Die Völkerwanderung: Flucht und Vertreibung in der Antike
Summary
TLDRDieses Video erklärt die Völkerwanderung als Zeit der Transformation zwischen Antike und Mittelalter. Es korrigiert den Mythos, dass ganze Völker wanderten, und betont, dass es sich in Wirklichkeit um germanische Stammesverbände handelte, die von verschiedenen Gründen wie Klimaveränderungen und Angreifern getrieben wurden. Die Römischen Reiche, insbesondere das Westreich, waren Ziele dieser Bewegungen, die zu neuen Königreichen führten. Der Begriff 'Völkerwanderung' wird kritisiert, da er ein komplexes Geschehen vereinfacht und politisch missbraucht wird. Das Video fordert zu einer sachlichen Diskussion über den historischen Zusammenhang und die heutige Relevanz auf.
Takeaways
- 😀 Die Völkerwanderung ist ein historischer Begriff, der eine Zeit des Übergangs zwischen der Antike und dem Mittelalter beschreibt.
- 🗺️ Die Begriffe 'Franken', 'Goten', 'Vandalen' und 'Langobarden' sind Beispiele für germanische Stämme, die während der Völkerwanderung eine Rolle spielten.
- 🔍 Historiker:innen diskutieren, ob der Begriff 'Völkerwanderung' richtig ist und ob er politisch missbraucht wird.
- 🏛 Das Römische Reich, insbesondere der Westen, erlebte im 4. und 5. Jahrhundert eine Reihe von Herausforderungen, die zu seiner Spaltung und dem Aufstieg neuer Königreiche führten.
- 👥 Die Völkerwanderung war nicht eine Massenbewegung von ganzen Völkern, sondern von Stammesverbänden, die aus verschiedenen Gründen auf der Suche nach neuem Land waren.
- 🌍 Die 'Wanderungen' waren oft langreichweite und komplizierte Migrationsbewegungen, die von verschiedenen Faktoren wie Klimaänderungen und militärischen Drängern beeinflusst wurden.
- 🏰 Die römischen Gebiete lockten viele Stämme aufgrund ihrer Zivilisation und des Angebots von Land für Siedlung und Landwirtschaft.
- 🛡️ Die Stämme suchten oft eine Form von Bündnis mit den Römern, um Land und Schutz zu erhalten, was zu militärischen und politischen Verpflichtungen führte.
- 🏹 Die Hunnen, insbesondere Attila, waren ein bedeutender Faktor, der die Bewegungen der germanischen Stämme beeinflusste und als 'Push-Faktor' für die Völkerwanderung gilt.
- 🏟️ Die Völkerwanderung führte nicht zum vollständigen Ende der römischen Zivilisation, sondern zu einer Transformation und Neuformierung von Reichen und Kulturen in Europa.
Q & A
Was ist das Hauptthema des Videos?
-Das Hauptthema des Videos ist die Völkerwanderung, eine Umbruchszeit zwischen Antike und Mittelalter, und es versucht, die sieben wichtigsten Fragen dazu zu beantworten.
Wie wird die Völkerwanderung oft in der Geschichtsschreibung dargestellt?
-In der Geschichtsschreibung wird die Völkerwanderung oft als Geschichte des Untergangs des Römischen Reiches dargestellt.
Was war das Ende des Römischen Reiches und wie spielte es in der Völkerwanderung eine Rolle?
-Das Ende des Römischen Reiches fand im Jahr 476 statt, als der germanisch-römische Heerführer Odoaker den weströmischen Kaiser absetzte, was die Kaiserherrschaft im Westen beendet.
Was bedeuten die Begriffe 'Push-Faktoren' und 'Pull-Faktoren' in Bezug auf die Völkerwanderung?
-Push-Faktoren sind Gründe, die die Stämme aus ihrer Heimat vertreiben, wie Wetterbedingungen oder Angreifer wie die Hunnen. Pull-Faktoren sind dagegen Anziehungspunkte wie die römischen Gebiete mit ihren zivilisierten Städten und Arbeitsmöglichkeiten.
Welche verschiedenen Stämme sind während der Völkerwanderung erwähnt worden?
-Während der Völkerwanderung werden Stämme wie Franken, Goten, Vandalen, Langobarden, Burgunder, Angelsachsen und Sachsen erwähnt.
Was ist die Bedeutung des Begriffs 'Volk' in diesem historischen Kontext?
-Im historischen Kontext des Videos bezieht sich 'Volk' auf Stammesverbände, die politisch verbunden sind, und nicht auf ganze Völker, die sich bewegen.
Wie erklärt der Video-Autor die wirtschaftlichen und kulturellen Veränderungen während der Völkerwanderung?
-Der Autor erklärt, dass während der Völkerwanderung viele Aspekte wie Wirtschaft, Kultur, Kriegsführung und Religion sich veränderten, und es als Transformationszeitraum betrachtet wird.
Welche Rolle spielte der römische Kaiser Justinian in der Völkerwanderung?
-Der römische Kaiser Justinian versuchte, das Römische Reich wieder zu stärken und eroberte unter anderem Italien zurück, aber sein Triumph währte nur kurz.
Welches Ereignis markiert das Ende der Völkerwanderung?
-Das Ende der Völkerwanderung wird mit der Gründung des Langobardenreichs in Italien im Jahr 568 durch die Langobarden markiert.
Warum wird der Begriff 'Völkerwanderung' kritisiert?
-Der Begriff 'Völkerwanderung' wird kritisiert, weil er ein komplexes Geschehen vereinfacht und ein falsches Bild vermittelt, das nicht die tatsächlichen Stammesverbände und ihre Bewegungen korrekt beschreibt.
Wie wird die Völkerwanderung heute oft politisch missbraucht?
-Heutzutage wird die Völkerwanderung oft politisch missbraucht, um Angst vor einer angeblichen neuen Völkerwanderung und dem drohenden Untergang zu schüren.
Outlines
🌐 Einleitung in die Völkerwanderung
Das Video behandelt das Thema der Völkerwanderung, eine Epoche der Umbruchs zwischen Antike und Mittelalter. Es stellt die komplexe Geschichte der verschiedenen germanischen Stämme wie Franken, Goten, Vandalen und Langobarden vor und stellt die Frage, ob der Begriff 'Völkerwanderung' angemessen ist. Der Fokus liegt auf der Darstellung der Verwirrung und der Notwendigkeit, die sieben wichtigsten Fragen zu diesem Thema zu beantworten. Die historische Bedeutung der Völkerwanderung als Übergangszeit und die Rolle der Römer in dieser Epoche werden hervorgehoben.
🛡 Die Ursachen der Völkerwanderung
Der zweite Absatz geht auf die verschiedenen Gründe ein, die die germanischen Stämme in Bewegung setzten. Es werden sowohl 'Push-Faktoren' wie Wetterveränderungen und Angreifer, insbesondere die Hunnen, als auch 'Pull-Faktoren' wie die Anziehungskraft des römischen Reiches diskutiert. Die Stämme suchten nach Siedlungsland und versuchten, durch Bündnisse oder militärische Dienste in der römischen Ordnung eine Existenz zu sichern. Der Absatz betont auch, dass die Stämme nicht als homogene Völker, sondern als politisch verbundene Stammesverbände zu verstehen sind.
🏰 Die Transformation durch Migration
Der dritte Absatz beschreibt die Transformation, die durch die Migrationsbewegungen stattfand, und wie diese zu einer Neugestaltung der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Landschaft führte. Es wird auf die Bedeutung der Migration für die Identitätsbildung der Stämme und die Herausbildung neuer Königreiche eingegangen. Der Absatz hebt hervor, dass die Völkerwanderung nicht als ein negatives Ereignis zu sehen ist, sondern als Teil einer komplexen Transformationsphase, die auch Innovation und Anpassung mit sich brachte.
Mindmap
Keywords
💡Völkerwanderung
💡Antike
💡Mittelalter
💡Stammesverbände
💡Barbaren
💡Push-Faktoren
💡Pull-Faktoren
💡Reichsgründungen
💡Transformation
💡Karl der Große
Highlights
Die Völkerwanderung als Übergangszeit zwischen Antike und Mittelalter
Historiker:innen bemühen sich, den Begriff Völkerwanderung zu kritisieren und zu präzisieren
Die Völkerwanderung wird lange als Geschichte des Untergangs des Römischen Reiches dargestellt
Das Römische Reich war anpassungsfähig und behauptete seinen Kernbestand trotz Herausforderungen
Im 4. Jahrhundert nach Christus zeigte sich ein Niedergang der römischen Macht
Der Sturz des westlichen Römischen Reiches durch Odoaker markiert den Beginn der Völkerwanderungszeit
Die Völkerwanderung umfasst die Zeit von 375 bis 568 nach Christus
Der Begriff 'Volk' ist irreführend, da es sich um Stammesverbände und nicht um ganze Völker handelt
Die Römer bezeichneten alle nicht-Römer oder Griechen als 'Barbaren'
Wanderungen waren oft langreichweite und zielgerichtete Bewegungen von Stämmen
Push-Faktoren wie Wetterbedingungen und Angreifer wie die Hunnen trieben Stämme weg
Pull-Faktoren wie die römische Zivilisation lockten Stämme in römische Gebiete
Die Stämme suchten Siedlungsland und versuchten, eigenständige Herrschaften zu gründen
Der Westen des Römischen Reiches zerfiel in mehrere Königreiche
Der Prozess der Völkerwanderung endet mit der Gründung des Langobardenreiches im Jahr 568
Der Begriff Völkerwanderung wurde ab 1790 populär, auch durch den Dichter Friedrich Schiller
Die Völkerwanderung wird oft politisch missbraucht, um Angst zu schüren
Die Völkerwanderungszeit war eine Periode der Transformation und Anpassung
Historiker:innen suchen nach neuen Zugängen zur Verständnis der Völkerwanderungszeit
Transcripts
In diesem Video geht es um die Völkerwanderung.
Ein Begriff, den ihr schon mal gehört habt.
Er steht für eine Umbruchszeit zwischen Antike und Mittelalter.
Aber die meisten wissen nicht, was da genau passiert.
Allein die Karten dazu sind schon verwirrend.
Franken, Goten, Vandalen, Langobarden.
Ein ziemliches Kuddelmuddel.
Um die Verwirrung komplett zu machen,
inzwischen schreiben Historiker:innen,
dass der Begriff Völkerwanderung eigentlich falsch ist.
Und politisch missbraucht wird.
Viel Durcheinander also.
Um das alles mal zu ordnen, beantworten wir hier
die sieben wichtigsten Fragen zu Völkerwanderung.
(Einzelner heller Ton)
Alles endet irgendwann.
So ist das in der Geschichte.
Dieses Video wird irgendwann enden.
Vielleicht mit einem Klick von euch auf dem Abo-Button.
Auch das Imperium Romanum, das große Römische Reich
fand irgendwann ein Ende.
Das wisst ihr.
Damit sind wir mitten bei der ersten Frage.
Die Völkerwanderung wird in der Geschichtsschreibung
lange als Story des Untergangs des Römischen Reiches erzählt.
Vielleicht habt ihr das mitbekommen.
Einerseits stimmt das irgendwie. Aber es ist auch falsch.
Wenn ihr denkt: "Der Typ, der Mirko, macht die Verwirrung noch größer",
könntet ihr recht haben.
Also, eins nach dem anderen.
Das Römische Reich wird in seiner Geschichte oft herausgefordert.
Durch äußere Feinde und innere Probleme.
Aber die Römer sind anpassungsfähig und schaffen es,
immer wieder den Kernbestand des Reiches und seiner Kultur
zu behaupten.
Aber gegen Ende des 4. Jahrhunderts nach Christus
gehen die Kräfte aus.
Erst wird das Reich geteilt, ein Video dazu gibt's auf dem I.
Dann geht 476 der westliche Teil endgültig unter.
Der germanisch-römische Heerführer Odoaker
setzt den weströmischen Kaiser Augustus ab
und beendet die Kaiserherrschaft im Westen.
Es gibt zwar noch den Kaiser Ostroms,
aber Westeuropa, das jahrhundertelang unter römischer Oberhoheit stand,
ist jetzt eine Gegend,
in der sich etwa ein Dutzend neue Königreiche bilden.
seit dem Jahr 568.
Das ist die Zeit der Völkerwanderung.
Aus römischer Sicht erzählt.
Allgemeiner klingt es so:
In der Zeit zwischen 375 nach Christus
bis um 568 ist die vom römischen Imperium geprägte Welt
im Umbruch.
Am Anfang dieses Prozesses steht die antike Welt.
Und am Ende das Mittelalter.
Am Anfang ein römisches Imperium mit einem Kaiser,
das viele Völker und Kulturen umfasst.
Am Ende stehen mehrere Königreiche.
Am Anfang steht die antike Götterwelt,
am Ende das Christentum.
Die Wirtschaft, die Kultur, die Art, wie man Kriege führt,
die Religion, alles das verändert sich.
Und ein wichtiger Teil dieses Umbruchs sind Migrationsbewegungen.
Darum spricht man in der Geschichtsschreibung
von der Zeit der Völkerwanderung.
Der Begriff "Volk" ist irreführend.
Erstens sind keine ganzen Völker unterwegs.
An den Grenzen des Römischen Reiches
leben verschiedene germanische Stämme.
Da kann es sein, dass die Menschen eines Dorfes ins Reich ziehen.
Vielleicht wegen einer Überschwemmung.
Oder die Menschen fliehen vor Feinden.
Oder Rom lockt mit gutem Ackerland Bauern in seinen Herrschaftsbereich.
Und "Volk" bezeichnet Menschen,
die durch ihre Abstammung miteinander verbunden sind.
Das ist bei den "Völkern", die damals unterwegs sind, nicht der Fall.
Es handelt sich um Stammesverbände, die politisch verbunden sind.
Man schließt sich zusammen, weil man so stärker ist.
Oder weil man gleiche Ziele oder Ansichten teilt.
Oder weil die einen die anderen besiegen
und in ihren Stamm eingliedern.
Anstatt von Völkern spricht man besser von Stammesverbänden.
Übrigens: Für die Römer sind diese Menschen alle "Barbaren".
Das hört sich für uns wie eine Beleidigung an.
Es bezeichnet aber erst einmal Menschen,
die keine Römer oder Griechen sind.
Je nach Zusammenhang ist es mehr oder weniger negativ gemeint.
Der Begriff "Barbarenstämme" sagt erst einmal:
Das sind Leute, die nicht im Wirkungskreis
der römischen Zivilisation leben.
Ja, jetzt zum Begriff "Wanderung".
Da geht es, platt gesagt, natürlich nicht um so etwas
wie Schulausflüge, sondern darum,
die Heimat zu verlassen.
Dafür gibt es verschiedene Gründe.
Wandern, das machen die Stämme allerdings tatsächlich.
Und nicht zu knapp.
Etwa die Westgoten.
Die ziehen vom Schwarzen Meer durch Griechenland und den Balkan,
danach durch Italien und schließlich landen sie
in Südfrankreich und Spanien.
Die Langobarden lassen sich in Norditalien nieder.
Die Vandalen kommen aus Osteuropa
und ziehen über die Iberische Halbinsel nach Afrika.
Genauer in die Gegend um Karthago.
Auch die Burgunder und Franken überqueren den Rhein
und siedeln sich im Imperium Romanum an.
Angeln, Sachsen und Jüten gelangen über die Nordsee nach Britannien.
Diese Verbände geben sich mit der Zeit eigene Herkunftsgeschichten.
Genau das beginnt sie, zusammenzubringen.
Es ist ein wichtiger Teil der Volkswerdung.
Als sie ihre Heimat verlassen haben.
Da stellt sich die Frage:
Die Heimat zu verlassen kann unterschiedliche Gründe haben.
In der Regel gibt es aber zwei Kategorien.
Die treiben einen weg.
Gründe, deretwegen man in eine bestimmte Gegend hineinwill.
Also das, was einen anzieht.
Was man sich erhofft.
Zur Völkerwanderungszeit gibt es beides.
Was pusht, was drückt die Stämme weg?
Da sind einmal die Wetter- und Klimabedingungen in Germanien,
die Menschen dazu bringen, die Heimat zu verlassen.
Dass klimatische Veränderungen mit Migrationsbewegungen damals
zu tun haben, das gilt heute als bewiesen.
Dann gibt es Angreifer, Eroberer, v.a. die Hunnen.
Mit ihnen wird der Beginn der Völkerwanderungszeit verknüpft.
Die hunnischen Reiterheere greifen 375
in der Gegend nördlich des Schwarzen Meeres
die dort siedelnden Ostgoten an.
Die weichen aus und kommen an die Grenze des Römischen Reiches.
Etwa da, wo heute Budapest liegt.
Dabei verdrängen sie wieder andere.
Hier ist der Begriff Push-Faktoren wirklich angesagt.
Es geht um das Wegdrücken.
Was pullt, zieht einen an?
Na ja, die römischen Gebiete sind höchst zivilisiert.
Große Städte, Bäder, Theater, Arenen für Gladiatorenkämpfe
und Pferderennen.
Saubere Wasserversorgung, Straßen und Arbeit.
Die Stämme suchen meistens Siedlungsland.
Eine Gegend wo sie bleiben und eine eigene Herrschaft errichten können.
Dafür streben sie einen Vertrag mit den Römern an.
Bei solch einem Bündnis übernehmen die Stämme militärische Aufgaben.
Sie erhalten Land,
dafür verteidigen sie für die Römer z.B. die Reichsgrenze.
Die Stämme wollen sich also v.a. eine Existenz aufbauen.
Wenn es aber Unstimmigkeiten mit den Römern gibt,
nehmen sie sich das, was sie brauchen, auch gewaltsam.
Und das Weströmische Reich, in dem die Stämme v.a. siedeln,
hat nicht mehr die Kraft, sich zu wehren.
Damit fünftens:
Diese Karte hier hatten wir am Anfang schon mal.
Der Westen des Reiches zerfällt.
In die Reiche der Vandalen, Westgoten, Burgunder, Ostgoten,
Angelsachsen und Franken.
Mit der Zeit vollzieht sich ein Konzentrationsprozess.
Mehrere kleine Stämme werden zu wenigen großen.
Am Ende bleiben die Westgoten in Spanien übrig.
Das wird später islamisches Gebiet.
Im Norden entsteht ein neues starkes Reich.
Das Reich der Franken.
Mitte des 6. Jahrhunderts will der römische Kaiser Justinian
das Römische Reich noch einmal zu alter Stärke führen
und erobert u.a. Italien zurück.
Aber der Triumph wärt nur kurz.
Der Schlussakt der Völkerwanderung gehört den Langobarden.
Die siedeln zunächst in der Gegend des heutigen Westungarn.
Als Ostrom schwächelt, ziehen sie 568 über die Alpen
und gründen in Italien das Langobardenreich.
Diese Reichsgründung ist die letzte,
die durch germanische Verbände durchgeführt wird.
Hier setzt die Geschichtsschreibung den Schlusspunkt der Völkerwanderung.
Das Langobardenreich wird später vom Franken Karl dem Großen erobert,
der sich 800 zum Kaiser krönen lässt.
Zum ersten in Westeuropa nach mehr als 300 Jahren.
Und, ihr habt es euch schon gedacht,
auch zu ihm findet ihr ein Video oben auf dem I.
Tja.
Gute Frage.
In Deutschland wird der Begriff ab 1790 populär.
Nicht zuletzt,
weil ihn der Dichter und Historiker Friedrich Schiller verwendet.
Deutschland ist ja lange politisch zersplittert.
Die deutschen Stämme, die Bayern, Sachsen, Schwaben usw.,
die kennen wir bis heute, bis heute gibt es auch Bundesländer.
Die Deutschen, die sich einerseits als gemeinsame Nation verstehen
und andererseits ihre Herkunft
aus mittelalterlichen Volksstämmen hochhalten,
die können der Idee, dass damals Völker unterwegs waren,
viel abgewinnen.
Im Grunde ist das ein positiver Begriff.
Unsere französischen Nachbarn nennen diese Epoche
Zeit der Invasion der Barbaren.
Das ist deutlich negativer.
Wir wissen jetzt, dass es sich bei den gemeinten Völkern
in der Übergangszeit von der Antike zum Mittelalter
um Gruppen germanischer Stämme handelt.
Die verwenden den Begriff "Volk" nicht
wie die Deutschen im 19. Jahrhundert oder wie wir heute.
Es sind eben Stammesverbände,
die von Kriegsherren, Warlords geführt werden,
sich Herrschaft aneignen und versuchen,
ihre Herzogtümer und Königreiche zu etablieren.
Ihre "Wanderungen" erscheinen uns erst im Nachhinein
als geplante Bewegungen.
Der Begriff "Völkerwanderung" vermittelt also ein falsches Bild.
Migration gibt es immer.
Das ist kein besonderes Kennzeichen einer Epoche.
Aber Völker sind damals eben nicht unterwegs.
Und die angebliche Völkerwanderung
stellt keine so gravierende Zäsur dar,
wie man früher vermutete hat
und wie es heute auch noch vermittelt wird.
Deshalb klare Antwort:
Na ja, ihr wisst, jetzt kommt kein Ja oder Nein.
Der Begriff ist problematisch,
weil er dazu verleitet, ein komplexes Geschehen
so zu vereinfachen, dass die Erklärungen falsch werden.
Aber ich hab auch keinen besseren Begriff dafür.
Man kann ihn verwenden, weil man mittlerweile weiß,
dass Völkerwanderung mehr meint
als das Schulwissen von vor 30 oder 50 Jahren.
Habt ihr ein besseres Wort? Schreibt es in die Kommentare.
Dann verwenden wir nur noch diesen Begriff.
Man darf den Begriff natürlich nicht missbrauchen.
Damit zur letzten Frage.
Die Verbindung zwischen Völkerwanderung,
also germanischer Migration
und dem Untergang des zivilisierten Römischen Reiches
wirkt sich noch heute aus.
Während der Flüchtlingsdiskussion 2015 konnte man es hören
und auch heute warnen einige Politiker davor.
Vor einer neuen Völkerwanderung, dem drohenden Untergang.
Krieg, Blut, Leid, Tränen, Gefahr.
Das Ende von allem, was wir schätzen.
Wer so spricht, missbraucht eine geschichtliche Entwicklung,
um Angst zu schüren, wie das oft der Fall ist.
Die spätantike Migration ist nicht mit heute vergleichbar.
Was soll man aus der Geschichte lernen?
Z.B. dass einfache Erklärungen, einfache Begriffe
oft den Blick auf die Wirklichkeit verstellen
und man nicht erfährt, was wirklich geschehen ist.
Die Völkerwanderungszeit bringt etwas Neues hervor.
Es geht um eine Transformation.
Die Menschen passen sich an.
An das Klima, neue politische Verhältnisse, eine Religion.
Klar ist, dass das alle mit viel Gewalt verbunden ist.
Seit Längerem bemühen sich Historiker:innen,
einen neuen Zugang zu dieser Epoche zu finden.
Zur Epoche der angeblichen Völkerwanderung.
Wir halten euch auf dem Laufenden.
Welches Bild habt ihr denn von der Völkerwanderung?
Oder welches Bild hattet ihr?
Habt ihr den Begriff schon mal in Verbindung
mit heutige Flüchtlingsbewegungen gehört?
Schreibt es gerne unten in die Kommentare.
Lasst uns darüber sachlich diskutieren.
Neben mir findet ihr noch zwei weitere Videos.
Was nach der Zeit der Völkerwanderung die Menschen bewegt,
erfahrt ihr im Video über das 7. Jahrhundert.
Und darunter ein Video über die Wikinger in Europa.
Danke fürs Zuschauen.
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