeitsbedingungen und mit Kinderarbeit im Kongo.
- 🔍 Die Wahrheit über Kobalt ist, dass es nicht nur als Hauptbestandteil in Batterien, sondern auch als Nebenprodukt größerer Industrien wie Nickel und Kupfer gefördert wird.
- 🔋 Batterien können ohne Kobalt funktionieren, wie z.B. die Lithiumeisenphosphat-Batterien (LFP), die bereits erfolgreich eingesetzt werden.
- 🚘 Tesla und andere Hersteller verwenden bereits LFP-Batterien in einigen Modellen und planen, den Anteil zu erhöhen, um von Kobalt abzukommen.
- 💡 Der Marktanteil von LFP könnte aufgrund des geringeren Preises und der Umweltfreundlichkeit zunehmen.
- 📍 Die meisten Cobaltreserven und -produktion befinden sich im Kongo, wo auch viele der kritischen Arbeitsbedingungen stattfinden.
- 🛠️ Es gibt Bemühungen, um die Arbeitsbedingungen im Kongo zu verbessern, einschließlich des Einkaufs von Kobalt ausschließlich aus menschenrechtsfreundlichen Quellen.
- 🔄 Die Zukunft der Elektromobilität hängt auch von der Fähigkeit ab, Cobalt nachhaltig und effizient zu recyceln.
- 🌐 Die globale Nachfrage nach Kobalt wird mit der Elektrofizierung der Fahrzeugflotten steigen, was neue Herausforderungen und Lösungen erfordert.
- 🔗 Die politische Instabilität im Kongo und die Abhängigkeit von chinesischer Verarbeitung führen zu Bedenken hinsichtlich der Kobaltversorgung und -sicherheit.
Q & A
Wie wird Kobalt in Elektrofahrzeugbatterien verwendet?
-Kobalt wird als eines mehrerer Elemente in der positiven Elektrode der Batteriezellen verwendet. Es ist für die Energie und Stabilität der Materialien verantwortlich, die in den meisten batterieelektrischen Fahrzeugen eingesetzt werden. Ein spezielles Material, das Kobalt verwendet, ist NMC, das für Lithium-Nickel-Mangan-Cobalt-Oxide steht.
Gibt es Alternativen zu Kobalt in Elektrofahrzeugbatterien?
-Ja, es gibt Alternativen zu Kobalt. Ein Beispiel ist das Lithiumeisenphosphat (LFP), das komplett auf Kobalt verzichtet. LFP-Batterien sind als günstigere, sicherere und umweltfreundlichere Alternative zu NMC-Batterien angesehen, obwohl sie eine niedrigere Energiedichte aufweisen, was bedeutet, dass sie für Elektrofahrzeuge eine geringerere Reichweite bieten als NMC-Batterien.
Woher bekommen Autohersteller ihr Kobalt?
-60-70% des weltweit produzierten Kobalts kommt aus der Demokratischen Republik Kongo, und etwa die Hälfte der bekannten Reserven sind dort zu finden. In Kongo werden jedoch auch Probleme wie schlechte Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit bei der Gewinnung von Kobalt berichtet.
Welche Rolle spielt der Rohstoff Kobalt für Elektromobilität?
-Kobalt ist ein wesentlicher Bestandteil von Lithium-Ionen-Batterien, die in Elektrofahrzeugen verwendet werden. Es hilft dabei, die Energiedichte und Lebensdauer der Batterien zu erhöhen. Die Nachfrage nach Kobalt wird mit der Elektrifizierung der Fahrzeugflotten in den kommenden Jahren steigen.
Was sind die ethischen Bedenken hinsichtlich des Kobaltabbaus im Kongo?
-Ein Hauptkritikpunkt an der Gewinnung von Kobalt im Kongo ist die schlechte Situation der dort arbeitenden Arbeiter, die oft zu Hungerlöhnen arbeitet und mit Gewalt und unzureichender Schutzausrüstung konfrontiert ist. Auch die Beteiligung von Kindern an der Arbeit in Kobaltminen ist ein großes Problem.
Wie ist der aktuelle Stand des Kobaltabbaus im Kongo?
-Die Regierung des Kongo hat Maßnahmen ergriffen, um die Arbeitsbedingungen in den Minen zu verbessern und die Transparenz des Handels zu erhöhen. Es wurden Schulen für Kinder gebaut und Bemühungen zur Beseitigung der Kinderarbeit eingeleitet. Die Hoffnung ist, dass die Schaffung von Gesetzen und Regeln die Arbeiter besser schützen wird.
Welche politischen Risiken sind mit dem Kobaltabbau verbunden?
-Die politische Instabilität im Kongo, der größte Produzent von Kobalt, und die Tatsache, dass das meiste Kobalt in China weiterverarbeitet wird, führen zu Bedenken hinsichtlich zukünftiger Engpässe und zu großer Abhängigkeiten. Die USA haben Druck auf die Regierung des Kongo ausgeübt, um internationale Standards beim Rohstoffabbau einzuhalten.
Wie kann die Nachfrage nach Kobalt in Zukunft sichergestellt werden?
-Es gibt verschiedene Taktiken, um die Versorgung mit Kobalt zukünftig sicherzustellen: den Gehalt an Kobalt in Batterien zu reduzieren, neue Rohstoffquellen zu finden und das Recycling von Altbatterien zu fördern. Die EU plant, die Recycling-Vorschriften so zu ändern, dass ab 2030 jeder Auto-Akku 12% recyceltes Kobalt enthalten muss und ab 2035 20%.
Welche Rolle spielt das Recycling von Kobalt in der Zukunft?
-Das Recycling von Kobalt aus alten Batterien kann die benötigten Reserven entschärfen, da es den Herstellern kostengünstiger ist, recyceltes Kobalt zu verwenden als neues zu kaufen. Die EU plant, Recycling-Vorschriften so zu ändern, dass zukünftige Autofahrzeuge einen bestimmten Anteil an recyceltem Kobalt enthalten müssen.
Welche Bedeutung hat der Kobaltabbau für die Energiewende?
-Kobalt ist ein kritischer Rohstoff für die Energiewende, da es in der Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien für Elektrofahrzeuge und andere Technologien zum Einsatz kommt. Die globale Nachfrage nach Kobalt wird voraussichtlich in den kommenden Jahrzehnten stark ansteigen, was die Bedeutung dieser Ressource für eine nachhaltige Energieversorgung hervorhebt.
Outlines
🔋 Cobalt im Fokus: Brennpunkt der Elektromobilität
Dieser Absatz stellt die zentrale Rolle von Cobalt in der Akkuproduktion für E-Autos hervor. Es wird erklärt, dass Cobalt in der positiven Elektrode verwendet wird und für Energie und Stabilität von entscheidender Bedeutung ist. Gleichzeitig wird auf alternative Materialien wie Lithiumeisenphosphat (LFP) hingewiesen, die keine Cobalt verwenden und bereits erfolgreich in Fahrzeugen wie dem Tesla Model 3 eingesetzt werden. Der Absatz betont auch die ethischen Bedenken hinsichtlich der Cobaltgewinnung, insbesondere in Bezug auf Kinderarbeit und schlechte Arbeitsbedingungen in der Demokratischen Republik Kongo.
🌍 Cobalt-Förderung: Herausforderungen und Realitäten
Der zweite Absatz konzentriert sich auf die Frage, woher Automobilhersteller ihr Cobalt beziehen. Es wird auf die dominierende Rolle der Demokratischen Republik Kongo als Hauptproduzentin von Cobalt hingewiesen, sowie auf die dortige Situation von Arbeitern und der Verwendung von Kinderarbeit. Es wird auch erwähnt, dass Cobalt hauptsächlich als Nebenprodukt der Nickel- und Kupferindustrie gewonnen wird. Zudem werden Fortschritte bei der Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Etablierung von Zertifizierungen für verantwortungsvolle Rohstoffgewinnung thematisiert.
🛠️ Alternativen zu Cobalt: Die Rolle von LFP-Batterien
In diesem Absatz wird auf die alternative Technologie der LFP-Batterien eingegangen, die keine Cobalt verwenden und als sicherer und umweltfreundlicher anerkannt werden. Es wird erwähnt, dass diese Batterien zwar eine geringere Energiedichte haben, dafür aber einen geringeren Preis und damit für kleinere Fahrzeuge attraktiv sind. Der Absatz betont die Bedeutung von LFP-Batterien für die Zukunft der Elektromobilität und die Möglichkeit, die Abhängigkeit von Cobalt zu reduzieren.
🏭 Cobalt und die globale Rohstoffnachfrage: Zukunftsstrategien
Der vierte Absatz beleuchtet die Herausforderungen der zukünftigen Cobaltnachfrage im Zuge der Elektrifizierung der Fahrzeugflotten. Es wird auf die Prognosen für die Cobaltbedarf bis 2040 eingegangen und die Notwendigkeit, neue Ressourcen zu erschließen, um Engpässe zu vermeiden. Es werden auch die Risiken dargestellt, die mit der politischen Instabilität in Ländern wie der DR Kongo verbunden sind, wo der Großteil des Cobalts gewonnen wird und in China weiterverarbeitet wird.
♻️ Recycling und Nachhaltigkeit: Lösungsansätze für Cobalt-Engpässe
Der letzte Absatz diskutiert verschiedene Strategien, um die zukünftige Versorgung mit Cobalt sicherzustellen. Es wird auf die Reduzierung des Cobaltgehalts in Batterien, die Suche nach neuen Rohstoffquellen und das Recycling von Altbatterien eingegangen. Der Absatz betont die Bedeutung dieser Maßnahmen für eine nachhaltige und unabhängige Rohstoffversorgung und stellt die Ziele der EU für die Zukunft des Batterierecyclings vor.
Mindmap
Keywords
💡Cobalt
💡Elektrofahrzeuge
💡Kongo
💡Kinderarbeit
💡Lithium-Nickel-Mangan-Cobalt-Oxide (NMC)
💡Lithiumeisenphosphat (LFP)
💡Recycling
💡Rohstoffintensive
💡Nachhaltigkeit
💡Elektrifizierung
Highlights
Autohersteller setzen zunehmend auf batterieelektrische Fahrzeuge, was den Bedarf an Kobalt erhöht.
Kritik an Kobalt-Produktion in DR Kongo wegen schlechten Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit.
Ethik und Nachhaltigkeit sind wichtige Aspekte beim Umgang mit Kobalt in der Elektromobilität.
74% der Elektrofahrzeuge verwenden Cobalt in der positiven Elektrode der Akkuzellen.
Lithiumeisenphosphat (LFP) ist eine umweltfreundliche, cobaltfreie Alternative zu NMC.
Tesla nutzt bereits LFP-Akkumulatoren und plant, 75% ihrer Flotte damit auszustatten.
Cobalt ist auch in Verbrennungsfahrzeugen und anderen Industriebereichen eingesetzt.
60-70% des weltweit produzierten Kobalts stammt aus DR Kongo, wo die meisten Reserven liegen.
Arbeiter in kongolesischen Minen berichten von Hungerlöhnen und schlechten Arbeitsbedingungen.
Es gibt große, kontrollierte und kleine, oft illegale Minen in DR Kongo mit unterschiedlichen Problemen.
Autohersteller beziehen ihr Kobalt aus großen, kontrollierten Minen ohne Kinderarbeit.
Kobalt ist hauptsächlich ein Nebenprodukt der Nickel- und Kupferproduktion.
Deutsche Autobauer sind durch das Lieferkettengesetz verpflichtet, auf die Herkunft des Kobalts zu achten.
Die Regierung des Kongo hat Maßnahmen ergriffen, um die Minenarbeit zu verbessern und den Handel zu transparenter machen.
Es wird diskutiert, ob Elektroautos als Lösung oder Problem im Zusammenhang mit Kobalt-Produktion betrachtet werden sollten.
Die globale Nachfrage nach Cobalt wird in den kommenden Jahren zunehmen, was Engpässe und Abhängigkeiten befürchtet.
Es gibt ausreichend Cobalt-Reserve auf der Erde, um den Bedarf für E-Autos zu decken, die Förderung muss jedoch steigen.
Die Reduzierung des Cobaltgehalts in Batterien und die Nutzung von alternativen Chemien wird intensiv erforscht.
Die Suche nach neuen Rohstoffquellen und die Erweiterung bestehender Minen sind wichtige Maßnahmen für die Zukunft.
Recycling von Cobalt aus alten Batterien ist eine wichtige Strategie für eine nachhaltige Versorgung.
Ein Fazit, dass Cobalt trotz der Probleme eine wichtige Rolle in der Elektromobilität spielt und Lösungen gefunden werden müssen, um von einer perfekten zu einer guten Lösung zu kommen.
Transcripts
Immer mehr Autohersteller setzen für ihre Zukunft auf batterieelektrische Fahrzeuge.
Ein zentraler Kritikpunkt daran kommt immer wieder auf: Der kritische Rohstoff Kobalt,
der für ihre Akkus benötigt und größtenteils im Kongo unter schlechten Arbeitsbedingungen
und teils auch durch Kinderarbeit gewonnen wird. Das ist ja noch vielen bekannt, aber
nach der Recherche für dieses Video bin ich mir sicher, dass ihr nur die halbe Wahrheit
über den Rohstoff kennt. Wusstet ihr etwa, dass es sogar ethische Gründe gibt, nicht
auf Cobalt zu verzichten? Und das Cobalt nur ein Nebenprodukt einer viel größeren Industrie
ist? Für dieses Video habe ich die zentralen Fragen zum Thema analysiert: Wozu wird Cobalt
überhaupt gebraucht? Wo bekommen die Autohersteller ihr Cobalt wirklich her? Gibt es überhaupt
genug davon und gibt es bereits Alternativen zu Cobalt, oder müssen wir das Konzept E-Auto
nochmal komplett überdenken? Es geht hier um brisante Informationen, die viele Dokus
zu dieser Thematik noch überhaupt nicht angesprochen haben. Los geht’s mit der ganzen Wahrheit
über Cobalt. Kapitel 1: Wozu benötigen Akkus überhaupt
Cobalt? Erstmal ganz kurz zu den Grundlagen. Ein Akku
besteht ja aus ganz vielen Akkuzellen. Jede Akkuzelle besteht aus einer negativen Elektrode,
einer positiven Elektrode, einem Separator und einem Elektrolyten. Cobalt wird als eines
von mehreren Elementen in der positiven Elektrode der Akkuzellen von etwa 74% [1] – und damit
den meisten - elektrischen Fahrzeugen verwendet. Das mit Abstand beliebteste Material für
diese positiven Elektroden nennt sich NMC. NMC steht für Lithium-Nickel-Mangan-Cobalt-Oxide,
das C in der Abkürkzung steht für Cobalt. Cobalt ist für die Energie diese Materialien,
aber vor allem auch für deren Stabilität verantwortlich [3].
… Doch, was viele nicht wissen: Ein Li-Ionen-Akku kann auch ohne Cobalt funktionieren und das
tun sie auch bereits erfolgreich. Mit etwa 25% Marktanteil wird noch ein anderes Positivelektroden-Material
in E-Autos verwendet, das KOMPLETT auf Cobalt verzichtet. Und das nennt sich Lithiumeisenphosphat,
kurz LFP – es gilt als günstigere, sicherere und zudem recht umweltfreundliche Alternative
zu NMC, die zudem völlig ungiftig ist. Es besitzt zwar den Nachteil einer geringeren
Energiedichte als NMC-Materialien, was bedeutet, dass ein cobaltfreier LFP-Akku weniger Reichweite
für E-Autos bietet als ein gleich großer oder schwerer NMC Akku, doch der Vorteil des
geringen Preises macht das cobaltfreie Material vor allem für kleine bis mittelgroße E-Autos
beliebt. Das Tesla Model 3 in der Basis-Ausstattung z.B. wird bereits seit längerem mit LFP-Chemie
ausgeliefert [14]. Tesla möchte in Zukunft sogar in 75% ihrer Flotte LFP-Akkus einsetzen
– diese Autos fahren dann also Cobaltfrei. Meiner Meinung nach und auch nach der Einschätzung
mancher Analysten werden in Zukunft sogar mehr E-Autos mit LFP fahren als mit NMC, da
es einfach viel günstiger ist und der Preis bei Akkus eine riesen Rolle spielt [18].
Jede Person, die sich heute ein E-Auto anschaffen möchte, das kein Cobalt enthält, kann das
also bereits tun und schont dabei sogar ihren Geldbeutel.
Das ist schon der erste, kleine Punkt, der mir in vielen Dokus zu diesem Thema fehlt.
Schreibt mir mal gerne in die Kommentare ob ihr das schon wusstet.
Wo Cobalt immer und sogar in einem höheren prozentualen Anteil verwendet wird, ist in
Consumergeräten wie Handys oder Laptops. Diese benutzen als Positiv-Elektroden-Material
nämlich LCO, oder lang ausgesprochen Lithiumcobaltoxid, das nicht wie NMC eine Mischung aus Nickel,
Mangan und Cobalt, sondern eben nur Cobalt als Übergangsmetall enthält. Es wäre natürlich
schön gewesen, wenn man die Cobaltindustrie schon damals vor dem Boom der E-Autoindustrie
so heftig kritisiert hätte, als Laptops und Smartphones immer beliebter wurden, dann wären
wir heute mit den Arbeitsbedingungen im Kongo schon viel weiter. Aber dazu gleich mehr.
In Erdölraffinerien, Kurbelwellen, Nockenwellen und Reifen von Verbrennern wird Cobalt übrigens
auch eingesetzt – allerdings in deutlich geringerem Anteil [11]. Der Cobaltabbau existiert
also nicht erst, seit es E-Autos gibt. Und damit kommen wir schon zum nächsten Punkt:
Kapitel 2: Wo bekommen Autohersteller ihr Cobalt her?
Grundsätzlich bekommt man Cobalt aus Erzen, also metallhaltigen Gesteinen, die in unserer
Erdkruste vorkommen. 60-70% [4, 10] des weltweit produzierten Cobalts
kommt aus der demokratischen Republik Kongo und 50% unserer derzeitig bekannten Reserven
befinden sich ebenfalls dort [4]. Und im Kongo .. ich sags mal vorsichtig … läuft
echt nicht alles so gut. Arbeiter im Kongo berichteten von Hungerlöhnen von 50 Cent
pro Tag, Gewalt am Arbeitspatz und keiner oder ungenügender Schutzausrüstung. Wenn
die engen, meterlangen Tunnel zum Erz einstürzten, konnten Arbeiter, darunter auch Kinder, verstümmelt
werden. Das ist der Hauptkritikpunkt an Cobalt und selbstverständlich völlig inakzeptabel
[10]. Glücklicherweise ändert sich gerade etwas
daran durch das Bekanntwerden dieser Umstände und durch den öffentlichen Druck, den das
nach sich gezogen hat, aber dazu gleich mehr. [4][10]
Kurz nochmal etwas mehr Hintergrundwissen: Grundsätzlich muss man zwischen zwei Arten
von Minen im Kongo unterscheiden. 1. Die großen, offiziellen, kontrollierten Minen, in denen
eigentlich nur Erwachsene arbeiten dürfen. Etwa 80 bis 90 % des Cobalts aus dem Kongo
kommt aus dieser Art von Minen. Und 2. Die Kleinbergbau-Minen, die oft Familienbetrieben
und illegal sind und die besonders kritisch gesehen werden. Etwa 10 bis 20% des Cobalts
aus dem Kongo wird in dieser Art Minen gewonnen, in denen teilweise auch Kinder arbeiten. Sie
unterstützen dabei oft die Betriebe ihrer Eltern. Die Kinder werden teils für Arbeiten
in kleinen Gruben eingesetzt, da sie wegen ihrer Körpergröße halt besser in kleine
Tunnel passen. Die Unfallrisiken sind in diesem Kleinbergbau aufgrund oft gänzlich fehlender
Vorsichtsmaßnahmen hoch. Philip Schütte von der Bundesanstalt für
Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) sagte gegenüber dem Spiegel:
„Man muss sich außerdem in jedem Einzelfall ansehen, was Kinder in einer Mine genau tun.
Dass sie präsent sind, heißt nicht automatisch, dass sie auch schwere Arbeiten verrichten
müssen.“ [21] Die Mienen, aus denen die Autohersteller jetzt
offiziell ihr Cobalt beziehen, sind aber die großen, kontrollierteren Mienen im Kongo
ohne Kinderarbeit. Jedoch sagte Schütte dem Spiegel, dass die
Betreiber der großen Minen den Kleinbergbauern oft die ertragreichen Gebiete mit hohem Kobalt-Gehalt
wegnehmen, und sich die Kleinbergbauer daher auch illegal auf den großen Minengeländen
aufhalten. Außerdem wird das Kobalt aus dem Kleinbergbau
oft auch mit dem aus dem industriellen Bergbau vermischt. [21] Hier verschwimmen also manchmal
die Grenzen. Einen Aspekt, der an dieser ganzen Thematik
auch noch wirklich, wirklich interessant ist, solltet ihr unbedingt kennen: In Gesteinen,
in denen Cobalt vorkommt, kommt zwangsläufig in höherer Konzentration auch Nickel und
Kupfer vor, da diese in höheren Mengen in der Erdkruste vorliegen. Nickel und Kupfer
werden auch in höherer Menge benötigt. Das führt dazu, dass Cobalt daher zu allergrößten
Teilen auch nur als Nebenprodukt der Nickel- und Kupfer-Industrie anfällt, die viel größer
ist [4]. Die Cobaltproduktion ist also vor allem von der Nickel- und Kupfer-Produktion
gesteuert und zieht bei diesen beiden Metallen mit [4]. Also, wenn mehr Nickel und Kupfer
benötigt wird, wird als Nebenprodukt auch mehr Cobalt abgebaut. Das bedeutet auch: Nicht
die Cobalt Produktion ist derzeitig hauptsächlich das Problem, sondern vor allem die Nickel-
und Kupferproduktion, bei der Cobalt in geringen Mengen als Nebenprodukt anfällt. Zudem wird
auch nur etwas über 15% [20] des heute geförderten Cobalts für E-Autos eingesetzt. Man kann
dem E-Auto Stand jetzt also nicht die alleinige Schuld an der Situation im Kongo geben.
Aber die Nachfrage nach Cobalt wird mit der Elektrifizierung der Flotten in den kommenden
Jahren nach und nach steigen und ich möchte hier jetzt natürlich kein Whataboutism betreiben,
beschäftigen wir uns also lieber mal mit möglichen Lösungen für diese nicht wegdiskutierbaren
Probleme. Durch die Aufmerksamkeit, die die Cobaltindustrie
im Kongo durch den E-Auto Boom bekommen hat, wurden zahlreiche Organisationen zur besseren
Kontrolle der Arbeitsbedingungen gegründet, die sich für die Verbesserung der Situation
im Kongo einsetzen. [19]
Zudem wurden Sorgfaltspflichten für Unternehmen und Zertifizierungen von Rohstoffen eingeführt
[10]. Deutsche Autobauer sind seit 2023 durch das sogenannte „Lieferkettengesetz“ dazu
verpflichtet, Kobalt ausschließlich aus Quellen zu beziehen, in denen keine Menschenrechtsverletzungen
passieren und keine Kinderarbeit eingesetzt wird.
Sie müssen durch dieses Gesetz auch reagieren, wenn sie Kenntnis von Verstößen an Umweltschutz
und Kinderarbeit erhalten [9]. Wer sich nicht daran hält, wird sehr empfindlich sanktioniert,
ein Risiko, das die Autobauer in Zukunft hoffentlich nicht mehr eingehen werden [9].
Die ZEIT und andere Medien kritisieren jedoch, dass viele der genannten Maßnahmen aus Lieferkettengesetz
und co. zu unkonkret sind und auf freiwilliger Selbstverpflichtung basieren [10].
Außerdem fällt die Kritik nicht, dass einige Autofirmen und auch Firmen für Consumerprodukte
wie Apple, Dell, Google und Microsoft auch von den Familienbetrieben profitiert haben
können, in denen auch die Kinder arbeiten [10]. Dadurch, dass die gerade genannten Firmen
zusammen mit Tesla deswegen eine saftige Klage erwartet, hat die US-Regierung jetzt sogar
den Druck auf die Regierung des Kongo erhöht. Die USA fordern, dass sich der Kongo endlich
an internationale Standards beim Rohstoffabbau in ihrem Land halten soll [10].
Es besteht also tatsächlich die Hoffnung, dass von Seiten der Regierung im Kongo jetzt
auch endlich mal was kommt. Die Regierung des Kongo muss jetzt mit besseren
Arbeiterschutzmaßnahmen reagieren, da sie natürlich auch zu befürchten hat, dass in
Zukunft aus Angst vor Klagen und Imageverlusten niemand mehr das Cobalt aus dem Kongo kauft
und ihnen damit auch diese riesengroße Geldquelle wegfällt.
Aber jetzt mal konkret: Zeigen diese Bemühungen zur Verbesserung der Situation im Kongo denn
auch langsam mal Erfolge? Ja, laut Amnesty International hat die Regierung des Kongo
ein neues Handelszentrum aufgebaut, um den Handel transparenter zu machen und eine faire
Bezahlung der Bergleute sicherzustellen, zudem wurden neue Schulen für tausende Kinder errichtet.
Außerdem ist der für die Minen zuständige Minister im Kongo Ende 2020 auch dem sogenannten
Cobalt Action Partnership beigetreten. Die Hoffnung ist daher groß, dass im Kongo entsprechende
Regeln und Gesetze geschaffen werden, die die Arbeiter besser schützen [16].
Es geht also voran, wenn auch langsam. Ja aber warum jetzt eigentlich dieser ganze
Aufwand? Können wir nicht einfach aufhören, E-Autos zu bauen und damit all diese Probleme
lösen? Hmmm, ne, so einfach ist das nicht. Zitat aus der ZEIT: „Josué Kashal, einer
der Arbeitsrechtler, die die Lage der Schürfer in den Kobaltminen untersucht haben, glaubt
immer noch daran, dass die globale Energiewende gerecht gestaltet werden kann. Er sagt, der
Boom der Elektroautos sollte eigentlich die Chance bieten, die Armut im Kongo zu bekämpfen.“
Das sage wie gesagt nicht ich, sondern ein Arbeitsrechtler, dass der afrikanische Kontinent
von unserem Rohstoffbedarf – wenn die geforderten Arbeitnehmerstandards auch endlich durchgesetzt
werden – profitieren kann. Zum jetzigen Zeitpunkt profitiert von uns vor allem Saudi-Arabien,
die uns ihr Öl verkaufen. Und selbst Amnesty International empfiehlt
Unternehmen nicht, ihr Kobalt gar nicht mehr aus dem Kongo zu beziehen, sondern stattdessen
Verantwortung zu übernehmen und dafür zu sorgen, dass sich die Arbeits- und Lebensbedingungen
der Bergleute verbessern und insbesondere die schlimmsten Formen der Kinderarbeit beendet
werden [12]. Denn auch Amnesty International befürchtet, dass ein Rückzug aus dem Kongo
die Situation der Menschen vor Ort nicht verbessern, sondern weiter verschlimmern würde, da ihnen
dann ihre Hauptgeldeinnahmequelle verloren gehen würde [12].
Diese ganze Situation im Kongo ist also echt knifflig, das geht soweit, dass es sogar kritisch
gesehen wird, sich gegen diese kleinen Familienbetriebe zu stellen und diese zu verbieten, da eben
auch diese das Überleben von Familien sichern [15, S. 235]. Etwa 30 - 100.000 Menschen sind
alleine im Kongo in diesen Betrieben direkt beschäftigt [19]. Leider lässt sich dieser
Kleinbergbau schlecht kontrollieren, weil er wie erwähnt meist illegal stattfindet
[23]. Hier besteht also oft nur die Lösung, diese Betriebe einfach zu schließen. 2019
fand eine Intervention der kongolesischen Armee statt, die illegale Minen geräumt hat
[23]. Den dort arbeitenden Menschen hilft das wahrscheinlich nicht sonderlich.
Wie ihr also seht, das ganze Thema ist deutlich komplexer, als es die ein oder andere Doku
im Fernsehen und auch hier auf YouTube vermuten lässt.
Abonniert gerne meinen Kanal, wenn ihr in Zukunft auch tiefe Analysen zu anderen Rohstoffen
für E-Autos sehen möchtet, z.B. einen genaueren Blick auf Lithium.
Aber jetzt geht’s erstmal mit Cobalt weiter. Denn die Arbeitsbedingungen im Kongo sind
nicht das einzige Problem mit Cobalt. Weil die politische Situation im Kongo instabil
ist, wie gesagt über 50% des weltweiten Cobalts dort gewonnen wird und das allermeiste Kobalt
aus dem Kongo in China weiterverarbeitet wird, werden auch Engpässe und zu große Abhängigkeiten
in der Zukunft befürchtet [4]. Das führt uns zu der nächsten Frage:
Kapitel 3: Gibt es überhaupt genug Cobalt für unseren Bedarf an E-Autos?
Vor dem E-Auto-Hype kam man tatsächlich zum Ergebnis, das der kurz- und mittelfristige
Bedarf an Cobalt nicht kritisch sei [4]. Aber mittlerweile wissen wir: 2040 wird etwa
sieben mal mehr Cobalt benötigt als noch 2020 - manche sagen sogar zwanzig mal mehr
– je nach Szenario [15, S. 149 und S. 52, 20]. China, die USA und die EU sind daher
zu dem Ergebnis gekommen [6] [4] [8], Cobalt auf die Liste kritischer Rohstoffe zu setzen
[4]. Man könnte sagen: Wir wechseln nun von einem
Erdölintensiven zu einem Rohstoffintensivem Energiesystem [6]. Der Unterschied ist, dass
wir das Erdöl irreversibel verbrennen und nicht wiederbekommen, während die Rohstoffe
in E-Autos reversibel im Akku bleiben und potenziell zurückgewinnbar sind. Dazu gleich
mehr. Analysieren wir das ganze Mal:
In einem durchschnittlichen E-Auto-Akku mit heute gängiger NMC Chemie befinden sich acht
kg Cobalt und es gibt etwa 1.3 Milliarden PKW auf der Erde.
Was bietet uns unsere Erde denn? Im ersten Kilometer unter der Erdkruste befinden sich
unter 1 Million Atomen 19 Cobalt Atome. Rechnet man die ganzen Vorkommen der Erde zusammen,
ist das 6 Größenordnungen mehr als es bedarf, um den weltweiten Bedarf an Cobalt für E-Autos
zu decken [3]. Die Erde besitzt also in der Theorie mehr als genug Cobalt zur Elektrifizierung
aller Autos. Aber das ist natürlich viel zu einfach gerechnet,
weil wir ja gucken müssen, wie viel Cobalt davon wir auch rechtzeitig aus der Erde holen
können, um den Bedarf zu decken, der ja auch nicht direkt komplett gedeckt werden muss,
sondern schrittweise über mehrere Jahrzehnte. Außerdem werden viele E-Autos in Zukunft,
wie bereits erwähnt, ohne Cobalt fahren und sowieso wird nicht jedes Auto bis 2050 durch
ein batterieelektrisches Fahrzeug ersetzt, denke ich.
Ich gehe jetzt mal von einem sehr starken E-Auto-Wachstum bis 2050 aus. Wir würden
in diesem extremen Szenario 1 Milliarde E-Autos benötigen und davon werden etwa 50% durch
alternative Chemien wie LFP cobaltfrei fahren, der Rest benötigt 8 kg Cobalt pro Auto. Das
bedeutet, dass wir etwa 4 Megatonnen (8 kg * 500 Millionen Autos = 4 Megatonnen) Cobalt
benötigen. Heute stehen uns etwa 7 Megatonnen Cobalt aus bekannten Reserven zur Verfügung,
jedoch müssen diese natürlich auch für andere Anwendungen von Cobalt reichen und
es werden auch Fahrzeuge doppelt produziert werden müssen, da Autos ja normalerweise
nach etwa 12 bis 15 Jahren ca. verschrottet werden [3]. Heißt, dass wir am Ende entweder
viel recyceln oder, wenn wir nicht recyclen, etwa die doppelte Menge an Cobalt, 8 Megatonnen,
benötigen werden. Es kann natürlich niemand in die Zukunft schauen und sagen, wie viel
in Zukunft tatsächlich benötigt wird, aber das ist laut mehreren Studien etwa die richtige
Größenordnung [15, S. 98]. Problem an dieser Größenordnung von 8 Megatonnen
Cobalt ist nur, dass derzeit jährlich nur etwa 150 -200.000 Tonnen gefördert werden.
Mit der heutigen Fördermenge bräuchten wir also 40 Jahre, um 500.000.000 Autos zu elektrifizieren.
Das ist zu langsam und zudem habe ich die 40 Jahre ausgerechnet, indem ich fälschlicherweise
davon ausgegangen bin, dass alles Cobalt nur für E-Autos verwendet wird. Die jetzige Fördermenge
reicht also nicht, sondern muss wachsen, da ist man sehr einig.
Stattdessen müssten wir bis 2050 unter Annahme recht ungünstiger Parameter wie wenig Recycling,
große Akkus, großer Cobaltanteil etwa 500.000 Tonnen Cobalt jährlich fördern, und das
nur für E-Autos [7]. Um diese Werte zu erreichen, müsste die Cobaltproduktion um etwa 5% pro
Jahr steige n [3]. Das sind Wachstums-Zahlen, die aus historischer
Erfahrung, zu schaffen sein könnten [3]. Also gar nicht mal sooo unrealistisch.
Doch selbst wenn wir es schaffen, genug Cobalt zu fördern, bleibt die Sorge um die politisch
ausgelösten Engpässe. Deshalb müssen wir uns überlegen, was wir
tun können, um die Versorgung mit Cobalt in Zukunft sicherzustellen.
Dafür gibt es im Grunde drei Taktiken: [4, 6].
Schauen wir mal, wie gut diese Taktiken voraussichtlich funktionieren.
Taktik Nummer 1: Den Gehalt an Cobalt reduzieren. Tatsächlich wird mit Hochdruck daran gearbeitet,
den Cobaltgehalt in Positiv-Elektrodenmaterialien zu reduzieren und neue Materialien zu etablieren,
die kein Kobalt enthalten, denn Cobalt ist ein super teurer Rohstoff, bezogen auf den
KG-Preis, und die Hersteller geben wie gesagt alles dafür, ihre Akkus günstig zu produzieren.
In den ersten E-Autos, z.B. im BMW i3, machte Cobalt noch 20.3% der Masse der Positiven
Elektrode aus [5]. Über die Jahre verringerte sich der Kobaltanteil immer weiter, 2015 wurden
bereits zum größten Teil NMC-Varianten verwendet, die nur 12.2 Massenprozent Cobalt enthalten
[5]. Und es wird intensiv an NMC mit noch geringerem Cobaltgehalt, oder sogar komplett
ohne Cobalt, sogenanntes NMX, geforscht [6]. Wie bereits zu Anfang erwähnt, befindet sich
ebenfalls bereits eine sehr gute, kobaltfreie Alternative auf dem Markt, LFP. Wir müssen
meiner Meinung nach dringend mehr cobaltfreie Batterien und vor allem LFP-Batterien einsetzen,
um in keine Engpässe zu laufen. Diese Taktik könnte gut funktionieren, um den Bedarf an
E-Autos zukünftig zu decken. Kommen wir zur zweiten Taktik: Neue Rohstoffquellen
finden. Bisher konnten die Rohstoffquellen bis auf wenige Ausnahmen in den späten 70ern
und in den 90ern immer den Bedarf an Kobalt decken [3]. Das wird sich in Zukunft ändern,
auch wenn das benötigte Cobalt bis 2050 in der Größenordnung unserer Reserven liegt.
Darauf kommt es nämlich wie gesagt nicht an, sondern darauf, wie schnell wir auf die
Reserven zugreifen können [15, S. 123]. In der Vergangenheit waren wir Menschen recht
gut darin, steigende Rohstoffnachfragen zu decken. Und das könnte auch mit Cobalt klappen.
2004 z.B. wurde erst eine neue Cobaltquelle in Kisanfu entdeckt, die 1.4 Megatonnen Cobalt
enthält, genug für 175 Millionen neue E-Autos [3]. Drei weitere, große Minen werden jetzt
in den kommenden Jahren in Betrieb genommen, die etwa 20 Kilotonnen Cobalt jährlich fördern
können [15, S. 150]. Und die EU hat sich auch was überlegt, die setzt in ihrem sogenannten
Green Deal nämlich darauf, Cobalt zukünftig auch aus Europa zu gewinnen [10]. Frankreich
will die technischen Voraussetzungen für die Kobaltförderung aus der Tiefsee vorantreiben,
wo weit mehr Reserven lagern als im Kongo [10]. Ob und wie das funktioniert und ob das
überhaupt ohne große Auswirkungen auf die Natur möglich ist, steht allerdings noch
nicht fest, solche Maßnahmen erhöhen aber definitiv weiter den Druck auf die Regierung
im Kongo, die international geforderten Standards zum Abbau und stabile Lieferketten durchzusetzen
[10]. Man muss hier aber auch ganz deutlich sagen, dass hier jetzt wirklich viel investiert
werden und sofort gehandelt werden muss, weil wir, wenn alles bleibt wie jetzt, also cobalthaltige
Akkus weiterhin dominieren und wir keine neuen Cobaltminen aufbauen, je nach Szenario in
einigen Jahren oder bereits zum Ende des Jahrzehnts in Engpässe laufen könnten [15, S. 119].
Auch neue Verarbeitungsmethoden, die die Gewinnungsrate von Cobalt aus den uns bereits verfügbaren
Erzen erhöhen, könnten die Situation entschärfen, auch daran wird gerade gearbeitet [15, S.
151]. Kommen wir zur letzten Taktik Nr. 3, dem Recycling.
Die Situation der benötigten Cobaltreserven könnte entschärft werden, in dem wir Cobalt
aus alten Akkus zurückgewinnen, aufbereiten und wieder einsetzen. Das gute ist, dass sich
das Recycling von Cobalt für die Hersteller lohnen wird, da es eben im Neukauf sehr teuer
ist. Die EU gibt zudem in ihrer neuen VERORDNUNG über Batterien und Altbatterien bereits vor,
dass ab 2030 jeder Auto-Akku 12% recyceltes Cobalt enthalten muss und ab 2035 20% [8].
Ziel ist eine Kreislaufwirtschaft, die uns in Zukunft weniger abhängig von Rohstoffquellen
aus dem Ausland macht. Aber natürlich muss man jetzt erstmal neues Cobalt abbauen, um
überhaupt etwas zu haben, das sich später recyclen lässt [8].
Ein Paper, das in Nature veröffentlicht wurde, kommt zum Ergebnis, vorausgesetzt der Gehalt
an Cobalt wird reduziert, es wird mehr LFP in Zukunft genutzt und unsere Recyclingziele
werden erreicht, dass unsere Cobaltreserven unseren Bedarf bis 2050 decken können [7].
Halten wir uns nicht an diese Maßnahmen, werden wir in Engpässe laufen [7].
Dazu sei selbstverständlich noch gesagt, dass wir vllt. - oder besser gesagt - hoffentlich
bis 2050 gar nicht eine Milliarde neue Autos benötigen, sondern alternative Mobilitätsformen,
z.B. die öffentlichen Verkehrsmittel oder andere alternative Transportmöglichkeiten,
beliebter werden und breiter eingesetzt werden. Kommen wir zum Fazit:
Cobalt wird in E-Autos nicht zwingend benötigt, wird aber ein wichtiger Rohstoff für die
Mobilitätswende sein. Auf der einen Seite ist es sehr gut, auf Cobalt als kritischen
Rohstoff und die prekären Arbeitsbedingungen im Kongo aufmerksam zu machen, weil sich dadurch
tatsächlich gerade etwas im Kongo ändert, andererseits ist es für die Menschen im Kongo
keine Lösung, wenn wir uns von dort zurückziehen. Die Hersteller haben aber sowieso ein großes
Interesse daran, ihre Abhängigkeit von Cobalt wegen des hohen Preises und möglicher Engpässe
zu reduzieren und verringern den Anteil an Cobalt in Akkus fortlaufend. Aber ein Argument,
sich komplett von elektrischen Fahrzeugen abzuwenden, ist Cobalt anhand der in diesem
Video genannten Argumente, nicht, vor allem, da es eben jetzt schon eine gute cobaltfreie
Alternative gibt. Einfach weitermachen wie jetzt können wir aber auch nicht. Wir müssen
neue Cobaltminen finden, bestehende ausbauen und die Akkus recyclen, sobald sie das Ende
ihres Lebens erreichen. In diesem Zusammenhang finde ich dieses Zitat
von Haresh Kamath sehr schön: "Es wäre unglücklich und kontraproduktiv, eine gute Lösung zu
verwerfen, indem man auf einer perfekten Lösung besteht" [6].
Was denkt ihr nach diesem Video über den Cobaltabbau? Hat sich eure Meinung geändert?
Schreibt es gerne in die Kommentare. Lasst mir unbedingt einen Daumen nach oben,
einen Kommentar, und ein Abonnement da, wenn ihr euch auch eine Analyse über den Rohstoff
Lithium von mir wünscht. Ich bin raus für heute, machts gut und bis
bald.
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