Poor Unfortunate Theater: Crash Course Theater #48

Summary

In diesem Video werden zwei revolutionäre Theateransätze vorgestellt: Jerzy Grotowskis 'Poor Theater' und Augusto Boals 'Theater der Unterdrückten'. Grotowski strebt eine Theaterform an, die sich auf die emotionale und spirituelle Transformation des Schauspielers konzentriert, indem er traditionelle Theaterelemente wie Kostüme und Bühnenbilder entfernt. Boal hingegen setzt auf interaktive Teilnahme des Publikums, um soziale Probleme zu lösen und das Bewusstsein für soziale Gerechtigkeit zu schärfen. Beide Theateransätze brechen mit den üblichen Konventionen und verfolgen das Ziel, tiefgreifende Veränderungen zu schaffen – sei es auf persönlicher oder gesellschaftlicher Ebene.

Takeaways

• 😀 Jerzy Grotowski gründete das *Poor Theater*, das sich von traditionellen Theaterformen abwendet und auf Kostüme, Bühnenbilder und Licht verzichtet.
• 😀 *Poor Theater* zielt darauf ab, die Grenzen zwischen Schauspielern und Publikum abzubauen und die intensive körperliche und emotionale Ausdruckskraft des Schauspielers zu nutzen.
• 😀 Grotowski wollte das Theater zurück zu seinen Wurzeln in Ritual und Mythos führen, weg vom illusionistischen Theater, das Film und Fernsehen überlassen werden sollte.
• 😀 Grotowski betrachtete Theater als Mittel der Selbstverwirklichung und Transformation, sowohl für Schauspieler als auch für Zuschauer.
• 😀 Ein bedeutendes Werk von Grotowski ist *Akropolis*, das die Traumata des Holocausts in einem experimentellen, erschütternden Theaterstück thematisiert.
• 😀 Augusto Boal entwickelte das *Theater der Unterdrückten*, das die Zuschauer aktiv in das Geschehen auf der Bühne einbezieht, indem sie als 'Spect-Actors' eingreifen.
• 😀 Im *Forum Theater* können Zuschauer in den Handlungslauf eingreifen und alternative Lösungen zu sozialen Problemen vorschlagen.
• 😀 *Invisible Theater* ist eine Form des Theaters, bei dem das Publikum nicht weiß, dass es sich um eine Aufführung handelt, wodurch ein Bewusstsein für soziale Missstände geweckt wird.
• 😀 Boals Theateransatz war stark von Paulo Freires pädagogischer Philosophie geprägt, die auf der Förderung von sozialer Gerechtigkeit durch gemeinschaftliche Interaktion basiert.
• 😀 Boals Arbeit stieß besonders in Brasilien auf Widerstand seitens der Militärregierung, die 1971 versuchte, ihn durch Verhaftung und Folter zum Schweigen zu bringen.
• 😀 Obwohl Grotowski und Boal unterschiedliche Theateransätze verfolgten – der eine für persönliche Transformation, der andere für soziale Veränderung – verband beide die Überzeugung, dass Theater ein Mittel für tiefgreifenden Wandel ist.

Q & A

Was ist das Ziel von Jerzy Grotowskis 'Armem Theater'?

Das 'Arme Theater' strebt danach, alle unnötigen Elemente wie Kostüme, Bühnenbilder und Licht zu eliminieren, um sich auf den Schauspieler und seine körperliche und emotionale Präsenz zu konzentrieren. Es geht darum, Theater auf seine elementarsten Formen zurückzuführen, in denen der Schauspieler als einziges 'Instrument' fungiert.

Wie unterscheidet sich Grotowskis Ansatz zum Theater von dem traditionellen Theater?

Grotowski distanziert sich von den illusionistischen Aspekten des traditionellen Theaters, wie Bühnenbildern und Kostümen, und betont stattdessen die physische Präsenz und die emotionalen Fähigkeiten des Schauspielers. Der Fokus liegt auf der inneren Transformation des Schauspielers und einer direkten Verbindung mit dem Publikum.

Welche Philosophie steckt hinter dem Begriff 'armes Theater'?

Der Begriff 'armes Theater' bezieht sich darauf, dass Theater ohne teure Ausstattung und Effekte auskommt. Stattdessen konzentriert sich die Bedeutung auf die 'Armut' der Mittel und die tiefere, authentische Ausdruckskraft des Schauspielers und seiner Performance.

Warum wurde Grotowski beeinflusst, die illusionistischen Elemente des Theaters abzulehnen?

Grotowski erkannte, dass das Theater mit Film und Fernsehen konkurrierte, die in der Lage sind, realistische Illusionen auf beeindruckendere Weise zu erzeugen. Er glaubte jedoch, dass Theater durch seine Wurzeln in Ritual und Mythos eine andere, tiefere Wirkung erzielen kann.

Was macht das 'Arme Theater' zu einem intensiven Erlebnis für die Schauspieler?

Im 'Armen Theater' müssen die Schauspieler ihre ganze Persönlichkeit und ihre emotionalen Ressourcen in ihre Rollen investieren. Sie durchlaufen einen langen, intensiven Übungsprozess, der nicht nur die Rolle selbst, sondern auch ihre eigene Identität transformiert.

Wie unterscheidet sich das Theater von Jerzy Grotowski von dem von Augusto Boal?

Grotowski fokussiert sich auf die innere Transformation des Schauspielers und die spirituelle Tiefe der Darstellung. Boal hingegen setzt auf das Theater als Werkzeug für soziale Veränderung und ermutigt das Publikum, aktiv in die Darbietung einzugreifen und als 'Mitspieler' die Handlung zu beeinflussen.

Was ist der 'Spect-Actor' im Theater von Augusto Boal?

Der 'Spect-Actor' ist eine Kombination aus Zuschauer und Schauspieler. Im Forum-Theater von Boal wird das Publikum eingeladen, auf der Bühne zu agieren und die Handlung zu verändern, um Lösungen für gesellschaftliche Probleme zu finden.

Wie funktioniert das Forum-Theater von Boal?

Im Forum-Theater wird eine kurze Szene zu einem sozialen Problem gespielt. Nachdem sie abgeschlossen ist, wird sie erneut aufgeführt, aber dieses Mal dürfen die Zuschauer eingreifen, indem sie selbst auf die Bühne kommen und alternative Handlungen vorschlagen. Der 'Joker' leitet den Prozess und stellt sicher, dass jede Lösung evaluierbar ist.

Was war die Reaktion des Militärregimes in Brasilien auf Boals Theaterarbeit?

Das brasilianische Militärregime war von Boals Theaterpraktiken nicht begeistert, da sie die Macht der Zuschauer stärkten und soziale Veränderungen anregten. Nach einer Aufführung von Brechts 'Der resistible Aufstieg des Arturo Ui' wurde Boal 1971 entführt, gefoltert und ins Exil gezwungen.

Welche Rolle spielt der 'Joker' im Theater von Boal?

Der 'Joker' ist der Moderator im Forum-Theater und sorgt dafür, dass die Interventionen der Spect-Actors richtig durchgeführt werden. Er oder sie stellt sicher, dass die Lösungen der Zuschauer klar und praktikabel sind und regt zur Reflexion über die gezeigten sozialen Probleme an.