Die Russischen Revolutionen erklärt

MrWissen2go Geschichte | Terra X
18 Mar 202118:54

Summary

TLDRDieses Video skizziert die Geschichte der Russischen Revolutionen, insbesondere des Jahres 1917, und fragt, ob es ein glorreicher Wendepunkt oder ein blutiger Krieg für falsche Ideale war. Es beleuchtet die sozialen Unzufriedenheiten, die zu den Revolutionen führten, die Rolle von Lenin und die Folgen der Bolschewikenherrschaft. Es stellt auch die unterschiedliche Wahrnehmung der Revolutionen in der heutigen Zeit vor, von einer nationalen Tragödie bis hin zu einem Kampf für die Rechte der Unterdrückten.

Takeaways

  • 📚 Die Russische Revolution war eine entscheidende prägende Kraft in der Geschichte Russlands, die bis heute polarisierende Diskussionen auslöst.
  • 🔥 Die Oktoberrevolution 1917 war ein Beispiel für eine schnelle, radikale und gewaltsame Veränderung der politischen Verhältnisse.
  • 👨‍🌾 Die Bevölkerung des Russischen Reiches war zufriedenheitslos in fast allen Bereichen, was zu tiefgreifenden Strukturproblemen führte.
  • 🏭 Im Vergleich zu westlichen Ländern war die russische Wirtschaft wirtschaftlich abgehängt und stark landwirtschaftlich geprägt.
  • 💰 Die sogenannte Bauernbefreiung 1861 führte zu einer hohen Verschuldung der Bauern und zu einer Flucht in die Städte in der Hoffnung auf besseres.
  • 🏙️ Die Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Städten waren äußerst schwierig, mit langen Arbeitstagen und niedrigem Lohn.
  • 👑 Zar Nikolaus II. war mit der Überwältigung des Reiches konfrontiert, das sich auseinanderbrechen könnte, und mit der Herausforderung der Ethnien und Völker, die Autonomie suchten.
  • 🗣️ Die Unzufriedenheit mit der Zarenpolitik wuchs und führte zu Protesten und Aufständen, die als Erste Russische Revolution 1905 gipfelten.
  • 🌐 Der Erste Weltkrieg verschlechterte die Situation in Russland weiter, was zu einer weiteren Zunahme der Unzufriedenheit und des Drucks auf die Regierung führte.
  • 🚂 Die Februarrevolution 1917 führte zur Abdankung von Zar Nikolaus II. und zum ersten Mal in der Geschichte lag die Macht in den Händen des Volkes.
  • 🔧 Die Provisorische Regierung und der Petrograder Sowjet waren politisch instabil und konnten die anhaltenden Probleme nicht lösen, was zu einer weiteren Radikalisierung führte.

Q & A

  • Was prägt die Geschichte Russlands entscheidend?

    -Die Russische Revolution prägt die Geschichte Russlands entscheidend, bis heute polarisiert das Thema und es wird diskutiert, ob sie ein glorreicher Wendepunkt war oder ein blutiger Krieg für falsche Ideale.

  • Was ist die Definition einer Revolution gemäß der Bundeszentrale für Politische Bildung?

    -Eine Revolution ist eine schnelle, radikale und in der Regel gewaltsame Veränderung der Bedingungen, die normalerweise mit dem Sturz der amtierenden Herrscher einhergeht und etwas Neues hervorbringt.

  • Welche wirtschaftlichen Probleme hatte Russland um 1900?

    -Russland war um 1900 vor allem im Vergleich zu westlichen Nachbarn wirtschaftlich abgehängt, stark landwirtschaftlich geprägt und die Bevölkerung war oft hoch verschuldet, was eine Folge der Bauernbefreiung 1861 war.

  • Was war das Hauptproblem von Zar Nikolaus II.?

    -Zar Nikolaus II. hatte das Hauptproblem, dass sein Reich auseinanderbrechen drohte, da in dem riesigen russischen Reich Menschen vieler Ethnien und Völker lebten, die seit dem 19. Jahrhundert Autonomie von Russland anstrebten.

  • Was war der Auslöser für die Proteste am 9. Januar 1905 in St. Petersburg?

    -Der Auslöser für die Proteste, die als Blutsonntag in die Geschichte eingegangen sind, war die willkürliche Kündigung vieler Arbeiter, und die Menschen forderten bessere Arbeitsbedingungen, einen Acht-Stunden-Tag und eine bessere Bezahlung.

  • Was war das Ergebnis der Ereignisse nach dem Blutsonntag 1905?

    -Nach den Ereignissen 1905 stimmte Zar Nikolaus II. einer Verfassung zu, und Russland erhielt ein gesamtrussisches Parlament, die Duma, aber der Zar blieb der Herrscher und es wurde nicht viel an der grundlegenden Machtstruktur geändert.

  • Welche Rolle spielte der Erste Weltkrieg in der Vorbereitung der Februarrevolution 1917?

    -Der Erste Weltkrieg verschlechterte die wirtschaftlichen und sozialen Probleme in Russland, enttäuschte die Bevölkerung über den schleppenden Kriegsverlauf und führte zu einer zunehmenden Unzufriedenheit, die in der Februarrevolution 1917 gipfelte.

  • Was war das Ziel von Lenin und den Bolschewiki?

    -Das Ziel von Lenin und den Bolschewiki war eine Revolution, bei der sie die Macht ergreifen und eine radikale Veränderung der Gesellschaft und des Staates herbeiführen wollten, was schließlich in der Oktoberrevolution 1917 geschah.

  • Wie wurde die Oktoberrevolution 1917 wahrgenommen und wie wurde sie dargestellt?

    -Die Oktoberrevolution 1917 wurde von einigen als einen glorreichen Wendepunkt und von anderen als eine nationale Tragödie wahrgenommen. Der sowjetische Filmemacher Sergej Eisenstein stellte das Ereignis in seinem Film 'Oktober' 1928 dramatischer dar, als es in der Realität war.

  • Was waren die ersten Maßnahmen der Bolschewiki nach der Oktoberrevolution?

    -Die Bolschewiki brachten die ersten Dekrete am 26. Oktober hervor, in denen sie sich für ein Ende der russischen Teilnahme am Ersten Weltkrieg aussprachen und sämtliches Land von Kirchen, Gutsbesitzern und der Zarenfamilie den Bauern überließen.

  • Wie hat die Wahrnehmung der Russischen Revolutionen in Russland nach dem Untergang der UdSSR verändert?

    -Nach dem Untergang der UdSSR 1991 wurden Revolutionen zunehmend negativ wahrgenommen. Die Machthaber des heutigen Russlands, einschließlich Wladimir Putin, sehen die Revolution, insbesondere die Oktoberrevolution, als nationale Tragödie und eine Verratshandlung der russischen nationalen Werte an.

Outlines

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🏛️ Die Voraussetzungen für die Russische Revolution

Der erste Absatz legt den Kontext für die Russischen Revolutionen fest. Er beschreibt die unzufriedene Bevölkerung in fast allen Bereichen des Lebens, die wirtschaftlichen Probleme Russlands im Vergleich zu westlichen Ländern, die Folgen der Bauernbefreiung von 1861 und die schwierigen Arbeitsbedingungen in St. Petersburg. Der Absatz stellt auch die Frage, ob die Revolutionen ein glorreicher Wendepunkt oder ein blutiger Krieg für falsche Ideale waren und welche Rolle Lenin dabei spielte.

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👥 Die Ausbrüche der Unzufriedenheit und die Erste Russische Revolution

Der zweite Absatz konzentriert sich auf die Ausbrüche der Unzufriedenheit in St. Petersburg, die sogenannte Blutsonntag-Massacre und die daraus resultierende Forderung nach politischer Veränderung. Es wird über die Errichtung eines Parlaments diskutiert und die Ereignisse der Ersten Russischen Revolution bis zum Ende des Jahres 1905 beschrieben, einschließlich der gewaltsamen Niederschlagung des Aufstands durch die Zar-Troupen und der darauf folgenden Einführung einer Verfassung und einer Duma durch Zar Nikolaus II.

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🌐 Die Februarrevolution und der Aufstieg der Bolschewiki

Der dritte Absatz erzählt von der Februarrevolution, die durch den Ersten Weltkrieg und die zunehmende Unzufriedenheit mit der Regierung auslösbar war. Es wird über die politischen Veränderungen und die Machtübernahme durch die Provisorische Regierung und den Petrograder Sowjet gesprochen. Der Absatz beschreibt auch Lenins Rückkehr nach Russland, seine Aprilthesen, die Bolschewiki und die Vorbereitung und Durchführung der Oktoberrevolution.

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🛡️ Die Konsolidierung der Macht und der Beginn des Bürgerkriegs

Der vierte Absatz behandelt die Maßnahmen der Bolschewiki nach der Oktoberrevolution, darunter das Ende des Kriegsbeteiligungen Russlands, die Verteilung von Land an die Bauern und die Unterdrückung anderer politischer Gruppen. Es wird über den Beginn des Bürgerkriegs und die Repressionen gegen Andersdenkende und Kritiker gesprochen, sowie über die politischen und wirtschaftlichen Probleme, die trotz der Revolution ungelöst blieben.

Mindmap

Keywords

💡Russische Revolution

Die Russische Revolution bezeichnet eine Reihe von Umwälzungen, die 1917 in Russland stattfanden und das Zarenregime stürzten. Im Video wird die Revolution als ein historischer Wendepunkt dargestellt, der tiefgreifende Veränderungen in der Gesellschaft und Politik Russlands auslöste. Beispielsweise wird Lenins Rolle bei der Oktoberrevolution und die daraus resultierenden politischen Veränderungen diskutiert.

💡Oktoberrevolution

Die Oktoberrevolution, auch als dritte Russische Revolution bekannt, war ein wichtiger Teil der gesamten Revolutionsgeschehnisse 1917. Im Video wird sie als der Moment beschrieben, in dem die Bolschewiki die Macht ergriffen und das Ende des Zarenregimes einläutete. Der 25. Oktober 1917, an dem wichtige Gebäude in Petrograd besetzt wurden, wird als Datum der Revolutionsaktionen hervorhoben.

💡Lenin

Lenin, der Anführer der Bolschewiki, wird im Video als zentrale Figur der Russischen Revolutionen dargestellt. Sein Einfluss auf die politischen Ereignisse, seine radikalen Theorien und sein Ziel, eine Revolution durchzuführen, sind zentrale Themen. So wird in den Aprilthesen seine Forderung nach einem gewaltsamen Umsturz und sein Einfluss auf die Bolschewiki thematisiert.

💡Bolschewiken

Die Bolschewiki, eine radikale sozialistische Partei, spielen im Video eine entscheidende Rolle bei der Durchführung der Oktoberrevolution. Ihr Ziel war es, die Macht zu ergreifen und ein neues Regime aufzubauen. Im Kontext der Revolution werden ihre Aktivitäten, wie die Besetzung des Winterpalastes und die Veröffentlichung der ersten Dekrete, erläutert.

💡Provisorische Regierung

Die Provisorische Regierung war nach dem Sturz des Zaren die erste Regierung in Russland, die versuchte, das Land zu führen. Im Video wird ihre Rolle als eine der politischen Entscheidungsträger diskutiert, die jedoch aufgrund mangelnder Unterstützung und der Herausforderungen der Zeit nicht bestehen konnte. Ihre Nennung im Kontext der Aprilthesen von Lenin zeigt ihre Bedeutung in der Vorgeschichte der Oktoberrevolution.

💡Sowjet

Der Begriff 'Sowjet' stammt aus dem Russischen und bedeutet 'Rat'. Im Video werden die Sowjets als basisdemokratische Gremien beschrieben, die nach dem Sturz des Zaren entstanden sind und politische Entscheidungen mit beeinflusst haben. Der Petrograder Sowjet ist ein Beispiel für diese Art von Organisation, die in der Zeit der Unruhen eine wichtige Rolle spielte.

💡Bauernbefreiung 1861

Die Bauernbefreiung 1861 war ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte Russlands, bei dem die serbilen Bauern ihre Freiheit erlangten. Im Video wird diese Reform als eine der Ursachen für die wirtschaftlichen Probleme der Bauern dargestellt, da sie oft in hohe Verschuldung gerieten, um ihre Freiheit zu erkaufen.

💡Russifizierung

Russifizierung bezieht sich auf die Politik der russischen Regierung, die darauf abzielte, die Vielfalt der Nationalitäten im Reich zu reduzieren, indem sie die russische Kultur, Sprache und Identität verbreitete. Im Video wird dies als eine der Gründe für den Widerstand und die Unzufriedenheit in den verschiedenen Völkern Russlands diskutiert.

💡Blutsonntag

Blutsonntag, am 9. Januar 1905, war ein tragisches Ereignis, bei dem friedliche Demonstranten von Zarewachen niedergeschossen wurden. Im Video wird dieser Tag als ein Wendepunkt dargestellt, der die Unzufriedenheit und die Forderungen nach politischer Veränderung in Russland verstärkte.

💡Bürgerkrieg

Der Bürgerkrieg in Russland, der nach der Oktoberrevolution begann, war ein Konflikt zwischen den Bolschewiki und ihren Gegnern, einschließlich der ehemaligen Zarensupporter. Im Video wird dieser Krieg als eine Phase der extremen Gewalt und Zerstörung beschrieben, die das Land nach der Revolution heimsuchte und in dem Millionen von Menschen ihr Leben verloren.

Highlights

Die Russische Revolution prägt die Geschichte Russlands entscheidend und polarisiert bis heute.

Revolutionen sind schnelle, radikale, gewaltsame Veränderungen, oft mit dem Ziel, bestehende Herrschaft zu stürzen.

Russland um 1900 ist wirtschaftlich abgehängt und stark landwirtschaftlich geprägt mit einer hoch verschuldeten Bauernbevölkerung.

Die sogenannte Bauernbefreiung 1861 führte zu einer finanziellen Belastung für die Bauern und zu einer Zuwanderung in Städte.

Die russische Industrie ist im Vergleich zu anderen Ländern weniger entwickelt, was zu schlechten Arbeitsbedingungen geführt hat.

Die Lebensrealität in St. Petersburg ist teuer und die Arbeitsumstände für Arbeiter sind katastrophal mit langen Arbeitstagen.

Zar Nikolaus II. und seine Vorfahren sind Jahrhunderte lang alleinige Herrscher Russlands.

Russland ist ein multiethnisches Reich mit Bestrebungen nach Autonomie und Opposition gegen die Russifizierungspolitik.

Der Erste Weltkrieg verschlimmerte die wirtschaftlichen und sozialen Probleme in Russland und führte zur Februarrevolution 1917.

Die Februarrevolution 1917 resultierte im Rücktritt von Zar Nikolaus II. und der Machtübernahme durch die Provisorische Regierung und den Petrograder Sowjet.

Die Provisorische Regierung und der Petrograder Sowjet waren politisch instabil und konnten die anhaltenden Probleme nicht lösen.

Lenin, als radikaler Sozialist und Anführer der Bolschewiki, kehrte aus dem Exil zurück und propagierte den gewaltsamen Umsturz der Provisorischen Regierung.

Die Oktoberrevolution 1917 führte zur Machtübernahme der Bolschewiki und zum Ende der Teilnahme Russlands am Ersten Weltkrieg.

Die Bolschewiki verfolgten Andersdenkende und Kritiker und führten eine harte Linie gegen die Opposition im Bürgerkrieg.

Der Bürgerkrieg von 1918-1921 kostete mindestens acht Millionen Menschenleben und endete mit dem Sieg der Bolschewiki.

Die Bolschewiki versuchten, einen Staat aufzubauen, der noch nie zuvor existiert war, mit vielen Versuchen und Fehlern.

Die Wahrnehmung der Revolution hat sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 verändert, und die heutigen Machthaber in Russland sehen die Revolution als nationale Tragödie.

Heute wird die Oktoberrevolution in Russland als Teil der Geschichte gesehen, die nicht wiederholt werden darf.

Transcripts

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Zuerst stürzt man sich ins Gefecht, das Weitere wird sich finden.

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So fasst Lenin zusammen, wie Revolution gemacht wird.

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Nicht lange fackeln, sondern machen.

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Und im Prinzip läuft die Oktoberrevolution 1917 genau so ab.

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Die Russische Revolution prägt die Geschichte Russlands entscheidend.

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Bis heute. Noch immer polarisiert das Thema.

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Ist sie glorreicher Wendepunkt in der Geschichte Russlands

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oder sogar der ganzen Welt?

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Oder doch nur ein blutiger Krieg, geführt für die falschen Ideale?

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Oder beides? Und welche Rolle spielt Lenin dabei?

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In diesem Video sprechen wir darüber, wie es zu der Russischen Revolution,

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oder eher den Russischen Revolutionen kommt und über das Jahr 1917.

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Spoiler Alarm: Revolution im Plural,

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denn wie gesagt, es gibt mehrere. Dazu jetzt mehr.

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(Pling-Laut)

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Was ist eine Revolution überhaupt?

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Die Bundeszentrale für Politische Bildung

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definiert Revolution als schnelle, radikale, in der Regel gewaltsame

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Veränderung der Bedingungen. Das bedeutet meist:

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Weg mit den amtierenden Herrschern, es muss etwas Neues her.

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Ob Revolutionen etwas Gutes oder Schlechtes sind,

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das bleibt offen.

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Wir neigen dazu, die Französische Revolution

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als gut einzuordnen.

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Aber wie ist das mit den Russischen Revolutionen?

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Klären wir zunächst einmal, wie es zu den Revolutionen überhaupt kommt.

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Klar ist, Revolutionen kommen nicht aus dem Nichts.

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Menschen stehen dahinter.

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Menschen, die nicht zufrieden sind mit ihrer Situation.

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Die Menschen sind im Russischen Reichen damals

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in nahezu allen Bereichen unzufrieden.

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Die Wissenschaft fasst die Ausgangslage Russlands

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als tiefgreifendes Strukturproblem zusammen.

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Okay, das kann Vieles heißen, heißt aber konkret:

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Bereits seit Jahrzehnten rumort es in der russischen Gesellschaft.

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Was ist da eigentlich genau los?

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Russland ist um 1900 herum vor allem im Vergleich zu westlichen Nachbarn

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wirtschaftlich abgehängt.

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Anders als etwa das Britische Empire oder das deutsche Kaiserreich,

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ist das russische Reich immer noch stark landwirtschaftlich geprägt.

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Bauern stellen den Großteil der russischen Bevölkerung

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und die sind oft hoch verschuldet.

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Das ist eine Folge der sogenannten Bauernbefreiung 1861.

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Vorher gehören Bauern den Gutsbesitzern,

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deren Land sie bewirtschaften.

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Seit 1861 können sich Bauern aus dieser Knechtschaft herauskaufen.

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Freiheit gibt es für Bauern also nur gegen Rubel,

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das Zahlungsmittel in Russland.

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Viele gehen den Schritt.

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Aber wie gesagt, sie verschulden sich dadurch häufig.

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Einige ziehen auf der Suche nach Arbeit

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und in der Hoffnung auf besseres Leben in Städte.

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Sie wollen in den Fabriken eine Anstellung finden.

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Entweder als Saisonarbeiter oder aber auch dauerhaft.

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Fabriken finden sie in den urbanen Zentren Moskaus und St. Petersburgs.

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Das Problem: die russische Industrie -

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ich hab's schon erwähnt - ist im Vergleich nicht so gut entwickelt.

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Insgesamt sieht die Lebens- und Arbeitsrealität dort anders aus

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als sich das viele gedacht haben.

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Schauen wir uns St. Petersburg an.

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Die meisten Arbeiter verdienen dort zwar ein Drittel mehr Lohn

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als im russischen Durchschnitt, aber er ist hart verdient.

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Frauen und Kinder verdienen weniger als Männer.

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Das Leben in der Stadt ist auch teuer.

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Preise für Nahrung und Kleidung sind hoch.

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St. Petersburg ist um 1900 die teuerste Stadt des Reichs.

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Dazu kommen noch Abgaben und Steuern.

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Am Ende bleibt also vom Lohn nicht viel übrig.

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Wenn überhaupt.

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Auch die Arbeitsumstände sind katastrophal.

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Arbeiter schuften täglich elfeinhalb Stunden.

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Je nach Branche sogar noch länger.

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Ihr seht, egal, ob auf dem Land oder in der Stadt,

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Arbeiter und Bauern sind alles andere als glücklich.

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Kann man sich auch vorstellen.

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Hoffnung, dass sich was ändert, setzen die Menschen in diesen Mann,

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den ihr hier sehen könnt:

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den russischen Zaren Nikolaus II.

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Er und seine Vorfahren sind Jahrhunderte alleinige Herrscher.

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Der Zar ist überfordert mit der Gesamtsituation.

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Sein großes Problem: sein Reich droht, auseinanderzubrechen.

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Im riesigen russischen Reich leben nicht nur Russen,

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sondern Menschen vieler Ethnien und Völker.

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Die streben seit dem 19. Jahrhundert die Autonomie von Russland an.

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Sie wollen nicht dazugehören.

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Der Zar und seine Leute versuchen jetzt,

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diese Menschen stärker an Russland zu binden.

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Das Schlüsselwort ist: Russifizierung.

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Also weg von den eigenen Bräuchen, der Sprache

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und vor allem die Idee der Autonomie und die Forderungen,

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die sollen sie vergessen.

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Alle sollen Russen sein,

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oder zumindest die Überlegenheit der russischen Nation anerkennen.

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Hier ist das Schlagwort: Großrussischer Nationalismus.

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Aber wer nach Autonomie strebt,

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der lässt sich von solcher Propaganda nicht beeindrucken.

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Die Russifizierungspolitik führt eher zum Gegenteil.

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Zu noch mehr Opposition.

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Wegen all dieser Gründe vom Konflikt um die Nation und Ethnien

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bis zur prekären Arbeitslage von Bauern und Industriearbeitern

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brodelt es im Reich.

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Die Unzufriedenheit mit der Politik des Zaren wächst.

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Jeder weitere Tropfen kann das Fass zum Überlaufen bringen.

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Und dieser Tropfen fällt 1904 ins Fass.

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Russland kämpft im Krieg gegen Japan.

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Russland verliert den Krieg 1905.

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In St. Petersburg entlädt sich der ganze angestaute Frust.

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Tausende Arbeiter protestieren.

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Anlass ist die willkürliche Kündigung vieler Arbeiter.

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Man fordert bessere Arbeitsbedingungen,

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einen Acht-Stunden-Tag,

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eine bessere Bezahlung,

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Mitsprache in den Betrieben.

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Am Sonntag, den 9. Januar 1905,

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zieht ein Menschenzug friedlich in St. Petersburg

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zur Residenz des Zaren.

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Sie tragen Ikonen von ihm mit sich,

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denn schließlich erhoffen sie seine Hilfe.

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Überforderte Wachen schlagen die Demonstration blutig nieder.

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Es gibt Tote und Verletzte.

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Die Ereignisse gehen als Blutsonntag in die Geschichte ein

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und bewirken wieder das Gegenteil.

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Die Forderungen werden lauter.

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Die Menschen fordern nicht mehr nur verbesserte Arbeitsbedingungen,

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sondern sie wollen eine ganz klare Veränderung in der Politik.

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Etwa die Errichtung eines Parlaments.

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Die Erste Russische Revolution ist voll im Gange.

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In ganz Russland gehen die Menschen bis zum Herbst 1905 auf die Straße

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und die Bewegung radikalisiert sich.

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Im Dezember kommt es zu einem bewaffneten Aufstand der Arbeiter.

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Aber die zarischen Gruppen schlagen den Aufstand erneut blutig nieder.

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Die russischen Truppen beenden diese erste Russische Revolution

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mit Gewalt.

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Hat sie also gar nichts gebracht?

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Na ja, der Kampf der Menschen ist nicht ganz umsonst.

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Nach den Ereignissen 1905 stimmt der Zar einer Verfassung zu.

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Russland erhält auch ein gesamtrussisches Parlament,

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die Duma.

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Man muss aber klar sagen: Der Zar bleibt der Herrscher.

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Grundsätzlich ändert sich also nicht so viel.

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Aber man merkt, die Gesellschaft ist in Bewegung.

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Und die meisten Konflikte sind nicht einmal ansatzweise gelöst.

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Und dann die nächste Katastrophe.

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Im Sommer 1914 bricht der Erste Weltkrieg aus.

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Wie andere Nationen erhoffen die Russen einen schnellen Sieg.

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Aber je länger der Krieg dauert, desto klarer wird,

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den wird's nicht geben.

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Enttäuschung über den schleppenden Verlauf

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demoralisiert die Truppen.

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Auch die Zivilbevölkerung ist zunehmend unzufrieden.

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Den meisten bleibt kaum was zu essen,

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denn die Front muss versorgt werden

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und hat Priorität.

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Im sehr harten Winter 1916/1917 kann kaum noch Nahrung

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und Kohle ausgeliefert werden.

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Die Situation spitzt sich zu.

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Am 8. März beziehungsweise 23. Februar

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nach russischem Kalender, also dem Internationalen Frauentag,

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der 1911 eingeführt wurde,

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gehen Textilarbeiterinnen und Hausfrauen auf die Straßen

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von Petrograd, dem ehemaligen St. Petersburg.

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Die aufgebrachten Frauen fordern nichts Unmögliches:

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Brot und Frieden.

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Es geht um nicht weniger, als das Überleben, wollen sie klarmachen.

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Daheimgebliebene Frauen gehören zu den Menschen,

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die unter diesen katastrophalen Bedingungen besonders leiden.

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Auf dem Weg durch die Stadt schließen sich ihnen Industriearbeiter an.

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Die Proteste halten tagelang an und werden immer größer.

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Petrograd befindet sich im Ausnahmezustand,

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zarische Truppen reagieren.

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Mit Gewalt.

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Bei den Demonstrationen sterben viele Menschen.

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Angesichts der chaotischen Lage

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wenden sich jetzt Teile des zaren- treuen Militärs vom Herrscher ab.

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In der Stadt übernehmen Soldaten und Arbeiter die Waffenarsenale.

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Und inmitten des Chaos bilden sich neue politische Gremien.

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Die zweite Revolution,

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die Februarrevolution, ist in vollem Gange.

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Die politischen Proteste bewegen Zar Nikolaus II.

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am 2. März des russischen Kalenders zur Abdankung.

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Damit liegt die Macht in Russland zum ersten Mal in seiner Geschichte

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in den Händen des Volkes.

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Zumindest in den Händen ihrer politischen Vertreter.

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Ist jetzt alles gut für die Bevölkerung?

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Schauen wir uns mal an, wer jetzt an der Macht ist.

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Es gibt nicht nur eine, sondern zwei Gruppen,

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die Russland vertreten wollen.

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Erstens die Mitglieder der provisorischen Regierung.

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Das sind vor allem versierte, liberal eingestellte Politiker,

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die vorher schon im Parlament der Duma gesessen haben.

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Das zweite Gremium ist der Petrograder Sowjet.

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Sowjet ist russisch und bedeutet "Rat".

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Dahinter verstecken sich Gremien, die basisdemokratisch funktionieren.

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So ein Sowjet bildet sich Ende Februar in Petrograd.

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Das wird später noch mal wichtig.

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Die provisorische Regierung und der Petrograder Sowjet

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sind nun politische Entscheidungsträger.

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Auch wenn Mitglieder der provisorischen Regierung sagen,

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dass sie die Regierungsverantwortung allein übernommen haben.

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Das Problem ist nun,

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die beiden Gremien müssen sich abstimmen.

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Das macht die politische Entscheidungsfindung langwierig

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und zermürbend.

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Die russischen Gremien schaffen es nicht,

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dauerhaft stabil zu regieren.

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Auch weil sie die Probleme, vor allem die wirtschaftlichen,

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nicht lösen können.

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Das liegt auch daran, dass Russland sich immer noch im Krieg befindet.

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Die Männer möchten nicht mehr in einem Krieg kämpfen,

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der ganz offensichtlich verloren ist.

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Aber die Alliierten, Frankreich und Großbritannien,

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fordern von der neuen russischen Regierung, weiterzukämpfen.

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Das führt dann dazu, dass die Regierung im Mai 1917

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eine weitere militärische Offensive startet.

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Da haben sie nicht mit den Soldaten gerechnet

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oder besser gesagt, ab jetzt müssen sie ohne Soldaten rechnen.

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Denn die Truppen desertieren.

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Und zwar scharenweise.

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Wer kann die ganze Krise jetzt lösen?

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Ein Mann behauptet zumindest, dass er das hinbekommt.

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Diesen Mann kennt ihr vielleicht.

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Besser bekannt als Lenin.

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Er ist Politiker, radikaler Sozialist.

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Er selbst kommt aus einer bürgerlichen Familie.

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In der Jugend schließt er sich den Sozialisten an.

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Grund könnte die Verurteilung seines älteren Bruders gewesen sein.

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Der ist Mitglied der Terrorgruppe Narodnaja Wolja gewesen.

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Nach der Hinrichtung seines Bruders,

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wird Lenin selbst Mitglied.

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Ziel ist ein Umsturz durch Bauern,

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und das Mittel sind Terrorangriffe auf Mitglieder des Zarenhauses.

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Jahre später als Anwalt in Samara und St. Petersburg

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wird Lenin Teil marxistischer Gesprächskreise.

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Er beginnt, seine Theorien zu konzipieren.

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Er passt die Thesen von Marx, zu dem haben wir auch ein Video,

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nach seiner Sicht an die Umstände Russlands an.

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Das bedeutet: Für eine erfolgreiche Revolution

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müssen Bauern und Arbeiter zusammenstehen, sagt er.

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Lenin wird eine beherrschende Figur der russischen Sozialisten.

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Und so wird er auch Kopf der Berufsrevolutionäre,

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der Bolschewiki.

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Lenins großes Ziel ist eine Revolution.

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Darauf arbeitet er geradezu fanatisch hin.

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Als im Frühling 1917 deutlich wird,

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dass die neue Regierung aus provisor- ischer Regierung und Sowjet

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an Rückhalt verliert,

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sieht der Taktiker Lenin die Chance, die Macht zu ergreifen.

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Lenin, der sich bis dahin im Schweizer Exil befindet,

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fährt mit der deutschen Reichsbahn zurück nach Russland.

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Lenin positioniert sich öffentlich gegen die provisorische Regierung.

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In den sogenannten Aprilthesen ruft er ganz klar dazu auf,

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die aktuelle Regierung nicht mehr zu unterstützen.

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Er propagiert den gewaltsamen Umsturz.

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Das ist nicht Parteilinie, aber Lenin setzt seinen Willen durch.

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Der provisorischen Regierung will Lenin ein Ende setzen

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und das tut er geschickt.

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Er arbeitet nämlich einen Umsturzplan aus.

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Dann kommt der Tag, an dem er und die Bolschewiki

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diesen Plan in die Tat umsetzen.

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Es ist der 25. Oktober 1917,

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als die Bolschewiki wichtige Gebäude in Petrograd besetzen.

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Vielleicht habt ihr so ein Bild wie dieses vor Augen,

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wie die siegreichen Revolutionäre in Massen den Winterpalast,

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die ehemalige Residenz der Zaren, erstürmen.

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Der sowjetische Filmemacher Sergej Eisenstein

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hat diesem Ereignis mit seinem Film "Oktober"

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1928 ein Denkmal gesetzt.

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Abgesehen davon, dass der Film an der Kinokasse floppt,

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sind die Bilder dramatischer, als in der Realität.

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Ein Propagandafilm,

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der vor allem im Nachhinein zeigen soll,

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wie spektakulär diese Revolution abgelaufen ist.

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Ich sagte ja, dass die Bewertung der Revolutionen sehr unterschiedlich

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und auch schwierig ist.

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Bis heute werden die fiktionalen Filmaufnahmen übrigens

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als Originalaufnahmen in Dokus benutzt, müsst ihr drauf achten.

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In Wirklichkeit sind es wenige Revolutionäre,

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die das Gebäude stürmen.

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Die Wachen ergeben sich, ohne groß Gegenwehr zu leisten.

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Noch in dieser Nacht erklären sich die Bolschewiki um Lenin

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zu den neuen Machthabern.

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Das ist die große Oktoberrevolution.

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Die dritte Russische Revolution sozusagen.

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Direkt am nächsten Tag, am 26. Oktober,

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bringen sie die ersten Dekrete heraus.

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Darin sprechen sie sich für ein Ende der russischen Teilnahme

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am Ersten Weltkrieg aus.

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Außerdem überlassen sie sämtliches Land von Kirchen,

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Gutsbesitzern und der Zarenfamilie den Bauern.

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Ihr erinnert euch, deren Rückhalt ist aus ihrer Sicht

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für eine erfolgreiche Revolution wichtig, weil es so viele sind.

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Jetzt wisst ihr auch,

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warum es ein Zug der deutschen Reichsbahn war,

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der Lenin nach Russland brachte.

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Das Deutsche Reich hatte was davon, dass Russland aus dem Krieg austrat.

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Dass für 1917 noch Wahlen angesagt sind,

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passt da nicht so ins Konzept.

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Aber die Wahlen finden statt.

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Die Bolschewiki sind noch nicht so fest im Sattel,

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als dass sie andere linke Gruppierungen verprellen könnten.

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Gruppierungen, die eben Rückhalt in der Gesellschaft haben.

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Die Wahlen finden also statt.

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Bei dieser Wahl landen die Bolschewiki

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nach den linken Sozialrevolutionären

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abgeschlagen auf dem zweiten Platz.

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Aber am 5. Januar 1918 umstellen bolschewistische Truppen,

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die Rote Garde genannt,

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den Taurischen Palais, der Sitz der Duma.

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Sie lassen keine Abgeordneten rein.

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Symbolisch nehmen sie den Sitz der parlamentarischen Demokratie ein.

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Sie zeigen, hier haben nur wir das Sagen.

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Wir, das sind die Bolschewiki.

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Sie haben erst mal die Sympathie von Teilen der Bevölkerung hinter sich.

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Woran liegt das?

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Die Bolschewiki gehen auf die Bedürfnisse des Volkes ein,

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beschaffen Nahrung. Das kommt an.

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Denn grade die Versorgung der Bevölkerung

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war lange ein großes Problem.

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Das heißt aber längst nicht, dass jetzt alles besser ist.

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Mit der Meinungsfreiheit ist es nicht weit her.

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Andersdenkende soll es nicht geben.

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Sie werden verfolgt.

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Auch Kritiker in den Reihen der Bolschewiki,

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ganze Parteien flüchten in den Untergrund.

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Um dem Gegner ihre Gallionsfigur zu nehmen,

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stellen die Bolschewiki den jetzt Ex-Zaren und dessen Familie

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unter Hausarrest.

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In Jekaterinburg, über 1.000 Kilometer entfernt von Moskau,

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werden die Romanovs rund um die Uhr überwacht.

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Die Gegner der Bolschewiki lassen sich davon nicht entmutigen.

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Sie, die wieder einen Zaren haben wollen,

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finden sich ab Frühsommer 1918 in einem Bürgerkrieg

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gegen die Bolschewiki wieder.

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Das sind die Hauptgegner.

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Aber es mischen noch weitere Parteien mit.

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Der Bürgerkrieg dauert weitere drei Jahre.

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Beide Seiten terrorisieren und zerstören.

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Mindestens acht Millionen Menschen sterben.

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Mehr als infolge des Ersten Weltkriegs.

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Und auch die Zarenfamilie ist tot.

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Bereits 1918.

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Erschossen von ihren Aufpassern.

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Mehr dazu und der Zarentochter Anastasia,

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die angeblich überlebt haben soll,

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findet ihr auch bei Instagram und unseren Account unten in der Infobox.

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1921 können die Bolschewiki den Bürgerkrieg zwar entscheiden,

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aber auch in der Zeit werden wirtschaftliche und soziale Probleme

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nicht wirklich gelöst. Dazu kommt eine Hungerkatastrophe.

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Ausgelöst durch ungünstige Witterung, verschlechtert durch Misswirtschaft.

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Wenn man das so sieht, sind wir bei ähnlichen Problemen

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wie denen, die wir am Anfang geschildert haben.

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Die Bolschewiki müssen ab 1921 versuchen,

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einen Staat aufzubauen,

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wie es ihn noch nie zuvor gegeben hat.

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Das läuft viel mit Try and Error, könnte man sagen.

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Und wer nicht mitmacht, dem drohen Gewalt und Härte.

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Ob Andersdenkende oder Kritiker,

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Abertausende fallen dem roten Terror zum Opfer.

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War die Revolution jetzt also gut oder schlecht?

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In Sowjetrussland ist die Antwort ganz klar:

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Natürlich war sie gut!

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Der Tag der Revolution ist ein Feiertag gewesen.

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Noch Gorbatschow nennt 1987 seine Reformansätze "Revolution"

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in Anlehnung an die Revolutionen 1917.

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Zu ihm findet ihr auch ein Video bei uns.

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Einer seiner Amtsvorgänger nennt die Februarrevolution

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die erste Erfahrung realer Demokratie.

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Lenin gehört zu den Helden dieser Geschichte.

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Die Wahrnehmung der großen Revolution ändert sich,

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nach dem Untergang der UdSSR 1991.

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Revolutionen werden zunehmend negativ wahrgenommen.

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Die Machthaber des heutigen Russlands

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sehen die Revolution, vor allem die Oktoberrevolution,

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als nationale Tragödie.

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Die Bolschewiki, allen voran Lenin, geistiger Architekt der Sowjetunion,

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haben russische nationale Werte verraten, heißt es.

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Heutzutage schließt sich Wladimir Putin dieser Deutung an,

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wenn er Stärkung der russischen Einheit

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und Rückkehr russischer Werte fordert.

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Den Umgang mit der Revolution sieht man am besten an der Umdeutung

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des offiziellen Feiertages am 25. Oktober.

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2005 schafft Putin diesen Tag ab.

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Stattdessen soll am 25. Oktober

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an den 24. Jahrestag der Revolution erinnert werden,

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der im Jahr 1941 begangen wurde,

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als sich Russland im Kampf gegen Hitlers Deutschland befand.

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Dieser Kampf heißt in Russland nicht Zweiter Weltkrieg,

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sondern ist als Großer Vaterländischer Krieg

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wichtiger Bezugspunkt der russischen Erinnerung,

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eine Geschichte voller Nationalstolz.

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Die Revolution von 1917, das eigentliche Ereignis,

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verschwindet dagegen im Hintergrund.

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Sie dürfe sich auf gar keinen Fall wiederholen.

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Das sagen die aktuellen Machthaber, um ihrer Machtposition willen.

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Wie seht ihr das?

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War Lenin ein Mann mit Idealen und Weitblick?

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Ist er ein Diktator und Massenmörder?

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Oder ein Kämpfer für die Armen und Entrechteten?

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Sollte daran erinnert werden,

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und wenn ja, wie und an was genau?

play18:29

Schreibt eure Meinung gern in die Kommentare,

play18:32

und wir wissen, dass das für einige ein emotionales Thema ist,

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deshalb bitte fair und nett zueinander sein.

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Neben mir findet ihr ein Video zu Stalin, dem Nachfolger Lenins,

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und darunter eins von den Kollegen von "Terra X Plus"

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und einem Video zu einer anderen revolutionären Bewegung,

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nämlich die 68er.

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Danke fürs Zuschauen und bis zum nächsten Mal.

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