Die unangenehme Wahrheit hinter Rassentheorie
Summary
TLDRDiese Sendung beleuchtet das Konzept der 'menschlichen Rassen' aus biologischer Sicht und widerlegt es mit wissenschaftlichen Erkenntnissen. Es wird betont, dass genetische Unterschiede zwischen geografischen Gruppen minimal sind und dass die meisten Menschen innerhalb einer Gruppe größere Unterschiede aufweisen als zwischen verschiedenen Gruppen. Die Folgen von Rassenvorurteilen und der strukturelle Rassismus werden diskutiert, sowie die Rolle von Rassentheorien in der Kolonialgeschichte und deren Auswirkungen auf die heutige Gesellschaft.
Takeaways
- 🧬 Die biologische Grundlage der menschlichen Rassen existiert nicht, da die genetische Unterschiede zwischen Menschengruppen sehr geringfügig sind.
- 🌐 Genetische Unterschiede zwischen Menschen innerhalb einer Gruppe sind signifikanter als die durchschnittlichen Unterschiede zwischen verschiedenen geografischen Gruppen.
- 🏡 Die Vorstellung von Rassen basiert auf äußeren Merkmalen wie Hautfarbe, die jedoch einen geringen Wert für die Bestimmung genetischer Ähnlichkeit haben.
- ☀️ Die Hautpigmentierung ist ein Anpassungsmerkmal an die UV-Strahlung und sagt nichts über genetische Unterschiede aus.
- 🍼 Laktoseintoleranz und -toleranz sind Beispiele für genetische Anpassungen an die Umwelt und die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln.
- 🏛️ Rassentheorien wurden historisch genutzt, um koloniale Herrschaft und Ausbeutung zu rechtfertigen und wissenschaftlich zu unterstützen.
- 🌐 Deutschland hat durch Kolonialismus und Rassentheorien zu Leid und Tod vieler Menschen beigetragen.
- 📊 Die Polizeiliche Kriminalstatistik wird oft missverstanden und kann zu einer verzerrten Wahrnehmung von Kriminalität und Migration führen.
- 👮♂️ Racial Profiling durch die Polizei und die Darstellung in Statistiken können zu einer übermäßigen Kontrolle und Verdächtigung von Nichtdeutschen führen.
- 🏢 Struktureller Rassismus ist in vielen Lebensbereichen wie Wohnungsmarkt, Arbeitswelt, Gesundheitswesen und Medien fest verankert.
Q & A
Was ist die zentrale Aussage des Videos über die biologischen Unterschiede zwischen Menschen?
-Das Video betont, dass es aus biologischer Sicht keine klar abgrenzbaren menschlichen Rassen gibt. Nur ein sehr kleiner Teil des Genoms, etwa 0,1 bis 0,2%, unterscheidet sich zwischen Menschen, und diese Unterschiede sind innerhalb von Gruppen oft größer als zwischen ihnen.
Wie wird die Idee der Rassen in der Gesellschaft dargestellt?
-Trotz wissenschaftlicher Erkenntnisse, dass biologische Rassen nicht existieren, wird die Vorstellung von Rassen sozial konstruktiv verwendet und hat historisch dazu beigetragen, Menschen zu diskriminieren und zu unterdrücken.
Was zeigt die Diskussion über Laktoseintoleranz im Video?
-Die Diskussion verdeutlicht, dass bestimmte genetische Merkmale wie Laktoseintoleranz in bestimmten Bevölkerungsgruppen vorkommen können, aber dies ist kein Indikator für Rassenunterschiede, sondern eher für Anpassungen an bestimmte Umweltbedingungen.
Welche Rolle spielt die Kolonialgeschichte in der Diskussion des Videos über Rassismus?
-Die Kolonialgeschichte wird als Beispiel dafür verwendet, wie Rassentheorien genutzt wurden, um die Unterdrückung und Ausbeutung von Völkern zu rechtfertigen und wie diese Praxis bis heute in Form von strukturellem Rassismus in der Gesellschaft nachwirkt.
Was ist der Kritikpunkt des Videos bezüglich der Polizeilichen Kriminalstatistik?
-Das Video kritisiert, dass die Polizeiliche Kriminalstatistik oft irreführend dargestellt wird, um Kriminalität und insbesondere 'Ausländerkriminalität' zu dramatisieren, was zu einer verstärkten Feindseligkeit gegenüber Migranten führen kann.
Wie werden in dem Video die Auswirkungen von Racial Profiling auf die Kriminalstatistiken erklärt?
-Racial Profiling führt dazu, dass Menschen aufgrund ihrer vermeintlichen Rasse häufiger verdächtigt und kontrolliert werden, was wiederum zu einer übermäßigen Darstellung in Kriminalstatistiken führt und die Wahrnehmung von 'kriminellen Ausländern' verstärkt.
Was ist die Botschaft des Videos bezüglich des Handelns gegen Rassismus?
-Das Video fordert dazu auf, aktiv gegen Rassismus vorzugehen, nicht nur durch das Ablehnen rassistischer Gedanken, sondern durch das Aufbauen von strukturellen Gegenmaßnahmen und durch das Bewusstsein für privilegierte Positionen innerhalb der Gesellschaft.
Wie wird in dem Video der Begriff 'struktureller Rassismus' erklärt?
-Struktureller Rassismus ist definiert als systematische Diskriminierung und Benachteiligung, die in den gesellschaftlichen Strukturen verankert ist und nicht nur auf individuellem Verhalten basiert, sondern auch in Institutionen, Gesetzen und alltäglichen Interaktionen spürbar ist.
Was sind einige der Beispiele, wie struktureller Rassismus im Alltag spürbar ist, die im Video genannt werden?
-Im Video werden Beispiele wie Diskriminierung im Wohnungsmarkt, in der Arbeitsuche, in der medizinischen Versorgung und in der Polizeikontrolle genannt, um zu zeigen, wie struktureller Rassismus in verschiedenen Lebensbereichen spürbar ist.
Was ist die Aufforderung des Videos an das Publikum bezüglich des Engagements gegen Rassismus?
-Das Video fordert das Publikum auf, aktiv antirassistisch zu werden, sich über das Thema zu informieren, implizite Vorurteile zu reflektieren und an der Abbildung von strukturellem Rassismus in der Gesellschaft mitzuwirken.
Outlines
🧬 Biologische Grundlagen der Rassendiskussion
Der erste Absatz stellt die Frage, ob es biologisch gesehen echte menschliche Rassen gibt. Es wird darauf hingewiesen, dass trotz äußerer Unterschiede wie Hautfarbe und physischer Erscheinung, die genetische Unterschiede zwischen Menschen sehr gering sind. Nur etwa 0,1 bis 0,2% ihres Genoms unterscheiden sich durchschnittlich. Diese geringen Unterschiede werden in einem Genomvergleich zwischen zufällig ausgewählten Menschen verdeutlicht, wobei die genetische Vielfalt innerhalb von Gruppen größer ist als die durchschnittlichen Unterschiede zwischen verschiedenen geografischen Gruppen. Die Redewendung 'Gurken sind Beeren' wird als Beispiel für kontroverse Einteilungen in der Biologie genutzt, um die Komplexität der Diskussion um Rassen zu illustrieren.
🌐 Genetische Überlappung und Rassismus
Der zweite Absatz betont, dass die genetische Überlappung zwischen verschiedenen geografischen Gruppen wie Europäern und Ostasiaten sehr groß ist und dass die genetischen Unterschiede innerhalb von Gruppen oft größer sind als die zwischen Gruppen. Es wird erklärt, dass äußere Merkmale wie Hautfarbe und physische Eigenschaften, die oft zur Einteilung in Rassen verwendet werden, nicht gut geeignet sind, genetische Ähnlichkeit zu bestimmen. Studien zeigen, dass Menschen, die äußerlich ähnlich sind, genetisch nicht notwendigerweise ähnlicher sind als solche, die äußerlich weniger ähnlich sind. Die Rolle von Umweltbedingungen wie UV-Strahlung und Vitamin D-Anforderungen bei der Entwicklung von Hautpigmentierung wird erläutert, um zu zeigen, wie lokale Anpassungen die genetische Vielfalt beeinflussen.
🔍 Kritische Betrachtung von Kriminalstatistiken und Rassismus
Der dritte Absatz konzentriert sich auf die kritische Auseinandersetzung mit Kriminalstatistiken und der Verbindung von Rassismus und Kriminalität. Es wird dargelegt, dass Diskussionen über 'Ausländerkriminalität' oft auf eine bestimmte Vorstellung von 'Ausländern' zurückgreifen, die nicht auf Fakten beruht. Die Verwendung von Statistiken, um Rassen zu diffamieren, wird kritisiert, und es wird betont, dass die Polizeiliche Kriminalstatistik nicht alle Straftaten erfasst und dass sie irreführend dargestellt werden kann. Es wird auf die Bedeutung der korrekten Interpretation von Statistiken und die Notwendigkeit hingewiesen, Rassismus und seine Auswirkungen ernst zu nehmen.
🏡 Struktureller Rassismus in Alltagsaspekten
Der vierte Absatz erweitert die Diskussion um Rassismus auf strukturelle Aspekte, die im Alltag spürbar sind. Es wird auf Untersuchungen eingegangen, die zeigen, wie rassistische Diskriminierung im Wohnungsmarkt, bei der Jobsuche und in der medizinischen Versorgung auftritt. Die Studie, in der Anfragen für Mietwohnungen mit unterschiedlichen Namen geschickt wurden, um Diskriminierung zu testen, wird als Beispiel genannt. Es wird betont, dass Rassismus strukturell und systemisch in der Gesellschaft verankert ist und dass er nicht nur auf individueller Ebene existiert.
📊 Kritische Auseinandersetzung mit Rassismus und Statistiken
Der fünfte Absatz setzt sich kritisch mit der Darstellung von Rassismus und Kriminalität in Medien und Statistiken auseinander. Es wird darauf hingewiesen, dass Medien oft rassistischen Vorurteilen Vorschub leisten, indem sie Kriminalität und Migration verzerrt darstellen. Es wird auch auf die Tatsache verwiesen, dass Rassismus nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch heute in Form von struktureller Diskriminierung existiert, die in vielen Lebensbereichen spürbar ist. Die Notwendigkeit, Rassismus aktiv zu bekämpfen und nicht nur passiv zu tolerieren, wird betont.
🌱 Humorvolle Auseinandersetzung mit Rassismus und Privilegien
Der sechste Absatz schließt mit einer humorvollen Auseinandersetzung mit der Idee von Rassismus gegen Weiße und den Privilegien, die weiße Menschen in der Gesellschaft genießen. Es wird auf ironische und satirische Weise gezeigt, dass es keinen strukturellen Rassismus gegen Weiße gibt, da sie in den Machtstrukturen privilegiert sind. Der Absatz nutzt Humor, um auf komplexe Themen wie White Fragility und die Notwendigkeit, aktiv gegen Rassismus vorzugehen, aufmerksam zu machen.
Mindmap
Keywords
💡Rasse
💡Genetisch
💡Genom
💡Laktoseintoleranz
💡Rassismus
💡Struktureller Rassismus
💡Genetischer Austausch
💡Rassentheorien
💡Diskriminierung
💡Implicit Bias
Highlights
Es gibt keine biologischen Unterschiede, die für die Existenz von Rassen sprechen.
Die genetische Unterschiede zwischen Menschen sind im Durchschnitt nur 0,1 bis 0,2%.
Genomforschung zeigt, dass genetische Unterschiede innerhalb von Gruppen größer sind als zwischen Gruppen.
Äußerliche Merkmale wie Hautfarbe sind schlechte Indikatoren für genetische Ähnlichkeit.
Die Konzepte von Rassen wurden historisch genutzt, um Kolonialisierung und Ausbeutung zu rechtfertigen.
Rassismus ist ein soziales Konstrukt, der auch ohne biologische Grundlage existiert und wirkt.
Die Polizeiliche Kriminalstatistik wird oft missverstanden und kann zu einer verzerrten Wahrnehmung von Kriminalität führen.
Institutioneller Rassismus manifestiert sich in vielen Lebensbereichen wie Wohnungsmarkt, Arbeitswelt und Gesundheitswesen.
Rassistische Diskriminierung kann auch durch die fehlende Repräsentation und Teilnahme an Entscheidungsprozessen entstehen.
Die Wissenschaft hat Rassenkonzepte in der Vergangenheit fälschlicherweise unterstützt, was zu großen sozialen Ungerechtigkeiten geführt hat.
Die Debatte um Rassismus sollte sich auf die Ablösung struktureller Benachteiligung konzentrieren, nicht auf die Ablehnung des Rassismusbegriffs.
Rassismus gegen weiße Menschen wird oft überbewertet, während strukturelle Privilegien ignoriert werden.
White Fragility beschreibt die Tendenz von weißen Menschen, sich angegriffen zu fühlen, wenn es um Rassismus geht.
Aktiver Widerstand gegen Rassismus erfordert mehr als bloße Ablehnung – es braucht eine proaktive Haltung zur Veränderung.
Die Rolle der Medien bei der Verstärkung oder Reduktion von rassistischen Vorurteilen ist entscheidend.
Es wird auf eine Leseliste und weitere Ressourcen verwiesen, um ein tieferes Verständnis von Rassismus zu fördern.
Rassismus ist ein Thema, das alle betrifft, und es ist notwendig, aktiv dagegen vorzugehen, um eine gerechte Gesellschaft zu schaffen.
Transcripts
Gibt es - rein biologisch gesehen - wirklich keine
menschlichen Rassen?
Wenn ihr mich anschaut,
könnt ihr,
ohne mich zu kennen, sofort sagen,
dass ich 1. asiatische Wurzeln habe
und 2. mit hoher Wahrscheinlichkeit
von einer Käseplatte Dünnsch-
mit hoher Wahrscheinlichkeit laktoseintolerant bin.
Aber woran liegt das?
An meiner Rasse?
Rassismus darf nicht toleriert werden, klar.
Das heißt aber nicht automatisch,
dass es rein genetisch gesehen nicht klar
abgrenzbare Gruppen
innerhalb der Spezies Homo sapiens gibt.
Und selbst wenn es keine
biologischen Unterschiede gibt:
Was ist mit den ganzen Statistiken,
die soziale Unterschiede zeigen,
wie zum Beispiel die Kriminalstatistik?
Wollen wir beim Thema Rassismus
vielleicht Fakten nicht wahrhaben,
weil sie unserer Ideologie widersprechen?
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf?
Wir schauen uns das Thema mal
ehrlich, unideologisch
und sachlich an. Holt euch einen Tee,
macht es euch gemütlich, wir steigen durch.
Übrigens für alle, die es
immer noch nicht gecheckt haben:
Diese Sendung heißt MAITHINK X, weil mein Name
da drin steckt:
“Mai Thi Nnn...güyen..
- also kann ich nicht so gut aussprechen - Kim.”
Ja, also: Mai Thi Nguyen-Kim
Mai Thi N.-K.: MAITHINK
Ahhh, ja!
Dass ich vietnamesische Wurzeln habe,
verrät aber nicht nur mein Name,
sondern auch das hier.
Wie gesagt, jeder kann sehen, dass ich Asiatin bin
und zur Laktoseintoleranz: In Südostasien
kommen die allermeisten
nicht gut mit dem Milchzucker klar.
Warum sollte es also nicht
auch weitere Merkmale geben,
die Menschengruppen ausmachen
und voneinander unterscheiden?
Etwa die Hälfte der Menschen
in Deutschland ist
der Ansicht,
dass es verschiedene menschliche Rassen gibt.
Höchste Zeit, dass wir darüber mal reden.
Ganz offen und ideologiefrei.
Rassismus Wissenschaftlich geprüft.
Fangen wir an mit dem biologischen Konzept
von menschlichen Rassen,
Pflanzen und Tiere in verschiedene
Kategorien und Gruppen einzuteilen
ist ja in der Biologie
Gang und gäbe und nicht selten kontrovers.
Ich sag nur: Gurken sind Beeren.
Aber was müsste denn gegeben sein, damit das Konzept
Menschenrassen aus rein
biologischer Sicht sinnvoll wäre?
Dafür guckt man sich die Gene an
die Gesamtheit unserer genetischen
Informationen nennt man Genom.
Im Genom
stecken die Bauanleitungen
für sämtliche biologische Funktionen
und Eigenschaften.
Vergleicht man die Genome
von zwei
zufällig ausgewählten Menschen, stellt man fest:
Nur in einem sehr kleinen Teil des Genoms
treten überhaupt Unterschiede
zwischen Menschen auf.
Und die haben wir hier mal farblich hervorgehoben.
Ja, das erkennt man kaum. Wir vergrößern das mal.
Im Durchschnitt unterscheiden
sich zwei Menschen nur in rund 0,1 bis 0,2 %
ihres Genoms,
was wirklich wenig ist.
Hier seht ihr das ist jetzt noch mal im Verhältnis.
Aber das bisschen reicht ja für deutlich
sichtbare Unterschiede. Und wer weiß, für was noch.
Also schauen wir uns diese Unterschiede
mal genauer an.
0,1 - 0,2 % Unterschied,
das sind ja nur der Durchschnitt.
Manche Genome sind sich sehr ähnlich,
andere unterscheiden sich stärker.
Also manche Genome sind sich
näher, andere weiter voneinander entfernt.
Aber das sind ja jetzt nur individuelle Unterschiede.
Wir suchen ja nach Unterschieden
zwischen Menschengruppen.
Nehmen wir also mal zwei Gruppen,
die wir jetzt erst mal geografisch zuordnen,
zum Beispiel Menschen
aus Europa und Menschen aus Ostasien.
Beim Konzept Menschliche Rassen
teilt man Menschen ja auch geographisch ein.
Aber wie sieht es eigentlich genetisch aus?
Also wie genetisch ähnlich
sind sich jetzt diese beiden Gruppen?
Sind die weit voneinander entfernt?
Sind sie sich näher?
Gibt es eine Überlappung?
Und wenn ja, wie groß ist sie?
Die genetische Realität sieht so aus. Ja.
Ziemlich viel Überlappung schon mal.
Und machen wir uns mal eins klar:
Natürlich ist die Distanz
zwischen den äußeren Rändern,
also sagen wir,
zwischen diesem Europäer und diesem Ostasiaten,
am größten.
Aber die Unterschiede innerhalb einer
Gruppe - von hier nach hier,
von Rand zu Rand - sind ja auch riesig.
Und für die allermeisten Menschen gilt:
Wenn man sich ein zufällig
ausgewähltes genetisches
Merkmal anschaut,
dann findet man genauso
Europäer wie Ostasiaten, die einem genetisch
ähnlich sind.
Das heißt,
die genetische Unterschiede sind bei Menschen
innerhalb einer Gruppe viel größer als
der Durchschnittsunterschied zwischen den Gruppen.
Der ist im Vergleich wirklich unbedeutend klein
und zwar
egal, wie man die Menschheit geografisch aufteilt.
In jedem Dorf finde ich mehr genetische Vielfalt,
als es Gruppenunterschiede zwischen Kontinenten gibt.
Dass die genetischen
Unterschiede zwischen Menschengruppen
so klein sind, liegt
daran, dass die Menschen nie wirklich so isoliert
voneinander waren, wie es manche Darstellungen zeigen.
Vor etwa 100.000 Jahren
verbreitete sich Homo sapiens ja
in verschiedenen Wellen von Afrika aus über die Welt.
Ein Teil ging nach Asien, ein Teil nach Europa. Und so weiter.
Und das sieht dann immer so schön getrennt aus.
In Wirklichkeit gab es dazwischen
zu jeder Zeit und auch in alle Richtungen
immer genetischen Austausch.
Also Menschen haben ihre Gene immer wild gekreuzt,
nicht erst seit es Karneval gibt.
Alle elf Minuten bringt jemand seine Gene
in ein anderes Dorf ein.
Deshalb sieht man,
wenn man sich die Genverteilung über den
gesamten Globus anschaut
fließende Übergänge
und jede Einteilung in irgendwelche Gruppen
wäre ziemlich willkürlich.
Und wisst ihr, was richtig bescheuert ist?
Ausgerechnet die äußeren Merkmale,
die benutzt werden,
um Menschen in angebliche Rassen einzuteilen,
sind besonders schlecht geeignet,
um genetische Ähnlichkeit zu bestimmen.
Das wissen wir dank vieler Studien.
Nehmen wir mal diese hier.
Hier hat man mehrere Genome aus verschiedenen
Bevölkerungsgruppen verglichen.
Das Forschungsteam hat zum Beispiel
Genome von Massai aus Ostafrika, Genome von Khoisan
aus Südafrika und Genome von Griechen verglichen.
Wenn man sich jetzt nur anschauen würde,
wie die Menschen in diesen Regionen aussehen,
würden die meisten sagen: Klar, Massai
und Khoisan sind beide Schwarz,
also einander genetisch ähnlicher
als den weißen Griechen.
Aber nein,
Die Genomanalyse zeigt: Griechen und Massai
sind sich im Schnitt genetisch
ähnlicher als Massai und Khoisan.
Wie gesagt,
genetische Unterschiede
zwischen Gruppen aus verschiedenen Regionen sind
ja eh klein und unbedeutend.
Aber selbst wenn man sie berücksichtigt,
passen sie nicht mit der
Vorstellung von Rassen zusammen,
wie sie seit Jahrhunderten ständig wiederholt werden.
Äußerliche Merkmale wie Hautfarbe usw,
anhand derer wir Rasse typischerweise festmachen,
sagen nichts nennenswertes über das gesamte Genom aus.
Warum aber ist die Pigmentierung
der Haut ein so schlechter Indikator
für genetische Ähnlichkeit?
Am Äquator ist die Sonneneinstrahlung
besonders intensiv und Melanine,
also Hautpigmente, schützen die Haut vor UV-Strahlung.
Je weiter man sich vom Äquator entfernt,
desto weniger brauchen Menschen diesen Schutz.
Im Gegenteil,
desto mehr Sonnenlicht
muss ihre Haut aufnehmen,
damit sie genug Vitamin D zur Verfügung haben.
Da ist es besser, wenn die Haut weniger Melanin einlagert.
Eine lokale Anpassung,
die alle betrifft,
die über mehrere Generationen
unter bestimmten
Umweltbedingungen leben,
egal, ob sie sich im Übrigen genetisch ähnlicher sind
oder nicht.
Laktoseintoleranz
ist letztendlich auch so ein Beispiel.
Besser gesagt Laktose-Toleranz.
Denn Laktose nicht zu vertragen
ist eigentlich die Grundeinstellung,
ihr perversen europäischen Milchmonster.
In Regionen, wo Menschen
viel Milch zur Verfügung
hatten, zum Beispiel bei Hirtenvölkern,
hat sich diese Toleranz entwickelt.
Also da wo es pink ist,
liegt die Laktose- toleranz bei 100 %.
Und während dieser Entwicklung ging
die genetische Durchmischung ansonsten aber weiter.
Genau wie bei der Pigmentierung der Haut auch.
Fassen wir zusammen:
Das Konzept von menschlichen Rassen
macht biologisch gar keinen Sinn.
Aber warum hat es die
Vorstellung von menschlichen Rassen
dann so festgesetzt?
Na ja, weil es nützlich war.
15. Jahrhundert:
Die europäischen Länder fangen
an, die ganze Welt zu kolonialisieren, zu erobern
und auszubeuten.
Die genaue Zahl der Opfer festzumachen ist unmöglich.
Aber mindestens 12 Millionen Afrikaner*innen
werden versklavt.
Europäische Soldaten und Siedler vernichten
ganze indigene Bevölkerungen.
Die Europäer töten mehrere Millionen Menschen
weltweit durch
eingeschleppte Krankheitserreger in Kriegen
und durch anschließende Hungersnöte.
Auch Deutschland mischte kräftig mit,
nicht erst im Nationalsozialismus.
Die deutsche Kolonialgeschichte
ist ein Kapitel,
das noch immer zu wenig beachtet wird.
Oder habt ihr zum Beispiel vom Maji-Maji-Krieg gehört?
In einer Kolonie im heutigen Tansania
brannten deutsche Truppen ganze Dörfer nieder.
Schätzungen gehen von bis zu 300.000 Getöteten aus.
Oder auch der Völkermord an den Herero und Nama.
Bis zu 100.000 Menschen starben
unmittelbar durch die deutschen Truppen.
Weitere wurden zum Verdursten in die
Wüste getrieben oder starben in deutschen Lagern.
Legitimiert wurde
die Gewalt unter anderem mit Rassentheorien.
Danach stünde die weiße Rasse
an der Spitze der menschlichen Hierarchie.
Vorstellungen,
die tatsächlich von der damaligen
Wissenschaft gestützt wurden.
Ja, nicht nur wurden
im Namen der Wissenschaft menschenverachtende,
grausame Experimente durchgeführt.
Die Wissenschaft
verlieh der Rassentheorie auch einen
glaubwürdigen Stempel.
Und das mit einer Methodik, die ungefähr so solide war
wie Kaffeesatzlesen.
Und die Nachwirkungen des
Kolonialismus sind noch heute spürbar.
Deutschland profitiert noch immer vom Kolonialismus,
definitiv. Weil das ein Wirtschaftssystem war.
Und zwar gibt es diese
Handelsbeziehungen in dieser Form nicht mehr,
aber die Handelswege, die Rohstoffe etc.
die werden ja immer noch von Deutschland
unfair abgebaut.
Und obwohl der Mythos Rasse
durch die Biologie widerlegt
ist, hält er sich hartnäckig,
weil weiße Menschen
seit langer Zeit davon profitieren.
Es gibt zwar keine biologisch
bestimmbaren Rassen,
aber Rasse ist ein soziales Konstrukt. Das heißt
der Rassegedanke hinter der Definition,
der existiert ja fortwährend und bestimmt
den sozialen Alltag.
Anders gesagt: Auch wenn es keine Rassen gibt,
gibt es Rassismus.
Und gerade
weil es für Rassen
keine wissenschaftliche Grundlage gibt,
ist die Einteilung in wir und die anderen
nicht konkret oder objektiv definiert.
Aber wir wissen alle, wer gemeint ist,
wenn zum Beispiel
in einer Talkshow
über “Ausländerkriminalität” diskutiert wird.
Da denkt niemand an weiße
Holländer, Belgier oder Österreicher.
Gleichzeitig nimmt man Deutsche,
die nicht weiß sind, immer wieder als Ausländer wahr.
Deshalb ist die Diskussion um Ausländer, Herkunft
oder Kultur doch sehr stark mit Rassismus verknüpft.
Es geht um dieselbe alte Idee
Bevölkerungsgruppen zu definieren,
die dem kulturellen
Westen unterlegen oder sogar gefährlich seien.
Und als Argumentationsbasis
werden dafür heute gerne Statistiken herangezogen.
Eine viel diskutierte Statistik
ist die Polizeiliche Kriminalstatistik.
Jedes Jahr treten Innenministerium
und Bundeskriminalamt, das BKA, vor die Kamera.
Es gibt eine gestiegene Gewaltkriminalität,
es gibt mehr Jugend
und es gibt mehr Ausländerkriminalität.
Und jedes Jahr folgt ein großes,
aufgeregtes Medienecho:
“Polizeiliche Kriminalstatistik ...”
“Zahl nichtdeutscher Verdächtiger gestiegen”
“Importierte Kriminalität.
Die deutsche Einwanderungspolitik ist planlos und gefährlich”
und Reaktionen aus der Politik.
“Wir haben eine explodierende Kriminalstatistik.
Wir haben eine explodierende
Ausländerkriminalität, Jugendkriminalität,
migrantische Gewalt.” So weit, so erwartbar.
Aber hören wir doch noch ein paar andere Stimmen:
Es braucht einen Stopp der illegalen Migration,
auch um der Kriminalität hier einen Riegel
vorzuschieben.”
“Die Zahlen der Kriminalitätsstatistik
sollten uns nachdenklich machen.
Wer nach Deutschland kommt,
um Schutz zu suchen und hier straffällig wird,
kann keine Nachsicht erwarten.
Der muss unser Land wieder verlassen.”
“Wer sich nicht an die Regeln hält, muss gehen.”
Also die Forderungen, die aus der
Kriminalstatistik abgeleitet werden,
mehr über migrantische Gewalt
sprechen, mehr Abschiebungen,
Migration begrenzen.
Aber geben die Zahlen das denn überhaupt her?
Nerden wir uns rein.
Die Polizeiliche Kriminalstatistik.
Selten kriegen trockene Zahlen
so viel Aufmerksamkeit. Aber was steckt dahinter?
Wie der Name schon sagt, handelt es sich
bei der Polizeilichen Kriminalstatistik
um eine Statistik,
die von der Polizei erhoben wird.
Wie der Name allerdings nicht sagt:
Hier geht es erst mal nur um diejenigen,
die die Polizei einer Tat verdächtigt.
Es sind keine Verurteilten.
Außerdem: Nicht alle,
sondern nur bestimmte Straftaten werden erfasst.
Nicht dabei sind zum Beispiel
Staatsschutz, Verkehrs- und Steuerdelikte.
Aber selbst wenn wir
das alles mal großzügig ignorieren, ist allein
die Darstellung der Statistik sehr irreführend.
Hier eine offizielle Grafik vom BKA.
Sie zeigt den Zuwachs von Tatverdächtigen
vom Jahr 2022 aufs Jahr 2023
bei den deutschen Tatverdächtigen plus 1 %
bei den Nichtdeutschen plus 13,5 %.
Und ich bin mir sicher, dass diese Grafik von den
meisten missverstanden wird.
Denn viele werden sich jetzt denken,
die Nichtdeutschen seien um 13,5 %
krimineller geworden.
Aber das zeigt diese Grafik nicht.
Lasst euch nicht verwirren von den Prozent,
hier sind
keine Anteile dargestellt,
sondern der Anstieg der absoluten Zahlen.
Aber was heißt das?
Gehen wir das mal der Reihe nach durch.
Was uns bei dieser Grafik fehlt, ist die Info,
wie viele nichtdeutsche Menschen
sind denn überhaupt in Deutschland?
Für diese Info muss man zur nächsten Grafik scrollen.
Zu dieser hier.
Nur ist die leider ähnlich verwirrend.
Deswegen haben wir sie für euch
Schritt für Schritt nachgebaut.
Hier sehen wir erst einmal die Anzahl nichtdeutscher
Tatverdächtiger über die Jahre.
Vergleichen wir das jetzt mit der Zahl
aller nichtdeutsche Einwohner als
hier dargestellt in den Balken,
dann seht ihr: Da nur ein
sehr kleiner Teil der nichtdeutschen
Bevölkerung auch tatverdächtig ist,
verschwindet die Linie da unten so ein bisschen.
Man erkennt wenig. Und deshalb hat das BKA das
so dargestellt.
Wir haben jetzt zwei verschiedene
Y-Achsen: Einwohner und Tatverdächtige.
Das ist jetzt noch nichts Ungewöhnliches.
Also zwei unterschiedliche Größen in einem Schaubild
kann man schon so machen.
Nur hier haben die beiden Achsen
dieselbe Einheit: Personenzahl in Millionen.
Aber sie sind unterschiedlich skaliert.
Die Skala
bei den Einwohnern ist mehr als zehnfach
größer als bei den Tatverdächtigen.
Es ist sehr verwirrend
und immer toll,
wenn man so relevante
Graphen veröffentlicht, die erst mal so ne
Crash-Vorlesung brauchen,
um sie überhaupt richtig zu verstehen.
So, jetzt zum Inhalt.
Wir sehen
über die Jahre erst mal mehr nichtdeutsche Einwohner
führen noch nicht automatisch
auch zu mehr nichtdeutschen Tatverdächtigen.
Schon mal interessant.
Aber in den letzten beiden
Jahren von 2022 auf 23 ist beides gestiegen.
Um jetzt zu wissen, wie der Anteil
der nichtdeutschen Tatverdächtigen gestiegen
ist, muss man beides ins Verhältnis setzen,
also quasi die Balken durch die Linie teilen.
Dann kommt Folgendes raus:
Der Anteil der Nichtdeutschen
Tatverdächtigen stieg um 8 %.
Also für alle, die auf die Website schauen
und nachvollziehbarer Weise denken, Nichtdeutsche seien
um 13,5 % krimineller geworden:
Nee, der Anstieg lag nur bei 8 %,
also schon mal deutlich weniger dramatisch.
Aber es geht noch weiter.
Zu den nichtdeutschen Tatverdächtigen zählen
nicht nur Einwohner, sondern alle,
die keinen deutschen Pass haben.
Also auch Pendler, Touristen,
Tatverdächtige, die wegen Grenzdrogenhandels oder
für eine Fußballschlägerei
nach Deutschland kommen und wieder gehen.
Diskutiert wird hinterher aber nur über Zuwanderung
oder Asylbewerber, nicht über Tourismus.
Von den nichtdeutschen Tatverdächtigen,
deren Wohnsitz bekannt ist, wohnen tatsächlich 20 %
gar nicht in Deutschland.
Aber von vielen ist der Wohnsitz
auch gar nicht bekannt.
Wenn es also nur um die Zahlen von
nichtdeutschen Einwohnern geht,
müsste dieser Balken hier noch kleiner sein.
Wie viel kleiner, das kann uns
diese Statistik, die so viel Aufsehen erregt,
gar nichts sagen.
Umso irreführender, dass hier in dieser
offiziellen BKA-Grafik,
die wir euch ja gerade nachgebaut haben,
Nichtdeutsche Einwohner
und nichtdeutsche Tatverdächtige
zum Vergleich im selben
Diagramm dargestellt werden.
Obwohl sie ja gar nicht vergleichbar sind.
Also liebes BKA, liebes Innenministerium,
Öffentlichkeitsarbeit: mangelhaft.
Und was bei solchen Darstellungen
eigentlich auch nie fehlen darf,
ist eine klare Einordnung
etwa von Faktoren, die die Statistik verzerren.
Ein Beispiel wäre Racial Profiling.
Eine Umfrage
zeigt Menschen, die nach eigenen Angaben
als ausländisch wahrgenommen werden,
also nicht der weiße Holländer,
werden doppelt so oft kontrolliert wie diejenigen,
die als deutsch wahrgenommen werden.
Racial Profiling ist ein Symptom
von institutionellen Rassismus.
Menschen werden aufgrund von vermeintlicher Rasse
oder Herkunft diskriminiert
und benachteiligt und zwar auch
von Institutionen wie der Polizei.
Eine Studie aus Niedersachsen zeigt
außerdem, dass
Taten öfter angezeigt werden,
wenn das Opfer eine deutsche Herkunft hat
und Täterin oder Täter Migrationshintergrund.
Und das alles kann einen Lawineneffekt haben.
Nichtdeutsche werden
öfter Taten verdächtigt, werden dann
in Statistiken überrepräsentiert.
Das führt zu einer allgemeinen Wahrnehmung
von kriminellen Ausländern, was wiederum zu
Racial Profiling beiträgt. Also ein Teufelskreis.
So setzen sich schädliche Stereotype
immer weiter fest.
Fassen wir zusammen:
Die Polizeiliche Kriminalstatistik gibt
in erster Linie Auskunft
über die Arbeit der Polizei. Sie erhebt
keine Kriminellen, sondern Tatverdächtige.
Die Darstellung der Daten lässt
Kriminalität dramatischer erscheinen
als sie ist. Sie unterscheidet
nicht zwischen nichtdeutschen Einwohnern
und etwa Touristen.
Sie lässt viele Straftaten außen vor.
Sie schafft also alles
andere als eine solide Faktenlage.
Genauso wird es aber leider gehandelt.
Sie wird als vermeintlich objektiver Beleg dargestellt
und verleiht einer restriktiven
Migrationspolitik einen vermeintlich
faktischen Stempel.
So nach dem Motto: “Die harten Zahlen
zeigen das doch schwarz auf weiß.”
Aber das tun sie gar nicht.
Und wir sind hier ja wirklich Fans von Statistik,
nur von der Polizeilichen
Kriminalstatistik leider nicht.
Dass über eine so wenig
aussagekräftige Statistik so viel geredet wird es
schon mal problematisch.
Aber wie darüber geredet wird,
ist noch mal ein Problem für sich.
Eine Analyse im Jahr 2023 hat gezeigt:
Wird in Fernsehberichten
bei Gewalttaten die Nationalität genannt,
werden nichtdeutsche Tatverdächtige
sieben Mal so häufig erwähnt,
wie sie in der aktuellen
Polizeilichen Kriminalstatistik
tatsächlich vertreten sind.
Das führt am Ende dazu, dass Migranten
und Kriminalität in den Köpfen der Menschen
auf verzerrte Art verknüpft werden.
In Zeitungsberichten sieht es übrigens ähnlich aus.
Auch Medien tragen dazu bei,
dass sich rassistische Vorurteile verfestigen.
Rassismus ist historisch gewachsen
und kommt überall vor: Im Alltag,
in offiziellen Institutionen, in Medien.
Deswegen wird Rassismus in Deutschland auch als
strukturell bezeichnet.
Wir finden Nachweise
für diesen strukturellen Rassismus
im Wohnungsmarkt, bei der Jobsuche,
bei Opfern von Straftaten,
bei der medizinischen oder
psychotherapeutischen Versorgung.
Rassismus geht weit über eine
individuelle Ebene hinaus,
wenn zum Beispiel ein rassistisches Würstchen
zu mir sagt, ich Schlitzauge solle zurück
nach Thailand gehen.
Rassismus ist strukturell.
Er ist systemisch in unserer Gesellschaft verankert.
Er betrifft nahezu jeden Bereich des Lebens.
Beispiel Wohnen:
In dieser Studie etwa wurden
117 Anfragen
für Besichtigungstermin für Mietwohnungen verschickt.
Einmal mit einem typisch deutschen,
einmal mit einem typisch arabischen Namen.
Sonstige Infos waren gleich:
Mann mit Frau und Kind, angestellt, berufstätig.
Die Hälfte antwortete
nur dem deutschen Namen, nicht dem arabischen.
Oder Jobsuche:
In dieser Studie wurden
knapp 3600 Bewerbungen
für Ausbildungsberufe verschickt.
Entweder mit typisch
türkischem oder mit typisch deutschem Namen.
Die türkischen Namen bekamen
häufiger keine Rückmeldung,
häufiger Absagen und seltener Zusagen.
Kommen wir noch mal zur Sicherheit:
Über Racial Profiling
durch die Polizei haben wir ja schon gesprochen.
Außerdem wird Schwarzen
Menschen in Deutschland
häufig nicht geglaubt, wenn sie Opfer
von rassistischen Vorfällen werden.
Dann zum Thema Gesundheit: In den USA
konnte man belegen, dass Schwarze Frauen
seltener und weniger Schmerzmittel erhalten.
In Deutschland ist die Diskriminierung
im Bereich Psychotherapie gut belegt.
Das zeigt diese Studie.
Hier wurden identisch
formulierte Terminanfragen verschickt mit Namen,
die eine türkische, nigerianische
oder eine deutsche Herkunft suggerieren.
Einen Termin für Psychotherapie zu kriegen
ist ja leider schon schwer genug.
Mit nichtdeutschem Namen
ist das aber noch mal deutlich schwerer.
Das waren jetzt nur
einzelne Beispiele,
die zeigen: Diskriminierung
lässt sich durchaus auch gut belegen.
Das für alle, die nur harten Zahlen glauben.
Alle, die hierzulande als offensichtlich
nicht deutsch eingeordnet werden, brauchen
solche Belege wahrscheinlich nicht,
sondern haben zahlreiche
eigene Erfahrungen mit Rassismus.
Und all diese
Rassismuserfahrungen muss man im
Zusammenhang betrachten.
Bildung hängt mit Jobchancen zusammen,
die mit Gehalt
und Wohlstand, der mit Gesundheit
und das alles mit mentaler Gesundheit.
Rassistisch diskriminierte Menschen
sind oft von mehreren
Diskriminierungsformen gleichzeitig betroffen.
Rassismus trifft zum Beispiel
häufig zusammen mit Klassismus auf.
Und übrigens, je länger Kinder in Armut aufwachsen,
desto mehr steigt die Wahrscheinlichkeit,
dass sie später Gewaltverbrechen begehen.
Wer sich also wirklich Sorgen
um Kriminalität macht,
sollte sich vielleicht nicht
auf fragwürdige Kriminalstatistiken stürzen,
sondern auf das, was Kriminalität
nachweislich verstärkt.
Zum Beispiel strukturelle
Benachteiligung und Diskriminierung.
Übrigens, Du kannst auch als Weißer
Mensch von struktureller Diskriminierung betroffen
sein, aber nicht, weil du weiß bist.
Doch das erklärt euch am besten
einer meiner Lieblingskartoffeln
im deutschen Fernsehen.
Hallo,
ich bin Peter Lohmeyer.
Sie kennen mich vielleicht als Vater,
der seinem Sohn das eigene Kaninchen
zum Abendessen serviert.
Aber eigentlich wollte ich
über was ganz anderes sprechen.
Ein Thema, was mir als weißer Mann
sehr am Herzen liegt: Rassismus gegen Weiße.
So, wo haben wir es denn?
Wer als Frau so rumläuft, hat selber Schuld.
Nee ...
Der Markt regelt alles.
Wie gruselig.
Ah!
Das Märchen vom Rassismus gegen Weiße.
Es war einmal
vor langer Zeit,
Februar ‘24,
in einem fernen Land -
Deutschland.
Da stellte die AfD
einen Antrag.
Sie forderte, auch Diskriminierung gegen Weiße
als Rassismus anzuerkennen und zu bekämpfen.
Aber dann kam der Bundestag
und lehnte den Antrag ab.
(Eieruhr klingelt)
Oh!
Tja, liegt daran, dass es
eben nichts zu bekämpfen gibt.
(Stimme:) Was?
Rassistische Haltungen gegen Weiße
sind heutzutage hoffähig geworden.
Äh, Moment, öhm...
Wer bist du denn?
Und wieso kannst du reden?
Ich bin Jochen, die Kartoffel
und ich werde ständig diskriminiert.
Klar, auch als weißer Mensch kannst du mal ausgegrenzt
oder beleidigt werden,
zum Beispiel durch einen
ironischen Vergleich mit einer Sättigungsbeilage.
Aber Kartöffelchen, das ist kein Rassismus.
Ach nein?
(Peter Lohnmeyer:) Wir dürfen da nicht Kartoffeln
mit Birnen vergleichen.
Rassismus geht über die individuelle Ebene
oder einzelne Situationen hinaus.
Rassismus heißt strukturelle Benachteiligung
und Diskriminierung.
Strukturell, strukturell!
Ja, strukturell.
Das heißt, dass weiße Menschen
über Jahrhunderte hinweg Machtverhältnisse geschaffen
und aufrechterhalten haben, zum Beispiel
in Institutionen, im Rechtssystem,
in der Gesellschaft.
Und genau da liegen die Unterschiede.
Wer wird denn zum Beispiel
bei Bewerbungsgesprächen diskriminiert?
Weiße Menschen?
Hä?! Diese ganzen Quoten?!
Heutzutage wird man als Weißer
bei Jobs strukturell benachteiligt.
Es werden doch kaum noch Weiße eingestellt.
Die Zahlen sagen was anderes.
Und offizielle Quoten gibt es sowieso nicht.
Und wenn es bei einzelnen Firmen oder Behörden
Quoten gibt,
sollen die doch bloß diese tief verankerten,
allgegenwärtigen Nachteile
wenigstens ein bisschen eindämmen.
Übrigens im besten Fall aufrichtig
und nicht zum Schein.
Fühlst du dich als Kartoffel
im Bundestag etwa nicht repräsentiert?
Hält dich die Polizei öfter an, weil du so auffällig
weiß aussiehst?
Nö.
Oder hast du mal
eine Wohnung nicht bekommen, weil du weiß bist?
Ja,
die Vermieterin meinte,
Kartoffelschauspieler wäre kein richtiger Job
und hat die Wohnung an einen Zahnarzt vermietet.
Von wegen normale Kartoffeln auf die eins!
Aber dann hast du die Wohnung nicht bekommen,
obwohl du weiß bist.
Nicht, weil du weiß bist.
Du hast die Wohnung nicht bekommen,
weil du womöglich weniger Geld hast.
Klar, diese Arten
von Diskriminierung
wegen Armut oder Klassismus oder auch des Alters wegen,
das kann natürlich auch weiße Menschen treffen.
Rassismus ist das allerdings nicht, weil weiße Menschen
in unseren Machtstrukturen nun mal privilegiert sind.
Selbst wenn Kartoffel verwendet wird,
um sich über deutsche Klischees lustig zu machen,
ist das nicht dasselbe wie etwa das N-Wort,
das seit Jahrhunderten genutzt wird,
um Schwarzen Menschen das Menschsein abzusprechen,
um sie zu versklaven,
auszubeuten, zu vergewaltigen, zu töten.
Ach so, Du meinst also,
wenn jemand das
N-Wort benutzt, das für systematische Gewalt
und Unterdrückung steht,
ist es nicht dasselbe, wie wenn jemand sagt:
“Kartoffeln können nicht tanzen”?
Genau.
(Kartoffel:) Ahhhh!
Ja, ein niederschwelliges
Erklärvideo von Kartoffeln für Kartoffeln.
Ich hoffe, es hilft.
Trotz Zuwachs rechter Ideologien in Europa
lehnt zum Glück immer noch
die Mehrheit der Gesellschaft
rassistisches Gedankengut klar ab.
Das ist gut.
Aber das heißt nicht, dass ihr keine rassistischen
Gedanken habt. Glaubt ihr nicht?
Dann lade ich euch ein, mal einen
Implicit Bias Test zu machen, der aufdeckt,
welche tief verankerten, auch unbewussten
Vorurteile man in sich trägt. Nee wirklich,
macht das mal.
Das Ergebnis wird euch wahrscheinlich schockieren,
weil es nicht zu eurem Verhalten
oder Selbstbild passen muss.
Aber verwunderlich ist es nicht.
Unser gesamtes gesellschaftlich
System ist von strukturellem Rassismus durchdrungen.
Wir sind alle mit rassistischen Narrativen
und Vorurteilen aufgewachsen.
Wir haben sie verinnerlicht. Ich auch.
Aber weil weiße Menschen
halt nicht von Rassismus betroffen sind,
laufen sie dabei besonders naiv durchs Leben.
Weiße Menschen profitieren jeden Tag von der
Konstruktion von Rasse
dadurch, dass sie eben nicht rassisch markiert werden,
dass sie über die Straße
gehen können,
ohne angeschaut zu werden, dass sie nicht von der
Polizei angehalten werden, grundlos,
dass sie sich nicht erklären müssen, woher sie denn kommen.
Und so weiter und so fort.
Es gibt viele Beispiele aus dem Alltag.
Und an unser statistisch sehr weißes Publikum:
Wisst ihr, was schon die allererste Hürde ist?
White Fragility.
So nennt man das, wenn sich
weiße Menschen angegriffen fühlen,
wenn es um strukturellen Rassismus geht.
“Ich bin doch keine Rassistin”, heißt es dann,
und die Diskussion wird abgewehrt.
Aber Rassismus abzulehnen
darf nicht bedeuten, dass er
ignoriert oder verdrängt wird.
Wir sind alle Teil
einer rassistischen Gesellschaft,
in die wir hineingeboren wurden.
Wir können nichts für bestehende
rassistische Strukturen,
aber es ist unsere Verantwortung,
diese aktiv abzubauen,
weil wir sie sonst
reproduzieren und somit Teil des Problems sind.
Deshalb reicht es nicht, nicht rassistisch zu sein.
Wir müssen aktiv antirassistisch sein.
Wie geht das?
Was kann man aktiv gegen Rassismus tun?
Darüber habe ich
mit der Journalistin Alice Hasters
und dem Sozialwissenschaftler
Professor Karim Fereidooni geredet.
Das könnt ihr euch hier ansehen.
Wir haben außerdem eine
Leseliste für euch zusammengestellt,
denn der eher naturwissenschaftliche
Fokus unserer Sendung
bildet natürlich einen kleinen Teil
dieses viel komplexeren Problems ab.
Aber vielleicht hat er euch ja Lust gemacht,
tiefer einzusteigen.
Und zu den Rassisten,
die aus irgendeinem Grund hier immer noch zuschauen:
Weder Biologie
noch Statistik stützen eure Weltanschauung.
Also lasst die Wissenschaft in Ruhe.
Danke fürs Zuschauen!
Bei uns geht es nächste Woche weiter.
Bis dahin, tschüss!
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