Innenpolitik im Deutschen Kaiserreich I musstewissen Geschichte

MrWissen2go Geschichte | Terra X
28 Dec 201707:42

Summary

TLDRDieses Video behandelt die innenpolitischen Herausforderungen des deutschen Kaiserreichs, insbesondere den Kulturkampf, das Sozialistengesetz und die Führungsmethoden von Reichskanzler Otto von Bismarck. Bismarck versuchte, die deutsche Nation durch gemeinsame Gegner zu vereinen, was jedoch zu Konflikten mit Katholiken und Sozialisten führte. Obwohl seine Strategie letztlich gescheitert ist, bleibt er ein dominanter Politiker, bis Kaiser Wilhelm II. ihn 1890 zwingt, zurückzutreten. Der politische Konflikt nimmt zu, und die Gesellschaft wird durch Arbeiterbewegungen, Parteien und Medien gestärkt, was zu einer Krise im Kaiserreich führt, die erst durch den Ausbruch des Krieges 1914 unterbrochen wird.

Takeaways

  • 🏛️ Das deutsche Kaiserreich wurde 1871 gegründet, aber die innere Einheit war nicht gegeben, da verschiedene gesellschaftliche Gruppen unterschiedliche Interessen verfolgten.
  • 🤝 Otto von Bismarck, der Reichskanzler, versuchte, durch gemeinsame Feinde die Menschen zu vereinen, ähnlich wie in seiner Außenpolitik.
  • 🛡️ Bismarck suchte 'Reichsfeinde' in der Innenpolitik, um die Mehrheit gegen diese Minderheiten zu vereinen, und erkannte die Katholiken als erstes Ziel.
  • 📜 Der Konflikt zwischen dem Staat und der katholischen Kirche wurde durch den 'Kulturkampf' entfacht, bei dem Bismarck die Trennung von Kirche und Staat anstrebte.
  • 🏫 Schulen wurden staatlich beaufsichtigt, der 'Kanzelparagraph' verbot den Pfarrern, sich in Gottesdiensten zur Politik äußern, und das Zivilstandswesen wurde eingeführt.
  • 🚫 Bismarck führte Maßnahmen gegen die katholische Kirche durch, einschließlich der Verbot von Mönchsorden und der Inhaftierung oder Vertreibung von Bischöfen.
  • 📊 Trotz des Kulturkampfes verloren die Katholiken nicht ihre Einheit, und die Zentrumspartei gewann sogar an Stärke.
  • 🏭 Mit der Industrialisierung entstand eine neue Schicht, die Arbeiterschaft, und die Sozialdemokraten, die politischen Interessen der Arbeiter vertreten, wurden zu weiteren 'Reichsfeinden'.
  • 🚫 Bismarck bekämpfte die Sozialisten mit dem Sozialistengesetz, das sozialdemokratische Zeitungen, Vereine und Versammlungen verbot.
  • 🤝 Bismarck führte Sozialgesetze ein, um die Arbeiter an das Kaiserreich zu binden, und hoffte, dass sie sich von der SPD abwenden würden.
  • 🗳️ Bismarcks Strategie, durch den Kampf gegen angebliche Feinde die Menschen zu vereinen, funktionierte nicht und verschlechterte seine Beziehungen zu fast allen politischen Lagern.
  • 👥 Bismarck war trotzdem der bestimmende Politiker, da er keine Mehrheit im Parlament benötigte und das Vertrauen des Kaisers hatte.
  • 👑 Wilhelm II., der Enkel von Bismarcks Förderer Wilhelm I., ließ Bismarck abtreten, als er selbst regieren wollte.
  • 📰 Die politische Landschaft veränderte sich, mit stärkeren Gewerkschaften, Vereinen, Interessenverbänden und Zeitungen, die politische Themen diskutierten und die Bevölkerung mobilisierten.
  • 🔄 Die Fronten verschoben sich, und verschiedene politische Gruppen fanden sich aufgrund ihrer Wählerbasis und Interessen zusammen.
  • 🕊️ Der Deutsche Kaiserreich befand sich in einer politischen Krise, die jedoch durch den Ausbruch des Krieges im Jahr 1914 unterbrochen wurde.

Q & A

  • Was war das Hauptziel von Otto von Bismarck in der Innenpolitik des deutschen Kaiserreichs?

    -Das Hauptziel von Otto von Bismarck in der Innenpolitik war es, die Menschen zu vereinen, indem er gegen angebliche Feinde kämpfte, ähnlich wie er es in der Außenpolitik gemacht hatte, um das Reich zusammenzuhalten.

  • Wie nannte man die Gruppe, die Bismarck als erstes Ziel in seiner Innenpolitik wählte?

    -Bismarck wählte die Katholiken als erstes Ziel in seiner Innenpolitik, nachdem der Papst den Liberalismus und den säkularen Staat abgelehnt hatte.

  • Was war der Zweck des 'Kanzelparagraphen'?

    -Der 'Kanzelparagraph' hatte den Zweck, den Pfarrern zu verbieten, sich in Gottesdiensten zur Politik äußern, um die Trennung von Kirche und Staat zu fördern.

  • Wie wurde die Trennung von Kirche und Staat in der Zeit des Kulturkampfes umgesetzt?

    -Die Trennung von Kirche und Staat wurde durch Maßnahmen wie die staatliche Überwachung von Schulen, das Verbot für Pfarrer, sich zur Politik zu äußern, die Einführung des Zivilstandes und das Einfrieren von staatlichen Geldern für die Kirche umgesetzt.

  • Was war das Ergebnis des Kulturkampfes für Bismarck?

    -Bismarck verlor den Kulturkampf, da die Katholiken im gesamten Reich zusammenhielten und die Zentrumspartei bei den Wahlen zugenommen hat. Selbst einige Protestanten waren unzufrieden mit Bismarcks Härte gegen die Kirche.

  • Wer waren die Sozialisten und welche Rolle spielten sie im deutschen Kaiserreich?

    -Die Sozialisten waren Mitglieder der Arbeiterschaft, die durch die Industrialisierung entstanden war. Sie vertreten durch die Sozialdemokraten politische Interessen und wollten den Sozialismus, also eine gleiche Verteilung des Eigentums.

  • Was war das Sozialistengesetz und welche Auswirkungen hatte es?

    -Das Sozialistengesetz war ein Gesetz, das von Bismarck eingeführt wurde, um gegen die Sozialisten vorzugehen. Es führte zu Verboten für sozialdemokratische Zeitungen, Vereine und Versammlungen, aber die SPD durfte weiter bestehen.

  • Wie versuchte Bismarck, die Arbeiter von der SPD abzuwenden und wie erfolgreich war dies?

    -Bismarck versuchte, die Arbeiter von der SPD abzuwenden, indem er Sozialgesetze einführte, um sie als treue Untertanen an das Kaiserreich zu binden. Jedoch war dies nicht erfolgreich, da die Arbeiter weiterhin zur SPD standen und die Partei stärker wurde.

  • Welche politische Strategie nutzte Bismarck, um politische Mehrheiten zu erzielen?

    -Bismarck nutzte seine Position als Reichskanzler und sein Charisma, um politische Mehrheiten zu erzielen. Er schaffte es immer wieder, die Unterstützung der Bevölkerung hinter sich zu versammeln, ohne dass er eine Mehrheit im Parlament brauchte.

  • Was war der Grund für Bismarcks Rücktritt und wie veränderte sich die Politik nach seinem Ausscheiden?

    -Bismarcks Rücktritt wurde veranlasst, als Wilhelm II. den Wunsch äußerte, selbst zu regieren und die Führung in seine Hand zu nehmen. Nach seinem Ausscheiden suchten seine Nachfolger weniger Konfrontation und die Methode des Angstmachens vor Feinden funktionierte nicht mehr, da die Politik nun eine Angelegenheit aller Bevölkerungsgruppen war.

Outlines

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🏛️ Kulturkampf und Sozialistengesetz in Bismarcks Deutschland

Dieses Video behandelt die Innenpolitik des deutschen Kaiserreichs, insbesondere den Kulturkampf gegen die Katholiken, die Einführung des Sozialistengesetzes und die Regierungsmethoden von Otto von Bismarck. Bismarck suchte nach 'Reichsfeinden', um die Mehrheit hinter sich zu versammeln, und führte Maßnahmen gegen die Katholiken ein, die jedoch nicht erfolgreich waren, da die Zentrumspartei wuchs und auch Protestanten gegen Bismarcks Vorgehen waren. Er verlor auch den Kampf gegen die Sozialisten, die durch die Industrialisierung stärker wurden und trotz des Sozialistengesetzes, das sozialdemokratische Aktivitäten verbot, nicht aufließen. Bismarck konnte jedoch wichtige Sozialgesetze einführen, die den Sozialstaat begründeten, in dem wir heute leben.

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👑 Die politischen Veränderungen im Deutschen Kaiserreich und Bismarcks Sturz

Der zweite Paragraph beschreibt die politischen Veränderungen im Deutschen Kaiserreich und wie sie Bismarck zum Rücktritt zwangen. Bismarck profitierte von seiner Position als Reichskanzler, der keine parlamentarische Mehrheit benötigte, und nutzte sein Charisma, um politische Mehrheiten zu sammeln. Doch mit dem Thronbesteigen von Wilhelm II. änderte sich die Situation. Wilhelm II. wollte selbst regieren und veranlasste Bismarcks Rücktritt. Nachfolgende Reichskanzler suchten weniger Konfrontation und die politischen Landschaft veränderte sich, wobei sich die Sozialdemokraten und Liberalen zusammentaten und die politischen Fronten sich verschoben. Die Regierung musste ständig nach Mehrheiten suchen, was zu einer unklaren Politik führte, und die zerstrittenen Parteien konnten dem Parlament keine mehr Macht verschaffen. Das Kaiserreich befand sich in einer politischen Krise, die durch den Ausbruch des Krieges im Jahr 1914 unterbrochen wurde.

Mindmap

Keywords

💡Innenpolitik

Die Innenpolitik bezieht sich auf die politischen Maßnahmen und Entscheidungen, die innerhalb eines Staates getroffen werden. Im Video wird sie im Kontext des deutschen Kaiserreichs diskutiert, insbesondere in Bezug auf die Regierungspolitik von Otto von Bismarck. Bismarck suchte durch innenpolitische Maßnahmen, wie den Kulturkampf und die Sozialistengesetze, die Einheit des Reichs zu stärken.

💡Kulturkampf

Der Kulturkampf war ein Konflikt zwischen dem preußisch-geführten deutschen Kaiserreich und der katholischen Kirche in Deutschland. Im Video wird er als eine der 'Reichsfeinde'-Strategien Bismarcks dargestellt, mit denen er versuchte, die Mehrheit der Bevölkerung gegen eine Minderheit zu vereinen. Dies führte zu Maßnahmen wie der Trennung von Kirche und Staat und der staatlichen Überwachung von Schulen.

💡Sozialistengesetz

Das Sozialistengesetz war ein Gesetz, das von Bismarck eingeführt wurde, um die Arbeiterbewegung und die Sozialdemokraten zu unterdrücken. Im Video wird es als Teil seiner Strategie beschrieben, die Einheit des Reichs durch die Bekämpfung von 'Reichsfeinden' zu stärken. Es führte zu Verboten von sozialdemokratischen Zeitungen, Vereinen und Versammlungen.

💡Reichskanzler

Der Reichskanzler ist der Chef der Regierung in Deutschland. Im Video ist Otto von Bismarck der Reichskanzler, der für die Regierungsführung des deutschen Kaiserreichs verantwortlich ist. Bismarck wird als entscheidende politische Figur beschrieben, die durch innen- und außenpolitische Maßnahmen versuchte, das Reich zusammenzuhalten.

💡Zentrumspartei

Die Zentrumspartei war eine politische Partei in Deutschland, die hauptsächlich von deutschen Katholiken unterstützt wurde. Im Video wird sie als Ziel von Bismarcks Kulturkampf-Maßnahmen erwähnt, mit dem Ziel, ihre Macht zu schwächen und die Nicht-Katholiken hinter sich zu versammeln.

💡Kanzelparagraph

Der Kanzelparagraph war ein Gesetz, das Bismarck einführte, um die politische Aktivität von Pfarrern zu unterbinden. Im Video wird er als Teil des Kulturkampfes beschrieben, bei dem Pfarrern verboten wurde, sich in Gottesdiensten zur Politik zu äußern.

💡Zivilehe

Ein Zivilstandesamt ist eine staatliche Institution, die für die Durchführung von Heiraten zuständig ist. Im Video wird die Einführung des Zivilstandesamtes als Teil der Maßnahmen Bismarcks beschrieben, um die Trennung von Kirche und Staat zu erzwingen und die staatliche Autorität über Ehen zu stärken.

💡Sozialdemokraten

Die Sozialdemokraten sind eine politische Bewegung und Partei, die sich für soziale Gleichheit und sozialistische Ideale einsetzt. Im Video werden sie als Ziel von Bismarcks Sozialistengesetzen dargestellt, die darauf abzielten, die politischen Aktivitäten der Arbeiterklasse zu unterdrücken.

💡Sozialstaat

Der Sozialstaat ist ein Konzept, bei dem der Staat für die soziale Sicherheit seiner Bürger zuständig ist. Im Video wird beschrieben, wie Bismarck Sozialgesetze einführte, die den heutigen Sozialstaat begründeten, obwohl seine Bemühungen, die Arbeiter von der Sozialdemokratischen Partei abzuwenden, fehlschlugen.

💡Wilhelm II.

Wilhelm II. war der letzte deutsche Kaiser und der Enkel von Wilhelm I., der von Bismarck gefördert wurde. Im Video wird er als junger Monarch beschrieben, der die Führung des Reichs selbst in die Hand nehmen wollte und es schaffte, Bismarck zum Rücktritt zu zwingen.

Highlights

Das deutsche Kaiserreich wurde 1871 gegründet, aber die innere Einheit war nicht gegeben.

Otto von Bismarck war Reichskanzler und suchte nach Wegen, um das Reich zusammenzubringen.

Bismarck nutzte gemeinsame Feinde, um die Menschen zu vereinen, zuerst gegen Österreich, dann gegen Frankreich.

Innere Gegner, sogenannte Reichsfeinde, wurden gesucht, um die Mehrheit zu vereinen.

Die Katholiken wurden zu den ersten Reichsfeinden, nachdem der Papst Liberalismus und säkularen Staat abgelehnt hatte.

Bismarck führte Kulturkampf, um die Macht der Kirche zu brechen und die Zentrumspartei einzudämmen.

Maßnahmen wie staatliche Schulaufsicht, Verbot der politischen Äußerungen von Pfarrern und Einführung der Zivilehe wurden ergriffen.

Der Kulturkampf endete mit einem Verlust für Bismarck, da die Katholiken zusammenhielten und die Zentrumspartei wuchs.

Bismarck wandte sich als nächstes den Sozialisten zu, nachdem durch die Industrialisierung eine neue Arbeiterschaft entstanden war.

Das Sozialistengesetz wurde eingeführt, um sozialdemokratische Aktivitäten zu verbieten und die Arbeiter zur Treue zum Kaiserreich zu binden.

Bismarck verlor auch den Kampf gegen die Sozialisten, die stärker wurden und die Sozialgesetzgebung begründeten, die den Sozialstaat vorwegnahm.

Bismarcks Position als Reichskanzler ohne parlamentarische Mehrheit und sein Charisma trugen zu seiner Macht bei.

Wilhelm II., der Enkel von Wilhelm I., setzte sich gegen Bismarck durch und ließ ihn zurücktreten.

Nachfolger von Bismarck suchten weniger Konfrontation und die politischen Fronten verschoben sich.

Die politischen Lager des Kaiserreichs konfrontierten sich unversöhnlicher, was zu einer politischen Krise führte.

Der Ausbruch des Krieges im Jahr 1914 verhinderte einen großen politischen Zusammenbruch des Kaiserreichs.

Transcripts

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In diesem Video beschäftigen wir uns mit der Innenpolitik im deutschen Kaiserreich.

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Das heißt: mit dem Kulturkampf, mit dem Sozialistengesetz

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und mit der Art und Weise, wie der Reichskanzler Otto von Bismarck regiert.

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Eben alles, was du dazu wissen musst.

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Wie das deutsche Kaiserreich gegründet wird,

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das habe ich euch in diesem Video hier oben erklärt.

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Schaut einfach mal rein, einfach auf das "i" klicken.

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Im Jahr 1871 ist auf jeden Fall der geeinte deutsche Nationalstaat endlich da.

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Das ist wichtig zu wissen. Aber die innere Einheit, die ist nicht da.

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Viele Menschen, viele gesellschaftliche Gruppen

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haben keine Verbindung, keine Beziehung zu diesem neuen Reich.

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Die einen wollen eine möglichst freie Wirtschaft,

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die anderen fordern Schutzzölle für die heimische Landwirtschaft.

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Die einen wollen mehr Demokratie,

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die anderen fordern Gehorsam der Untertanen.

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Die einen treten für mehr Einheit ein,

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die anderen wollen die Rechte der einzelnen Landesfürsten schützen.

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Und so weiter und so fort.

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Eine schwierige Lage für den Reichskanzler Otto von Bismarck.

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Deshalb versucht er in der Innenpolitik das zu tun,

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was er auch in der Außenpolitik tat, um das Reich zusammenzubringen.

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Bismarck einte die deutschen Staaten und Bürger

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immer hinter einem gemeinsamen Feind.

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Erst die Norddeutschen gegen Österreich,

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dann die Nord- und Süddeutschen gemeinsam gegen Frankreich.

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Und jetzt sucht er Gegner in der Innenpolitik,

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sogenannte Reichsfeinde,

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damit er gegen diese Minderheit die Mehrheit vereinen kann.

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Die ersten Reichsfeinde sind die Katholiken.

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Die bieten sich geradezu an.

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Der Papst in Rom hat nämlich den Liberalismus und den säkularen Staat,

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der ohne die Religion auskommt, für schlecht befunden.

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Außerdem hat er sich für unfehlbar erklärt.

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In ganz Europa gibt es deshalb Probleme.

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Die Staaten fühlen sich natürlich von der katholischen Kirche herausgefordert.

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Im deutschen protestantisch geprägten Kaiserreich

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kommt es zum größten Konflikt.

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Denn Bismarck spitzt den Streit zu.

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Die Katholiken sollen dem Kaiser gehorchen

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und nicht dem Papst.

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Deshalb führt er einen Kampf für die Trennung von Kirche und Staat.

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Damit will er die Macht der Kirche brechen.

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Und er will die Zentrumspartei,

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das ist die Partei der deutschen Katholiken, kleinhalten.

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Und die Nicht-Katholiken will er hinter sich versammeln. Wie läuft das ab?

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Na ja, die Schulen, bisher eine Angelegenheit der Kirche,

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werden staatlich beaufsichtigt.

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Den Pfarrern wird verboten, dass sie sich in Gottesdiensten zur Politik äußern.

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Dieses Gesetzt heißt "Der Kanzelparagraph",

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weil die Pfarrer von der Kanzel herab predigen.

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Die Zivilehe wird eingeführt.

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Bisher wurden Ehen in der Kirche beschlossen.

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Das kann man zwar auch weiterhin machen,

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aber rechtlich verbindlich ist die staatliche Trauung auf dem Standesamt,

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mit Urkunde und Stempel und vielen anderen Dingen.

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Ein neuer Beruf wird erfunden: der Standesbeamte.

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Und diesen Beruf gibt es ja heute auch noch.

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Der Staat zahlt auch kein Geld mehr an die Kirche.

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Verschiedene katholische Mönchsorden werden verboten.

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Über die Hälfte der katholischen Bischöfe wurde eingesperrt

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oder aus dem Land getrieben.

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Man nennt diese Maßnahme "Kulturkampf".

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Wie geht der Kulturkampf aus?

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Bismarck verliert. Die Katholiken im ganzen Reich halten zusammen.

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Die Zentrumspartei legt bei den Wahlen sogar zu.

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Und selbst die Protestanten finden,

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dass Bismarck zu sehr gegen die Kirche ankämpft.

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Am Ende muss der Reichskanzler klein beigeben.

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Immerhin: Die staatliche Schulaufsicht und die Zivilehe, die gibt es heute noch.

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Otto von Bismarck hat in dieser Zeit schon einen anderen Feind im Auge:

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die Sozialisten.

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Durch die Industrialisierung -

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ich empfehle euch dazu, das Video hier oben anzuschauen -

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entsteht eine neue Schicht: die Arbeiterschaft.

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Die politischen Interessen der Arbeiter vertreten die Sozialdemokraten.

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Die wollen den Sozialismus,

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also vereinfacht gesagt eine Gleichverteilung allen Eigentums.

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Damit eignen sie sich wunderbar als Reichsfeinde.

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Bismarck bekämpft sie mit dem Sozialistengesetz.

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Sozialdemokratische Zeitungen, Vereine und Versammlungen werden verboten.

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Nur die SPD, die Arbeiterpartei, darf weiter bestehen.

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Die Angst vor einer sozialistischen Revolution

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soll die liberalen und konservativen Bürger hinter Bismarck versammeln.

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Weil Bismarck langfristig auch die Arbeiter als treue Untertanen

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an das Kaiserreich binden will, führt er Sozialgesetze ein.

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Ihr könnt euch das Video hier oben anschauen, dann erfahrt ihr mehr dazu.

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Seine Hoffnung ist, dass sich die Arbeiter

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von der SPD ab- und dem Staat zuwenden.

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Aber: Auch den Kampf gegen die Sozialisten verliert Bismarck.

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Die Arbeiter halten zur SPD und die wird von Wahl zu Wahl stärker.

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Immerhin: Die Sozialgesetzgebung, die begründet den Sozialstaat,

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in dem wir heute leben.

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Wir sehen also: Die Strategie Bismarcks, dass man die Menschen zusammenbringt,

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indem man gegen angebliche Feinde kämpft, die hat so gar nicht funktioniert.

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Im Gegenteil:

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Am Ende hat es sich Bismarck mit fast allen politischen Lagern verscherzt.

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Er ist trotzdem der bestimmende Politiker im Reich.

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Das liegt zum einen an seiner Stellung als Reichskanzler.

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Nach der Verfassung braucht der Reichskanzler

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keine Mehrheit im Parlament.

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Er kann also regieren, wie er will

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und muss sich um Wahlen oder Mehrheiten nicht scheren.

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Er braucht nur das Vertrauen des Kaisers.

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Es liegt aber auch und vielleicht vor allem an seinem Charisma,

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an seiner Persönlichkeit.

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Es gibt einen regelrechten Bismarck-Kult.

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Kraft seiner Person schafft Bismarck es immer wieder,

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politische Mehrheiten und Mehrheiten in der Bevölkerung

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hinter sich zu versammeln.

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Bis zum Jahr 1890.

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Jetzt sitzt nämlich Wilhelm II. auf dem Thron.

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Er ist der Enkel von Bismarcks Förderer Wilhelm I.

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Dieser erste deutsche Kaiser, der stirbt im Jahr 1888

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und sein Sohn, der Kaiser Friedrich III., sitzt nur 99 Tage auf dem Thron.

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Dann stirbt auch er im sogenannten Dreikaiserjahr.

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Und der junge Monarch Wilhelm II., der will selbst regieren,

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die Führung in seine Hand nehmen.

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Er sorgt dafür, dass Bismarck abtreten muss.

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Bismarcks Nachfolger als Reichskanzler wollen weniger Konfrontation.

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Die Methode mit dem Angst machen vor irgendwelchen Feinden

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funktioniert einfach nicht mehr.

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Politik ist mittlerweile nicht mehr nur

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eine Angelegenheit des gehobenen Bürgertums,

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sondern aller Bevölkerungsgruppen.

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Es gibt starke Gewerkschaften, Vereine, Interessenverbände.

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Zeitungen diskutieren politische Themen und mobilisieren die Leute.

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Die Fronten verschieben sich.

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Die Sozialdemokraten und die Liberalen, die früher spinnefeind waren,

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finden jetzt zusammen,

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weil sie beide eher für die Stadtbevölkerung Politik machen.

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Das Katholische Zentrum und die Konservativen

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haben ihre Anhänger eher auf dem Land.

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Die Linksparteien wie die SPD erhalten immer mehr Stimmen.

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Aber: Sie schaffen es nicht, eine Mehrheit im Parlament zu organisieren.

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Die Regierung muss also immer nach Mehrheiten suchen

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und kann keine klare Politik machen

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und die zerstrittenen Parteien schaffen es nicht,

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dem Parlament mehr Rechte zu erkämpfen.

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Kaiser Wilhelm II. würde gerne selbst regieren, darf das jedoch nicht

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und er kann sich auch nicht durchsetzen, aber er hat schon viele Anhänger.

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Und so stehen sich die politischen Lager immer unversöhnlicher gegenüber.

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Das Deutsche Kaiserreich steckt innenpolitisch in einer ziemlichen Krise.

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Es kommt nur nicht zum großen Krach, weil im Jahr 1914 der Krieg ausbricht.

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Wir machen hier erst mal Schluss.

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Wenn ihr mehr über das Deutsche Kaiserreich wissen wollt,

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dann guckt euch doch bei uns die anderen Videos an hier auf dem Kanal.

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Außerdem solltet ihr unbedingt den Kanal abonnieren,

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dann verpasst ihr nämlich künftig kein Video mehr.

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Danke euch fürs Zuschauen, bis zum nächsten Mal.

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Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017

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