War früher alles besser? | Offene Ideen | ARTE
Summary
TLDRDer Film beleuchtet die sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere in Deutschland und Frankreich. Er zeigt, wie der wirtschaftliche Aufschwung und die soziale Modernisierung der 1950er und 1960er Jahre von den neoliberalen Reformen der 1970er und 1980er Jahre abgelöst wurden, die zu Prekarisierung und sozialer Unsicherheit führten. Der Begriff der ‚regressiven Modernisierung‘ beschreibt die paradoxe Entwicklung, bei der Fortschritte in Bereichen wie der Geschlechtergerechtigkeit mit einem Rückgang der Arbeitsbedingungen und einer Zunahme von Zukunftsangst einhergingen, was schließlich den Aufstieg des Rechtspopulismus begünstigte.
Takeaways
- 😀 Der wirtschaftliche Aufschwung in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg führte zu Vollbeschäftigung, besseren Löhnen und sozialen Rechten für viele Arbeiter.
- 😀 In den 50er und 60er Jahren erhielten Arbeiter dank Tarifverträgen und sozialer Absicherung mehr Rechte, was das Gefühl von Sicherheit und Macht stärkte.
- 😀 Der Begriff 'Sozialeigentum' beschrieb die sozialen Rechte der Arbeiter, die ihnen Sicherheit wie Krankenversicherung, Rente und Arbeitslosengeld gewährten.
- 😀 Die soziale Moderne war nicht für alle gleichermaßen positiv, insbesondere nicht für Gastarbeiter und Frauen in traditionellen Rollen.
- 😀 Die soziale Moderne basierte oft auf traditionellen Familienrollen, wobei der Mann für das Einkommen sorgte und die Frau zu Hause blieb.
- 😀 Der Übergang zu neoliberalen Politiken in den 70er Jahren, ausgelöst durch die Ölkrise, führte zu einer Deregulierung des Arbeitsmarktes und einer Erosion von Arbeiterrechten.
- 😀 Neoliberalismus wurde als Fortschritt gepriesen, obwohl er oft zur Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und der sozialen Absicherung führte.
- 😀 Der Neoliberalismus verband sich mit emanzipatorischen Ideen der 68er-Bewegung, was zu einer paradoxen Mischung aus Marktliberalisierung und dem Streben nach persönlicher Freiheit führte.
- 😀 Die neoliberalen Reformen der 80er und 90er Jahre, wie Privatisierungen und Deregulierung, wurden schrittweise eingeführt, ohne die sozialen Errungenschaften direkt anzugreifen.
- 😀 'Regressive Modernisierung' beschreibt den Prozess, bei dem soziale Fortschritte wie die Frauenemanzipation mit der Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse und einer Verstärkung der sozialen Ungleichheit einhergingen.
Q & A
Was versteht man unter 'regressiver Modernisierung'?
-Regressive Modernisierung bezeichnet den paradoxen Zustand, in dem soziale und ökonomische Fortschritte (wie z.B. die Emanzipation von Frauen oder die Verbesserung der Lebensbedingungen) mit negativen Entwicklungen einhergehen, wie etwa der Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse und der Erosion sozialer Rechte und Absicherung durch den Staat.
Welche sozialen Errungenschaften gab es in den 1950er und 1960er Jahren in Deutschland und Frankreich?
-In den 1950er und 1960er Jahren erlebten viele Menschen in Deutschland und Frankreich einen wirtschaftlichen Aufschwung, der mit Verbesserungen in den Lebensbedingungen einherging: bessere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen, das Recht auf bezahlten Urlaub, eine steigende Lebensqualität und ein wachsender Zugang zu Wohlstand.
Warum wurden die sozialen Rechte und Absicherungen nach den 1970er Jahren zunehmend infrage gestellt?
-Nach den 1970er Jahren führten die Ölkrise und die damit verbundene wirtschaftliche Stagnation zu einem Umdenken in der Wirtschaftspolitik. Neoliberale Ansätze, die Privatisierung, Deregulierung und den Abbau von Sozialstaatlichen Leistungen propagierten, nahmen zu und untergruben die Sicherheitsnetze der Arbeiterklasse.
Was ist das Konzept des 'sozialen Eigentums' nach Robert Castel?
-Das Konzept des 'sozialen Eigentums' bezieht sich auf die sozialen Rechte der Arbeiter, wie etwa Krankenversicherung, Rentenansprüche und Arbeitslosengeld. Auch Menschen ohne privaten Besitz konnten sich durch diese Rechte als Eigentümer ihrer sozialen Absicherung fühlen.
Welche Rolle spielten die Gewerkschaften in den 1950er und 1960er Jahren in Deutschland?
-In den 1950er und 1960er Jahren waren Gewerkschaften in Deutschland sehr stark und gewährten den Arbeitern nicht nur kollektive Rechte, sondern auch mehr soziale Sicherheit. Arbeiter konnten durch Streiks und Mitbestimmungsrechte ihre Arbeitsbedingungen verbessern.
Inwiefern hat die neoliberale Politik seit den 1980er Jahren die Arbeitsmärkte verändert?
-Seit den 1980er Jahren hat die neoliberale Politik durch Maßnahmen wie Privatisierungen, Deregulierung des Arbeitsmarktes und Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen dazu geführt, dass Arbeitsverhältnisse unsicherer und prekärer wurden. Gleichzeitig stiegen die Löhne nicht mehr im gleichen Maße wie zuvor.
Was wird mit 'prekärer Arbeit' gemeint und wie hat sie sich verändert?
-Prekäre Arbeit bezeichnet Arbeitsverhältnisse, die unsicher, schlecht bezahlt und oft ohne soziale Absicherung sind. In den letzten Jahrzehnten hat die Zahl der prekären Jobs zugenommen, sowohl für Männer als auch für Frauen, was zu einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen führte.
Wie hat sich die Gender-Emanzipation in den letzten Jahrzehnten entwickelt?
-Die Gender-Emanzipation hat in den letzten Jahrzehnten Fortschritte gemacht, insbesondere durch eine stärkere Teilnahme von Frauen am Arbeitsmarkt und in höher qualifizierten Berufen. Allerdings geht diese Emanzipation oft mit der Zunahme von prekären Arbeitsverhältnissen und der Verfestigung von Klassenhierarchien einher.
Warum ist der Anstieg von Rechtspopulismus eine Folge der sozialen Unsicherheit?
-Der Anstieg von Rechtspopulismus wird zum Teil durch die zunehmende soziale Unsicherheit und Zukunftsängste befeuert. Besonders Menschen aus der Mittelschicht, die mit der Gefahr des sozialen Abstiegs konfrontiert sind, suchen nach einfachen, nationalistischen Lösungen, die von Rechtspopulisten angeboten werden.
Welche Auswirkungen hatte der Neoliberalismus auf die politische Landschaft?
-Der Neoliberalismus hat die politische Landschaft verändert, indem er traditionelle politische Unterschiede zwischen den Parteien verwischt hat. Sozialdemokraten und Konservative sind sich in vielen wirtschaftspolitischen Fragen zunehmend ähnlich geworden, was die Entstehung eines neuen politischen Extremismus begünstigte, der sich in der Form des Rechtspopulismus äußert.
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