Was bedeutet Armut in Österreich? Caritas Armutsexperte im Interview

Caritas Österreich
16 Nov 201813:21

Summary

TLDRDie Armut ist vielfältig und umfasst nicht nur materielle, sondern auch Bildungs-, Chancen- und Teilhabearmut. In Europa wird Armut relativ gemessen, oft in Bezug auf das Medianeinkommen. Österreich hat etwa 1,25 Millionen Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, was zu zahlungsschwierigkeiten und eingeschränkter Lebensqualität führt. Besonders betroffen sind Alleinerziehende, Familien mit mehreren Kindern, Nicht-Österreicher und Kinder. Caritas Österreich setzt sich für eine stärkere Sozialstaatlichkeit ein und bietet Unterstützung durch soziale und anwaltschaftliche Hilfe, um Armut zu bekämpfen und Menschen zu unterstützen, ein selbständiges Leben zu führen.

Takeaways

  • 📊 Armut ist ein komplexes Phänomen, das nicht nur materielle, sondern auch bildungsbezogene, chancenbezogene und teilhabebezogene Armut umfasst.
  • 📉 Materielle Armut wird oft durch den Vergleich von Einkommen mit dem Medianeinkommen gemessen, wobei ein Niveau von 60% des Medianeinkommens als Armutsgrenze angesehen wird.
  • 🏠 In Österreich gibt es etwa 1,25 Millionen Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, was zu finanziellen Engpässen und Einschränkungen in ihrem Alltag führt.
  • 👨‍👩‍👧‍👦 Besonders betroffene Gruppen sind Alleinerziehende, Familien mit mehr als drei Kindern, Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft und Kinder und Jugendliche.
  • 💼 Der Zugang zu qualifizierter Arbeit ist entscheidend für die Vermeidung von Armut, da Arbeitslosigkeit und Niedriglohn eine hohe Armutsrisiko bergen.
  • 🏢 Die steigenden Wohnkosten in Österreich stellen eine große Herausforderung für Menschen mit geringem Einkommen dar und verstärken die Armutsrisiken.
  • 🏥 Armut hat auch Auswirkungen auf die Gesundheit; Menschen in armen Haushalten haben sowohl psychische Belastungen als auch eine höhere Wahrscheinlichkeit für physische Erkrankungen.
  • 🏛️ Der Sozialstaat in Österreich spielt eine wichtige Rolle bei der Armutsprävention, und Ohnmacht oder Kürzung von Sozialleistungen hätte gravierende Folgen.
  • 🤝 Caritas Österreich bietet eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten, von direkter Hilfe bis hin zu anwaltschaftlicher Arbeit, um sowohl individuelle als auch strukturelle Probleme zu bekämpfen.
  • 🌐 Die Armutsbekämpfung erfordert eine Kombination aus direkter Hilfe für betroffene Menschen und politischer Lobbyarbeit, um die Lebensbedingungen für alle zu verbessern.

Q & A

  • Was versteht man unter materieller Armut?

    -Materielle Armut bezieht sich auf die finanzielle Situation von Menschen, die wenig Geld verdienen und möglicherweise nicht in der Lage sind, ihre grundlegenden Bedürfnisse zu decken.

  • Was sind andere Formen der Armut außer materieller Armut?

    -Andere Formen der Armut umfassen Bildungsarmut, Chancenarmut und Teilhabearmut, die sich auf den Zugang zu Bildung, Chancen und sozialer Teilhabe beziehen.

  • Warum ist Armut ein relativer Begriff, insbesondere im europäischen Kontext?

    -Armut ist ein relativer Begriff, weil sie sich auf die finanzielle Lage im Vergleich zu anderen in der Gesellschaft misst, anstatt auf einen absoluten Standard wie in Entwicklungsländern.

  • Was ist die Bedeutung des Medianeinkommens in Bezug auf die Armutsgrenze?

    -Das Medianeinkommen ist das Einkommen, bei dem 50% der Bevölkerung mehr und 50% weniger haben. Die Armutsgrenze wird oft als 60% des Medianeinkommens definiert, was als Armutsrisiko gilt.

  • Wie viele Menschen in Österreich sind laut dem Text armutsgefährdet?

    -In Österreich sind ungefähr 1,25 Millionen Menschen als armutsgefährdet identifiziert, die unter 60% des Medianeinkommens leben.

  • Welche speziellen Schwierigkeiten haben Alleinerziehende und Familien mit mehr als drei Kindern in Bezug auf Armut?

    -Alleinerziehende und Familien mit mehr als drei Kindern haben ein erhöhtes Armutsrisiko, da sie oftmals mit weniger finanziellen Ressourcen und höheren Bedürfnissen konfrontiert sind.

  • Warum sind Menschen mit nicht österreichischer Staatsbürgerschaft häufiger von Armut betroffen?

    -Menschen mit nicht österreichischer Staatsbürgerschaft sind aufgrund von sprachlichen Barrieren und der Tatsache, dass sie oft unterhalb ihrer Qualifikation eingestellt werden, häufiger von Armut betroffen.

  • Welche Rolle spielt das Sozialsystem in Österreich im Kampf gegen Armut?

    -Das österreichische Sozialsystem basiert auf dem Versicherungsprinzip und dem Versorgungsprinzip, um Menschen zu unterstützen und Armut zu verhindern, indem es Arbeitslosengeld, Mindestsicherung und andere Sozialleistungen bietet.

  • Wie wirkt sich die steigende Wohnungsnot auf die finanzielle Situation von Menschen aus, die bereits in Armutsgefahr sind?

    -Die steigenden Wohnkosten können die finanzielle Situation von Menschen, die bereits in Armutsgefahr sind, weiter verschlechtern, da sie ihre Einkommen stärker belasten und weniger für andere Lebensbedürfnisse übrig lassen.

  • Was versteht Caritas unter der anwaltschaftlichen Arbeit im Kontext der Armutsbekämpfung?

    -Caritas versteht unter anwaltschaftlicher Arbeit die Bemühungen, strukturelle Probleme zu lösen, die zu Armut führen, indem sie sich für faire Sozialleistungen, angemessene Wohn- und Energiepreise einsetzt und mit Politikern über die Auswirkungen von Entscheidungen diskutiert.

Outlines

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💰 Materielle und relative Armut in Europa

Der erste Absatz behandelt das Thema Armut, insbesondere materielle Armut, und stellt sie als relativen Begriff dar, der sich auf das Einkommensniveau bezieht. Es wird erläutert, dass Armut nicht nur auf das Einkommen beruht, sondern auch auf den Vergleich zu Durchschnittseinkommen und -ausgaben. Der Begriff der Armutsgefährdungsschwelle wird eingeführt, bei der Menschen als arm betrachtet werden, wenn sie weniger als 60% des Medianeinkommens haben. Die Auswirkungen von Armut auf das tägliche Leben, wie Schwierigkeiten bei der Bezahlung von Rechnungen und der fehlenden Möglichkeit, bestimmte Güter und Dienstleistungen zu erwerben, werden beschrieben. Es wird auch auf die besondere Benachteiligung von AlleinerzieherInnen-Haushaltern, Familien mit mehr als drei Kindern und Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft hingewiesen. Schließlich wird auf die Bedeutung von Kinder und Jugendlichen eingegangen, die in armutsgefährdeten Haushalten leben und weniger Chancen haben, sich zu entwickeln und teilzuhaben.

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🏡 Die Auswirkungen von Armut auf das Leben und die Rolle des Sozialstaates

Der zweite Absatz konzentriert sich auf die Auswirkungen von Armut auf das Leben der Betroffenen, einschließlich der Schwierigkeiten, Lebenshaltungskosten zu decken, und betont die Bedeutung des Sozialstaates in Österreich. Es wird erklärt, dass die Armut nicht nur auf das Einkommen ankommt, sondern auch auf die Verfügbarkeit von Sozialleistungen und die Fähigkeit, eine Erwerbsarbeit zu finden, die ausreichend ist, um Armut zu verhindern. Die Diskrepanz zwischen den Lebenshaltungskosten und dem Einkommen von Menschen, die von Sozialleistungen abhängig sind, wird hervorgehoben. Der Absatz spricht sich dafür aus, den Sozialstaat zu stärken und die Bedeutung der Solidarität in der Gesellschaft hervorzuheben. Es wird auch auf die negativen Auswirkungen von Armut auf die Gesundheit und das Leben der Betroffenen eingegangen, einschließlich der Unterschiede in der Lebenserwartung zwischen reicheren und ärmeren Bezirken.

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🤝 Die Arbeit von Caritas zur Bekämpfung von Armut

Der dritte Absatz beschreibt die verschiedenen Aktivitäten und Programme, die von Caritas durchgeführt werden, um Menschen zu helfen, der Armut zu entkommen. Es wird auf direkte Hilfe wie Lerncafés, sozialökonomische Betriebe, Beratungsstellen und Projekte zur Bekämpfung von Energiearmut eingegangen. Darüber hinaus wird die anwaltschaftliche Arbeit von Caritas hervorgehoben, die darauf abzielt, strukturelle Probleme zu ändern, die zu Armut führen. Dazu gehören Gespräche mit Politikern über die Auswirkungen von politischen Entscheidungen auf die betroffenen Menschen und Öffentlichkeitsarbeit, um die Bedeutung von Sozialleistungen und die Folgen ihrer Kürzung für die Allgemeinheit zu vermitteln.

Mindmap

Keywords

💡Armut

Armut bezieht sich auf den Mangel an Ressourcen, um ein menschenwürdiges Leben zu führen. Im Kontext des Skripts bedeutet Armut nicht nur materielle Mangel, sondern auch Bildungsarmut, Chancenarmut und Teilhabearmut. Es ist ein relativer Begriff, der in Europa oft anhand des Verhältnisses zum Medianeinkommen gemessen wird. Im Skript wird betont, dass Armut ein komplexes Phänomen ist, das nicht nur durch Einkommensarmut, sondern auch durch die Fähigkeit, bestimmte Lebensqualitäten zu erlangen, definiert wird.

💡Einkommensarmut

Einkommensarmut bezieht sich auf die finanzielle Lage von Personen oder Familien, deren Einkommen unter einem bestimmten Schwellenwert liegt. Im Skript wird erwähnt, dass Menschen als einkommensarm empfunden werden, wenn sie weniger als 60% des Medianeinkommens haben. Dies führt zu finanziellen Engpässen und beeinträchtigt die Fähigkeit, grundlegende Bedürfnisse zu decken.

💡Armutsgefährdungsschwelle

Die Armutsgefährdungsschwelle ist ein statistisches Konzept, das verwendet wird, um die finanzielle Unsicherheit und das Risiko, in Armut zu geraten, zu messen. Im Skript wird diese Schwelle oft mit 60% des Medianeinkommens in Verbindung gebracht, was bedeutet, dass Menschen, die dieses Niveau unterschreiten, als gefährdet angesehen werden.

💡Medianeinkommen

Das Medianeinkommen ist ein statistisches Maß, das das mittlere Einkommen in einer Bevölkerung angibt, wobei 50% der Menschen mehr und 50% weniger verdienen. Im Skript wird das Medianeinkommen als Referenzpunkt verwendet, um die Armutsgefährdungsschwelle zu definieren und ist entscheidend für die Messung von Einkommensarmut.

💡Chancenarmut

Chancenarmut beschreibt die Ungleichheit von Möglichkeiten und Chancen, die Menschen aufgrund ihrer sozioökonomischen Lage haben. Im Skript wird dies hervorgehoben, um zu zeigen, wie bestimmte Gruppen, wie Kinder aus einkommensarmen Haushalten, weniger Möglichkeiten haben, Teilhabe an Bildung, Freizeitaktivitäten und sozialen Interaktionen zu haben.

💡Teilhabearmut

Teilhabearmut bezieht sich auf die Schwierigkeiten, an gesellschaftlichen Aktivitäten und Ressourcen teilzunehmen, die für ein vollständiges und eingeschränktes Leben erforderlich sind. Im Skript wird dies durch Beispiele wie das Auslassen von Schulausflügen oder der Fähigkeit, Gäste zu Hause einzuladen, veranschaulicht.

💡Einzelpersonen und Familien

Im Skript werden Einzelpersonen und Familien als besonders von Armut betroffene Gruppen identifiziert. Besonders betroffen sind Alleinerziehende, Familien mit mehr als drei Kindern und Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft, die oft aufgrund von Sprachbarrieren oder einer Unterbezahlung in ihren Berufen in Armut geraten.

💡Sozialsystem

Das Sozialsystem in Österreich, das auf dem Versicherungsprinzip basiert, wird im Skript als ein Instrument zur Vorbeugung von Armut beschrieben. Es bietet Unterstützung wie Arbeitslosengeld, Mindestsicherung und Krankenversicherung, um die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern und Armut zu verhindern.

💡Wohnkosten

Wohnkosten sind ein wesentlicher Aspekt, der im Skript als ein Faktor diskutiert wird, der zu Armutsgefährdung beiträgt. Die steigenden Mieten und Immobilienpreise in Österreich werden als Problem hervorgehoben, das diejenigen betrifft, die bereits in finanzieller Not sind und ihre Löhne nicht an die steigenden Kosten anpassen können.

💡Sozialstaat

Der Sozialstaat wird im Skript als ein System, das den Schutz und die Unterstützung der Gesellschaftsmitglieder gewährleistet, beschrieben. Er umfasst Sozialleistungen, die darauf abzielen, Armut zu verhindern und die Lebensqualität zu verbessern. Der Skriptbetreiber betont die Wichtigkeit des Sozialstaates für die gesamte Bevölkerung und nicht nur für diejenigen, die in Armut leben.

💡Solidarität

Solidarität wird im Skript als ein grundlegendes Prinzip des Sozialstaates und der Gesellschaft verstanden, das darauf abzielt, Ressourcen und Unterstützung zwischen den Menschen zu teilen. Es wird als ein zentrales Element der Sozialsysteme in Österreich dargestellt, das dazu beiträgt, Armut zu bekämpfen und Chancengleichheit zu fördern.

Highlights

Armut umfasst nicht nur materielle Armut, sondern auch Bildungsarmut, Chancenarmut und Teilhabearmut.

Armut ist ein relativer Begriff, im europäischen Kontext meist an das Medianeinkommen gekoppelt.

In Österreich gilt eine Person als arm, wenn sie etwa 60% des Medianeinkommens hat.

Armutsgefährdete Menschen in Österreich müssen oft jedes Einkommen doppelt so lange ausreichen lassen.

Einkommensarmut betrifft insbesondere Alleinerziehende und Familien mit mehr als drei Kindern.

Menschen mit nicht österreichischer Staatsbürgerschaft sind häufig von Armut betroffen.

Frauen und Kinder sind häufiger von Armutsgefährdung betroffen als Männer.

Über 300.000 Kinder und Jugendliche in Österreich sind von Armutsgefährdung betroffen.

Armut kann zu geringer Teilhabe an gesellschaftlichen Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten führen.

Österreichs Sozialsystem basiert auf dem Versicherungsprinzip und der Mindestsicherung.

Arbeitslosigkeit ist ein Hauptgrund für Armutsgefährdung in Österreich.

Niedriglohnarbeit ist ein weiterer Faktor, der zu Armut beiträgt.

Wohnkosten sind ein wesentliches Problem für Menschen in unteren Einkommensquartilen.

Caritas bietet various Hilfeleistungen, um Menschen aus Armut zu helfen.

Die Armutsfalle kann durch direkte Hilfe und anwaltschaftliche Arbeit überwunden werden.

Die Bedeutung des Sozialstaats für die Reduzierung von Armutsgefährdung wird betont.

Armut hat direkte Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit von Menschen.

Caritas setzt sich für eine stärkere Sozialstaatlichkeit und gegen Armut ein.

Transcripts

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Armut ist in erster Linie verstanden dass materielle Armut

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es gibt auch andere Arten von Armut. Bildungsarmut, Chancenarmut und Teilhabearmut.

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Es ist natürlich schwer zu messen und auch schwer zu vergleichen

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deswegen beziehen wir uns bei Armut meistens auf materielle Armut.

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Wir reden da von Einkommensarmut, also Menschen die einfach wenig Geld verdienen

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aber natürlich Menschen, die Ausgaben haben, die höher sind als der Durchschnitt und

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ein Einkommen, das vielleicht niedriger ist als der Durchschnitt.

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Armut ist also ein relativer Begriff. Das kann man schon so sagen.

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Vor allem im europäischen Bereich ist es ein relativer Begriff.

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Wir kennen alles den absoluten Armutsbegriff

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meistens aus der Entwicklungszusammenarbeit. So und so viel Dollar zur Verfügung pro Tag, sonst ist man arm.

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Das ist natürlich in Europa nicht möglich, so einen Armutsbegriff zu verwenden.

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Da verwenden wir einen relativen Armutsbegriff. Meistens im Sinne einer

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Armutsgefährdungsschwelle. Und da geht man davon aus, dass wenn jemand rund 60 Prozent

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des Medianeinkommens, also des mittleren Einkommens hat, gilt als arm.

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Das heißt, 60 Prozent ist da die Grenze. Medianeinkommen muss man vielleicht kurz erklären

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ist nicht ein Durchschnittseinkommen im Sinne eines arithmetischen Mittels, also ich zähl zusammen und

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dann dividiere ich durch die Anzahl, sondern 50 Prozent der Menschen haben mehr

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Einkommen und 50 Prozent der Menschen haben weniger Einkommen

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damit kann ich statistische Ausreißer eliminieren

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In Österreich haben wir ungefähr 1,25 Millionen armutsgefährdete Menschen

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das sind also Menschen die unter 60 Prozent des Medianeinkommens haben

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für die Menschen bedeutet das in erster Linie, dass sie jeden Euro zweimal

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umdrehen müssen, dass sie tatsächlich Probleme haben ihre Zahlungen zu leisten

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regelmäßig und in der richtigen Zeit; dass sie es sich nicht leisten können

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noch Urlaub zu fahren, dass sie sich nicht leisten können

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zweimal die Woche Fleisch oder Fisch oder was ähnliches zu essen

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all diese Dinge in einer extremen Ausformung vielleicht auch noch dass sie

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sich dann nicht leisten können die Wohnung warm zu halten oder dass sie

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sich entscheiden müssen heize ich oder esse ich.

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All diese Fragen betreffen armutsgefährdete Menschen.

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Ganz besonders betroffen von Armut sind AlleinerzieherInnen-Haushalte

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wo ein Eternteil mit einem Kind oder mehreren Kindern ist. Dann Eltern oder Paare mit

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mehr als drei Kindern - also ab drei kindern steigt das Armutsrisiko enorm

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Dann haben wir ganz oft Menschen mit nicht österreichischer Staatsbürgerschaft

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die betroffen sind. Aus ganz unterschiedlichen Gründen,

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teils natürlich weil sie auch die Sprache vielleicht noch nicht können, aber teils

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auch weil sie Unterhalb ihrer Qualifikation eingestellt werden.

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Das sind sozusagen unsere hauptbetroffenen Menschen

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wir können grundsätzlich davon ausgehen, dass Frauen ein bisschen mehr betroffen sind als Männer

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und erschreckenderweise sind auch sehr viele Kinder und Jugendliche

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von der Armutsgefährdung betroffen, beziehungsweise leben in armutsgefährdeten Haushalten

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Eine besonders starkt betroffene Gruppe in der Armutsgefährdung sind Kinder und Jugendliche

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das ist mittlerweile eine Anzahl von über 300.000 Kindern und

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Jugendlichen,die betroffen sind. Das ist sehr dramatisch, weil für diese

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Kinder und Jugendliche bedeutet das nicht nur, das sie in einem einkommensarmen Haushalt leben,

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sondern es bedeutet auch,

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dass sie weniger Teilhabe-Chancen haben, dass sie weniger Chancen haben sich zu entwickeln

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das beginnt damit, dass sie zum Beispiel auf Schulskikurs oder Schullandwochen

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nicht mitfahren können. Das bedeutet dass sie nicht Kleidung

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haben können, mit nicht sichtbar wird, dass sie arm sind.

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das bedeutet auch, dass sie keine Freunde oder Freundinnen einladen können zu sich nach Hause

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das bedeutet, wenn sie zu einem Kindergeburtstag eingeladen werden,

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oft nicht hingehen können, weil sie sich nicht leisten können, ein Geschenk mitzubringen

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Das schließt Menschen aus, das stigmatisiert Menschen.

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und das ist bei Kindern noch fast dramatischer

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weil diese Kinder von vornherein weniger Chancen haben sich

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gleich gut zu entwickeln, wie Kinder aus Haushalten, die nicht von Armut betroffen sind.

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also da ist ein ganz ein großer Handlungsbedarf gegeben

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um das zu verhindern und zu verändern.

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Österreich hat ein Sozialsystem, das auf Erwerbstätigkeit fußt

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das sogenannte Versicherungsprinzip; und auf der anderen Seite ein Versorgungsprinzip

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das sind dann Dinge wie zum Beispiel die Mindestsicherung

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Das Versicherungsprinzip bedeutet ganz einfach, dass man arbeiten muss,

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um Leistungen zu bekommen. Jetzt wissen wir, der Arbeitsmarkt erholt

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sich zwar gerade jetzt 2018. Nichtsdestotrotz haben wir über 350.000

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arbeitslose Menschen. Das bedeutet natürlich, dass diese

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Menschen besonders stark armutsgefährdet sind. Wer kein Erwerbseinkommen hat,

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hat ein höheres Armutsrisiko. Dann haben wir natürlich Menschen, die im

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Niedriglohnbereich, in einem Bereich arbeiten,

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wo sehr geringe Löhne bezahlt werden. Diese Menschen sind natürlich auch

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extrem gefährdet, denn die Kosten, die diese menschen zu tragen haben,

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also Wohnkosten, Energiekosten, Mobilitätskosten sind ja genauso hoch

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wie die Kosten, die reichere Menschen tragen müssen,

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das heißt, es bleibt ihnen sehr viel weniger ihrem Einkommen.

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Das sind ganz stark betroffene Personengruppen mit ganz geringem Einkommen

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oder die jetzt schon auf Sozialleistungen angewiesen sind, auf irgendeine Art und Weise.

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Das betrifft teilweise auch Pensionistinnen und Pensionisten,

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aber es betrifft auch Menschen, die Arbeitslosengeld beziehen,

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die Notstandshilfe beziehen oder auch die Mindestsicherung beziehen.

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Diese Menschen haben mehr oder weniger die gleichen Lebenshaltungskosten,

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aber ein sehr viel geringeres Einkommen. Also diese Diskrepanz führt dazu,

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dass sie ganz stark armutsgefährdet sind.

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Diesen menschen zu helfen bedeutet eigentlich in erster Linie, ihnen eine

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Erwerbsarbeit zu verschaffen, die für sie armutsverhindernd ist, das ist manchmal

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möglich, manchmal nicht. Wir haben als Caritas da auch sehr viele Angebote

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im Bereich der AMS-Förderungen, Kursangeboten und Transitarbeitskräften

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aber das alleine reicht halt nicht

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Wir sehen ja gleichzeitig auch, wenn wir uns die Wohnkosten momentan anschauen

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wie die gestiegen sind, in den letzten 15 Jahren, dass da die Schere immer weiter

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auseinander geht. Das heißt die Menschen in unteren Einkommenquartil

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also im unteren Einkommensviertel, deren Löhne stagnieren oder sinken sogar.

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Aber die Wohnkosten steigen exorbitant. Das ist eine Schere, die auseinandergeht

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und die ein massives Problem für die menschen ist, weil wohnen muss jeder

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Das sind Kosten, die man dann einfach auch nicht mehr herunter schrauben kann

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ansonsten müssen die Menschen sparen und sie sparen bei Dingen wie Essen

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Kleidung, Urlaube, Menschen einladen, Freunde einladen, all diese Dinge.

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Dadurch vereinsamen sie natürlich auch mehr. Das ist ein Rattenschwanz an

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Problemen, die sich dann an Armut dranhängen.

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Was uns ganz klar sein muss, in Österreich: wir haben einen Sozialstaat und das ist gut.

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ich glaube wir müssen stolz darauf sein, dass wir den Sozialstaat haben

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wir müssen stolz darauf sein, dass wir eine Verteilung haben von reich zu arm

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zumindest bei den Einkommen, da funktioniert das ganz gut.

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Mit der Besteuerung der Vermögen wie wir wissen oder wie wir auch von der OECD

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immer wieder gesagt bekommen, funktioniert das sehr schlecht. Da sind wir mit Deutschland

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sozusagen die negativ Spitzenreiter in der Verteilung. Aber klar, wir können

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darauf stolz sein und das ist uns auch als Caritas immer wichtig zu sagen, ja

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natürlich sind wir da für die Unterstützung und die Hilfe, aber wir

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sind sozusagen nur eine Ergänzung zum Sozialstaat, das was wir wollen ist ein

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starker Sozialstaat und das glaube ich, ist etwas, was wir uns immer vor Augen

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halten müssen und der Sozialstaat ist nicht nur für die armen

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Menschen da, der Sozialstaat ist für uns alle da. Das bedeutet, wir haben eine

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solidarische Krankenversicherung, das bedeutet, wenn ich das Glück habe gesund

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zu sein, dann werden meine Beiträge, die ich geleistet habe,

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für jemanden verwendet, der das Pech hat, krank zu sein. Das ist etwas Großartiges

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von der Grundidee, wenn man sich das so vorstellt. Also der, der es braucht, bekommt

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der, der das nicht braucht, bekommt es, wenn er es dann braucht.

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Also Solidarität ist keine Einbahnstraße, das funktioniert in beide Richtungen.

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Und das ist ganz wichtig, also sich immer zu sagen, der Sozialstaat ist etwas,

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auf das wir stolz sein können, das wichtig ist, das uns auch durch die Krise geholfen hat

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Wir müssen uns anschauen 2009 im Krisenjahr und danach ist Österreich

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vergleichsweise gut ausgestiegen und das war wegen des Sozialstaats

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und der Sozialstaat besteht auch aus Pensionen zum Beispiel, die bezahlt werden

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und der besteht eben aus der Krankenversicherung, aus der Arbeitslosenversicherung,

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aus der Notstandshilfe, aus der Mindestsicherung. Aus ganz, ganz vielen verschiedenen

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Leistungen. Familienleistungen auch noch, die dazu kommen. Also wir haben

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mal festgestellt, oder EU-SILC hat festgestellt, dass die Armutsgefährdung

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fast dreimal so hoch wäre, wenn wir keinen Sozialstaat hätten.

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Also die Vorstellung, auf den Sozialstaat zu verzichten, ist eine Horrorvorstellung.

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also man müsste sich vorstellen, es wären

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dreimal mehr Menschen plötzlich betroffen. Da reden wir dann von fast der Hälfte Österreichs

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Das ist eine Vorstellung, das wollen wir nicht Wirklichkeit werden lassen.

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Es gibt Studien, die belegen, dass arme Menschen ungesünder sind. Dass Armut sozusagen

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etwas mit einem macht auch gesundheitlich, in physischer und

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psychischer Hinsicht. Das heißt, die Menschen sind einerseits natürlich

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psychisch angeschlagen, das Selbstwertgefühl ist ganz weit unten, man

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ist sozusagen arm, man ist ausgestoßen und man fühlt sich nicht wert sozusagen an der

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Gesellschaft teilhaben zu können. aber auch tatsächlich mehr physische Probleme

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und mehr Erkrankungen. Es gibt da eine berühmte Studie,

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die zeigt, wie zum Beispiel für Wien die Lebenserwartung zwischen im 15. Bezirk

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das ein relativ armer Bezirk ist, und dem 1. Bezirk, ein relativ reicher Bezirk, ist um bis zu

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fünf Jahre differiert. Das heißt, Menschen die im 1. Bezirk leben,

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leben um fünf Jahre länger, als Menschen die im 15. Bezirk leben - das sollte uns doch zu denken geben.

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Als Caritas versuchen wir auf zwei Ebenen Menschen zu helfen der Armut zu entkommen.

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Das Eine ist die tätige Hilfe von Angesicht zu Angesicht

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das Andere, die anwaltschaftliche Arbeit, also der Versuch, strukturelle Probleme zu ändern

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In der Hilfe von Angesicht zu Angesicht, die eine sehr wichtige ist,

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haben wir ganz verschiedene Angebote: das beginnt bei Angeboten für Kinder und

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Jugendliche. Lerncafés zum Beispiel, wo Nachhilfeunterricht erteilt wird

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zu versuchen dort zu sein, die Bildungsarmut zu durchbrechen

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das geht weiter zu arbeitsmarktpolitischen Angeboten,

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zum Beispiel sozialökonomische Betriebe, Arbeitstrainings,

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die Carlas, in denen man auch was machen kann. Also all diese Dinge, die versuchen

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Menschen wieder in Beschäftigung zu bringen. Und dann haben wir auch noch

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verschiedenen Beratungsstellen. Sozialberatungsstellen sind ein ganz

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wichtiges Rückgrat der Hilfe, wo die Menschen

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in verschiedensten Fragen beraten werden, aber auch mit Aushilfen versorgt werden wenn es notwendig ist.

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wir haben ein Projekt, das dafür da ist, Energiearmut zu bekämpfen

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mit dem VERBUND gemeinsam. also auch hier versuchen wir etwas zu machen

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dann haben wir noch - die Spitze der Armut immer die Wohnungslosenhilfe -

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wir haben also über ganz Österreich verteilt verschiedenste Notschlafstellen

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Beratungsstellen, ambulante Angebote, ärztliche Angebote

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und auch Suppenbusse. Also wirklich eine breite Palette von Wohnungslosenhilfen

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Housing first ist auch dabei, betreutes Wohnen ist dabei

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ganz, ganz divers im Angebot. Und wir versuchen Menschen zu helfen,

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dass sie auf eigenen Beinen stehen können

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Das ist eine Schiene. Wir versuchen den Menschen direkt zu helfen

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Das Andere ist die sogenannte anwaltschaftliche Arbeit

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denn tatsächlich ist es ja so, dass Armut nur zum Teil ein subjektives Problem ist

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wo Menschen individuelle Probleme haben, die sie sozusagen in die Armut geführt haben

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ganz viele strukturelle Probleme auch, die Menschen in Armut führen

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die versucht man mit anwaltschaftlicher Arbeit zu bearbeiten

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da geht es also darum zu sagen, wie hoch soll die Mindestsicherung sein

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wie soll die vergeben werden. es geht darum, wie soll Arbeitslosengeld gestaltet sein

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wie eine Notstandshilfe in Österreich. Wie sind die Mietpreise

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wie sind die Wohnpreise, wie sind die Energiepreise. All diese Dinge versuchen wir

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in der anwaltschaftlichen Arbeit auch zu verändern. Das heißt, wir haben Termine

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mit Politikerinnen und Politikern, versuchen sozusagen denen zu erklären,

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was es bedeutet, wenn sie bestimmte Maßnahmen beschließen. Was bedeutet das

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für andere Menschen, wie werden die davon betroffen sein

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das versuchen wir sozusagen zu vermitteln, also bisschen eine

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Vermittlungsfunktion. Aus unserer Erfahrung, aus der täglichen

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mit Menschen die von Armut betroffen sind, in die Politik zu übersetzen

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aber zum Beispiel auch Öffentlichkeitsarbeit, natürlich also wir versuchen auch

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öffentlich zu machen, was es bedeutet wenn Sozialleistungen gekürzt werden

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und zwar tatsächlich, was das für die einzelnen Menschen bedeutet,

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es ist immer sehr abstrakt, wenn man sagt, es sind 1,25 Mio Menschen von Armut betroffen

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aber wir sehen ja die Leute täglich bei uns hier, wir wissen ja was ihre Sorgen und Nöte sind

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und aus dem beziehen wir den Auftrag, auch strukturelle

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Probleme in der Armut zu bekämpfen

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