Wie arbeiten und leben wir? Und was hat das mit Geschlecht zu tun?

Equal Care Day
10 Sept 202010:24

Summary

TLDRDieses Video skizziert die Geschichte und Auswirkungen des geschlechtsspezifischen Arbeitsteilungsmodells in Deutschland. Von der Französischen Revolution bis zur BRD und DDR, zeigt es die Polarisierung der Geschlechterrollen und deren Folgen für das Berufsleben und die Haushaltsarbeit. Es beleuchtet den Gender Pay Gap, die Ungleiche Bewertung von 'männlichen' und 'weiblichen' Berufen und die Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das Video fragt nach der Zukunft der Arbeitsteilung, wenn Geschlecht keine gesellschaftliche Bedeutung mehr hätte.

Takeaways

  • 💼 Frauen in Deutschland verdienen durchschnittlich 20% weniger als ihre männlichen Kollegen, was als Gender Pay Gap bekannt ist.
  • 🔝 In Führungspositionen ist der Gender Pay Gap sogar noch höher, mit einer Diskrepanz von über 50%.
  • 🏠 Frauen leisten deutlich mehr unbezahlte Sorgearbeit, indem sie im Durchschnitt 1,5 Stunden mehr pro Tag im Haushalt, bei der Kinderbetreuung und im Ehrenamt investieren.
  • 👥 Die Französische Revolution propagierte die Gleichheit aller Bürger, aber diese Gleichheit galt nur für weiße Männer.
  • 🏭 Im 19. Jahrhundert kam es zu einer verstärkten Industrialisierung in Deutschland, was zu einer klaren Trennung zwischen der öffentlichen Erwerbsarbeit und der privaten Familienarbeit führte.
  • 👨‍👩‍👧‍👦 Das bürgerliche Modell, bei dem Männer für die Erwerbsarbeit und Frauen für die Familienarbeit zuständig sind, galt als gesellschaftliches Ideal, wurde aber erst viel später realisiert.
  • 👩‍💼 Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen viele Frauen die Arbeitsplätze von Männern ein, als diese als Soldaten im Krieg waren.
  • 📉 In der BRD galt bis 1958 das letzte Entscheidungsrecht in allen Angelegenheiten für Männer, einschließlich der Erwerbstätigkeit ihrer Ehefrauen.
  • 🔄 Die rigide Trennung von männlicher Erwerbsarbeit und weiblicher Haus- und Familienarbeit wurde inzwischen aufgebrochen, Frauen sind berufstätig geworden.
  • 💡 Die Ungleichheit in der Bewertung von Arbeit setzt sich fort, wobei heterosexuelle Männer selbst bei gleicher Qualifikation oft eine höhere berufliche Kompetenz zugeschrieben bekommen und besser bezahlt werden.
  • 🚫 Die ungleiche Wertschätzung von Arbeit führt dazu, dass Männerberufe, wie zum Beispiel das Ingenieurwesen, deutlich höhere Löhne als Frauenberufe haben, die häufig in der Pflege oder Erziehung liegen.

Q & A

  • Was ist der sogenannte Gender Pay Gap in Deutschland?

    -Der Gender Pay Gap in Deutschland ist der durchschnittliche Unterschied in der Bezahlung zwischen Frauen und Männern, bei dem Frauen etwa 20 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen.

  • Wie hoch ist der Gender Pay Gap bei Frauen in Führungspositionen?

    -Der Gender Pay Gap bei Frauen in Führungspositionen ist sogar noch höher als im Durchschnitt und beträgt etwas mehr als 50 Prozent.

  • Was ist die Bedeutung von 'unbezahlte Sorgearbeit' im Kontext des Gender Pay Gap?

    -Unbezahlte Sorgearbeit bezieht sich auf die Haushalts-, Kinderbetreuungs- und Pflegetätigkeiten, die Frauen im Durchschnitt 1,5 Stunden mehr leisten als Männer, was zu einem weiteren Beitrag zum Gender Pay Gap beiträgt.

  • Wie wurde die Gleichheit der Bürger während der Französischen Revolution definiert?

    -Während der Französischen Revolution wurde die Gleichheit der Bürger propagiert, jedoch galt diese Gleichheit nur für weiße Männer, während Frauen weiterhin benachteiligt wurden, z.B. durch das Ausbleiben des Wahlrechts.

  • Was war die Folge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert für die Arbeits- und Familienarbeit in Deutschland?

    -Die Industrialisierung führte zu einer stärkeren Trennung zwischen der öffentlichen Sphäre der Erwerbsarbeit und der privaten Sphäre der Familie, wobei Männer der bezahlten Erwerbsarbeit und Frauen der Familienarbeit zugeordnet wurden.

  • Wie wurde das bürgerliche Modell in der Gesellschaft als Ideal wahrgenommen?

    -Das bürgerliche Modell, bei dem Frauen sich den Tätigkeiten der Familienarbeit widmen und Männer die bezahlte Erwerbsarbeit übernehmen, galt als gesellschaftliches Ideal und wurde erst viel später in der Realität verwirklicht.

  • Was war die Rolle der Frauen in der Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland in den 1950er und 1960er Jahren?

    -In den 1950er und 1960er Jahren übernahmen viele Frauen die Arbeitsplätze der Männer während des Zweiten Weltkriegs und nahmen später die unbezahlte Hausarbeit und Kindererziehung im Rahmen des klassischen bürgerlichen Modells der Arbeitsteilung wahr.

  • Wie sahen die gesetzlichen Regelungen für die Erwerbstätigkeit von Frauen in der BRD aus, bis 1977?

    -Bis 1977 hatten Männer in der BRD das letzte Entscheidungsrecht in allen Angelegenheiten, einschließlich darüber, ob und welche Erwerbstätigkeit ihre Ehefrau verfolgen darf.

  • Was war die Rolle der Frauen in der Arbeitswelt der DDR?

    -In der DDR war die berufstätige Frau selbstverständlich, jedoch übernahmen Frauen auch hier den überwiegenden Teil der Hausarbeit.

  • Wie hat sich die Arbeitsteilung zwischen Männern und Frauen heute entwickelt?

    -Die rigide Trennung von männlicher Erwerbsarbeit und weiblicher Haus- und Familienarbeit ist aufgebrochen, Frauen sind berufstätig geworden, Haus- und Familienarbeit wird jedoch nach wie vor unbezahlt geleistet und nicht gleichermaßen als Arbeit anerkannt.

  • Was sind die Auswirkungen der Ungleichheit in der Bewertung von Arbeit im Kontext von Geschlechterrollen?

    -Die Ungleichheit in der Bewertung von Arbeit führt dazu, dass heterosexuelle Männer selbst unter gleichen Bedingungen oft eine höhere berufliche Kompetenz zugeschrieben bekommen und bei formal gleicher Qualifikation häufig eine höhere Entlohnung erhalten.

  • Was zeigt der Trend, dass ein zunehmender Frauenanteil in einem Beruf zu einem Absinken des Lohnniveaus führt?

    -Dieser Trend zeigt, dass Frauen in Berufen, die zunehmend weiblich dominiert werden, mit konstanten niedrigeren Verdiensten arbeiten müssen, was darauf hindeutet, dass es nicht an der Lohnsenkung, sondern an der Zuweisung von Frauen zu diesen Berufen liegt.

  • Wie wird die 'Gläserne Decke' in der beruflichen Laufbahn von Frauen beschrieben?

    -Die 'Gläserne Decke' ist ein unsichtbarer Barriere, die verhindert, dass Frauen in Führungspositionen gelangen, trotz ihrer expliziten Aufstiegsbestrebungen und trotz der Anstrengungen, die sie unternehmen.

  • Was bedeuten die sogenannten 'Soft Skills' im Kontext der Arbeitswelt und wie werden sie bewertet?

    -Soft Skills wie Empathie und soziale Kompetenzen werden in der Arbeitswelt oft nicht in die Bewertung und Entlohnung der Arbeit einbezogen, insbesondere wenn sie im weiblichen Arbeitssektor, wie z.B. im Sozialbereich, gefragt sind.

  • Wie beeinflusst das Geschlechterverständnis unsere Wahrnehmung von Arbeit und wie wird dies in der Arbeitswelt widergespiegelt?

    -Unser Geschlechterverständnis beeinflusst die Wahrnehmung von Arbeit, indem unbezahlte wie bezahlte Sorgearbeit als weiblich angesehen und kaum gesellschaftlich anerkannt wird, während über Arbeit Unterschiede und Ungleichheiten in Bezug auf das Geschlecht hergestellt werden, was zu geschlechtsspezifischen Rollenbildern und damit verbundenen Hierarchien führt.

  • Was könnte die Gesellschaft aussehen, wenn Geschlecht keine gesellschaftliche Bedeutung mehr hätte?

    -Wenn Geschlecht keine gesellschaftliche Bedeutung mehr hätte, müssten wir überlegen, wie wir lebensnotwendige Aufgaben und Verantwortlichkeiten aufteilen würden, was für uns wichtig wäre und wie wir unsere Zeit einteilen würden, ohne auf traditionelle Geschlechterrollen zurückzugreifen.

Outlines

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💼 Geschlechterungleichheit in der Arbeitswelt

Der erste Absatz behandelt die Themen des Gender Pay Gap in Deutschland, wo Frauen im Durchschnitt etwa 20% weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Besonders in Führungspositionen ist dieser Unterschied noch stärker. Frauen leisten auch mehr unbezahlte Sorgearbeit, indem sie im Durchschnitt 1,5 Stunden mehr pro Tag in Haushalt, Kinderbetreuung, Pflege und Ehrenamt investieren. Die historischen Wurzeln dieser Ungleichheit werden in der Französischen Revolution und der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts untersucht, die eine klare Trennung zwischen der öffentlichen Arbeitswelt und der privaten Familiensphäre schufen. Frauen wurden traditionell der Familienarbeit zugeordnet, während Männer der bezahlten Erwerbsarbeit zugewiesen wurden. Dieses Geschlechtermodell wurde auch in der BRD und der DDR unterschiedlich umgesetzt, wobei in der DDR die berufstätige Frau als selbstverständlich angesehen wurde, jedoch immer noch die Mehrheit der Hausarbeit von Frauen übernommen wurde.

05:02

👩‍👧‍👦 Wandel der Geschlechterrollen im 20. Jahrhundert

Der zweite Absatz thematisiert die Entwicklung der Geschlechterrollen im 20. Jahrhundert, insbesondere während der 1950er und 1960er Jahre, als viele Frauen die Arbeitsplätze der Männer während des Zweiten Weltkriegs übernahmen. In der darauf folgenden Wirtschaftsblüte der BRD wurde das klassische Bürgerliche Modell der Arbeitsteilung zwischen heterosexuellen Ehepaaren gefestigt, wobei Frauen zu Hause bleiben und die unbezahlte Hausarbeit und Kindererziehung übernehmen sollten. Bis 1958 hatten Männer das letzte Entscheidungsrecht in allen Angelegenheiten, einschließlich der Erwerbstätigkeit ihrer Ehefrauen. Bis 1977 galt in der BRD die gesetzliche Regelung, dass Frauen für den Haushalt verantwortlich sind und nur dann erwerbstätig sein dürfen, wenn es mit ihren familiären Pflichten vereinbar ist. Die sozialistisch geprägte DDR erwartete von Frauen, dass sie berufstätig sind, aber auch hier übernahmen Frauen den größeren Teil der Hausarbeit. Heutzutage ist die starre Trennung von männlicher Erwerbs- und weiblicher Haus- und Familienarbeit aufgebrochen, Frauen sind berufstätig geworden, und die Haus- und Familienarbeit wird immer noch nicht als gleichwertig anerkannt, da sie weiterhin unbezahlt bleibt.

Mindmap

Keywords

💡Gender Pay Gap

Der Begriff 'Gender Pay Gap' bezieht sich auf die durchschnittliche Differenz in der Entlohnung zwischen Frauen und Männern für gleichwertige Arbeit. Im Video wird erwähnt, dass Frauen in Deutschland im Durchschnitt etwa 20 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Dieser Begriff ist zentral für das Verständnis der Ungleichheiten im Arbeitsmarkt und zeigt die wirtschaftlichen Folgen der geschlechtenspezifischen Rollenverteilung.

💡Unbezahlte Sorgearbeit

Unbezahlte Sorgearbeit umfasst Aktivitäten wie Haushaltsführung, Kinderbetreuung und Pflege, für die normalerweise kein Geld erhalten wird. Im Video wird betont, dass Frauen deutlich mehr Zeit in diese Tätigkeiten investieren als Männer, was zu einer weiteren Form der Ungleichheit beiträgt, da diese Arbeit oft unterbewertet und nicht anerkannt wird.

💡Industrielle Revolution

Die Industrielle Revolution war ein historischer Wandel, der die Produktionsweisen von hauptsächlich landwirtschaftlichen zu industriellen veränderte. Im Kontext des Videos führte sie zu einer stärkeren Trennung zwischen der öffentlichen, erwerbsorientierten Welt der Männer und der privaten, familienorientierten Welt der Frauen, was die Grundlage für die heutige Arbeitsteilung legte.

💡Geschlechtsrollen

Geschlechtsrollen sind die Erwartungen und Verhaltensweisen, die eine Gesellschaft von Frauen und Männern in verschiedenen Lebensbereichen erwartet. Im Video wird gezeigt, wie diese Rollen im Laufe der Geschichte durch soziale Konstruktion und Legitimation entstanden sind und wie sie bis heute die Arbeitsteilung und die Wahrnehmung von Arbeit prägen.

💡Bürgerliches Modell

Das bürgerliche Modell ist ein soziales Ideal, das eine klare Trennung zwischen der Rolle von Frauen in der Familie (Haushalt, Kindererziehung) und der Rolle von Männern im erwerbstätigen Bereich vorsieht. Im Video wird dieses Modell als ein Instrument zur Legitimation der geschlechtenspezifischen Arbeitsteilung beschrieben, das auch heute noch seine Auswirkungen spürbar macht.

💡Polarisierung der Geschlechtscharaktere

Die Polarisierung der Geschlechtscharaktere bezeichnet das Phänomen, bei dem bestimmte Eigenschaften wie Rationalität und Strebsamkeit Männern und Eigenschaften wie Empathie und Fürsorglichkeit Frauen zugeschrieben werden. Im Video wird dies als eine Methode dargestellt, um die geschlechtenspezifische Arbeitsteilung zu rechtfertigen und zu verstärken.

💡Männlicher Ernährer

Der Begriff 'männlicher Ernährer' beschreibt das Modell, bei dem der Mann die finanzielle Verantwortung für die Familie übernimmt. Im Video wird darauf hingewiesen, dass dieses Modell in der BRD vorherrschte und die finanzielle Abhängigkeit von Frauen stärkte, was die Ungleichheit im Haushalt und am Arbeitsmarkt förderte.

💡Glasklare Decke

Die 'Glasklare Decke' ist ein Konzept, das unsichtbare Barrieren beschreibt, die Frauen verhindern, Führungspositionen zu erreichen, trotz ihrer Qualifikationen und Bemühungen. Im Video wird dies als ein Beispiel für die andauernden geschlechterbedingten Hemmnisse im beruflichen Aufstieg diskutiert.

💡Männerberufe und Frauenberufe

Männerberufe und Frauenberufe beziehen sich auf Berufsfelder, die aufgrund von geschlechterrollenbedingten Vorurteilen und Erwartungen als 'typisch männlich' oder 'typisch weiblich' angesehen werden. Im Video wird gezeigt, dass Frauenberufe oft niedriger bezahlt sind und weniger berufliche Aufstiegsmöglichkeiten bieten als Männerberufe.

💡Soft Skills

Soft Skills sind persönliche Fähigkeiten wie Kommunikation, Teamarbeit und Empathie, die im Arbeitsplatz wichtig sind. Im Video wird darauf hingewiesen, dass Soft Skills in beruflichen Bereichen, in denen Frauen überwiegend tätig sind, oft nicht angemessen bewertet werden, während sie in Männerberufen als positives Merkmal angesehen werden.

💡Intersektionalität

Intersektionalität beschreibt die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen sozialen Kategorien wie Geschlecht, Rasse und Klasse, die die individuellen Erfahrungen und Herausforderungen einer Person formen. Im Video wird dies als ein Konzept vorgestellt, das die komplexen Formen von Diskriminierung und Ungleichheit umfasst, die nicht nur durch das Geschlecht bedingt sind.

Highlights

In Deutschland verdienen Frauen durchschnittlich rund 20 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.

Der Gender Pay Gap ist bei Frauen in Führungspositionen noch höher.

Frauen leisten deutlich mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer, etwa eineinhalb Stunden mehr täglich im Haushalt, Kinderbetreuung, Pflege und Ehrenamt.

Historikerin Karin Hausen erklärt, dass Frauen um 1800 in Europa eine neue Legitimation benötigten, um unter Männern untergeordnet zu bleiben.

Im 19. Jahrhundert fand in Deutschland eine verstärkte Industrialisierung statt, was zu einer Trennung von öffentlicher Erwerbsarbeit und privater Familienarbeit führte.

Das bürgerliche Modell, bei dem Männer die bezahlte Erwerbsarbeit und Frauen die Familienarbeit übernehmen, galt als gesellschaftliches Ideal.

Frauen wurden bestimmte Eigenschaften wie Emotionalität und Fürsorglichkeit zugeschrieben, die sie für die Privatsphäre und Familienarbeit besonders geeignet machten.

In den 1950er und 60er Jahren übernahmen viele Frauen die Arbeitsplätze der Männer während des Zweiten Weltkriegs.

In der BRD war das klassische Bürgerliche Modell der Arbeitsteilung bei heterosexuellen Ehepaaren die gesellschaftliche Norm.

Bis 1958 hatten Männer das letzte Entscheidungsrecht in allen Angelegenheiten, einschließlich der Erwerbstätigkeit ihrer Ehefrauen.

In der DDR war die Berufstätigkeit von Frauen selbstverständlich, obwohl sie den größten Teil der Hausarbeit übernahmen.

Heutzutage ist die starre Trennung von männlicher Erwerbs- und weiblicher Haus- und Familienarbeit aufgebrochen, Frauen sind berufstätig geworden.

Die Haus- und Familienarbeit wird jedoch nach wie vor unbezahlt geleistet und nicht als Arbeit anerkannt.

Frauen übernehmen immer noch einen größeren Anteil der Sorgearbeit, obwohl der Anteil der Männer an dieser Arbeit in den letzten Jahrzehnten gestiegen ist.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gilt bisher noch als Frauenthema, mit widersprüchlichen Anforderungen.

Heterosexuelle Männer erhalten selbst bei gleicher Qualifikation oft eine höhere Entlohnung als Frauen.

Berufe, die von Frauen dominiert werden, wie im Pflege- oder Erziehungsbereich, bieten oft geringe Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten.

Frauen müssen große Anstrengungen unternehmen, um in Männerberufen Karriere zu machen, trotz unsichtbarer Barrieren wie der 'gläsernen Decke'.

Soziale Kompetenzen wie Empathie, die im sogenannten sozialen Bereich gefragt sind, werden oft nicht in die Bewertung und Entlohnung der Arbeit einbezogen.

Verantwortung für das Wohlergehen anderer Menschen wird in Männerberufen oft positiv bewertet, im weiblichen Bereich hingegen oft nicht berücksichtigt.

Unsere Wahrnehmung von Arbeit ist geschlechtspezifisch, was zu einer ungleichmäßigen Anerkennung und Bewertung von Tätigkeiten führt.

Geschlechterrollen und Erwartungen entstehen aus dem gesellschaftlichen Zusammenleben und sind geschichtlich gewachsen.

Die Einteilung in zwei Kategorien, Frauen und Männer, kann einschränkend sein und Menschen ausgeschlossen oder diskriminiert werden.

Es wird diskutiert, wie das Zusammenleben aussehen würde, wenn Geschlecht keine gesellschaftliche Bedeutung mehr hätte.

Transcripts

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wie arbeiten und leben wir und was hat

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das mit geschlecht zu tun

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frauen verdienen in deutschland

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durchschnittlich rund 20 prozent weniger

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als ihre männlichen kollegen

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dieser sogenannte gender pay gap liegt

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bei frauen in führungspositionen sogar

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noch höher

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gleichzeitig leisten frauen deutlich

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mehr unbezahlte sorgearbeit als männer

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sie investieren im durchschnitt täglich

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eineinhalb stunden mehr im haushalt

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kinderbetreuung pflege und ehrenamt der

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sogenannte gender pay gap beträgt

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demnach etwas mehr als 50 prozent

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woher kommt das und was steckt hinter

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diesen zahlen

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in diesem video geht es darum die arbeit

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und geschlecht miteinander

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zusammenhängen

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das video lädt zu einer zeitreise ein in

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der wir uns anschauen wie seit der

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industrialisierung erwerbs und

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familienarbeit organisiert wurde und

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wird in der französischen revolution

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wurde propagiert alle bürger seien

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gleich diese gleichheit galt jedoch nur

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für weiße männer laut der historikerin

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karin hausen bedarf es daher in europa

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um 1800 einer neuen legitimation dafür

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dass frauen männern gegenüber

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untergeordnet bleiben und zum beispiel

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weiterhin vom wahlrecht ausgeschlossen

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sind

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gleichzeitig findet im neunzehnten

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jahrhundert in deutschland eine

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verstärkte industrialisierung statt also

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ein übergang von hauptsächlich

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landwirtschaftlichen zu industriellen

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produktionsweisen güter werden von nun

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an mehr und mehr maschinell erzeugt im

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zuge dessen bildet sich erst die klare

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trennung zwischen der öffentlichen

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sphäre der erwerbsarbeit und der

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privaten sphäre der familie heraus die

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für uns heute selbstverständlich scheint

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zuvor vielen der familienhaushalt und

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der betrieb oder die arbeitsstätte oft

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zusammen

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von nun an werden männer und frauen als

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komplementär und für verschiedene

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lebensbereiche zuständig angesehen

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männern wird der bereich der bezahlten

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erwerbsarbeit zugewiesen frauen der

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bereich der familienarbeit und des

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haushalts dieser zählt seitdem auch

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nicht mehr als arbeit vielmehr herrscht

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die vorstellung vor frauen wird bitten

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sich diesen tätigkeiten aus liebe dieses

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bürgerliche modell gilt als

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gesellschaftliches ideal für einen

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großteil der bevölkerung lässt es sich

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allerdings erst viel später realisieren

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zur legitimation dieses bürgerlichen

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ideals werden frauen nun bestimmte

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eigenschaften gesellschaftlich

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zugeschrieben zum beispiel emotionalität

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und fürsorglichkeit aufgrund dieser

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vermeintlich natürlichen eigenschaften

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würden sie sich besonders gut eignen für

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die privatsphäre und die familienarbeit

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bei männern passiert das gleiche für die

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öffentliche sphäre und die erwerbs

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bei ihnen werden beispielsweise

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rationalität strebsamkeit und

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durchsetzungsvermögen zugeschrieben

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dieses phänomen bezeichnet karin hausen

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als polarisierung der geschlechts

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charaktere machen wir einen zeitsprung

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in die 19 50er und 60er jahre

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viele frauen hatten während des zweiten

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weltkriegs die arbeitsplätze von männern

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eingenommen da diese als soldaten im

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krieg waren in der erstarkenden

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wirtschaft der brd hat das klassische

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bürgerliche modell der arbeitsteilung

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bei heterosexuellen ehepaaren nun seine

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hochphase

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es ist gesellschaftliches ideal und weit

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verbreitete realität dass frauen zu

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hause bleiben und die unbezahlte

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hausarbeit und kindererziehung

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übernehmen

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bis 1958 haben männer das

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letztentscheidungsrecht in allen

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angelegenheiten

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sie dürfen damit auch entscheiden ob und

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wenn ja welche erwerbstätigkeit ihre

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ehefrau nachgehen darf noch bis 1977

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geht in der brd die gesetzliche regelung

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die frau für den haushalt in eigener

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verantwortung sie ist berechtigt

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erwerbstätig zu sein soweit dies mit

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ihren pflichten in ehe und familie

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vereinbar ist

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männer sorgen in dem so genannten

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männlichen ernährer modell finanziell

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für die familie

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dies tun sie meist im rahmen eines

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normal arbeitsverhältnisses also in

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einer unbefristeten sozial abgesicherten

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und tariflich entlohnten

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vollzeitbeschäftigung

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in der sozialistischen planwirtschaft

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der ddr ist die berufstätigkeit von

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frauen hingegen selbstverständlich

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allerdings übernehmen frauen auch hier

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den überwiegenden teil der hausarbeit

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und wie sieht es heutzutage aus die

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rigide trennung von männlicher erwerbs

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und weiblicher haus und familienarbeit

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ist inzwischen aufgebrochen

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dass frauen berufstätig sind ist zum

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normalfall geworden

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haus- und familienarbeit wird

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erwerbsarbeit jedoch nach wie vor

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untergeordnet und nicht gleichermaßen

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als arbeit anerkannt

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sie wird weiterhin unbezahlt geleistet

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bis auf wenige staatliche leistungen wie

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dem elterngeld die beteiligung von

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männern an sorgearbeit steigt seit

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einigen jahrzehnten im vergleich

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übernehmen frauen dennoch einen größeren

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anteil wie wir bereits gesehen haben

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vereinbarkeit von familie und beruf gilt

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bislang noch als frauenthema

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einschließlich all der widersprüchlichen

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anforderungen die damit einher gehen

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auch heute noch gehen viele davon aus

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dass frauen besser fürsorge arbeit

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geeignet seien gleichzeitig wird diese

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form geschlechterdifferenz ihren der

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arbeitsteilung zu begründen mehr und

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mehr hinterfragt die ungleiche wertung

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von arbeit setzt sich in der

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erwerbsarbeit fort so wird

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heterosexuellen männern selbst unter

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gleichen ausgangsbedingungen meist eine

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höhere berufliche kompetenz

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zugeschrieben und sie erhalten auch bei

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formal gleicher qualifikation häufig

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eine höhere entlohnung die bezahlung in

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männerdominierten berufsfeldern

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sogenannten männerberufen wie zum

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beispiel dem ingenieurswesen ist

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deutlich höher als in überwiegend von

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frauen ausgeübten berufen sogenannte

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frauenberufe häufig in der pflege oder

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der erziehung bieten außerdem geringe

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dieses problem ist allerdings nicht

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dadurch lösbar dass sich frauen

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individuell entscheiden in einen anderen

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berufsbereich zu gehen das zeigt sich

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darin dass ein steigender frauenanteil

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in einem beruf zu einem gleichzeitigen

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absinken des lohnniveaus führt dies

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liegt jedoch nicht daran dass die löhne

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bei

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geschlechter in diesem bereich sinken

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vielmehr arbeiten dann mehr frauen mit

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konstanten niedrigeren verdiensten in

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dem beruf insbesondere in

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männerdominierten berufen müssen frauen

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große anstrengungen unternehmen um

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karriere zu machen

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trotz expliziter aufstiegs bestrebungen

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stoßen sie an unsichtbare barrieren eine

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gläserne decke die verhindert dass sie

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in führungspositionen gelangen

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schauen wir uns als weiteres beispiel

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berufliche anforderungen und kompetenzen

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an

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auch hier findet eine ungleiche

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bewertung stadt die arbeit im

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sogenannten sozialen bereich in dem

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mehrheitlich frauen arbeiten erfordert

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ein hohes maß an sozialen kompetenzen

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diese kompetenzen wie zum beispiel

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empathie werden nicht in die bewertung

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und entlohnung der arbeit einbezogen die

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berufe gelten als wenig professionell

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als soft skills bezeichnete kompetenzen

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werden in männerberufen hingegen oftmals

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positiv bewertet dabei werden nur

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bestimmte aspekte berücksichtigt zum

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beispiel wird verantwortung mit

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führungsverantwortung gleichgesetzt

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verantwortung für das wohlergehen

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beziehungsweise leben anderer menschen

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bleibt dagegen unberücksichtigt der

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zusammenhang von arbeit und geschlecht

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lässt sich also als wechselwirkung

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beschreiben

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einerseits hat unser verständnis von

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arbeit mit geschlecht zu tun

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so gilt unbezahlte wie bezahlte

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sorgearbeit als weiblich und wird kaum

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gesellschaftlich anerkannt andererseits

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werden über arbeit unterschiede und

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ungleichheiten in bezug auf die

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geschlechter hergestellt über

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vermeintlich typische weibliche oder

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männliche tätigkeiten und berufe werden

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menschen für geschlecht licht also in

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konkrete geschlechterbilder und damit

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verbundene hierarchien gebracht daher

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gibt es beispielsweise nach wie vor

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deutliche einkommensunterschiede

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zwischen männern und frauen nur wenige

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weibliche ingenieurinnen und männliche

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erzieher oder väter die länger in

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elternzeit gehen

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vorstellungen von frauen und männern und

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wie sie jeweils zu sein und was sie zu

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tun haben entstehen aus dem

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gesellschaftlichen zusammenleben und

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sind geschichtlich gewachsen

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diese vorstellungen und damit verbundene

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rigide rollenerwartungen können

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einschränkend für alle sein

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dass wir in unserer gesellschaft alle

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menschen ausschließlich in die zwei

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kategorien frauen und männer einteilen

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führt zudem dazu dass menschen

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ausgeschlossen oder diskriminiert werden

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dies betrifft zum beispiel inter gender

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quere nicht binäre oder trans personen

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bleibt zu fragen wie sehr unser

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zusammenleben aus wenn geschlecht keine

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gesellschaftliche bedeutung mehr hätten

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wie würden wir lebensnotwendige aufgaben

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und verantwortlichkeiten aufteilen und

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wie unsere zeit einteilen was wäre uns

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wichtig wie wollen wir also leben

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