Unsichtbar krank - Marios Leben mit psychischen Erkrankungen I 37 Grad

37 Grad
14 Jun 202315:47

Summary

TLDRDieses Video skizziert das Leben von Mario, einem Mann, der mit Zwangsstörungen und Schizophrenie ringt. Er teilt seine Erfahrungen mit Klinikaufenthalten, die als 'Schutzort' dienen, und wie er mit den Herausforderen der Anpassung an das soziale Umfeld und der Akzeptanz seiner Symptome umgeht. Mario sucht nach einer sozialen Anlaufstelle, die sein Leben ersetzen könnte, und offenbart seine Sehnsucht nach einer Umgebung, die ihn akzeptiert, sowie seine Fähigkeit, durch Schauspiel zum Lachen zu bringen.

Takeaways

  • 🎭 Der Protagonist, Mario, sieht in der Schauspielschule eine Möglichkeit, sein soziales Umfeld zu ersetzen und mit seinen Symptomen akzeptiert zu werden.
  • 🏥 Mario hat bereits über 30 bis 40 stationäre Aufenthalte in der Psychiatrie hinter sich und sieht diese als seinen Schutzort und Ersatzfamilie an.
  • 🗓️ Sein Leben hat sich nach dem Realschulabschluss und einer Liebesaffäre mit Zwängen und paranoiden Gedanken verändert, die er mit Schizophrenie in Verbindung bringen könnte.
  • 👩‍⚕️ Nach einer Beobachtungszeit von 12 Wochen in der Psychiatrie wurde Mario mit einer Zwangsstörung diagnostiziert.
  • 🤝 Die Klinik bietet ihm die soziale Unterstützung, die er nicht im normalen Leben findet, und er fühlt sich dort besser verstanden und akzeptiert.
  • 👨‍👦 Die Beziehung zu seinem Vater ist gespannt, und sie haben nur begrenzten Kontakt, um eine entspannte Situation zu wahren.
  • 🚶‍♂️ Mario erlebt Einsamkeit und hat Angst, in einer Heim zurückzukehren, wo er sich nicht sicher fühlt und wieder in die Klinik zurückkehren muss.
  • 🤼‍♂️ Er hat Erfahrungen mit Mobbing in der Grundschule gemacht, das durch körperliche Gewalt geprägt war und zu einer Traumatisierung führte.
  • 👥 Er fühlt sich in der Öffentlichkeit oft missverstanden und muss seine Krankheit erklären, ohne dass ihm glaubt wird, was zu Frustration führt.
  • 💡 Mario hat in der Klinik gelernt, mit steigender Anspannung und Zwängen umzugehen, ohne sofort auf Medikamente zurückzugreifen, und hat Tricks entwickelt, um seine Gedanken zu lenken.
  • 🎭 Er findet in der Schauspielschule Trost und Genuss, indem er eine andere Person sein kann und seine Selbstironie ausleben kann.
  • 🌟 Mario hat die Hoffnung, ein soziales Umfeld aufzubauen, in dem er geliebt wird und sein Schauspiel nutzen kann, um anderen zum Lachen zu bringen.

Q & A

  • Was ist das Hauptthema des Skripts?

    -Das Hauptthema des Skripts ist die persönliche Geschichte von Mario, der mit psychischen Erkrankungen und den Herausforderungen des Alltags ringt, einschließlich seiner Erfahrungen in der Psychiatrie und seine Bemühungen, sein Leben trotz seiner Symptome zu gestalten.

  • Welche Rolle spielt die Psychiatrie für Mario?

    -Für Mario ist die Psychiatrie ein Ort, an dem er sich sicher und akzeptiert fühlt. Es hat zu einer Art Heimat und Ersatzfamilie für ihn geworden, die ihm soziale Interaktionen und Unterstützung bietet, die er im normalen Leben nicht findet.

  • Was war das Datum, an dem Marios Probleme begannen?

    -Mario begann mit seinen Problemen am 02.08.2016, als er 15 oder 16 Jahre alt war und sich das erste Mal in jemanden verliebte.

  • Welche Symptome hat Mario?

    -Mario hat Symptome wie Zwänge, die ihn dazu veranlassen, sich 20 Mal am Tag zu waschen oder zu duschn, sowie das ständige Nachprüfen, ob er jemanden getötet hat, obwohl er weiß, dass er nichts getan hat.

  • Welche Diagnose hat Mario erhalten?

    -Mario hat eine Zwangsstörung und hat auch Symptome, die auf Schizophrenie hindeuten könnten, wie er selbst in einem Bericht gesehen hat, der ihn auf seine Situation aufmerksam machte.

  • Wie hat die Schule Marios Leben beeinflusst?

    -Die Schule hat für Mario eine Phase des Mobbings und körperlichen Gewalts bedeutet, was zu langanhaltenden psychologischen Auswirkungen geführt hat.

  • Was ist Marios größtes Problem?

    -Marios größtes Problem ist die Akzeptanz seiner Krankheit durch andere Menschen. Obwohl seine Diagnose ärztlich und therapeutisch bestätigt ist, fühlt er sich oft nicht verstanden oder geglaubt.

  • Wie hat die Schauspielschule Marios Leben beeinflusst?

    -Die Schauspielschule ermöglicht Mario, eine andere Person zu sein und seine Selbstironie auszuleben. Es ist ein Ort, an dem er Spaß hat und sich gut fühlt.

  • Was sind Marios Pläne für die Zukunft?

    -Mario möchte ein soziales Umfeld aufbauen, in dem er von Menschen geliebt wird und vor denen er sein kann, wie er ist. Er sucht auch nach einer Möglichkeit, wie er andere Menschen mit seinem Schauspiel zum Lachen bringen kann.

  • Was hat Mario über die Akzeptanz durch andere gelernt?

    -Mario hat gelernt, dass die Akzeptanz durch andere wichtig ist, aber oft schwierig zu erreichen. Er hat auch Strategien entwickelt, um mit seinen Symptomen umzugehen, wie das Tropfen von Ammoniak auf Papier oder das Anwenden von Tigerbalsam-Creme unter die Augen, um seine Gedanken auf den Schmerz zu lenken.

  • Was hat Mario über die Bedeutung von sozialen Beziehungen gelernt?

    -Mario hat erkannt, dass soziale Beziehungen und die Unterstützung anderer Menschen für seine emotionale Gesundheit und sein Wohlbefinden von entscheidender Bedeutung sind.

Outlines

00:00

😔 Leben mit Zwängen und Isolation

Der erste Absatz spiegelt die Herausforderungen des Protagonisten Mario wider, der mit Zwängen und Isolation lebt. Er beschreibt, wie sein Leben nach dem Realschulabschluss in eine Psychiatrieeinrichtung überging, wo er sich heute sicher und akzeptiert fühlt. Er hatte viele stationäre Aufenthalte und erlebt Zwänge, die sein Leben dominierten, wie das 20-mal am Tag Waschen, um geliebt zu werden. Mario kämpft auch mit der Vorstellung, jemanden getötet zu haben, was zu ständigen Überprüfungen führte. Er fand in der Psychiatrie eine Art Heimat und Ersatz für das, was ihm im sozialen Leben fehlt.

05:04

😢 Mobbing und die Suche nach Akzeptanz

In diesem Absatz erzählt Mario von seiner Zeit in der Grundschule, in der er Mobbing erlitt. Er beschreibt, wie er körperlich angegriffen wurde und wie seine Eltern ihm keine Unterstützung boten, sondern ihn nur zu Selbstverteidigung aufforderten. Er reflektiert über die Auswirkungen des Mobbings auf sein Leben und wie es ihn beeinflusst, andere zu misstrauen. Mario drückt auch seine Hoffnung aus, dass er von anderen akzeptiert werden kann, trotz seiner psychischen Probleme, die er seit 2016 in der Klinik behandelt bekommt.

10:05

😖 Die Hintergrundmusik der Zwänge

Dieser Absatz konzentriert sich auf Marios Erfahrungen mit Zwängen und wie sie sein Leben beeinflussen. Er beschreibt, wie Zwänge in Form von ständigen Bedenken und Ängsten seine Gedanken beherrschen, die zu körperlichen Reaktionen wie Schwindel und Taumeln führen. Mario erzählt auch von den Herausforderungen, die mit der öffentlichen Wahrnehmung seiner Krankheit verbunden sind, und wie er mit verschiedenen Techniken versucht, seine Symptome zu kontrollieren, wie das Tröpfeln von Ammoniak auf Papier oder das Anbringen von Tigerbalsam unter die Augen.

15:06

😌 Schauspiel und die Hoffnung auf soziale Anerkennung

Der letzte Absatz zeigt Marios Sehnsucht nach einem sozialen Umfeld, in dem er akzeptiert wird, und wie er durch Schauspiel seine Persönlichkeit ausleben kann. Er teilt seine Freude an der Schauspielschule, wo er die Möglichkeit hat, eine andere Person zu sein und seine Selbstironie auszudrücken. Mario drückt auch seine Hoffnung aus, dass sein Film über seine Geschichte Resonanz finden möge und dass es ihm gelingen möge, anderen durch sein Schauspiel zum Lachen zu bringen.

Mindmap

Keywords

💡Zwangsstörung

Zwangsstörungen sind eine Gruppe von psychischen Störungen, bei denen die Betroffenen übermäßige Ängste (Zwangsgedanken) haben und zwingende Handlungen ausführen, um diese Ängste zu reduzieren. Im Video spiegelt sich das Erlebnis des Protagonisten wider, der mit Zwängen und deren Auswirkungen auf sein Leben ringt, wie zum Beispiel das waschen sich 20 Mal am Tag, um geliebt zu werden.

💡Psychiatrie

Die Psychiatrie ist der Zweig der Medizin, der sich mit psychischen Störungen befasst. Im Kontext des Skripts wird die Psychiatrie als Ort der Behandlung und des Schutzes für den Protagonisten dargestellt, der mehr als 30 Mal stationär aufgenommen wurde und sie als seine 'beste Schutzstelle' beschreibt.

💡Mobbing

Mobbing bezeichnet dauerhafte psychische oder physische Belästigung, meist in einer gruppeninternen Umgebung wie der Schule. Im Video erzählt der Protagonist von seiner Zeit in der Grundschule, in der er Opfer von Mobbing war, was zu körperlichen Gewaltausbrüchen und emotionalen Traumata führte.

💡Schizophrenie

Schizophrenie ist eine schwere psychische Störung, die Halluzinationen, Wahrnehmungsstörungen und Denkstörungen beinhaltet. Der Protagonist des Videos bringt den Begriff ins Spiel, als er anfängt, über seine eigenen Erfahrungen nachzudenken und die Ähnlichkeit mit Schizophrenie bemerkt, was später von einer Psychiaterin als Zwangsstörung korrigiert wird.

💡Soziales Umfeld

Das soziale Umfeld umfasst die Beziehungen und Interaktionen einer Person mit anderen Menschen in ihrer Umgebung. Im Video sucht der Protagonist nach einem sozialen Umfeld, in dem er sich wohlfühlen kann, und findet dies in der Psychiatrie, die für ihn eine Art Ersatzfamilie und soziale Anbindung darstellt.

💡Akzeptanz

Akzeptanz bedeutet, dass jemand die Eigenschaften, das Verhalten oder die Situation einer anderen Person anerkennt und ohne Kritik annimmt. Der Protagonist im Video kämpft mit der Herausforderung, von anderen aufgrund seiner psychischen Störungen angenommen zu werden, was für sein emotionales Wohlbefinden von entscheidender Bedeutung ist.

💡Isolation

Isolation bezeichnet den Zustand, in dem jemand sich von anderen absondert oder abgeschottet fühlt. Im Video spürt der Protagonist die Isolation, besonders in Bezug auf seine Beziehungen zu anderen und die Angst, alleine zu sein, was zu seinen psychischen Problemen beiträgt.

💡Selbsthilfe

Selbsthilfe bezieht sich auf Strategien und Techniken, die Menschen anwenden, um ihre eigenen psychischen oder physischen Probleme zu bewältigen. Der Protagonist verwendet Selbsthilfemethoden wie den Geruch von Ammoniak oder Tigerbalsamcreme, um seine Zwänge zu kontrollieren und seine Dissoziation zu beenden.

💡Schauspiel

Schauspiel ist die Kunst, Rollen in Theaterstücken, Filmen oder Fernsehproduktionen zu interpretieren. Im Video erwähnt der Protagonist, dass er in der Schauspielschule die Fähigkeit hat, jemand anderes zu sein und seine Selbstironie auszuleben, was ihm Freude bereitet und ein positives Umfeld schafft.

💡Identität

Identität ist die Sammlung von Eigenschaften, die eine Person definiert und von anderen unterscheidet. Der Protagonist im Video sucht nach einer Identität, die er in der Psychiatrie und durch das Schauspiel finden kann, wo er akzeptiert und wer sein kann, wie er ist.

💡Resilienz

Resilienz ist die Fähigkeit, sich aus schwierigen Situationen oder traumatischen Erlebnissen schnell wieder zu erholen. Obwohl der Protagonist viele Herausforderungen erlebt hat, zeigt er Resilienz, indem er seine Geschichte teilt, nach Unterstützung sucht und versucht, ein besseres Leben zu führen.

Highlights

Mario diskutiert die Bedeutung eines sozialen Umfelds für seine Symptome.

Er erlebt eine Reduktion seiner Symptome durch soziale Akzeptanz.

Mario hat 30 bis 40 stationäre Klinikaufenthalte in der Psychiatrie hinter sich.

Die Klinik wird zu einem Schutzort und Ersatzfamilie für Mario.

Er erlebt seine erste Liebe und entwickelt Zwänge im Zusammenhang damit.

Mario hat das Gefühl, jemanden getötet zu haben, was zu Zwangshandlungen führt.

Er sucht nach einer Diagnose und wird schließlich einer Psychiaterin zugewiesen.

Die Diagnose der Zwangsstörung wird gefallen, und Mario wird beobachtet.

Mario beschreibt die Klinik als Ort, an dem er sich wohlfühlt und unterstützt wird.

Er hat Schwierigkeiten, sich mit Einsamkeit auseinanderzusetzen.

Mario erzählt von frühen Erfahrungen mit Mobbing in der Grundschule.

Er erlebt körperliche Gewalt und hat das Gefühl, nicht geholfen zu werden.

Mario reflektiert über die Auswirkungen von Mobbing auf sein Leben.

Er beschreibt, wie Zwänge seine Alltagsaktivitäten beeinträchtigen.

Mario fühlt sich oft nicht von anderen verstanden oder akzeptiert.

Er diskutiert die Herausforderungen der Anerkennung seiner Krankheit durch andere.

Mario hat eine Vielzahl von Diagnosen, darunter Zwangsstörungen und Schizophrenie.

Er verbringt den Großteil seines Lebens in Kliniken.

Mario lebt bei seinem Vater, aber sie haben wenig Kontakt.

Er beschreibt die Schwierigkeiten, ein normales Leben zu führen.

Mario hat in der Klinik gelernt, mit Anspannungen umzugehen, ohne sofort Tabletten zu nehmen.

Er verwendet Ammoniak und Tigerbalsam, um aus Zwängen herauszukommen.

Mario erlebt Herausforderungen im öffentlichen Verkehr aufgrund seiner Symptome.

Er findet in der Schauspielschule eine Möglichkeit, sein Selbst auszuleben und anderen zum Lachen zu bringen.

Mario wünscht sich ein soziales Umfeld, in dem er akzeptiert wird, und den Wunsch, anderen zum Lachen zu bringen.

Transcripts

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Action!

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Ich glaube, wenn ich ein Setting hätte, das das Soziale ersetzen könnte und zwar nicht

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nur einmal in der Woche wie die Schauspielschule, sondern einfach jeden Tag.

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Und halt auch mit meinen Symptomen akzeptiert werde,

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dann wird es glaube ich weniger werden mit der Zeit.

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Ich bin Mario und hatte bestimmt schon 30, 40 Klinikaufenthalte stationär in der Psychiatrie

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und es ist mittlerweile mein bester Schutzort geworden.

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Es hat halt direkt nach dem Realschulabschluss angefangen.

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Das war noch am 02.08.2016

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Das Datum, da hat es angefangen, ja.

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Mit 15, 16 habe ich mich auch das erste Mal verliebt und dann hatte ich eben Zwänge im Sinne von:

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Ich könnte durch meine Zwänge beeinflussen, ob mich das Mädchen auch liebt oder nicht.

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Und dann kamen halt so komische Sachen wie: Wasch' dich 20 Mal am Tag, dann liebt sie dich.

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Oder dusch' dich 20 Mal am Tag.

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Ich konnte auch nirgendwo alleine sein, weil ich immer den Gedanken hatte, ich hätte jemanden umgebracht.

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Und musste das immer wieder nachprüfen, obwohl ich wusste, ich habe nichts getan.

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Irgendwann habe ich dann einen Bericht über Schizophrenie gesehen, wo ich mir dachte:

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"Oh. Irgendwie fühle ich mich ein bisschen angesprochen".

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"Aber das kann ja nicht sein. Ich bin ja nicht bekloppt".

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Und dann bin ich eben zu einer Psychiaterin.

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Und die hat gesagt: "Das klingt bisschen nach Zwangsstörung, könnte sein".

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"Du solltest beobachtet werden."

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"Das kann sechs bis acht Wochen dauern, wir beobachten dich."

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Ja, dann waren es 12 Wochen.

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Ich war schon circa 40, 50 Mal in der Psychiatrie.

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Es ist für mich wie ein Zuhause und Ersatzfamilie geworden.

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Sie ersetzen Partnerschaft, sie ersetzen Freundschaft, sie ersetzen einfach ein soziales Umfeld,

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in dem ich mich wohlfühlen und so sein kann, wie ich bin.

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Ich weiß halt, dass außen niemand auf mich wartet so und hier halt schon.

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Also wenn ich das Zimmer verlasse, ist jemand da.

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Egal, ob es jetzt Pfleger oder Mitpatienten oder Mitpatientinnen sind, die sind halt einfach da

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und man findet immer jemanden, der mit einem irgendwas macht.

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Und zu Hause halt nicht.

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-Dankeschön für die Zeit. -Dann wünsche ich Ihnen alles Gute.

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-Danke. -Passen Sie auf sich auf.

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-Und wenn Sie noch Rückfragen haben, können Sie sich auch nochmal telefonisch melden.

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-Das ist kein Problem. -Okay, mach' ich.

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-Alles Gute für Sie. -Dankeschön.

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-Tschüss. -Tschüss.

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Also mit Einsamkeit komme ich ganz, ganz schwer klar.

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Ich habe vor allem jetzt Angst, dass ich ein Heim gehe, das Wochenende ist komplett kacke

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und am Montag bin ich dann sofort wieder in der Klinik.

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In der Grundschule hat's angefangen mit Mobbing.

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Es gab sehr viele Konflikte, auch im Dorf, wo ich gewohnt habe und jetzt immer noch wieder wohne.

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Durch körperliche Gewalt.

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Irgendwie macht mich ehrlich gesagt gerade nervös, dass hier Jugendliche ausgestiegen sind.

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Ich wusste, ich gehe in die Schule und werde verprügelt.

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Ich wurde verprügelt.

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Ich bin aus dem Bus dann mittags raus und wusste, irgendwann heute wird noch irgendwas passieren.

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Und es ist was passiert.

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Ich wurde geschlagen, getreten, gewürgt und die anderen Kinder und Jugendlichen haben

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halt einfach entweder äh

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zugeguckt oder mitgemacht.

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Also teilweise lag ich dann schon auf dem Boden und zwei, drei Leute haben auf mich

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eingetreten und eingeprügelt.

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Also ich bin sehr oft blutend nach Hause ähm und die Eltern haben dann halt immer nur gesagt:

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"Ja, du musst dich halt wehren".

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"Hau' halt mal zurück."

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Und das war dann für mich einfach überhaupt keine Hilfe, weil ich ich kann halt sowas nicht.

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Und wenn sich das dann halt irgendwie jahrelang zieht, dann- und täglich war halt immer irgendwas, so.

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Also es gab, glaube ich, keinen Tag, wo einfach nichts- mal irgendwie normal war.

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Mit Simon war ich von der 5. bis zur 10. Klasse zusammen in der Realschule.

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Der war auch in vielen Unterrichtsstunden neben mir gesessen, hat aber von dem Mobbing

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nichts mitbekommen oder wollte nichts mitkriegen.

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Es gab schon den ein oder anderen jetzt, sag' ich mal, wo eher drauf rumgehackt wurde

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als auf den anderen.

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Jetzt das Ausmaß so direkt habe jetzt nicht so wahrgenommen.

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Also ich habe es zumindest wirklich erst in der 10. so wahrgenommen,

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dass es vielleicht, ja, nicht das Normale ist, wie es läuft.

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Ich kann mir vorstellen, wenn man das halt persönlich nimmt und das einen dann selber trifft

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und sich dann Gedanken macht: "Warum wurde das gemacht?"

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Und dass, ja, sich das so in einer Spirale nach oben schaukelt.

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Wenn ich jetzt zum Beispiel auf der Straße laufe und da ist ein Riss, dann kommt plötzlich der Gedanke:

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"Wenn du auf den Riss trittst, passiert irgendwas ganz Schlimmes".

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Und der Gedanke geht nicht weg, der bleibt da.

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Und wenn ich dann trotzdem drauf trete oder einfach drauf stehen will, weil ich es

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in den Griff bekommen möchte, dann bleibt der Gedanke immer da:

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"Jetzt passiert was Schlimmes, jetzt passiert was Schlimmes, jetzt passiert was Schlimmes".

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Und das wird immer schneller und immer schlimmer, die Vorstellungen.

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Dann merke ich, dass mein Körper irgendwann nachgibt.

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Also es fängt an, dass mir schwindelig wird und dann fange ich an, verschwommen zu sehen,

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dann fange ich an, zu taumeln als wäre ich betrunken.

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Und dann ist die Kraft weg und ich fall' um.

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Viele sagen mir dann auch, ich muss erstmal beweisen, dass ich krank bin.

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Es ist halt oft so ein Unverständnis oder irgendwelche komischen Gespräche, wo ich

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dann einfach erklären muss, was mit mir los ist, mir aber nicht geglaubt wird.

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Mein größtes Problem ist, von meinem Mitmenschen mit meiner Krankheit akzeptiert zu werden.

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Aus ärztlicher Sicht und therapeutischer Sicht ist es eigentlich schon sehr bestätigt,

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dass ich meine Probleme habe und meine Diagnosen.

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Also das sind jetzt hier alles Entlassungsberichte von Kliniken.

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"Zwangsgedanken, Handlungen gemischt und Suizidgedanken".

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"Zwangsgedanken und Handlungen gemischt".

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"Hebephrene Schizophrenie, pathologisches Spielen".

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Ich habe seit 2016 vielleicht 80 Prozent davon in Kliniken verbracht.

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Wenn ich mich anderen vergleich', deren Leben zu haben- aber ich kann mir das für mich persönlich

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halt einfach nicht vorstellen, dass ich normal leben kann.

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Im Moment wohne ich bei meinem Vater zu Hause.

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-Hey. Und?

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-Da fahr' ich gerade raus. -Ich müsste mir um 15 Uhr eine Wohnung angucken.

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Trotzdem haben wir relativ wenig Kontakt, um die Situation entspannt zu halten.

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Wenn, dann treffen wir uns vielleicht mal kurz, um zu besprechen, wann ich in der Woche Termine habe.

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Nee, das ist überhaupt nicht leicht.

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Das ist- wer das nicht kennt und das nicht mitmacht, kann sich nicht so richtig rein denken, klar.

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Das ist- ist hart.

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-Die Klinik ist auch 10 Minuten weg. -Ja, das ist schlecht.

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Das ist schlecht.

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Flucht in die Klinik, hat es geheißen, vermeiden.

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Beim letzten Aufenthalt war es ja noch beim Entlassungsgespräch: Flucht in den Kliniken vermeiden.

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Man weiß ganz genau, dass irgendwann kommt wieder der Rückfall.

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Der kommt.

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Also da braucht man eigentlich bloß drauf warten.

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Und dann ist er wieder unter irgendwelchen, also meine ich, denkt er,

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ist unter irgendwelchen Leute, die ihm eigentlich in der Klinik besser tun wie jetzt irgendwo im Umfeld.

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Man hat natürlich immer die Vorstellung: "Ja, das verwächst sich alles und irgendwann

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ist er dann ganz normal wie alle anderen und ja".

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Eigentlich ja Ausbildung, wenn man mittlere Reife hat, sollte man eine Ausbildung machen

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und durch das, dass das schon gar nicht stattgefunden hat.

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Was er nach der Schule gesagt hat, so ungefähr:

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"Jetzt will ich nicht mehr. Jetzt brauche ich erst einmal eine Ruhe".

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Ja, da haben wir uns auch noch gedacht: "Okay, kann ja mal sein".

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"Vielleicht braucht man mal halbes Jahr Auszeit und aber dann wird es schon weitergehen."

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Naja, das ist nicht weiter gegangen.

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In der Klinik habe ich gelernt, bei steigender Anspannung durch das Unterdrücken von Zwängen

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nicht gleich zu Tabletten zu greifen, sondern sogenannte Skills zu benutzen.

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Eine Literflasche Ammoniak habe ich mir besorgt.

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Die kann ich dann eben auf Papier tröpfeln und dann mitnehmen und dann dran riechen,

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dass ich aus den Gedanken oder dann auch der Dissoziation wieder komme.

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Oder eine Creme mit Tigerbalsam, was ich mir unter die Augen schmieren kann und extrem brennt,

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was dann die Gedanken auf den Schmerz lenkt.

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Wenn ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bin, das ist schon nicht so angenehm.

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Dann kann das schon mal vorkommen und dann ist's halt blöd, dass die Leute nicht wissen, was mit mir ist.

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Und ich werde irgendwie auch immer so in Alarmbereitschaft, das gleich irgendwie irgendwas passiert.

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In der Schauspielschule ist es mal schön, jemand anderes sein zu können

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und ich kann meinen selbstironischen großen Anteil da richtig gut ausleben.

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-Ja genau. So, super.

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Und wir machen die Stimme wieder locker.

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Wir hüpfen und lassen die Stimme einfach laufen.

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Ich muss dann auch die ganze Zeit lachen und es ist einfach witzig, hier zu sein.

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Auch die gute Laune der anderen geht dann auf mich über, ja.

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Wir alle sind eben zu U-Bahn gelaufen, aber Mario war etwas langsamer

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und deswegen habe ich mich dann halt auch neben Marion und habe halt mit dem reden wollen

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und dann ist er umgekippt.

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Er war ganz still.

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Ich wusste halt auch nicht- also wir waren da mehrere und das war halt schon überfordernd,

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wenn man sich halt nicht auskennt damit.

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Und dann stand ich da und niemand war mehr da und nur noch Mario und der war halt da gelegen.

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Ich glaube, da kann man in dem Moment als Außenstehender dann nicht wirklich viel machen, also.

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Und dann habe ich gefragt, ob ich trotzdem den Krankenwagen rufen soll.

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Aber er meinte: "Nein, es geht schon."

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Abwarten bis es vorbei ist.

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-Oh! Guten Abend.

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-Wolkig mit leckeren Aufheiterungen.

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[Lachen]

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Zwänge sind einfach irgendwie überhaupt nicht da.

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Also es sind ja total viele Flecken auf dem Boden und Risse, aber ich- es stört mich nicht.

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Also meine Gedanken sind einfach woanders.

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-Eine Runde noch. Oder zwei.

play15:05

Ich wünsche mir für meine Zukunft, dass ich mir ein soziales Umfeld aufbauen kann.

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Mit Menschen, die mich wirklich lieben und vor denen ich so sein kann, wie ich bin.

play15:16

Und einen Weg zu finden, wie ich andere Menschen mit meinem Schauspiel zum Lachen bringen kann.

play15:32

Ich hoffe, der Film über meine Geschichte hat Euch gefallen.

play15:35

Wenn ja, könnt Ihr gerne ein Like dalassen.

play15:38

Und wenn Ihr selber betroffen seid, könnt Ihr gerne Kommentare hinterlassen und Euch austauschen.

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