Kohlberg: Stufenmodell der moralischen Entwicklung | Wie entwickelt sich Moral?

Tobias Kammer
4 Feb 201814:15

Summary

TLDRIn diesem Video wird die Theorie der moralischen Entwicklung nach Lawrence Kohlberg vorgestellt. Der amerikanische Psychologe teilte die moralische Entwicklung des Menschen in drei Hauptstufen: prä-konventionell, konventionell und post-konventionell. Anhand von Dilemmata wie dem 'Heinz-Dilemma' erklärt Kohlberg, wie sich das moralische Denken in verschiedenen Entwicklungsstufen verändert. Darüber hinaus wird das Konzept der 'Just Community' in Schulen vorgestellt, bei dem Schüler aktiv an moralischen Diskussionen teilnehmen, um ihre moralische Reife zu fördern. Trotz Kritik bietet das Modell wertvolle Einblicke in die Förderung von moralischer Entwicklung in der Erziehung.

Takeaways

  • 😀 Kohlbergs Theorie der moralischen Entwicklung beschreibt, wie sich moralische Überlegungen in drei Hauptstufen entwickeln: das präkonventionelle, konventionelle und postkonventionelle Stadium.
  • 😀 Das Heinz-Dilemma wird als zentrales Beispiel verwendet, um zu zeigen, wie Menschen in verschiedenen Stadien moralische Dilemmata bewerten.
  • 😀 In der ersten Stufe des präkonventionellen Denkens geht es um Belohnung und Strafe. Kinder orientieren sich daran, was für sie persönlich von Vorteil ist.
  • 😀 Die zweite Stufe, die als instrumentelle Moral bezeichnet wird, basiert auf einem Tauschprinzip: „Wie du mir, so ich dir“.
  • 😀 Die dritte Stufe, die konventionelle Moral, zielt darauf ab, in der Gesellschaft gut dazustehen und von anderen positiv bewertet zu werden.
  • 😀 In der vierten Stufe der konventionellen Moral wird die Orientierung an Recht und Ordnung deutlich, wobei abstrakte Prinzipien wie das Gesetz eine Rolle spielen.
  • 😀 Das postkonventionelle Stadium beginnt mit der Anerkennung eines sozialen Vertrags, bei dem Gesetze nicht immer als absolut betrachtet werden, sondern auch hinterfragt werden können.
  • 😀 In der sechsten Stufe geht es um die Orientierung an universellen ethischen Prinzipien, wie zum Beispiel dem kategorischen Imperativ von Kant.
  • 😀 Kohlberg geht davon aus, dass Diskussionen über moralische Dilemmata die moralische Entwicklung fördern können, da sie die Perspektiven erweitern und neue Denkansätze eröffnen.
  • 😀 Das „Just Community“-Konzept von Kohlberg fördert die moralische Entwicklung in Schulen, indem es die Schüler aktiv in die Entscheidungsprozesse einbezieht und Verantwortung für das schulische Geschehen übernimmt.
  • 😀 Kohlbergs Theorie hat auch ihre Kritikpunkte, insbesondere das Kompetenz-Performanz-Problem, bei dem die gezeigte moralische Leistung nicht immer die tatsächliche moralische Entwicklung widerspiegelt.

Q & A

  • Was ist das Hauptziel von Lawrence Kohlbergs Modell der moralischen Entwicklung?

    -Das Hauptziel von Kohlbergs Modell ist es, zu erklären, wie sich die moralische Urteilsfähigkeit und das moralische Denken von Menschen im Laufe ihrer kognitiven Entwicklung verändern. Er unterteilt diese Entwicklung in verschiedene Stufen, die auf zunehmend abstrakteren moralischen Prinzipien basieren.

  • Welche Rolle spielen die 'Dilemmata' in Kohlbergs Forschung?

    -Die Dilemmata, wie das Heinz-Dilemma, dienen dazu, das moralische Urteil der Probanden zu erfassen. Kohlberg interessierte sich weniger für die Entscheidungen selbst, sondern vielmehr für die Begründungen der Entscheidungen, um die Entwicklungsstufe des moralischen Denkens zu bestimmen.

  • Was ist das Heinz-Dilemma und wie wird es verwendet?

    -Das Heinz-Dilemma beschreibt eine Situation, in der ein Mann namens Heinz versucht, ein Medikament zu stehlen, um das Leben seiner schwer kranken Frau zu retten. Kohlberg nutzte dieses Dilemma, um herauszufinden, auf welcher moralischen Entwicklungsstufe eine Person sich befindet, je nachdem, wie sie die Situation bewertet und begründet.

  • Wie unterscheiden sich die moralischen Stufen in Kohlbergs Modell?

    -Kohlberg unterscheidet drei Hauptstufen: das präkonventionelle Stadium (orientiert an Bestrafung und Belohnung), das konventionelle Stadium (orientiert an sozialen Normen und Gesetzen) und das postkonventionelle Stadium (orientiert an universellen ethischen Prinzipien und sozialen Verträgen).

  • Was bedeutet die 'Instrumentelle Moral' in Kohlbergs Modell?

    -Die 'Instrumentelle Moral' beschreibt eine Stufe, in der Menschen moralische Entscheidungen aufgrund eines egoistischen Austauschs treffen – also nach dem Prinzip 'Wenn du mir hilfst, helfe ich dir'. Es handelt sich dabei um eine Stufe, in der der eigene Vorteil im Vordergrund steht.

  • Wie wird das Konzept der 'Gerechten Gemeinschaft' in Kohlbergs Modell angewendet?

    -Das Konzept der 'Gerechten Gemeinschaft' zielt darauf ab, Schüler in die Gestaltung ihrer eigenen Schule einzubeziehen. Sie übernehmen Verantwortung, diskutieren wichtige Themen und lernen durch Partizipation und gemeinsame Entscheidungsfindung, ihre moralische Entwicklung zu fördern.

  • Warum ist es laut Kohlberg wichtig, moralische Dilemmata zu diskutieren?

    -Laut Kohlberg fördert das Aushandeln von moralischen Dilemmata das moralische Wachstum, da es den Denkprozess anregt und den Menschen hilft, ihre moralischen Überzeugungen zu hinterfragen und zu entwickeln. Der Austausch unterschiedlicher Perspektiven führt zu einer tieferen Auseinandersetzung mit moralischen Prinzipien.

  • Welche Schwierigkeiten bestehen bei der praktischen Umsetzung von Kohlbergs Theorie?

    -Eine der Hauptschwierigkeiten ist, dass die moralische Entwicklung in der Praxis nicht immer linear verläuft und Menschen oft moralische Prinzipien zeigen, ohne dass diese vollständig mit ihrer kognitiven Entwicklung übereinstimmen. Zudem ist es herausfordernd, die Theorie in rigiden Bildungssystemen umzusetzen, die wenig Raum für Partizipation bieten.

  • Warum stellt Kohlberg in seiner Theorie die Frage, ob Menschen tatsächlich das postkonventionelle Stadium erreichen?

    -Kohlberg selbst stellte fest, dass das postkonventionelle Stadium, in dem Menschen universelle ethische Prinzipien wie den kategorischen Imperativ von Kant anwenden, theoretisch schwer zu erreichen ist. Er bezweifelte, dass viele Menschen diese Stufe dauerhaft erreichen können.

  • Wie erklärt Kohlberg die Bedeutung von emotionalen Urteilen im moralischen Entscheidungsprozess?

    -Kohlberg erkennt an, dass Menschen oft schnelle, emotionale Urteile treffen, bevor sie eine rationale Abwägung vornehmen. Dies zeigt, dass moralische Urteile stark von emotionalen Reaktionen beeinflusst werden, was in seiner Theorie als 'Kompetenz-Performanz-Problem' bezeichnet wird – das heißt, dass die gezeigte moralische Leistung nicht immer mit der moralischen Kompetenz übereinstimmt.

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