Dreckiges Leder - Wie unsere Schuhe gemacht werden | SWR Doku

SWR Doku
15 Sept 202145:08

Summary

TLDRDieses Video skizziert die Auswirkungen der internationalen Schuhproduktion auf Arbeiterinnen und -nehmer in Indien und die Umwelt. Es zeigt die prekären Arbeitsbedingungen, die Gesundheitsgefährdungen durch giftige Chemikalien wie Chrom und die ökologischen Schäden durch Abwasser. Gleichzeitig wird die Verantwortung deutscher Unternehmen und die Notwendigkeit eines effektiven Lieferkettengesetzes thematisiert. Darüber hinaus werden alternative, nachhaltige Herstellungsmethoden vorgestellt, die soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz berücksichtigen.

Takeaways

  • 👠 Ursula Diel, als Stilberaterin, betont die Wichtigkeit von Schuhen als ausschlaggebend für ein Outfit und die Rolle von Qualität und Herkunft bei der Auswahl.
  • 💰 Die Deutschen haben im letzten Jahr 10,5 Milliarden Euro für Schuhe ausgegeben, was auf einen gigantischen Markt hinweist.
  • 🔍 Ursula Diels Interesse an den Ursprung und Produktionsbedingungen von Schuhen zeigt die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit und fairer Produktion für Verbraucher.
  • 🇮🇳 Die Recherche führt von deutschen Shops nach Indien, wo viele deutsche Markenschuhe produziert werden und wo auch die Chemikalien für Leder hergestellt werden.
  • 🚫 Keine der befragten deutschen Schuhhersteller gab Informationen über Produktionsstandorte in Indien preis, was auf ein Mangels an Transparenz hindeutet.
  • 🧳 Die indischen Regionen Uttar Pradesh und Tamil Nadu sind für Lederproduktion bekannt, aber mit Problemen wie schlechten Arbeitsbedingungen und Umweltverschmutzung.
  • 👩‍💼 Die Berichterstattung zeigt die harten Arbeitsbedingungen von Schuhmacherinnen in Indien, einschließlich Gesundheitsrisiken durch Chemikalien und prekäre soziale Situationen.
  • 💉 Die Verwendung von Schwermetallen wie Chrom in der Lederindustrie kann zu schweren Gesundheitsproblemen wie Krebs führen.
  • 🌿 Die Umweltverschmutzung durch die Schuh- und Lederindustrie hat schwerwiegende Folgen für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen in Indien.
  • 🛍️ Die Diskussion um Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen in der Schuhproduktion zeigt die Verantwortung der deutschen Unternehmen und die Notwendigkeit von Verbraucheraufklärung.
  • 🛠️ Die Forderung nach einem effektiven Lieferkettengesetz in Deutschland, das Unternehmen für Verstöße in ihrer Lieferkette verantwortlich macht, zeigt den politischen Willen, Arbeits- und Umweltstandards zu verbessern.

Q & A

  • Was ist das Hauptthema des Transcripts über den Schuhkauf in der Stuttgarter Innenstadt?

    -Das Hauptthema des Transcripts ist die Bedenken von Ursula Diel, einer Stilberaterin, hinsichtlich der Herkunft und Produktionsbedingungen von Schuhen, sowie die Folgen für die Beschäftigten in der Schuh- und Lederindustrie in Indien.

  • Welche Rolle spielt die Chemikalie Chrom in der Lederproduktion?

    -Chrom wird häufig in der Ledergerberei verwendet, da es bessere und schnellere Ergebnisse liefert. Es ist jedoch gefährlich, da Chrom(VI), eine Verunreinigung von Chrom(III), bei Hautkontakt allergisch und bei Inhalation krebserregend sein kann.

  • Welche Gefahren gehen von den Arbeitsbedingungen in der indischen Schuh- und Lederindustrie aus?

    -Die Arbeitsbedingungen in der indischen Schuh- und Lederindustrie sind oft gesundheitsgefährdend. Arbeiterinnen und Arbeiter sind ausgesetzt auf giftige Chemikalien, haben oft keine ausreichende Arbeitsschutzausrüstung und arbeiten in schlechten hygienischen Verhältnissen.

  • Was zeigt die Recherche des Reporters über die deutsche Schuhherstellung und deren Verbindung zu Indien?

    -Die Recherche zeigt, dass viele deutsche Schuhhersteller, wie Deichmann, ihre Schuhproduktion in Indien verlagern, wo die Produktion aufgrund von Akkordarbeit und niedrigeren Kosten günstiger ist. Allerdings sind die Produktionsbedingungen und die Umweltauswirkungen in Indien besorgniserregend.

  • Was sind die Folgen der Chemikalien in der Lederindustrie für die Umwelt und die Menschen in Indien?

    -Die Chemikalien in der Lederindustrie verursachen Umweltverschmutzung durch die Emission von giftigen Abfällen und Abwasser, das in Flüsse wie den Ganges eingeleitet wird. Dies hat negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen, verursacht Hautkrankheiten, Krebs, Diabetes und Lungenleiden.

  • Wie wird die Situation der Schuharbeiterinnen in Indien im Transcript beschrieben?

    -Die Schuharbeiterinnen in Indien werden als benachteiligt und in schwierigen Verhältnissen beschrieben. Sie verdienen geringe Löhne, arbeiten unter unsicheren und gesundheitsgefährdenden Bedingungen und sind oft auf sich allein gestellt, ohne ausreichende Unterstützung oder Rechte.

  • Was sind die Hauptprobleme, die von der Umweltschutzorganisation Greenpeace in der Schuh- und Lederindustrie thematisiert werden?

    -Greenpeace thematisiert die Verwendung gefährlicher Chemikalien, insbesondere Chrom, in der Lederindustrie und die Folgen für die Umwelt und die menschliche Gesundheit. Des Weiteren wird die mangelnde Transparenz in den Lieferketten und die Verantwortung der internationalen Unternehmen für die Bedingungen in ihren Zulieferfabriken kritisiert.

  • Was versteht man unter dem Begriff 'Change your Shoes'-Kampagne und welchen Zweck erfüllt sie?

    -Die 'Change your Shoes'-Kampagne ist eine Initiative, die sich für bessere Arbeitsbedingungen, Umweltschutz und Transparenz in der internationalen Schuhproduktion einsetzt. Sie versucht, Verantwortung bei den Unternehmen zu verankern und Verbrauchern bewusst zu machen, indem sie sie dazu auffordert, nachhaltiger einzukaufen.

  • Welche Maßnahmen werden von Experten und der 'Change your Shoes'-Kampagne empfohlen, um die Produktionsbedingungen in der Schuhindustrie zu verbessern?

    -Empfohlene Maßnahmen umfassen die Einführung geschlossener und weniger wasserintensiver Produktionssysteme, umweltverträglichere Chemikalien, die Vermeidung von giftigen Stoffen wie Chrom(VI), sowie die Förderung von Transparenz und Verantwortung in den Lieferketten.

  • Was sind die Herausforderungen für deutsche Schuhhersteller, wenn es um die Aufrechterhaltung von Produktionsstandorten in Deutschland geht?

    -Die Herausforderungen für deutsche Schuhhersteller sind der ständige Preisdruck, die hohen Personalkosten und die Konkurrenz mit Billiglohnländern. Trotzdem streben viele nachhaltige und verantwortungsbewusste Produktion, um den Standort Deutschland zu bewahren.

Outlines

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🛍️ Stilberaterin und der Schuhmarkt in Deutschland

Ursula Diel, eine Stilberaterin, hilft einer Kundin beim Schuhkauf in Stuttgart. Sie betont die Bedeutung von Schuhen für das gesamte Outfit. Der deutsche Schuhmarkt ist riesig, wobei im letzten Jahr rund 10,5 Milliarden Euro für Schuhe ausgegeben wurden. Ursula hinterfragt die Herkunft und Produktionsbedingungen günstiger Schuhe und wünscht sich mehr Transparenz. Die Recherche führt nach Indien, einem wichtigen Produktionsland für Leder und Schuhe, wo die Arbeitsbedingungen oft schlecht sind.

05:03

💔 Das harte Leben einer Schuharbeiterin in Indien

Meena, eine Schuharbeiterin in Indien, muss ihre zwei Söhne alleine großziehen, nachdem ihr Mann an Krebs gestorben ist, verursacht durch seine Arbeit in der Lederindustrie. Sie verdient etwa 90 Euro im Monat und macht Überstunden, um ihre Kinder unterstützen zu können. Trotz schlechter Arbeitsbedingungen und gesundheitlicher Risiken fürchtet sie, ihren Job zu verlieren, wenn sie Beschwerden äußert.

10:04

🌊 Umweltverschmutzung durch die Lederindustrie in Indien

Die Lederindustrie in Indien verursacht erhebliche Umweltverschmutzungen. Abwässer aus den Fabriken, die gefährliche Chemikalien enthalten, werden oft direkt in die Umwelt geleitet. In Tamil Nadu zeigt eine lokale Hilfsorganisation die gesundheitlichen Auswirkungen der Schadstoffe auf die Anwohner. Viele leiden unter Atembeschwerden und anderen Krankheiten. Trotz der offensichtlichen Gefahren gibt es kaum Maßnahmen zur Verbesserung der Situation.

15:06

⚠️ Gesundheitsgefahren in der Lederproduktion

Die Lederproduktion in Indien ist mit erheblichen Gesundheitsrisiken verbunden. Arbeiter sind oft ohne Schutzkleidung Chemikalien ausgesetzt, die bei falscher Handhabung gefährlich sein können. In einer Fabrik in Kanpur wird gezeigt, wie Leder chemisch behandelt und gefärbt wird. Die Bedingungen sind schlecht, und die Arbeiter sind den gesundheitlichen Gefahren durch die verwendeten Chemikalien schutzlos ausgeliefert.

20:06

👩‍🏭 Die schwierigen Arbeitsbedingungen der Schuharbeiter

In indischen Schuhfabriken arbeiten die Arbeiter unter schwierigen Bedingungen. Sie verdienen wenig und arbeiten oft ohne Schutzkleidung mit gefährlichen Chemikalien. In Kanpur folgen die Reporter dem Abwasserlauf von den Fabriken zum Ganges und entdecken, dass das Abwasser ungereinigt in den Fluss geleitet wird. Dies führt zu einer erheblichen Umweltverschmutzung und gesundheitlichen Problemen für die Anwohner.

25:09

🏭 Die Auswirkungen der Lederindustrie auf die Umwelt und Gesundheit

Die Lederindustrie in Indien hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit der Menschen. Das Abwasser der Gerbereien verschmutzt das Wasser und die Luft. Ein Dorfbewohner berichtet über seine Arbeit in der Fabrik und die gesundheitlichen Folgen des Kontakts mit Chemikalien. Trotz der offensichtlichen Probleme gibt es keine effektiven Maßnahmen zur Verbesserung der Situation.

30:10

📉 Die Krise der Schuhindustrie in Deutschland

In Deutschland schließen viele Schuhfabriken aufgrund des Preisdrucks und der Auswirkungen der Pandemie. Die Firma Lloyd Shoes schließt ihr Werk in Sulingen, was für viele Mitarbeiter ein bitteres Ende bedeutet. Der Preisdruck und die Konkurrenz aus Asien führen dazu, dass immer weniger Schuhe in Deutschland produziert werden.

35:14

⚖️ Forderungen nach einem effektiven Lieferkettengesetz

Berndt Hinzmann von der Kampagne 'Change your Shoes' setzt sich für ein Lieferkettengesetz ein, das deutsche Unternehmen für Missstände in ihren Zulieferbetrieben im Ausland verantwortlich macht. Sonia Wazed, eine indische Arbeitsrechtlerin, hofft, dass solche Gesetze die Bedingungen für Arbeiterinnen verbessern können. Lloyd Shoes sieht in dem Gesetz jedoch große Risiken und hält es für kaum umsetzbar.

40:17

🌱 Nachhaltige Alternativen in der Schuhproduktion

Die Firma Trippen in Brandenburg zeigt, dass es möglich ist, Schuhe ohne giftige Chemikalien und unter fairen Arbeitsbedingungen herzustellen. Sie verwenden pflanzlich gegerbtes Leder und setzen auf Nachhaltigkeit. In Nürnberg gibt es eine Maßschuhmacherei, die hochwertige und langlebige Schuhe herstellt. Stilberaterin Ursula Diel betont die Bedeutung von Transparenz bei der Herkunft von Schuhen.

💧 Die schwierigen Lebensbedingungen der Schuharbeiterinnen

Die Lebensbedingungen der Schuharbeiterinnen in Indien sind hart. Meena muss früh aufstehen und lange arbeiten, um ihre Familie zu unterstützen. Die hygienischen Zustände sind schlecht, und es gibt kaum Zugang zu sauberem Wasser und Sanitäranlagen. Die Pandemie hat die Situation noch verschlimmert, und wesentliche Arbeitsrechte wurden ausgesetzt. Ein Lieferkettengesetz könnte helfen, diese Missstände zu beheben.

Mindmap

Keywords

💡Stilberaterin

Eine Stilberaterin ist eine Person, die Beratung und Unterstützung bei Fragen des Kleiderstils und der Modeprovidement anbietet. Im Kontext des Skripts spielt die Stilberaterin Ursula Diel eine wichtige Rolle, indem sie einer Kundin bei dem Schuhkauf hilft und somit einen Einblick in die Welt der Schuhmode gibt. Dies zeigt die Relevanz von Stilberatern im Prozess der persönlichen und professionellen Entscheidungsfindung im Bereich der Mode.

💡Chemikalien

Chemikalien sind Stoffe, die aus einer Vielzahl von Elementen oder Verbindungen bestehen und vielseitig eingesetzt werden. Im Video werden Chemikalien in der Leder- und Schuhproduktion diskutiert, insbesondere die Verwendung von Chrom bei der Gerbung, welches für Gesundheitsgefährdungen und Umweltverschmutzung verantwortlich sein kann. Die Auswirkungen von Chemikalien auf die Arbeiterinnen und die Umwelt sind ein zentrales Thema des Skripts und betonen die Notwendigkeit einer verantwortungsvollen Chemikalienverwendung in der Produktion.

💡Lederindustrie

Die Lederindustrie umfasst die gesamte Produktion von Leder aus Tierhäuten, seine Weiterverarbeitung und den Endverbrauch in Form von Schuhen, Kleidung und anderen Lederwaren. Das Skript beleuchtet die Herausforderungen der Lederindustrie in Indien, einschließlich der schlechten Arbeitsbedingungen, der Gesundheitsgefährdungen durch Chemikalien und die Umweltverschmutzung durch Abwässer. Die Lederindustrie ist ein Schlüsselsektor für Wirtschaftsaktivitäten, der aber auch ethische und nachhaltige Aspekte berücksichtigen muss.

💡Arbeitsbedingungen

Arbeitsbedingungen beziehen sich auf die Umstände und Bedingungen, unter denen Arbeitnehmer ihre Arbeit ausführen. Das Skript zeigt prekäre Arbeitsbedingungen vieler Schuharbeiterinnen in Indien, wie niedrige Löhne, mangelnde Infrastruktur und Gesundheitsschutz. Die schlechten Arbeitsbedingungen sind ein zentrales Anliegen des Skripts und reflektieren die sozialen und ökonomischen Herausforderungen, denen Arbeitnehmerinnen im globalen Produktionssystem ausgesetzt sind.

💡Umweltverschmutzung

Umweltverschmutzung bezieht sich auf die Verunreinigung von Naturressourcen wie Luft, Wasser und Boden durch Stoffe, die von menschlichen Aktivitäten stammen. Im Video wird die Umweltverschmutzung durch die Lederindustrie in Indien thematisiert, insbesondere durch die Emission von giftigen Abwässern und Ruß, der aus der Gerbung und anderen Produktionsprozessen resultiert. Die Umweltverschmutzung ist ein wichtiges Thema, das die Nachhaltigkeit und die langfristigen Auswirkungen der Industrie auf die Umwelt betont.

💡Transparenz

Transparenz bedeutet, dass Informationen offen und zugänglich sind, um Missverständnisse zu vermeiden und Vertrauen zu fördern. Im Kontext des Skripts wird Transparenz in Bezug auf die Herkunft der Produkte und die Arbeitsbedingungen in der Schuhproduktion diskutiert. Die Forderung nach mehr Transparenz zeigt die Bedürfnisse der Verbraucher und der Gesellschaft, um informierte Entscheidungen über ihren Konsum zu treffen und sicherzustellen, dass die von ihnen gekauften Produkte unter verantwortbaren Umständen hergestellt werden.

💡Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit bezieht sich auf die Fähigkeit, Ressourcen verantwortungsvoll zu verwalten, um die Bedürfnisse der Gegenwart zu erfüllen, ohne die Fähigkeit zu beeinträchtigen, die zukünftigen Generationen zu满足. Das Skript erwähnt Unternehmen wie Trippen, die versuchen, nachhaltigere Praktiken in der Schuhproduktion umzusetzen, indem sie pflanzlich gegerbtes Leder verwenden und die Lebensdauer der Schuhe verlängern. Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema, das die Notwendigkeit einer Veränderung der Produktions- und Konsumgewohnheiten hervorhebt, um die Umwelt zu schützen.

💡Lieferkettengesetz

Ein Lieferkettengesetz ist ein Gesetz, das Unternehmen verpflichtet, für die Einhaltung von Menschenrechten und sozialen und ökologischen Standards in ihren Lieferketten zu sorgen. Im Video wird das deutsche Lieferkettengesetz diskutiert, das große Unternehmen verpflichten soll, für faire Arbeitsbedingungen und den Schutz der Umwelt in ihren globalen Lieferketten zu sorgen. Das Lieferkettengesetz ist ein zentrales Element im Skript, das die Verantwortung der Unternehmen für ihre weltweiten Geschäftspraktiken thematisiert.

💡Billiglöhne

Billiglöhne beziehen sich auf niedrige Entlohnung von Arbeitnehmern, die oft unterhalb der Lebenshaltungskosten liegt. Im Skript werden die geringen Löhne der Schuharbeiterinnen in Indien hervorgehoben, die oft unter 100 Euro monatlich liegen und ein menschenwürdiges Leben unmöglich machen. Billiglöhne sind ein Schlüsselproblem im globalen Wirtschaftssystem, das die Skripterzählung über die Auswirkungen der Globalisierung und der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen auf die Lebensbedingungen der Arbeitnehmerinnen beleuchtet.

💡Konsum

Konsum bezieht sich auf den Kauf und die Nutzung von Gütern und Dienstleistungen durch Verbraucher. Das Skript fordert eine bewusstere Konsumpraxis, indem es Verbrauchern nahelegt, über die Herkunft und die Produktionsbedingungen der von ihnen gekauften Produkte nachzudenken. Der Konsum ist ein Kernthema des Skripts, das die Rolle der Verbraucher bei der Förderung von Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit in der globalen Wirtschaft hervorhebt.

Highlights

Ursula Diel, eine Stilberaterin, hilft bei dem Schuhkauf und betont die Wichtigkeit von Schuhen für ein Outfit.

Deutsche haben im letzten Jahr 10,5 Milliarden Euro für Schuhe ausgegeben, was den gigantischen Markt zeigt.

Ursula Diels Interesse an den Herkunftsbedingungen und -orten von Schuhen, mit dem Wunsch, mehr Transparenz zu erhalten.

Indien als weltweit einer der Hauptlieferanten von Leder und Schuhen, mit deutschen Markenherstellern, die dort produzieren lassen.

Die Recherche zeigt die Schwierigkeiten, Informationen über die Produktionsbedingungen in indischen Schuhfabriken zu erhalten.

Arbeitsbedingungen in indischen Fabriken, wo Arbeiterinnen unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen arbeiten.

Beschäftigte in der Leder- und Schuhindustrie in Indien, die von den gefährlichen Chemikalien betroffen sind, die im Produktionsprozess verwendet werden.

Die mangelnde Transparenz in der Schuhindustrie, selbst für große deutsche Schuhhersteller wie Deichmann.

Die harten Arbeitsbedingungen und die gesundheitlichen Gefahren für Arbeiterinnen in der Schuhindustrie, mit Fällen von Krebs und frühen Witwenschaften.

Die Umweltauswirkungen der Lederindustrie in Indien, einschließlich der Verwendung von Schwermetallen wie Chrom in der Gerbung.

Die Verwendung von gefährlichen Chemikalien in der Lederverarbeitung und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit der Arbeiter.

Die Umweltverschmutzung durch die Lederindustrie, insbesondere die Verseuchung von Gewässern und Böden.

Die wachsende Forderung nach strengeren Regeln für die Verwendung von Chemikalien in der internationalen Bekleidungsindustrie.

Die Herausforderungen für die Umsetzung eines umweltfreundlicheren Herstellungsprozesses für Leder und Schuhe.

Die Notwendigkeit einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Umweltstandards in der Schuh- und Lederindustrie.

Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Schuhindustrie, einschließlich der Schließung von deutschen Fabriken und der Verschärfung der Arbeitsbedingungen in Indien.

Der Kampagnenleiter Berndt Hinzmann und die Bemühungen, ein effektives Lieferkettengesetz einzuführen, um deutsche Unternehmen für Verantwortung in ihrer Lieferkette zu verpflichten.

Die Hoffnung auf Verbesserung der Lebensbedingungen für Arbeiterinnen in der Schuhindustrie durch das Lieferkettengesetz und die Bemühungen von Hilfsorganisationen.

Die Nachhaltigkeitsinitiativen von Unternehmen wie Trippen, die sozialverträgliche Arbeitsbedingungen und umweltfreundliche Materialien fördern.

Die Bedeutung der Transparenz und des bewussten Konsums bei der Auswahl von Schuhen für Verbraucher.

Transcripts

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.

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Shopping in der Stuttgarter Innenstadt.

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Ursula Diel ist Stilberaterin

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und hilft heute einer Kundin beim Schuhkauf.

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Die Auswahl ist riesig.

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Elegant oder leger, Luxus- oder Billigschuh,

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ein Modell für jede Gelegenheit.

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Meistens aus Leder.

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(Leises Gespräch, ruhige Musik)

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Ursula Diels Tipp:

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Ein perfekter Auftritt beginnt am Fuß.

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Für mich sind Schuhe tatsächlich mit das wichtigste Element

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des kompletten Outfits.

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Ein schöner Schuh kann ein Outfit abrunden,

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aufwerten, glamouröser machen, aber auch downgraden.

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Für Schuhe gaben die Deutschen im letzten Jahr

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rund 10,5 Milliarden Euro aus.

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Ein gigantischer Markt.

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Auch im Internet.

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Wie aber, fragt sich Ursula Diel,

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kommen etwa Schnäppchenpreise von unter 20 Euro zustande?

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Sie wünscht sich mehr Informationen.

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Ich finde es schon wichtig, zu wissen,

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wo die Schuhe herkommen

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und unter welchen Bedingungen die gefertigt wurden.

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Also zum einen, weil das mir das bessere Gefühl gibt,

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dass ich da wirklich Qualität bekomme.

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Zum anderen möchte ich aber auch mit gutem Gewissen die Schuhe kaufen.

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Wir wollen es herausfinden:

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Woher kommt unser Schuhwerk?

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Unsere Recherche führt von den stylischen Shops in Deutschland

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nach Indien,

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wo auch viele deutsche Markenher- steller Schuhe produzieren lassen.

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Im Akkord und mit viel billiger Handarbeit.

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Und wo auch das Leder für die Schuhe erzeugt wird.

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Welche Chemikalien kommen hier zum Einsatz?

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Und mit welchen Folgen für die Menschen dort?

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Wir blicken hinter die Kulissen des Milliardengeschäfts

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mit dem Leder und den schicken Schuhen.

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(Angespannte Musik)

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Indien ist weltweit einer der Hauptlieferanten

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von Leder und Schuhen.

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Darum fragen wir bei bekannten deutschen Schuhherstellern nach,

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ob und wenn ja wo

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sie in Indien Schuhe herstellen lassen.

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Und ob wir diese Zulieferfabriken besuchen dürfen.

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Doch keiner der angefragten Hersteller sagt uns zu.

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Auch über Namen und Standorte in Indien -

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kein Kommentar.

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Wir recherchieren weiter.

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Auf einem Datenportal finden wir sogenannte Shippinglists.

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Listen, die Warenströme zwischen Deutschland und Indien aufzeigen.

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Zu sehen ist,

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dass viele deutsche Schuhhersteller in Indien produzieren lassen.

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Darunter auch der Branchenriese Deichmann.

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Letzterer lässt laut Liste

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unter anderem bei der indischen Firma Tata International produzieren.

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Mit diesen Informationen machen wir uns auf den Weg.

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Wollen uns selbst ein Bild

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von den Produktionsbedingungen in Indien machen.

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In zwei Regionen dreht sich fast alles um Leder.

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In Uttar Pradesh im Norden

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und Tamil Nadu im Süden.

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Dorthin fahren wir zuerst.

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In die Nähe der Stadt Vellore.

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(Hupen, indische Musik)

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Tausende Menschen, vor allem Frauen,

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werden hier täglich mit firmeneigenen Bussen

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zu den zahllosen Leder- und Schuhfabriken gebracht.

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(Angespannte Musik)

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Auch vor Ort werden wir wieder abgewiesen.

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Etwa bei "Bachi Shoes",

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einem Tochterunternehmen von Tata International,

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das laut Shippingliste mehrere deutsche Hersteller beliefert.

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Nicht weit entfernt leben viele der Schuharbeiterinnen.

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Vielleicht gelingt es uns, mit ihnen in Kontakt zu kommen.

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(Spannende Musik)

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Sanjay, ein indischer Journalist,

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will mir dabei helfen.

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Er stellt mir eine Frau vor. Wir treffen sie beim Wasserholen.

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Fließendes Wasser gibt es nicht.

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Banumathi arbeitet als Schichtleiterin

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in der Fabrik für die deutschen Schuhe.

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Wir fragen, was sie von Arbeit und Stoffen hält.

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(in ihrer Sprache:) Die Arbeit ist gesundheitsgefährdend.

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Es gibt Auswirkungen, wie dass etwa der Körper schnell dehydriert

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und auszehrt.

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Wir müssen genug trinken, Wasser, aber auch gesunde Fruchtsäfte.

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Doch viele können sich das nicht täglich leisten.

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Aber um überhaupt Geld zu verdienen,

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muss man sich diesen Bedingungen anpassen.

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Banumathi nimmt uns mit zu ihrer jüngeren Kollegin Meena.

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Es sei zuletzt sehr hektisch und chaotisch gewesen,

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klagt Meena.

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Zu wenig Zeit für zu viele Schuhe.

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Vorarbeiterin Banumathi verspricht, das beim Manager anzusprechen.

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Ob sich allerdings etwas ändert?

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Meena bleibt skeptisch.

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Die Zeiten für Schuharbeiterinnen sind schwierig.

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Sie hat Angst, ihren Job zu verlieren, erzählt sie uns.

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Dabei muss sie zwei Söhne allein großziehen.

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Ihr Mann habe auch in der Lederindustrie gearbeitet.

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Er ist vor drei Jahren an Krebs gestorben.

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Sie führt das auf seine Arbeit in der Lederindustrie zurück.

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Er wurde nur 39.

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Mein Mann hat viele Jahre lang mit Chemikalien gearbeitet,

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bevor er starb.

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Ich wünschte so sehr, er wäre noch da und könnte uns unterstützen.

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Viele Schuharbeiterinnen teilen dieses Schicksal

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und sind bereits früh Witwen.

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Auf Hilfe vom Staat können sie nicht rechnen, sagt sie.

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Auch bei der Arbeit sei sie auf sich allein gestellt.

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Einen Betriebsrat gebe es nicht.

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Der Spielraum für Beschwerden: gleich null.

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Am nächsten Morgen geht es für Meena wieder in die Schuhfabrik.

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Sechs Tage in der Woche.

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Dafür bekomme sie nur rund 90 Euro im Monat, erzählt sie.

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Ich will mich nicht beklagen.

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Wir können uns das gar nicht leisten.

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Es ist immerhin eine Firma, die uns Arbeit gibt.

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Und dafür sind wir dankbar.

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Ich möchte über die Gefahren nicht nachdenken.

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Es macht auch keinen Unterschied, was ich fühle und sage.

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Es würde nur einen machen, würden alle etwas sagen.

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Wenn nur ich meine Bedenken äußerte, wäre ich meinen Job los.

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Also liebe ich einfach meine Firma.

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(Angespannte Musik)

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(Indischer Frauengesang)

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Meena muss sich beeilen, um den Bus zur Fabrik nicht zu verpassen.

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Sie will heute wieder Überstunden machen,

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um so am Monatsende von 90 auf rund 115 Euro zu kommen.

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Doch auch das reiche nicht,

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um ihre Jungs auf eine bessere Schule zu schicken.

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Bachi Shoes, das Tochterunternehmen von Tata International,

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lässt unsere Drehanfrage weiter unbeantwortet.

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Später bestätigt uns Deichmann schriftlich,

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dass Bachi Shoes an einigen ausgewählten Standorten

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Schuhe für die Deichmann-Gruppe herstellt.

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Weiterhin schreibt man:

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Darüber hinaus verpflichtet Deichmann die Produzenten

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zu einem sorgsamen Umgang

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mit ihren Mitarbeitern und der Umwelt.

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Dies würde man durch eigene und unabhängige Prüfer kontrollieren.

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Deichmann schreibt:

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Auch diese Standards würden regelmäßig überprüft.

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(Angespannte Musik)

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Ich fahre in den Norden nach Kanpur,

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will es bei weiteren Fabriken versuchen.

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(Angespannte Musik)

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"Super House" ist ein anderer Name,

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der auf der Liste deutscher Schuhzulieferer auftaucht.

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Doch auch hier lässt man uns abblitzen.

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Ebenso wenig Erfolg haben wir in dieser Fabrik.

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Bei "Rahman Industries".

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Die Zulieferer geben sich genauso bedeckt

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wie ihre deutschen Kunden.

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Bevor in all diesen Fabriken Schuhe hergestellt werden können,

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braucht es zuvor viele andere Arbeitsschritte.

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Ganz am Anfang steht das Leder.

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Überall hier werden Tierhäute getrocknet.

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Und dann sehen wir sie:

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Männer im Hinterhof einer Gerberei.

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Sie trennen Reste von Muskeln und Gewebe

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von den Häuten frischgeschlachteter Tiere.

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Es ist düster und ein übler Geruch steht in der Luft,

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bei etwa 36 Grad.

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In Indien arbeiten rund 4,5 Millionen Menschen

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in der Schuh- und Lederindustrie.

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Manche, so scheint es,

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zu Bedingungen wie schon vor 100 Jahren.

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(Angespannte Musik)

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Bevor das Leder später hier zum Trocknen aufgehängt wird,

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werden die eben abgeschabten Häute

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noch einer speziellen Behandlung unterzogen.

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Viele Chemikalien kommen zum Einsatz bei der Ledergerbung.

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In großen Trommeln soll das Leder haltbar gemacht werden.

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Eingesetzt werden große Mengen von Säuren,

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Fungiziden und vor allem Chrom,

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einem Schwermetall, das bei falscher Handhabung

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sehr gefährlich werden kann.

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Der Arbeiter greift sich das frischgegerbte Leder

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mit bloßen Händen.

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(Unstete Musik)

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Viele, die in den Gerbereien arbeiten, wissen gar nichts

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von den Gefahren der eingesetzten Stoffe.

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Über die Dächer der zahllosen Gerbereien

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zieht der Ruß von verbrannten Knochen,

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Kadavern und Produktionsresten.

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(Kritische Musik)

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Wet Blue, heißt das Leder nach der Gerbung

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und ist noch längst nicht fertig, um zum Schuh zu werden,

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wie wir noch sehen werden.

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(Unheimliche Musik)

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Doch erst mal zurück nach Deutschland.

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In Hamburg besuche ist Greenpeace.

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Seit Jahren untersucht die Umweltschutzorganisation

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Chemikalien, die in der inter- nationalen Bekleidungsindustrie

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eingesetzt werden

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und verlangt strengere Regeln.

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Manfred Santen ist einer der Experten.

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Er erklärt mir, warum Chrom so häufig verwendet wird

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und was es so gefährlich macht.

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Die Chromgerberei hat sich irgendwann durchgesetzt

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in der Ledergerberei,

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weil sie bessere Ergebnisse in kürzerer Zeit liefert.

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Das heißt, man kann relativ weiches Leder herstellen.

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Man kann haltbares Leder herstellen.

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Man hat halt den Nachteil,

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dass es mit Gesundheitsgefährdung zusammenhängt.

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Das Chrom(III)-Salz ist häufig verunreinigt mit Chrom(VI).

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Chrom(VI) ist bei Hautkontakt allergieauslösend,

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und wenn man es einatmet, kann es Krebs erzeugen.

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Und wenn man sich die Bedingungen anschaut in vielen Gerbereien,

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kann man sich vorstellen, welche gesundheitlichen Folgen die Leute,

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die mit diesem Stoff umgehen müssen, davontragen.

play11:11

Zurück in der Schuhregion von Tamil Nadu.

play11:14

Hier wollen wir uns anschauen,

play11:16

welche Folgen die Chromgerbung für Menschen vor Ort haben kann.

play11:19

Sanjay, mein indischer Kollege, und ich

play11:22

sind verabredet mit der Leiterin einer lokalen Hilfsorganisation.

play11:25

(englisch:) Wir arbeiten haupt- sächlich mit Frauen und Kindern.

play11:29

Dieser Ort ist extrem belastet

play11:31

durch Schadstoffe aus der Lederindustrie.

play11:35

In jedem Haus werden sie jemanden finden,

play11:38

der Atembeschwerden hat.

play11:40

Weil eben alles so verschmutzt ist.

play11:43

Sie können es auch riechen, oder?

play11:48

Kommen Sie. Ich zeige Ihnen das Wasser. Da drüben.

play11:53

Veedha führt unser Kamerateam an einen Kanal.

play11:57

Dort macht ein geradezu bestialischer Gestank

play12:00

das Atmen fast unmöglich.

play12:02

Das Wasser fließt direkt an den Häusern der Anwohner vorbei.

play12:06

Gleich dahinter die umliegenden Leder- und Schuhfabriken.

play12:11

(englisch:) Das ist ein furchtbarer Gestank, wo kommt das her?

play12:14

Das kommt vom Wasser.

play12:17

Sehen Sie das Rohr?

play12:18

Das Abwasser aus den Fabriken wird einfach hier eingeleitet,

play12:21

und das macht diesen schrecklichen Gestank.

play12:24

Dadurch gibt es viele Moskitos.

play12:26

Und überall starke Umweltverschmutzung.

play12:28

Viele Leute sind davon betroffen.

play12:33

Warum reinigt man das nicht?

play12:35

Sollte es dafür keine Verpflichtung geben,

play12:38

auch für europäische Hersteller, die Schuhe aus der Region kaufen?

play12:41

Ja, das betrifft direkt diese Auftraggeber.

play12:45

Da sollte die Weltgemeinschaft eingreifen.

play12:48

Das ist ernst.

play12:50

Die Lederindustrie muss sicherstellen,

play12:52

dass die giftigen Abfälle sauber entsorgt werden.

play12:56

Viele hier leiden unter Hautkrankheiten, Krebs.

play12:59

Unter Diabetes und Lungenleiden.

play13:04

(Gefahrvolle Musik)

play13:06

Dieses Dorf sei kein Einzelfall, erfahren wir.

play13:09

Der toxische Chemieabfall aus den Lederfabriken

play13:12

lande oft direkt in der Umwelt.

play13:15

Auf Kosten der Gesundheit von Hunderttausenden.

play13:18

Veedha zeigt uns ein Becken, das als Trinkwasserreservoir gedacht war.

play13:23

Das ist nicht mehr zu benutzen.

play13:25

(Spricht in seiner Sprache.)

play13:27

Ein Dorfbewohner will, dass wir sein Asthmaspray filmen.

play13:33

Die Männer sind aufgebracht.

play13:36

Die meisten haben massive gesundheitliche Probleme.

play13:40

Dass Behörden und Fabrikbesitzer das Umweltproblem lösen werden,

play13:44

glauben sie nicht mehr.

play13:45

(Er spricht in seiner Sprache.)

play13:48

Veedha stellt uns einen Arbeiter vor.

play13:51

Er arbeitet in der Lederindustrie.

play13:54

In der Fabrik sind ihm Chemikalien über das Bein gekippt.

play13:57

Doch der Arbeitgeber hat sich geweigert,

play14:00

für die medizinische Behandlung zu sorgen.

play14:02

Für Arbeitsunfälle müssten sie selbst zahlen,

play14:05

erzählen uns die Männer

play14:07

und für all die Medikamente, die sie bräuchten.

play14:09

Das Problem sei die Chromgerbung.

play14:12

Der gesamte Prozess, wenn er nicht kontrolliert stattfindet,

play14:16

nicht in abgeschlossenen Systemen stattfindet,

play14:19

ist hochgradig umwelt- und gesundheitsgefährdend.

play14:22

Und das ist der Punkt, an dem man ansetzen muss.

play14:26

Diese Gerbungsprozesse müssen so vollzogen werden,

play14:29

dass diese Stoffe sicher gehandhabt werden können

play14:32

und nicht in die Umwelt gelangen.

play14:34

(Kritische Musik)

play14:36

Die Schuh- und Lederindustrie müsste viel mehr tun.

play14:39

Das fordern auch die Anwohner in den betroffenen Gebieten.

play14:42

Denn sie können nicht einfach wegziehen.

play14:45

Viele verdienen ihren Lebensunterhalt in den Fabriken.

play14:48

Direkt am Abwasserkanal lebt eine von ihnen.

play14:52

(Angespannte Musik)

play14:58

(in ihrer Sprache:) Mein Name ist Khavita.

play15:02

In dieser Hütte wohne ich mit meinen Eltern, meinem Bruder,

play15:06

einer Tante und meinen zwei Söhnen.

play15:08

Ich bin 35 Jahre alt.

play15:11

Schon im Alter von zwölf habe ich angefangen,

play15:14

in der Lederindustrie zu arbeiten.

play15:16

Mein Mann ist an Krebs gestorben.

play15:19

Seitdem ist es für uns schwer, die Rechnungen zu bezahlen.

play15:24

Danach hat hauptsächlich mein Bruder die Familie ernährt,

play15:27

doch dann hatte er einen Unfall, wurde angefahren.

play15:31

Seitdem fällt er aus

play15:32

und hat schon wochenlang keinen Arzt mehr gesehen.

play15:38

Es wird nicht besser,

play15:39

sein Bein ist immer noch sehr schlimm.

play15:42

Wir können die Behandlung nicht bezahlen,

play15:44

nicht mal den Transport in die Stadt.

play15:47

Auch für das tägliche Essen reicht es langsam nicht mehr.

play15:52

Ihre Eltern können auch nicht mehr arbeiten,

play15:55

sie sind alt und ausgezehrt durch den langen Kontakt mit Chemikalien.

play15:59

Khavita erzählt, dass sie all die Jahre in der Fabrik

play16:02

dort gearbeitet habe, wo das Leder getrocknet wird,

play16:05

dabei hätte sie den Staub eingeatmet.

play16:07

Heute habe ich eine kranke Schilddrüse und Herzprobleme.

play16:11

Selbst die Hausarbeit fällt mir schwer.

play16:14

(Unheimliche Musik)

play16:17

Sie ist erst 35 und sieht doch viel älter aus.

play16:21

Das Leben in und hinter der Leberfabrik

play16:23

scheint seinen Tribut zu fordern.

play16:29

Die Reise auf den Spuren unserer Schuhe geht weiter.

play16:32

Auf dem Dach einer Fabrik sehen wir einen Jungen arbeiten,

play16:35

vielleicht zwölf, 13 Jahre alt.

play16:38

Kinderarbeit - in Indien offiziell verboten -

play16:40

kommt trotzdem immer wieder vor.

play16:42

(Unruhige Musik)

play16:46

Unerwartet erhalten wir eine Zusage

play16:48

und fahren zu einer Lederfabrik in Kanpur,

play16:51

deren Besitzer uns tatsächlich empfangen wollen.

play16:55

Was passiert nach der Chromgerbung bei der Weiterverarbeitung von Leder?

play16:59

Das können wir hier beobachten.

play17:01

Der Juniorchef begrüßt uns.

play17:03

(Angespannte Musik)

play17:05

Im Hof: jede Menge Chemie-Kanister.

play17:08

Der Juniorchef ist sichtlich stolz darauf.

play17:11

(englisch:) Fast 80 Prozent der Chemikalien, die wir benutzen,

play17:16

stammen aus Deutschland.

play17:19

Eine Menge verschiedener Substanzen werden abgefüllt und abgemischt

play17:23

für die Weiterbehandlung des Leders.

play17:26

Weichmachen, Ölen, Beschichten, Polieren oder Imprägnieren,

play17:30

für alles gibt es einen Chemie-Cocktail.

play17:34

Für das sogenannte Finishing geht es hinauf aufs Dach.

play17:40

Meist kommen Kunstharze und Lacke zum Einsatz.

play17:43

Sie bestehen zum großen Teil aus Lösungsmitteln,

play17:46

deren Ausgasungen stark gesundheitsgefährdend sind.

play17:49

(Ernste Musik)

play17:52

Und dann wird das Leder gefärbt.

play17:55

Oft werden dabei Azofarbstoffe genutzt,

play17:58

die je nach Zusammensetzung krebserregend sein können.

play18:03

(Angespannte Musik)

play18:08

(Er sagt etwas auf Indisch.)

play18:10

Naresh, der Seniorchef, führt ein strenges Kommando

play18:13

und ist offenbar schwer zufriedenzustellen.

play18:16

(Er sagt etwas auf Indisch.)

play18:24

Seine Kunden in Europa seien sehr anspruchsvoll, sagt er.

play18:28

Deswegen setze er nur auf beste Qualität.

play18:31

(Indisches Gespräch)

play18:34

(indisch:) Deutschland hat wirklich die besten Chemikalien.

play18:40

Ich benutze doch keine Chemie, die nicht die höchsten Maßstäbe erfüllt.

play18:44

Wenn die Produkte aus Deutschland kommen, dann sind sie einfach gut,

play18:49

wir benutzen sie blind, und ohne sie noch einmal zu überprüfen

play18:53

oder sie testen zu lassen, alles ist immer 100 Prozent.

play19:00

Ein eher sorgloser Umgang, auch an der Sprühstation.

play19:04

Arbeitsschutzmasken fehlen, obwohl bei der Nachbehandlung des Leders

play19:08

das gefährliche Chrom(VI) freigesetzt werden kann.

play19:13

(Hektische Musik)

play19:15

Am nächsten Tag: Wir dürfen endlich eine Schuhfabrik besuchen.

play19:19

Hier werden Arbeitsschuhe hergestellt.

play19:25

Ein Gitter trennt die Werkhalle in zwei Bereiche.

play19:31

Aus dem Leder werden zuerst die Einzelteile des Schuhs gestanzt.

play19:36

Alles im Akkordtempo, in Tag- und Nachtschichten.

play19:39

(Unruhige Musik)

play19:45

Auf die zugeschnittenen Teile kommt Klebstoff.

play19:48

In großen Mengen wird er aufgepinselt.

play19:51

(Hektische Musik)

play19:54

Wie im Käfig sitzen die Klebstoffarbeiter.

play19:57

Der aus dem Lederabrieb stammende Staub hängt an den Gitterstäben.

play20:04

Niemand arbeitet mit Handschuhen,

play20:06

obwohl der Klebstoff meist

play20:08

gesundheitsgefährdende Lösungsmittel enthält.

play20:10

Auch Schutzmasken gibt es nicht.

play20:14

Mehrere Textillagen werden für den Oberschuh miteinander verklebt.

play20:18

Es riecht streng.

play20:20

Technische Absaugvorrichtungen für belastete Luft fehlen.

play20:23

Auch dort, wo die ersten Nähte gefertigt werden.

play20:27

(Hektische Musik, Stimmen)

play20:32

Die halbfertigen Oberschuhe, auch Upper genannt,

play20:36

werden gestapelt für den nächsten Arbeitsschritt.

play20:41

Die, die Schuhe herstellen, tragen selbst keine.

play20:44

Hier an der Station werden die Löcher ausgestanzt für die Schnürsenkel.

play20:51

Anschließend werden noch die Ösen angebracht,

play20:54

in atemberaubendem Tempo.

play20:56

Viele einfache Arbeiter in indischen Schuhfabriken

play20:59

werden ohne Festverträge nach Bedarf beschäftigt.

play21:03

Je nach Region verdienen sie im Monat

play21:05

durchschnittlich etwa zwischen 80 und 100 Euro.

play21:10

(Mystische Musik)

play21:12

Hinter der Fabrik wird ein anderes Problem klar:

play21:15

der riesige Durst der Schuhindustrie.

play21:18

Für die Produktion eines einzigen Paares Lederschuhe

play21:21

werden bis zu 25.000 Liter Wasser verbraucht.

play21:26

Und was geschieht mit dem, was übrigbleibt?

play21:28

Wir folgen dem Lauf des Abwassers von Kanpur, um das herauszufinden.

play21:33

(Mystische Musik)

play21:34

Am Ufer des Ganges treffen wir uns mit Umweltschützer Piyush Jaiswal.

play21:39

Er sorgt sich um die Wasserqualität des heiligen Flusses.

play21:43

Seine Organisation habe schon viele Untersuchungen dazu durchgeführt,

play21:47

erzählt er.

play21:50

(englisch:) Dieses Wasser fließt ungeklärt direkt in den Ganges.

play21:57

Meistens wird es nachts eingeleitet.

play22:01

Wir haben sehr viele Schadstoffe gefunden,

play22:04

darunter auch Schwermetalle wie Chrom, Kadmium und Quecksilber.

play22:09

Das stammt direkt aus dem Abwasser der Ledergerbereien.

play22:16

Manche Chemikalien sind verboten, aber längst nicht alle.

play22:22

(Bewegte Musik)

play22:27

Wir wollen uns ein Bild machen und fahren auf den Fluss hinaus.

play22:30

Wir erfahren, dass es offiziell verboten wurde,

play22:33

bestimmte Landabschnitte als Ackerland zu nutzen:

play22:37

Zu hoch sei die toxische Belastung.

play22:39

Doch vielen Menschen hier bleibt gar nichts anderes übrig.

play22:43

(Nachdenkliche Musik)

play22:46

Die Anwohner in den besonders belasteten Gegenden bauen trotzdem

play22:50

ihr Gemüse an, das sie dann auf den lokalen Märkten verkaufen.

play22:56

Und so gelangen auch Chemikalien aus der Lederindustrie

play23:00

in die Nahrungskette der Menschen.

play23:02

(Düstere Musik)

play23:06

Das Profitstreben Einzelner geht auf Kosten der Gesundheit vieler.

play23:12

Der Preisdruck ist groß im internationalen Ledermarkt

play23:15

und die Kosten für eine ordentliche Abwasserentsorgung hoch,

play23:19

doch die Menschen hätten ein Recht darauf.

play23:21

(Düstere Musik)

play23:26

Wir fahren zu einem Bauerndorf in der Nähe,

play23:29

vorbei an rauchenden Gerbereien.

play23:32

Überall wird Müll verbrannt,

play23:34

auch chrombelasteter Abfall aus der Lederproduktion.

play23:38

Was übrigbleibt, muss irgendwohin

play23:40

und landet im Wasser, in der Luft und manchmal wie hier

play23:44

einfach nur am Straßenrand.

play23:51

Einige Kinder kommen uns entgegen und haben auffällige Hautstellen.

play23:55

(Angespannte Musik)

play24:06

Wir wollen mehr über das Leben hier erfahren

play24:08

und treffen uns auf dem Dorfplatz mit den Bewohnern.

play24:11

Hautallergien, sagen sie, seien zwar die Regel,

play24:14

aber nicht das größte Problem.

play24:17

Wir machen uns große Sorgen, vor allem um die Kinder.

play24:20

Sie haben mentale Probleme, ihre schulischen Leistungen sind schlecht

play24:24

und ihre geistige Entwicklung ist zurückgeblieben.

play24:27

Sie leiden unter Fieber und Durchfällen.

play24:29

Doch die Menschen können hier nicht einfach wegziehen,

play24:33

dabei kennen sie genau die Gefahren.

play24:35

Das Chrom(VI) macht Magen- und Darmprobleme.

play24:38

Die meisten von uns haben große Schwierigkeiten mit der Verdauung.

play24:44

Ein anderer Mann erzählt von seiner Arbeit in der Schuhfabrik.

play24:50

Ich habe eine Maschine bedient,

play24:52

mit der Chemikalien auf die Schuhe gesprüht werden.

play24:55

Ohne Arbeitsschutzkleidung, erzählt er und zeigt seine Hände.

play25:00

Wenn es keine Gerbereien gäbe, wäre alles gut.

play25:03

Der andere Teil der Wahrheit ist,

play25:05

ohne Gerbereien gäbe es auch keine Arbeit.

play25:08

Die Arbeit wiederum macht krank.

play25:10

Doch sie sollten wenigstens aufhören, die Umwelt zu vergiften.

play25:17

(Mystische Musik)

play25:21

Es wird Nacht in der Stadt des Leders, die niemals schläft.

play25:25

(Straßenlärm)

play25:29

Auf einem Hotelparkplatz treffe ich Berndt Hinzmann,

play25:32

den Leiter der Kampagne "Change your Shoes",

play25:35

die sich zum Ziel gesetzt hat, die Verhältnisse

play25:38

in der internationalen Schuhproduktion zu verändern.

play25:41

Dazu bringt er viele Akteure zusammen.

play25:43

Hinzmann kommt gerade zurück von Gesprächen

play25:46

mit indischen Arbeitsrechtlern, Politikern und Industrievertretern.

play25:50

Aber auch deutsche Schuhersteller will er in die Verantwortung nehmen.

play25:54

Also, das Thema war natürlich immer die Frage

play25:57

der Arbeitsbedingungen, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz,

play26:01

aber ebenso genau diese Frage, Verschmutzung von Wasser und Erde,

play26:04

besonders eben durch die Gerbereien.

play26:09

Berndt Hinzmann fordert:

play26:11

Gerade die deutschen Hersteller sollten mehr tun.

play26:14

Dieses Problem ist abstellbar, es gibt durchaus auch den Versuch,

play26:18

in bestimmten Regionen geschlossene Chromgerbung zu etablieren,

play26:23

auch eine weniger wasserintensive Chromgerbung zu etablieren,

play26:28

die letztlich dann auch die Umwelt von dieser Kontaminierung

play26:31

in dem Sinn befreit oder wo sie sozusagen nicht fortgesetzt wird.

play26:36

Da muss investiert werden,

play26:37

und da muss auch eine Branche als Ganzes investieren

play26:40

und kann eigentlich nicht nur mit den Preisen Preisdumping machen,

play26:44

dass dieses Investment nicht möglich ist.

play26:47

Man kann Unternehmen nicht für alles verantwortlich machen,

play26:50

aber wenn sie auch lange davon profitiert haben,

play26:53

dass die Standards hier so niedrig sind, also auch Geld gespart haben,

play26:57

dann ist es Zeit, dass sie ihrer Schuld nachkommen,

play27:00

auch da zu investieren, dass dieser Schaden beseitigt wird.

play27:03

Eine andere Frage ist, ob in den Schuhen selbst

play27:06

noch Rückstände des gefährlichen Chrom(VI) vorhanden sein können.

play27:10

Im Internet stoße ich auf eine Seite der Europäischen Kommission,

play27:14

die Verbraucherwarnungen herausgibt.

play27:16

Das sogenannte Rapex-Schnellwarnsystem.

play27:18

Unter dem Suchbegriff Leder finden sich mehrere Warnungen zu Schuhen

play27:22

für den deutschen Markt:

play27:24

(Unruhige Musik)

play27:26

Die zulässigen Grenzwerte für Chrom(VI) werden hier überschritten.

play27:33

Die möglichen gesundheitlichen Folgen laut Schnellwarnsystem:

play27:36

Allergien, Hautauschläge und unter Umständen sogar Krebs.

play27:40

(Unruhige Musik)

play27:43

Mehrfach ist es deshalb in der Vergangenheit

play27:45

schon zu Rückrufaktionen gekommen.

play27:48

(Unruhige Musik)

play27:56

Wie müsste eine umweltfreundlichere Lederproduktion aussehen?

play28:00

Im niedersächsischen Hehlen kämpft man

play28:03

gegen das schlechte Branchen-Image.

play28:05

Die Firma "Leder-Heller" ist eine der letzten Gerbereien Deutschlands.

play28:10

Die Häute werden in den riesigen Trommeln

play28:13

zwar auch hier mit Chrom gegerbt,

play28:15

man arbeitet aber in einem geschlossenen Produktionssystem.

play28:19

Keine Schadstoffe sollen in die Außenwelt gelangen, erfahren wir,

play28:22

darum habe man kräftig in Umwelttechnik investiert.

play28:26

Etwa in eine eigene Kläranlage.

play28:29

(Belebte Musik)

play28:36

Umweltingenieur Ekkehard Werner kontrolliert sorgfältig

play28:40

die Zusammensetzung der verwendeten Chemikalien,

play28:43

um Zustände wie in indischen Gerbereien zu vermeiden.

play28:47

Man muss genau wissen, welche Stoffe zugelassen sind

play28:50

und welche an der Anlage störende Effekte haben.

play28:53

Viele Inhaltstoffe werden ja gar nicht erkannt.

play28:56

Wenn man keine Analytik hat, um die zu bestimmen,

play28:59

wird natürlich auch nicht festgestellt,

play29:01

welche Chemikalien werden frei und was kann man damit anrichten.

play29:05

Bei Gerbereien ist es hauptsächlich Chrom.

play29:07

Das ist halt der Standardparameter.

play29:09

Bei Chrom(VI) gibt es ein striktes Limit.

play29:12

Das soll auf keinen Fall auf irgendeine Art

play29:14

in den menschlichen Organismus gelangen.

play29:17

Wir fahren nach Wegberg im Rheinland.

play29:19

Bei der Firma Heinen wird Leder für Taschen und Schuhe weiterverarbeitet:

play29:24

gefärbt und veredelt nach den Anforderungen der Kunden.

play29:28

Auch das unter strengen Umweltauflagen.

play29:30

(Unruhige Musik)

play29:34

Thomas Heinen leitet in der vierten Generation das Unternehmen.

play29:38

Sein Anspruch: Qualität, statt später Gift im Schuh.

play29:42

Doch das hat seinen Preis.

play29:45

Der Gerber muss Chrom(VI) vermeiden wollen.

play29:47

Und er muss hingehen, vernünftige Chemikalien einkaufen

play29:51

und seinen Prozess gut kontrollieren.

play29:53

All das kostet natürlich dann letztlich auch Geld.

play29:56

Wir können mal ein kleines Rechenbeispiel machen:

play29:59

Bei uns kostet ein Quadratmeter Leder, sagen wir mal, 40 Euro.

play30:02

Wenn man das Produkt jetzt in Bangladesch kaufen würde,

play30:06

nicht in der gleichen Qualität, aber es ist eben auch ein Leder,

play30:10

dann kostet es die Hälfte.

play30:12

(Leises Gespräch)

play30:14

Thomas Heinen klagt, der Preisdruck nehme stetig zu,

play30:18

doch er hofft, er kann alle seine 95 festangestellten Mitarbeiter halten.

play30:22

(Rhythmische Musik)

play30:24

Als Arbeitgeber ist es natürlich schwierig,

play30:27

gerade in so einem preissensiblen Material wie Leder,

play30:30

hier in Deutschland den Standort aufrechtzuerhalten,

play30:33

weil Leder ist personalintensiv.

play30:35

Bei uns sind es ungefähr 20 Prozent der Kosten,

play30:38

die in die Personalkosten reingehen.

play30:40

Das Ganze ist für mich aber alternativlos, also ich denke,

play30:43

es sollte kein Mensch heute arbeiten ohne eine Krankenversicherung

play30:47

und ohne eine Rentenversicherung, ohne soziale Absicherung.

play30:50

Da sind wir zwar in Zentraleuropa irgendwo gewisse Exoten,

play30:55

wenn man das global betrachtet, aber ...

play30:58

ich möchte nicht irgendwo in Indien arbeiten oder Bangladesch,

play31:03

wo es alle diese Dinge nicht gibt.

play31:06

Trotzdem lassen viele Schuhhersteller

play31:08

vorzugsweise in Billiglohnländern produzieren,

play31:11

statt in einer der letzten verbliebenen Gerbereien Deutschlands.

play31:15

Doch Thomas Heinen glaubt, dass es den Kunden beim Schuhkauf

play31:19

nicht nur um Billigpreise geht.

play31:21

Deshalb wünscht er sich mehr Transparenz bei der Herkunft.

play31:26

Ein vernünftiger Ansatz wäre, wenn der Konsument erkennen könnte,

play31:30

welche Materialien sich denn im Schuh befinden.

play31:33

Also, wenn letztendlich dranstehen würde, wer hat diesen Schuh gemacht,

play31:36

wo hat er ihn gemacht und mit welchen Materialien,

play31:39

etwa auch mit welchem Leder: Wo kommt denn das Leder her?

play31:43

Man könnte sich ganz bewusst entscheiden für ein Leder,

play31:46

zum Beispiel, made in Germany.

play31:48

Kostet vielleicht fünf Euro oder zehn mehr am Schuh,

play31:51

aber dann weiß man, was man gekauft hat.

play31:54

Zurück beim Schuh-Shopping in Stuttgart.

play31:57

Eine Kennzeichnungspflicht gibt es bislang nicht.

play32:00

Qualitätshinweise wie "Made in Italy" beispielsweise bedeuten weder,

play32:04

dass das Leder tatsächlich aus Italien stammen muss

play32:07

noch, dass die Schuhe komplett in Italien gefertigt wurden.

play32:11

Selbst ein höherer Preis ist nicht immer zwangsläufig

play32:14

ein zuverlässiger Hinweis auf eine saubere Produktion

play32:18

oder faire Arbeitsbedingungen.

play32:21

(Entspannte Musik)

play32:29

Wir bekommen doch noch eine Inter- view-Zusage eines Schuhherstellers.

play32:34

In Sulingen bei Bremen hat die Firma Lloyd Shoes ihren Sitz

play32:38

und ließ bisher - als eine der letzten Marken -

play32:41

Schuhe in eigener Fabrikation fertigen.

play32:44

Man ist bereit über die Situation der Branche zu sprechen, die sei prekär,

play32:49

erfahren wir vorab, zusätzlich hätte Corona den Absatz einbrechen lassen.

play32:54

Lloyd-Chef Andreas Schaller hat sich deshalb entschlossen,

play32:57

das Werk hier zu schließen.

play32:59

Wir haben weltweit die Produktion

play33:01

auf Null runtergefahren, um nicht noch mehr Schuhe zu produzieren,

play33:05

die wir nicht absetzen können.

play33:07

Darum mussten wir die Kapazitäten in all unseren drei Werken zurücknehmen

play33:11

und die betrübliche Entscheidung treffen, das kleinste Werk,

play33:14

welches wir hier in Sulingen unterhalten,

play33:17

in Zukunft nicht mehr fortführen zu können.

play33:20

Von den zwei Lloyd-Werken, die weitermachen dürfen,

play33:23

steht eines in Rumänien, das andere in Indien.

play33:26

Mit dem Werk in Sulingen schließt eines der letzten seiner Art.

play33:30

Auch andere Schuhhersteller beschließen im Verlauf der Pandemie,

play33:33

ihre ohnehin wenigen deutschen Fabriken zu schließen.

play33:36

Mag es für die Unternehmen vielleicht gute Gründe geben,

play33:40

bleibt es für viele Angestellte doch ein bitteres Ende.

play33:44

Man hat unruhige Nächte, das kommt immer wieder durch,

play33:47

da darf man also ... Eigentlich muss man ja sagen, man weiß es jetzt.

play33:51

Es kommt immer wieder durch, was macht man danach?

play33:54

Nach den Jahren, das war ja 'ne große Familie hier.

play33:57

Und von daher ist schwierig, ganz schwierig.

play34:00

Ich kenne alle Mitarbeiter, die von dieser Entscheidung betroffen sind,

play34:04

das trifft einen auch persönlich, das ist nichts, was man einfach tut.

play34:08

Es war ein ganz schwerer Gang, das den Mitarbeitern sagen zu müssen.

play34:13

Hätten wir diese Maßnahme nicht getroffen,

play34:16

hätte das definitiv dazu geführt,

play34:18

dass das Unternehmen irgendwann nicht mehr in der Lage gewesen wäre,

play34:22

wirtschaftlich zu arbeiten und weiter zu existieren.

play34:25

Und so werden die Arbeitsplätze bald nach unserem Besuch verschwinden -

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in einer Branche, die ohnehin wegen der Billigkonkurrenz

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über Jahrzehnte hinweg geschrumpft ist.

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Fast 90 Prozent aller Schuhe weltweit werden heute in Asien produziert.

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(Sphärische Musik)

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Wir treffen Berndt Hinzmann noch mal, diesmal in seinem Berliner Büro.

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Der Leiter der Kampagne "Change your shoes" engagiert sich stark

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für ein effektives Lieferketten- gesetz, das deutsche Unternehmen

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für Missstände in ihren Zulieferunternehmen im Ausland

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verantwortlich machen soll.

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Berndt Hinzmann ist zu einem Videomeeting verabredet.

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Am anderen Ende: Sonia Wazed, eine indische Arbeitsrechtlerin.

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Hallo? Hey!

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Sie hofft schon seit Langem auf solche Gesetze,

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nur mit Freiwilligkeit allein sei es nicht getan, sagt sie.

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Die westlichen Hersteller profitierten

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von völlig undurchsichtigen Lieferketten.

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(englisch:) "Es gibt praktisch keine Transparenz in den Lieferketten,

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selbst für uns vor Ort ist es schwierig, alles nachzuvollziehen."

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"Solange die Lieferketten aber im Dunkeln bleiben, ist es schwierig,

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überhaupt jemanden für die Be- dingungen verantwortlich zu machen,

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auch aufseiten der internationalen Auftraggeber."

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"Wer arbeitet für wen?"

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"Viele der Arbeiterinnen haben gar keine Verträge."

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"Wir nennen das die 'unsichtbare Arbeits-Armee'."

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"Diese Menschen müssen ihre Rechte bekommen."

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Die Hoffnung ist, dass das Lieferkettengesetz dazu führt,

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dass deutsche Unternehmen in Zukunft viel genauer hinsehen -

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auch aus Angst vor Konsequenzen.

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(Gespräch auf Englisch)

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Zurück bei Lloyd. Wie in vielen Unternehmen

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kommt das Lieferkettengesetz hier nicht gut an:

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Es sei nicht praktikabel und berge große Risiken.

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Andreas Schaller fürchtet, für alles verantwortlich gemacht zu werden

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entlang der Produktionskette.

play36:34

Die Frage ist, wo beginnt die Lieferkette?

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Beginnt die - wir arbeiten mit Leder. Nehmen wir etwa Leder.

play36:40

Beginnt die im Schlachthof, beginnt die bei der Aufzucht der Tiere,

play36:43

beginnt die bei der Fütterung der Tiere, bei der Haltung der Tiere?

play36:47

Wo beginnt die und wo endet sie, und wenn wir verpflichtet werden,

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dieses nachzuhalten, ist dieses quasi nicht möglich.

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Wir sind wieder in Indien, im Dorf der Arbeiterinnen von Bachi Shoes.

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Die hygienischen Zustände sind erbärmlich.

play37:05

Ginge es nach dem neuen Lieferkettengesetz,

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müssten wohl deutsche Auftraggeber von Bachi Shoes bald dazu beitragen,

play37:12

dass solche Missstände abgestellt werden.

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Für Arbeiterin Meena wäre das ein gewaltiger Fortschritt.

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Einen eigenen Wasseranschluss hat sie nicht,

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sie probiert, ob unten auf der Straße noch etwas aus dem Hahn läuft –

play37:27

vergeblich.

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(Hindi:) Wasser kommt nur alle zwei Tage für drei Stunden.

play37:34

Manche haben Pumpen installiert, deshalb wird es schnell knapp.

play37:37

Entweder wir schaffen es, uns hier etwas abzufüllen,

play37:40

oder wir leihen uns Wasser von anderen und hoffen, dass es reicht.

play37:45

Es gibt noch ein anderes Problem – und das steht am Eingang des Dorfes:

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fünf Toiletten – fünf für mehr als 10.000 Menschen.

play37:55

Laut Vereinten Nationen ist Zugang zu Sanitäranlagen ein Menschenrecht.

play38:00

(Sphärische Musik)

play38:02

Es ist Sonntag, der freie Tag der Schuharbeiterinnen.

play38:05

Auch Veedha ist gekommen und hört sich deren Sorgen an.

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Mit ihrer Hilfsorganisation versucht sie hier etwas zu tun -

play38:13

auf ein Gesetz im fernen Deutschland kann sie nicht warten.

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(englisch:) Es gibt nur diese eine Gemeinschaftstoilette,

play38:20

doch sie funktioniert nicht, wird einfach nicht instand gehalten.

play38:24

Also geht dort auch niemand hin.

play38:26

(Reporter, englisch:) Aber wohin gehen die Leute dann?

play38:29

Sie gehen nach draußen, irgendwo ins Gebüsch, keine Privatsphäre -

play38:34

egal, ob für Männer oder Frauen oder am Morgen oder in der Nacht.

play38:40

Meena fürchtet sich, nachts rauszugehen –

play38:44

aus Angst vor sexuellen Übergriffen, die immer wieder vorkommen:

play38:47

Nur eines von vielen Problemen der Frauen.

play38:50

(Schwebende, eindringliche Musik)

play38:53

Es ist ein hartes Leben, besonders für die Arbeiterinnen.

play38:57

Ihre Löhne, bisweilen unter 100 Euro monatlich,

play39:00

ermöglichen selbst in Indien kaum ein menschenwürdiges Leben.

play39:06

Im fernen Deutschland

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wird inzwischen das Liefer- kettengesetz endgültig beschlossen.

play39:12

Berndt Hinzmann beklagt, dass es zuletzt

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auf Druck der Wirtschaft abgeschwächt worden sei.

play39:17

Es gelte jetzt nur für große Firmen mit über 3.000 Angestellten

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und es sei nicht klar, ob und welche Strafen bei Verstößen greifen.

play39:25

Präventiv sollte doch ein Gesetz wirken, nämlich,

play39:28

dass eine vernünftige Risikoanalyse gemacht wird,

play39:31

seitens der Unternehmen Risiken ab- gestellt werden in der Lieferkette.

play39:35

Und das eben auch bei Unternehmen,

play39:37

die zu den kleinen und mittleren Unternehmen gehören

play39:40

und nicht bloß die großen Unternehmen,

play39:43

denn Risiken bestehen auch bei diesen.

play39:45

Und es bedarf einer zivilrechtlichen Haftungsregel,

play39:48

wonach Unternehmen vor deutschen Gerichten

play39:50

letztlich auch für die Schäden, die entstehen in ihren Lieferketten,

play39:54

haftbar gemacht werden können.

play39:57

Ich frage mich, ob es möglich ist, Schuhe auch anders herzustellen -

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ohne giftige Chemie und ohne Billiglöhne.

play40:04

Die Firma Trippen in Brandenburg versucht das.

play40:08

120 sozialversicherungspflichtige Jobs sind entstanden,

play40:12

man verwendet weitgehend pflanzlich gegerbtes Leder – ohne Chromsalze.

play40:17

Das ist zwar weniger fest und glatt, doch besser für die Umwelt.

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Michael Oehler und Claudia Höss sind die Erfinder des Labels.

play40:26

Entworfen haben sie die Schuhe so,

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dass man Verschleißteile wie Sohlen häufiger austauschen kann.

play40:32

So bekomme man eine längere Lebensdauer.

play40:35

Kaufmännisch sei Nachhaltigkeit allerdings ein gewisses Risiko.

play40:39

Wenn Leder in Europa hergestellt wird,

play40:42

dann sind die Löhne natürlich europäische Löhne ... Arbeitsschutz,

play40:48

das bezahlt man natürlich alles mit, wenn man in Europa produziert.

play40:52

Bei Trippen hofft man, die Rechnung mit der Nachhaltigkeit geht auf.

play40:58

Es gibt mittlerweile einige kleine Schuhhersteller,

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die Ähnliches versuchen: ob vegan oder bio,

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ob aus Kautschuk oder Hanffasern, kaum etwas, was man nicht probiert,

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um Leder sogar ganz zu ersetzen.

play41:12

(Bewegte Musik)

play41:16

In Nürnberg finden wir ein Geschäft, das auf andere Weise

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dem Trend zur Massenware trotzt – eine gute, alte Maßschuhmacherei.

play41:26

In der Manufaktur werden Lederschuhe

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ganz nach den persönlichen Wünschen der Kunden angefertigt –

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zu allerdings stolzen Preisen ab 1.300 Euro.

play41:36

Dafür hielten sie aber auch fast ein halbes Leben lang,

play41:39

sagt der Chef, Schuhmachermeister Renn.

play41:42

An den Schuhen der Billigkonkurrenz lässt er kein gutes Haar.

play41:47

Bei der Reparatur, wenn man die Schuhe dann anschaut und zerlegt

play41:50

und wieder reparieren will, manches kann man gar nicht machen,

play41:54

weil die Materialien drunter so schlecht sind.

play41:57

Wenn wir dann Sohle draufkleben wollen oder einen Absatz

play42:00

und das verpressen wollen, drückt's unten alles raus,

play42:03

es funktioniert einfach nicht.

play42:05

Diese Schuhe sind schlichtweg nicht zu reparieren - fabrikneuer Müll.

play42:09

Beim Schuh-Shopping in Stuttgart drängt die Zeit.

play42:12

Stilberaterin Ursula Diel hofft,

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vor Ladenschluss noch ein passendes Modell für ihre Kundin zu finden.

play42:19

Ganz cooler Schuh, super Form, sie heißen "Paris-Texas", sehr angesagt.

play42:25

Nach langer Suche könnten die Frauen doch noch fündig werden.

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Ein Stiefel soll es sein.

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(Belebte Musik)

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Also, ich find den super. - Passt gut.

play42:37

Geht bei dir eigentlich zu allen Sachen.

play42:39

Finde den auch verhältnismäßig zeitlos, und du wolltest ja was,

play42:43

was du nicht nur eine Saison trägst. Cool!

play42:45

Der Stiefel ist angeblich "Made in Italy",

play42:48

und sieht etwas aus wie Schlange oder Krokodil.

play42:51

Nee, das ist tatsächlich kein Krokodil,

play42:54

das ist ein Kalbsleder mit einer Reptilprägung.

play42:57

(Reporter:) Wie viel hat er jetzt gekostet?

play42:59

599 Euro, also mehr als ich mir vorgestellt hätte, sehr teuer.

play43:03

Aber ob das Leder denn wirklich aus Italien kommt?

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Also, da muss ich, ehrlich gesagt, passen, wo die das Leder beziehen.

play43:10

In Sachen Herkunft wäre 'ne größere Transparenz wirklich wünschenswert,

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dass man auch wirklich bewusst einkaufen kann. Tschüss! - Tschüss.

play43:18

(Sphärischer Gesang)

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In Indien dämmert ein neuer Tag in der Schuhproduktion.

play43:27

Am Ende sind wir noch einmal bei Meena.

play43:30

Es ist frühmorgens um sechs, jeden Tag das Gleiche:

play43:34

Aufstehen, Hausarbeit, Essen zubereiten, Fabrik

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und dann ein wenig Schlaf.

play43:40

Sie ist froh, dass es weiter Aufträge gibt, denn ihr Mann,

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der wie so viele hier an Krebs starb, kann ihr nicht mehr helfen.

play43:47

Manchmal ist sie traurig, dass sie ihren Söhnen

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nicht ein Paar Schuhe schenken kann, die sie selber herstellt.

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Wenn meine Söhne diese Schuhe unbedingt haben wollten,

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dann würde ich eben versuchen, das Geld dafür irgendwie zu sparen.

play44:00

Aber wenn es eine Möglichkeit für billigere Schuhe gibt, nehm ich die.

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Ich kann mir die Markenschuhe nicht leisten.

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Und wieder geht es mit dem Bus zurück in die Schuhfabrik.

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Die letzten Monate der Pandemie haben vieles noch verschlimmert.

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Um als Standort attraktiv zu bleiben,

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wurden in Indien wesentliche Arbeitsrechte ausgesetzt.

play44:21

Nun ist es offiziell erlaubt,

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Arbeiterinnen bis zu 70 Wochenstunden zu beschäftigen ohne Zusatzbezahlung.

play44:30

Ein Bruch internationaler Arbeitsgesetze

play44:33

und der Menschenrechte bei der Arbeit.

play44:35

(Melancholische Musik)

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SWR 2021

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