„Altnazis“ in BRD und DDR: Zweite Karriere trotz NS-Vergangenheit

MrWissen2go Geschichte | Terra X
16 May 202415:08

Summary

TLDRNach dem Zweiten Weltkrieg waren viele ehemalige Nationalsozialisten in wichtigen Positionen in West- und Ostdeutschland wieder aktiv. Trotz der Entnazifizierung und dem Ziel, NS-Verbrecher aus öffentlichen Ämtern zu entfernen, konnten viele aufgrund von Lücken im Verfahren oder politischem Druck erneut in Verwaltung, Polizei und Justiz aufsteigen. Der Fall Hans Globke und der Einfluss ehemaliger Nazis im BKA und anderen Institutionen zeigen, wie tief die NS-Vergangenheit in der frühen Bundesrepublik verankert blieb. Das Thema wirft Fragen zur moralischen Verantwortung und zur erfolgreichen Integration dieser Personen in die Nachkriegsordnung auf.

Takeaways

  • 😀 Die Entnazifizierung nach 1945 hatte das Ziel, ehemalige Nationalsozialisten aus dem öffentlichen Dienst zu entfernen, doch viele konnten trotz der Bemühungen wieder in wichtige Positionen zurückkehren.
  • 😀 Viele Beamte, die während des NS-Regimes in verantwortlichen Positionen waren, wurden entweder als Mitläufer oder unbelastet eingestuft, obwohl sie oft aktiv an Verbrechen beteiligt waren.
  • 😀 Trotz der Entnazifizierungsverfahren nahmen viele ehemalige Nazis in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR wieder leitende Rollen in Polizei, Justiz und Verwaltung ein.
  • 😀 In der Bundesrepublik wurden Personen wie Hans Globke und Theodor Oberländer, die während der NS-Zeit Karrieren machten, 1953 wieder in hohe politische Ämter berufen.
  • 😀 Die westlichen Alliierten, insbesondere die USA, Großbritannien und Frankreich, drängten auf eine schnelle Integration Westdeutschlands, wodurch viele ehemalige Nazis in wichtigen Positionen toleriert wurden.
  • 😀 In der DDR, obwohl sie sich als antifaschistischer Staat verstand, kamen ebenfalls viele ehemalige Nazis in Machtpositionen, insbesondere wenn sie dem neuen Regime gegenüber loyal waren.
  • 😀 Die Wiedereinstellung ehemaliger Nazis wurde durch ein Gesetz von 1951 gefördert, das Beamten, die nicht als Hauptschuldige oder belastet galten, eine Rückkehr in den öffentlichen Dienst ermöglichte.
  • 😀 In der Justiz und Polizei blieben viele NS-freundliche Strukturen bestehen, und viele Richter und Polizisten der NS-Zeit setzten ihre Karrieren fort, indem sie sich auf das Argument beriefen, sie hätten nur Befehlen gefolgt.
  • 😀 Trotz der Aufarbeitung der Vergangenheit in den 1950er- und 1960er-Jahren durch Historiker, wurde die Rolle vieler Schreibtischtäter und Mitläufer der NS-Zeit oft nur oberflächlich hinterfragt.
  • 😀 In der Bundesrepublik wurde oft das Fachwissen von ehemaligen Nazis als unverzichtbar für den Wiederaufbau nach dem Krieg betrachtet, was ihre Rückkehr in den Staatsdienst erleichterte.

Q & A

  • Warum war es so schwierig, ehemalige Nationalsozialisten nach dem Zweiten Weltkrieg aus wichtigen Positionen zu entfernen?

    -Es war schwierig, weil viele ehemalige Nationalsozialisten als 'unbelastet' oder 'Mitläufer' eingestuft wurden, was ihnen ermöglichte, in den öffentlichen Dienst zurückzukehren. Zudem war der Entnazifizierungsprozess unzureichend, und viele lügen vor den Kommissionen oder wurden von Kollegen unterstützt, was die Überprüfung erschwerte.

  • Welche Rolle spielte der Kalte Krieg bei der Rückkehr ehemaliger Nazis in wichtige Ämter?

    -Der Kalte Krieg und die damit verbundene politische Spannung führten dazu, dass die Westalliierten, insbesondere die USA, Großbritannien und Frankreich, bereit waren, ehemalige Nazis in Schlüsselpositionen zu akzeptieren, um Westdeutschland schnell zu stabilisieren und gegen den Einfluss der Sowjetunion zu sichern.

  • Wer waren Hans Globke und Theodor Oberländer, und welche Rolle spielten sie nach dem Krieg?

    -Hans Globke war ein ehemaliger leitender Mitarbeiter im Reichsinnenministerium der Nazis und wurde 1953 Chef des Bundeskanzleramts in Westdeutschland. Theodor Oberländer war vor 1945 in Forschung, Geheimdienst und Wehrmacht tätig und wurde ebenfalls 1953 Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte.

  • Welche Schwierigkeiten gab es bei der Aufarbeitung der Verbrechen von Schreibtischtätern wie Globke und Oberländer?

    -Die Verbrechen von Schreibtischtätern waren schwer nachweisbar, da diese oft nur administrative Aufgaben übernahmen, die sich schwer von den systematischen Verbrechen der Nazis trennen ließen. Auch vor Gericht beriefen sich viele auf 'Erinnerungslücken' oder behaupteten, sie hätten nur Befehlen gefolgt.

  • Warum war die Entnazifizierung in der DDR weniger effektiv als in Westdeutschland?

    -In der DDR war die Entnazifizierung weniger intensiv, da die DDR-Regierung selbst viele ehemalige Nazis in den Staatsdienst aufnahm, wenn diese als politisch nützlich erachtet wurden. Gleichzeitig wollte die DDR ihre antifaschistische Identität nach außen betonen, während sie in der Praxis Ex-Nazis in Machtpositionen integrierte.

  • Wie wurden ehemalige Nazis in der DDR in politische Ämter integriert?

    -In der DDR wurden ehemalige Nazis in niedrigeren Positionen integriert, besonders wenn sie sich nach der Gefangenschaft in der Sowjetunion politisch umgeschult hatten. Einige erreichten sogar hohe Positionen, wie Karl-Heinz Bartsch, der 1962 stellvertretender Minister für Landwirtschaft wurde, obwohl er seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS verschwiegen hatte.

  • Warum konnten ehemalige Nazis in der westdeutschen Polizei und Justiz nach dem Krieg wieder in den Dienst treten?

    -Ehemalige Nazis konnten wieder in den Dienst eintreten, weil die Entnazifizierung oft oberflächlich durchgeführt wurde und die Wiedereinstellung vieler Beamter durch ein Gesetz von 1951 sogar gefördert wurde. Zudem wurden viele als 'Mitläufer' oder 'Befehlsempfänger' eingestuft, was es ihnen ermöglichte, erneut in den Staatsdienst zurückzukehren.

  • Welche Bedeutung hatte die politische Zuverlässigkeit für die DDR bei der Wiedereinstellung von ehemaligen Nazis?

    -In der DDR war politische Zuverlässigkeit wichtiger als die Vergangenheit als Nazi. Ehemalige Nazis, die sich als loyal gegenüber dem DDR-Regime zeigten, konnten in politische Ämter aufsteigen, während ihre Nazi-Vergangenheit oft ignoriert oder heruntergespielt wurde, solange sie der sozialistischen Ideologie treu blieben.

  • Inwiefern wurden die Verbrechen von Nazis in der Bundesrepublik nicht vollständig aufgearbeitet?

    -Die Verbrechen von vielen ehemaligen Nazis, besonders von Schreibtischtätern und niedrigeren Beamten, wurden nicht ausreichend aufgearbeitet, da die Entnazifizierung oft keine tiefgehenden Untersuchungen beinhaltete und viele Täter mit der Begründung entkamen, sie hätten nur 'Befehlen gefolgt' oder nichts von den Verbrechen gewusst.

  • Welche Auswirkungen hatte die fortgesetzte Karriere ehemaliger Nazis auf das politische und gesellschaftliche Klima in Deutschland?

    -Die fortgesetzte Karriere vieler ehemaliger Nazis in Polizei, Justiz und Verwaltung hatte langfristige Auswirkungen auf die deutsche Gesellschaft, da bestimmte autoritäre und nationalistische Denkweisen weiterhin in den Institutionen präsent waren. Diese Denkweisen beeinflussten die politische und soziale Entwicklung der Bundesrepublik und trugen zu einer langsamen Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit bei.

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