Von der Alten Kirche bis zur Reformation: Theologiegeschichte im Überblick
Summary
TLDRDieses Video skizziert die Theologiegeschichte von der Alten Kirche bis zur Reformation, fokussiert auf Schlüsselfiguren, Schriften und Ideen. Es beginnt mit den Apostolischen Vätern, führt durch die Apologeten und die Entwicklung der Trinitätslehre, präsentiert Kirchenväter wie Origenes und Augustinus, die Scholastik mit Anselm, Thomas von Aquin und Meister Eckhart, und schließt mit der Reformation, die die Theologie durch die Prinzipien 'sola gratia', 'sola fide' und 'sola scriptura' erneut revolutioniert.
Takeaways
- 🏛 Die Theologiegeschichte wird von der Alten Kirche bis zur Reformation anhand wichtiger Personen, Schriften und Gedanken vermittelt.
- 👴 Die 'Apostolischen Väter' [ca. 90–150] wie Ignatius von Antiochien und Clemens von Rom, tragen zu frühchristlichem Leben und Theologie bei.
- 📜 Schriften wie die Didache und der 1. und 2. Clemensbrief sind wichtige Zeugnisse frühchristlicher Gemeindeordnungen und Theologie.
- 🛡️ Die Apologeten, mit Verteidigern wie Justin dem Märtyrer, versuchen, das Christentum mit antiker Philosophie in Einklang zu bringen.
- 🔄 Tertullian prägt die Theologie durch den Begriff der Trinitas und die Formel 'una substantia, tres personae' zur Beschreibung der Dreieinigkeit Gottes.
- 🌐 Die Kirchenväter, wie Origenes und Augustinus, prägen die christliche Theologie im Ost-West-Gefälle maßgeblich.
- 📚 Augustinus' Werke, insbesondere 'De civitate Dei', haben einen dauerhaften Einfluss auf trinitätstheologische Modelle und die Lehre von zwei Reichen.
- 🏛️ Die Scholastik, mit Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin, versucht, den christlichen Glauben mit rationaler Vernunft zu verbinden.
- 🔍 Der Universalienstreit und der Wege-Streit zwischen Realisten und Nominalisten prägen die späte Scholastik und führen zu einer Grundlagenkrise.
- ✂️ Wilhelm von Ockham prägt mit dem 'Ockhamschen Rasiermesser' eine neue philosophisch-theologische Richtung.
- 📜 Die Reformation, mit Figuren wie Martin Luther und Johannes Calvin, lehnt die scholastische Methode ab und setzt auf die Offenbarung in Jesus Christus und das Schriftprinzip 'sola scriptura'.
Q & A
Was sind die 'Apostolischen Väter' und welche Bedeutung haben sie in der Theologiegeschichte?
-Die 'Apostolischen Väter' [ca. 90–150] sind eine Generation von Theologen, die nach der Gründung der ersten christlichen Gemeinden und der Abfassung der neutestamentlichen Schriften auftraten. Sie waren wichtig, weil man lange annahm, dass sie noch Kontakt zu den Aposteln der ersten Generation gehabt hätten, und gehören zu ihnen Ignatius von Antiochien und Clemens von Rom.
Welche Schriften aus der Zeit der Apostolischen Väter sind für das frühchristliche Leben und die Theologie wichtig?
-Wichtige Schriften aus der Zeit der Apostolischen Väter sind die Didache, die älteste überlieferte christliche Gemeindeordnung, und der 1. und 2. Clemensbrief.
Was ist die Bedeutung des Begriffs 'Apologeten' und welche Rolle spielten sie in der Theologiegeschichte?
-Die Apologeten [ab 150] waren Theologen, die das Christentum gegen Kritik von außen verteidigten. Sie versuchten, das Christentum mit der philosophischen Tradition der Antike in Einklang zu bringen, was durch die Identifizierung des Logos aus der stoischen Philosophie mit Jesus Christus geschah.
Wer war Justin der Märtyrer und welche Rolle spielte er in der frühen christlichen Theologie?
-Justin der Märtyrer war ein wichtiger Vertreter der Apologeten. Er verteidigte das Christentum und versuchte, es mit der antiken Philosophie in Einklang zu bringen, was dazu beitrug, dass das Christentum einen universellen Geltungsanspruch erheben konnte.
Was ist der Beitrag von Tertullian zur Theologie und wie wird er in der Theologiegeschichte gesehen?
-Tertullian, der auch als Apologet bezeichnet wird, trug bedeutend zur Theologie bei, indem er den Begriff der trinitas (Trinität) erfand und als erster die Formel 'una substantia, tres personae' zur Beschreibung der Dreieinigkeit Gottes formulierte.
Welche Rolle spielte der Trinitarische Streit in der Theologiegeschichte?
-Der Trinitarische Streit, der etwa 100 Jahre nach Tertullians Formulierung der Dreieinigkeit Gottes begann, war wichtig für die Diskussion und Festlegung der Lehre über die Dreieinigkeit Gottes in der christlichen Theologie.
Wer sind die Kirchenväter und welche Bedeutung haben sie für die Theologie?
-Die Kirchenväter sind Theologen der ersten Jahrhunderte, die das Christentum entscheidend geprägt haben. Sie beeinflussten die Entwicklung der christlichen Lehre und waren für viele dogmatische Entscheidungen verantwortlich.
Welche Bedeutung haben Origenes und Augustinus für die Theologiegeschichte?
-Origenes (2./3. Jh.) und Augustinus (4./5. Jh.) sind zwei der wichtigsten Kirchenväter. Origenes war für den griechischen Osten und Augustinus für den lateinischen Westen von zentraler Bedeutung. Ihre Werke und Gedanken, wie die Trinitätslehre und die Schriftauslegung, prägten die Theologie und philosophiegeschichtlich bis heute.
Was ist die Bedeutung von Augustinus' Werken für die Theologie?
-Augustinus' vier Hauptwerke - De doctrina christiana, Confessiones, De trinitate und De civitate Dei - haben tiefgreifende Auswirkungen auf die Theologie. Seine Gedanken zur Trinität, die Lehre von den zwei Reichen und die Gnadenlehre beeinflussten trinitätstheologische Modelle, die Zwei-Regimente-Lehre Luthers und die lutherische Rechtfertigungslehre.
Was ist die Scholastik und wie hat sie die Theologie im Mittelalter beeinflusst?
-Die Scholastik ist eine Methode zur Vermittlung des christlichen Glaubens mit der rationalen Vernunft, die den gesamten mittelalterlichen Wissenschaftsbetrieb dominierte. Sie wurde in die Phasen Frühscholastik, Hochscholastik und Spätscholastik unterteilt und führte zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der aristotelischen Philosophie und Logik.
Wer war Anselm von Canterbury und welche Beiträge hat er zur Theologie geleistet?
-Anselm von Canterbury (1033–1109) war ein wichtigster Denker der Frühscholastik. Er ist besonders bekannt für seinen ontologischen Gottesbeweis, seine Satisfaktionslehre und die Formel 'fides quaerens intellectum' aus seinem Hauptwerk Proslogion.
Wer ist Thomas von Aquin und welche Rolle spielte er in der Hochscholastik?
-Thomas von Aquin (1225-1274) war der wichtigste Theologe der Hochscholastik und des Mittelalters. Seine Hauptwerke, insbesondere die Summa theologiae, prägten die Theologie und er wurde zur Leitfigur der katholischen Theologie, insbesondere seither im 16. Jahrhundert.
Was ist der Universalienstreit und welche Auswirkungen hatte er auf die Theologie?
-Der Universalienstreit ist ein philosophischer Streit, der sich durch die ganze Scholastik hindurchzog und die Frage behandelte, ob abstrakte Allgemeinbegriffe real existieren (Realismus) oder ob sie ein Produkt des Verstandes sind (Nominalismus). Dieser Streit führte in der Spätscholastik zu einer Grundlagenkrise, die den Wege-Streit zwischen der via antiqua (Realisten) und der via moderna (Nominalisten) auslöste.
Wer war Wilhelm von Ockham und wie hat er die Theologie beeinflusst?
-Wilhelm von Ockham (ca. 1285-ca.1347) war ein bedeutender Denker der Spätscholastik. Er gründete sein Wirklichkeitsverständnis auf die Empirie und achtete die Logik besonders hoch. Sein Prinzip der höchstmöglichen Sparsamkeit in wissenschaftlichen Theorien, das 'Ockhamsche Rasiermesser', hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Theologie und Philosophie gehabt.
Was bedeutet die Reformation und wie hat sie die Theologie beeinflusst?
-Die Reformation im 16. Jahrhundert war eine Bewegung, die die Lehre von der Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnade (sola gratia) und allein aus Glauben (sola fide) vor dem Hintergrund von Werken kritisierte. Sie setzte sich gegen den Ablasshandel und die Scholastik durch und führte zur Entwicklung des Schriftprinzips (sola scriptura), das die humanistische Grundhaltung 'Ad Fontes/Zu den Quellen' ausdrückte.
Wer waren die Hauptfiguren der Reformation und welche Konfessionen entstanden aus dieser Bewegung?
-Die Hauptfiguren der Reformation waren Martin Luther und Philipp Melanchthon in Wittenberg, sowie Ulrich Zwingli und Johannes Calvin in Zürich und Genf. Aus der reformatorischen Bewegung entstanden später die evangelisch-lutherische und die evangelisch-reformierte Konfession.
Welche Bedeutung haben die Confessio Augustana und der Heidelberger Katechismus für die reformierte Theologie?
-Die Confessio Augustana (1530) ist die wichtigste Bekenntnisschrift für die Lutheraner*innen, während der Heidelberger Katechismus (1563) für die reformierte Theologie von großer Bedeutung ist.
Outlines
📜 Die Anfänge der Theologiegeschichte
Der erste Absatz stellt die Herausforderungen dar, die mit der Übersicht über 2000 Jahre Theologiegeschichte einhergehen. Es geht um die Entwicklung der christlichen Theologie von der Alten Kirche bis zur Reformation und die wichtigsten Personen, Schriften und Ideen dieser Zeit. Die 'Apostolischen Väter', wie Ignatius von Antiochien und Clemens von Rom, trugen zu den ersten christlichen Gemeinden und Schriften bei. Die Didache und der 1. und 2. Clemensbrief sind Beispiele für wichtige Schriften dieser Zeit. Die Apologeten, wie Justin der Märtyrer und Tertullian, verteidigten das Christentum und versuchten, es mit der antiken Philosophie in Einklang zu bringen. Tertullian prägte auch die Trinitarische Theologie durch seine Formulierung 'una substantia, tres personae'. Der Trinitarische Streit und die Kirchenväter, insbesondere Origenes und Augustinus, prägten die Theologie des Römischen Reiches, die sich später in Ost und West spaltete.
🏛️ Die Entwicklung der Theologie im Mittelalter und bei der Reformation
Der zweite Absatz beschreibt die Theologie im Mittelalter und die Reformation. Die Lehren des Augustinus erhielten hohe Autorität, und mit der Scholastik begann die Theologie, sich rationaler zu gestalten. Die Scholastik wurde in Früh-, Hoch- und Spätscholastik unterteilt, mit Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin als prominente Denker. Thomas von Aquin und seine 'Summa theologiae' prägten die katholische Theologie, und seine Transsubstantiationslehre wurde zu einem zentralen Dogma. Der Universalienstreit und der Wege-Streit zwischen Realisten und Nominalisten führten zu einer Grundlagenkrise der Scholastik. Die Reformation setzte sich gegen die scholastische Methode und betonte die Offenbarung in Jesus Christus als Quelle der Erkenntnis von Gott. Die Reformation wurde von Personen wie Martin Luther, Philipp Melanchthon, Ulrich Zwingli und Johannes Calvin geprägt, die unterschiedliche Bekenntnisse und Lehren wie die 'Confessio Augustana' und der 'Heidelberger Katechismus' schufen.
Mindmap
Keywords
💡Theologiegeschichte
💡Apostolische Väter
💡Apologeten
💡Trinitas
💡Kirchenväter
💡Origenes
💡Augustinus
💡Scholastik
💡Thomas von Aquin
💡Reformation
💡Sola Scriptura
Highlights
Die Theologiegeschichte von der Alten Kirche bis zur Reformation wird anhand wichtigster Personen, Schriften und Gedanken vermittelt.
Die 'Apostolischen Väter' [ca. 90–150], wie Ignatius von Antiochien und Clemens von Rom, prägten das frühe Christentum.
Die Didache und der 1. und 2. Clemensbrief sind wichtige Schriften der frühchristlichen Zeit.
Die Apologeten, mit Verteidigung des Christentums durch Logos-Lehre, vertreten durch Justin den Märtyrer und Tertullian.
Tertullian prägte das Christentum durch den Begriff der Trinitas und die Formel 'una substantia, tres personae'.
Der Trinitarische Streit um 100 Jahre später diskutierte die Dreieinigkeit Gottes.
Die Kirchenväter, wie Origenes und Augustinus, prägten die christliche Theologie im Römischen Reich.
Origenes' De principiis gilt als erste christliche Dogmatik und hat einen tiefgreifenden Einfluss.
Augustinus' vier Hauptwerke, einschließlich De trinitate, prägen trinitätstheologische Modelle bis heute.
Die Lehren von Augustinus, wie die zwei Reichen und die Gnadenlehre, beeinflussten spätere Theologen.
Die Scholastik, eine Methode zur Vermittlung des christlichen Glaubens mit der rationalen Vernunft, dominierte den mittelalterlichen Wissenschaftsbetrieb.
Anselm von Canterbury ist bekannt für seinen ontologischen Gottesbeweis und die Satisfaktionslehre.
Die Hochscholastik und die Bekanntheit der Schriften des Aristoteles prägten die Theologie des Mittelalters.
Thomas von Aquin und seine Summa theologiae waren zentral für die katholische Theologie.
Der Universalienstreit und der Wege-Streit zwischen der via antiqua und via moderna prägten die Spätscholastik.
Wilhelm von Ockham und sein 'Ockhamsche Rasiermesser' prägten die philosophisch-theologische Grundlagenkrise.
Die Reformation lehnt die scholastische Methode ab und setzt auf die Offenbarung in Jesus Christus und die Bibel.
Die Reformation führte zur Entstehung von evangelisch-lutherischer und evangelisch-reformierter Konfessionen.
Die Confessio Augustana und der Heidelberger Katechismus sind wichtige Bekenntnisschriften der reformatorischen Bewegung.
Luthers reformatorischen Hauptschriften und Melanchthons Loci Communes systematisierten die lutherische Theologie.
Calvins Institutio Christianae Religionis ist die erste reformierte Dogmatik und ein umfassendes Werk.
Transcripts
Wenn man vor einem Berg von über 2000 Jahren Theologiegeschichte steht,
verliert man schnell mal den Überblick. Deshalb zeichnen wir in diesem Video die Theologiegeschichte
von der Alten Kirche bis zur Reformation anhand der wichtigsten Personen, Schriften und Gedanken
nach.
Nachdem die ersten christlichen Gemeinden gegründet und die neutestamentlichen Schriften
verfasst wurden, wächst eine neue Generation von Theologen
heran. Diese Generation nennt man die ‚Apostolischen Väter‘ [ca. 90–150],
weil man lange annahm, dass sie noch Kontakt zu den Aposteln der ersten Generation gehabt
hätten. Zu den Apostolischen Vätern gehören z.B. Ignatius von Antiochien
oder Clemens von Rom. Wichtige Schriften aus dieser Zeit, die uns Auskunft über frühchristliches
Leben und Theologie geben, sind die Didache (die älteste überlieferte christliche Gemeindeordnung)
oder der 1. und 2. Clemensbrief.
Ab 150 folgt die Generation der Apologeten [απολογητής = „Verteidiger“].
Mit ihrer Logos-Lehre verteidigen sie das Christentum gegen Kritik von außen,
indem sie versuchen, es mit der philosophischen Tradition der Antike in Einklang zu bringen.
Der Logos, der in der stoischen Philosophie die schöpferische Weltvernunft darstellt,
wird im Anschluss an Joh 1,1 mit Jesus Christus identifiziert.
Das Christentum – so wird es dargestellt – lässt sich nicht nur wunderbar mit der
stoischen Philosophie in Einklang bringen, sondern überbietet sie sogar und erhebt damit
einen universalen Geltungsanspruch. Ein wichtiger Name
ist Justin der Märtyrer. Auch Tertullian
wird manchmal als Apologet bezeichnet,
tritt aber eigentlich erst etwas später auf. Tertullian erfindet z.B. den Begriff der trinitas
[Trinität] und formuliert als erster die Formel
una substantia, tres personae [Gott = eine Substanz in drei Personen]
zur Beschreibung der Dreieinigkeit Gottes. Die Frage nach der Dreieinigkeit Gottes wird
etwa 100 Jahre später im Trinitarischen Streit verhandelt.
Alle Theologen der ersten Jahrhunderte, die das Christentum entscheidend geprägt haben,
nennt man übrigens Kirchenväter.
In der Zeit des Römischen Reiches spaltet sich die christliche Theologie zunehmend in
Ost und West. [Erläuterung: Im Jahr 1054 führt dies zu
einem vollständigen Bruch, der zur Entstehung der römisch-katholischen und der griechisch-orthodoxen
Kirche führt.]
Der wichtigste Kirchenvater für den griechischen Osten ist Origenes (2./3. Jh.);
der wichtigste Kirchenvater für den lateinischen Westen Augustinus (4./5. Jh.).
Die beiden sind theologie- und philosophiegeschichtliche Schwergewichte. Ernsthaft. An denen kommt
man wirklich nicht vorbei. Aber Vorsicht! Augustinus und Origenes stammen
aus völlig unterschiedlichen Jahrhunderten!
Von Origenes stammen z.B. bedeutende Anregungen zur Trinitätslehre [Drei-Hypostasen-Lehre]
und zur Schriftauslegung [Lehre von drei Schriftsinnen: fleischlich (wörtlich), seelisch (moralisch)
und geistlich (mystisch)]. Sein Hauptwerk, das Theologiestudierende kennen
sollten, ist Περὶ ἀρχῶν [= De principiis = Über die Prinzipien]. Es gilt
als erste christliche Dogmatik.
Die vier Hauptwerke von Augustinus sind De doctrina christiana [Von der christlichen
Lehre], Confessiones [Bekenntnisse], De trinitate
[Über die Trinität], und De civitate Dei [Vom Gottesstaat].
Die Gedanken des Kirchenvaters zur Trinität prägen trinitätstheologische Modelle bis
heute. Seine Lehre von den zwei Reichen, der civitas Dei und der civitas terrena, inspiriert
später die Zwei-Regimente-Lehre Luthers und seine Gnadenlehre die lutherische Rechtfertigungslehre.
Außerdem hat Augustinus sich das mit der Erbsünde ausgedacht. Danke dafür, Augustinus.
Nach dem Untergang des Weströmischen Reiches folgt im Mittelalter eine Phase, die vor allem
in der Reproduktion des antiken Erbes besteht. Die Lehren des Augustinus erhalten dabei höchste Autorität.
Erst mit der Scholastik kommt die Theologie wieder richtig in Fahrt. Scholastik bezeichnet
eine Methode zur Vermittlung des christlichen Glaubens mit der rationalen Vernunft.
Sie dominiert den gesamten mittelalterlichen Wissenschaftsbetrieb. Man unterteilt die Scholastik
in die Phasen Frühscholastik [11.–12. Jh.], Hochscholastik [13. Jh.] und Spätscholastik
[14.–15. Jh.]. Eine Richtung, die neben der Scholastik entsteht, ist die Mystik, die
sich insbesondere mit dem Namen Meister Eckhart verbindet.
Der wichtigste Denker der Frühscholastik ist Anselm von Canterbury [1033–1109]. Er
ist besonders bekannt für seinen ontologischen Gottesbeweis,
seine Satisfaktionslehre und für die Formel fides quaerens intellectum [Glaube, der nach
Einsicht sucht] aus seinem Hauptwerk Proslogion. Mit der Entstehung der ersten Universitäten
ab 1200 erfolgt der Übergang zur Hochscholastik. Besonders prägend ist in dieser Zeit das
Bekanntwerden der Schriften des Aristoteles vermittelt durch die Araber und Juden.
Zuvor hatte die lateinische Welt nur eine fragmentarische Kenntnis der Philosophie des
Aristoteles. Wichtigste Aufgabe der Theologie wird nun,
die aristotelische Philosophie mit der christlichen Lehre in Einklang zu bringen und die aristotelische
Logik auf die Theologie anzuwenden. Konkret bedeutet das häufig: Aristoteles
und Augustinus miteinander ins Gespräch zu bringen.
Der wichtigste Theologe der Hochscholastik und des Mittelalters überhaupt ist Thomas
von Aquin [1225-1274] mit seinem Hauptwerk der Summa theologiae [auch Summa theologica],
in dem er ein unglaubliches (unvollständig gebliebenes) Theoriegebäude errichtet. Spätestens
seit dem 16. Jh. wird er zur Leitfigur insbesondere der katholischen Theologie.
Besonders bekannt ist sein Kausalitäts-Gottesbeweis, in dem er Gott als den unbewegten Beweger
bestimmt. Thomas hat sich außerdem die Transsubstantiationslehre ausgedacht,
die bis heute dem katholischen Abendmahlsverständnis zugrundeliegt [1215 auf dem 4. Laterankonzil
zum Dogma erhoben] und später einen der wichtigsten Streitpunkte
zwischen den Konfessionen ausmacht.
Ein philosophischer Streit, der sich durch die ganze Scholastik hindurchzieht, ist der
sog. Universalienstreit und die Frage, ob abstrakte Allgemeinbegriffe [= Universalien]
real existieren, was man als Realismus bezeichnet [tendenziell platonisch],
oder ob sie ein reines Produkt des Verstandes sind, der sog. Nominalismus [tendenziell aristotelisch].
In der Spätscholastik ab dem 14./15. Jh. mündet dieser Streit in eine philosophisch-theologische
Grundlagenkrise, den sog. Wege-Streit zwischen dem alten Weg
insb. Thomas von Aquins [via antiqua: Realisten] und einem neuen Weg,
den man v.a. mit Wilhelm von Ockham [ca. 1285- ca.1347] verbindet [via moderna: Nominalisten].
Wilhelm von Ockham gründet sein Wirklichkeitsverständnis auf die Empirie und achtet die Logik besonders
hoch. Sein Prinzip der höchstmöglichen Sparsamkeit
jeder wissenschaftlichen Theorie bezeichnet man auch als das 'Ockhamsche Rasiermesser'.
Im Zuge der Reformation im 16. Jh. wird die Botschaft von der Rechtfertigung des Sünders
allein aus Gnade [sola gratia] bzw. allein aus Glauben [sola fide]
und nicht aus Werken gepredigt. Damit wird nicht nur der Ablasshandel, sondern auch die
Scholastik einer Fundamentalkritik unterzogen. Die Reformatoren sehen in der scholastischen
Methode den nicht zulässigen Versuch, aus eigenem menschlichen Vermögen heraus Wissen
über Gott zu erlangen. Dies komme dem Versuch einer Selbstrechtfertigung
bzw. Selbsterlösung nahe. Für die Reformatoren kann Gotteserkenntnis allein aus der Offenbarung
in Jesus Christus [solus Christus], wie sie in der Bibel bezeugt ist, ausgehen.
Die scholastische Methode wird durch das sog. Schriftprinzip ersetzt:
sola scriptura! Dieses Schriftprinzip ist Ausdruck der humanistischen Grundhaltung ‘Ad
Fontes/Zu den Quellen’. Mit der Rückbesinnung auf antike Quellen
soll das gegenwärtige europäische Geistesleben wieder zum Sprudeln gebracht werden.
So ist für Luther neben der Bibel beispielsweise auch die Gnadenlehre des Augustinus ein maßgeblicher
Anhaltspunkt, um seine Rechtfertigungslehre zu formulieren.
Die Reformation wird in den europäischen Ländern von unterschiedlichen Persönlichkeiten
geprägt. Hauptfiguren sind Martin Luther und Philipp
Melanchthon in Wittenberg und Ulrich Zwingli und Johannes Calvin in Zürich und Genf.
Aufgrund ihrer unterschiedlichen Abendmahlsverständnisse entwickeln sich aus der reformatorischen Bewegung
um Luther und der Schweizer Bewegung um Calvin und Zwingli
später zwei unterschiedliche evangelische Konfessionen, die bis heute fortbestehen:
evangelisch-lutherisch und evangelisch-reformiert, die ihre Lehren in unterschiedlichen Bekenntnissen
festhalten: Die wichtigsten Bekenntnisschriften sind die
Confessio Augustana [1530] für die Lutheraner*innen und der Heidelberger Katechismus [1563] für
die Reformierten. Für Luthers Theologie grundlegend sind außerdem
seine reformatorischen Hauptschriften - die Adelsschrift, die Babylonica und die Freiheitsschrift.
Aber erst Melanchthon systematisiert die Lutherische Theologie in seinem Lehrbuch Loci Communes,
das als erste lutherische Dogmatik gilt. Als erste reformierte Dogmatik gilt die Institutio
Calvins [Institutio Christianae Religionis], die er im Laufe der Jahre in verschiedenen
Ausgaben [1536; 1539; 1543; 1550] zu einem umfassenden Werk weiterentwickelt.
In den etwa 1500 Jahren, die wir hier überblickt haben, sind neue Ideen entstanden, wurden
wiederentdeckt oder verworfen. In den 500 Jahren, die darauf folgen, ist
das nicht anders: hier trennen sich die Wege von Protestant*innen und Katholik*innen
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