Positives Recht vs. Naturrecht (inklusive Radbruch'sche Formel)

Ethik-Abi by BOE
3 Nov 202112:50

Summary

TLDRIn diesem Video wird die Frage untersucht, ob das Recht unbedingt gerecht sein muss. Zwei rechtstheoretische Ansätze – der Rechtspositivismus und die natürliche Rechtslehre – werden miteinander verglichen. Der Rechtspositivismus fordert eine strikte Trennung von Recht und Moral, während die natürliche Rechtslehre eine untrennbare Verbindung zwischen Recht und Gerechtigkeit sieht. Die berühmte 'Radbruch-Formel' bietet eine Lösung, indem sie das Recht als gültig anerkennt, auch wenn es ungerecht ist, jedoch bei extremen Ungerechtigkeiten zur Geltung kommen lässt, dass das Recht nicht mehr anzuwenden ist. Das Video reflektiert diese philosophischen Konzepte und deren praktische Bedeutung für moderne Rechtssysteme.

Takeaways

  • 😀 Die Rechtsphilosophen unterscheiden sich stark in der Frage, ob das Recht gerecht sein muss. Während Positivisten das Recht strikt von der Moral trennen, fordern Vertreter des Naturrechts eine Einheit von Recht und Moral.
  • 😀 Positives Recht ist das von einem Staat geschaffene, zeitlich und örtlich begrenzte Gesetz, das durch staatliche Gewalt durchgesetzt wird.
  • 😀 Naturrecht hingegen ist ein überstaatliches Recht, das auf einer höheren Moralität basiert und unabhängig von positiver Gesetzgebung Gültigkeit hat.
  • 😀 Gustav Radbruch entwickelte die Radbruch-Formel, um zu zeigen, dass positives Recht in extremen Fällen der Ungerechtigkeit nicht mehr als Recht betrachtet werden kann.
  • 😀 Laut der Radbruch-Formel gilt: Positives Recht ist gültig, es sei denn, es verstößt gegen fundamentale moralische Prinzipien oder die Gleichheit aller Menschen wird bewusst missachtet.
  • 😀 Positives Recht kann ungerecht sein, wie es in totalitären Systemen wie dem Nationalsozialismus sichtbar wurde, was die Schwächen des strikten Positivismus aufzeigt.
  • 😀 Naturrecht wird aus verschiedenen Quellen abgeleitet, wie göttlicher Ordnung, menschlicher Natur oder der Vernunft (z. B. Kant).
  • 😀 Menschenrechte sind ein Beispiel für Naturrecht, das durch internationale Abkommen und Verfassungen eine gewisse Durchsetzbarkeit erlangt hat.
  • 😀 Die Beziehung zwischen Recht und Moral ist komplex: Legalpositivisten halten sie für strikt getrennt, während Vertreter des Naturrechts sie als untrennbar verbunden ansehen.
  • 😀 Radbruch relativierte seine positivistische Haltung nach dem Zweiten Weltkrieg und integrierte moralische Überlegungen in seine Rechtsauffassung, um die Möglichkeit ungerechter Gesetze zu verhindern.

Q & A

  • Was ist der Unterschied zwischen positivem Recht und Naturrecht?

    -Positives Recht ist vom Staat erlassen und bezieht sich auf Gesetze, die zu einem bestimmten Zeitpunkt und an einem bestimmten Ort gelten. Naturrecht hingegen basiert auf universellen moralischen Prinzipien, die unabhängig von staatlichen Gesetzen existieren und die Legitimität eines Staates bestimmen.

  • Welche Bedeutung hat die Unterscheidung zwischen positivem Recht und Naturrecht in Bezug auf ungerechte Systeme?

    -Die Unterscheidung ist besonders wichtig in Systemen von Ungerechtigkeit, da der Naturrecht-Ansatz fordert, dass Gesetze auch moralisch gerecht sein müssen. Wenn das positive Recht ungerecht wird, wie im Fall des Nationalsozialismus, kann Naturrecht als eine höhere Instanz gegen solche Gesetze aufbegehren.

  • Was besagt die Radbruch-Formel?

    -Die Radbruch-Formel besagt, dass positives Recht auch dann gilt, wenn es ungerecht ist, solange das Unrecht nicht unerträglich wird. Wenn das Unrecht jedoch ein unerträgliches Ausmaß erreicht oder die Gleichheit der Menschen bewusst verweigert wird, muss das Gesetz dem Prinzip der Gerechtigkeit weichen.

  • Was ist der Unterschied zwischen dem Naturrecht von Kant und dem Naturrecht des Kosmologischen Ansatzes?

    -Kant's Naturrecht basiert auf der menschlichen Vernunft und geht davon aus, dass bestimmte Rechte unmittelbar durch den Menschen erkennbar sind, wie das Recht auf Menschenwürde. Im Gegensatz dazu beruht das kosmologische Naturrecht auf der Annahme, dass Rechte von Gott oder einer göttlichen Weltordnung stammen.

  • Warum ist der Begriff des Naturrechts problematisch?

    -Der Begriff des Naturrechts ist problematisch, da es keine klare Definition gibt und es je nach Quelle und Ansatz unterschiedlich interpretiert wird. Historisch gibt es oft widersprüchliche Auffassungen von Naturrecht in verschiedenen Kulturen und Epochen.

  • Wie erklärt die Naturrechtstheorie die Quelle der Menschenrechte?

    -Die Naturrechtstheorie sieht die Quelle der Menschenrechte in universellen moralischen Prinzipien, die entweder durch göttliche Ordnung, menschliche Natur oder Vernunft erkannt werden können. Diese Rechte gelten unabhängig vom positiven Recht und sind als inalienabel und universell gültig anzusehen.

  • Warum ist die Trennung von Recht und Moral in der legalen Positivismus-Theorie problematisch?

    -Die Trennung von Recht und Moral im Positivismus ermöglicht die Existenz von Gesetzen, die möglicherweise ungerecht sind, wie im Fall des Nationalsozialismus. Diese Position wird oft kritisiert, weil sie kein Korrektiv für moralische Fehlentwicklungen im Gesetzesrahmen bietet und ungerechte Gesetze legalisieren könnte.

  • Was bedeutet es, wenn positives Recht als 'gültig' betrachtet wird?

    -Wenn positives Recht als 'gültig' betrachtet wird, bedeutet dies, dass es offiziell vom Gesetzgeber erlassen wurde und durch die Autorität des Staates durchgesetzt werden kann, unabhängig davon, ob es moralisch gerecht ist oder nicht.

  • Warum wird die Unterscheidung zwischen positivem Recht und Naturrecht als praktisch wichtig angesehen?

    -Diese Unterscheidung ist besonders relevant in Staaten, die Unrecht begangen haben oder begangen haben könnten, wie Diktaturen oder autoritäre Regimes. Sie ermöglicht es zu prüfen, ob bestehendes positives Recht gerecht ist oder ob es durch das Naturrecht in Frage gestellt werden sollte.

  • Wie ist der Einfluss der Radbruch-Formel auf die deutsche Rechtsordnung nach dem Zweiten Weltkrieg?

    -Die Radbruch-Formel hat großen Einfluss auf die deutsche Rechtsordnung nach dem Zweiten Weltkrieg, da sie das Verhältnis zwischen positivem Recht und der moralischen Grundlage des Rechts aufklärte. Sie wird auch heute noch im deutschen Rechtssystem angewendet, besonders in Bezug auf die Grundrechte des Grundgesetzes.

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