Wie arbeiten und leben wir? Und was hat das mit Geschlecht zu tun?
Summary
TLDRDieses Video skizziert die Geschichte und Auswirkungen des geschlechtsspezifischen Arbeitsteilungsmodells in Deutschland. Von der Französischen Revolution bis zur BRD und DDR, zeigt es die Polarisierung der Geschlechterrollen und deren Folgen für das Berufsleben und die Haushaltsarbeit. Es beleuchtet den Gender Pay Gap, die Ungleiche Bewertung von 'männlichen' und 'weiblichen' Berufen und die Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das Video fragt nach der Zukunft der Arbeitsteilung, wenn Geschlecht keine gesellschaftliche Bedeutung mehr hätte.
Takeaways
- 💼 Frauen in Deutschland verdienen durchschnittlich 20% weniger als ihre männlichen Kollegen, was als Gender Pay Gap bekannt ist.
- 🔝 In Führungspositionen ist der Gender Pay Gap sogar noch höher, mit einer Diskrepanz von über 50%.
- 🏠 Frauen leisten deutlich mehr unbezahlte Sorgearbeit, indem sie im Durchschnitt 1,5 Stunden mehr pro Tag im Haushalt, bei der Kinderbetreuung und im Ehrenamt investieren.
- 👥 Die Französische Revolution propagierte die Gleichheit aller Bürger, aber diese Gleichheit galt nur für weiße Männer.
- 🏭 Im 19. Jahrhundert kam es zu einer verstärkten Industrialisierung in Deutschland, was zu einer klaren Trennung zwischen der öffentlichen Erwerbsarbeit und der privaten Familienarbeit führte.
- 👨👩👧👦 Das bürgerliche Modell, bei dem Männer für die Erwerbsarbeit und Frauen für die Familienarbeit zuständig sind, galt als gesellschaftliches Ideal, wurde aber erst viel später realisiert.
- 👩💼 Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen viele Frauen die Arbeitsplätze von Männern ein, als diese als Soldaten im Krieg waren.
- 📉 In der BRD galt bis 1958 das letzte Entscheidungsrecht in allen Angelegenheiten für Männer, einschließlich der Erwerbstätigkeit ihrer Ehefrauen.
- 🔄 Die rigide Trennung von männlicher Erwerbsarbeit und weiblicher Haus- und Familienarbeit wurde inzwischen aufgebrochen, Frauen sind berufstätig geworden.
- 💡 Die Ungleichheit in der Bewertung von Arbeit setzt sich fort, wobei heterosexuelle Männer selbst bei gleicher Qualifikation oft eine höhere berufliche Kompetenz zugeschrieben bekommen und besser bezahlt werden.
- 🚫 Die ungleiche Wertschätzung von Arbeit führt dazu, dass Männerberufe, wie zum Beispiel das Ingenieurwesen, deutlich höhere Löhne als Frauenberufe haben, die häufig in der Pflege oder Erziehung liegen.
Q & A
Was ist der sogenannte Gender Pay Gap in Deutschland?
-Der Gender Pay Gap in Deutschland ist der durchschnittliche Unterschied in der Bezahlung zwischen Frauen und Männern, bei dem Frauen etwa 20 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen.
Wie hoch ist der Gender Pay Gap bei Frauen in Führungspositionen?
-Der Gender Pay Gap bei Frauen in Führungspositionen ist sogar noch höher als im Durchschnitt und beträgt etwas mehr als 50 Prozent.
Was ist die Bedeutung von 'unbezahlte Sorgearbeit' im Kontext des Gender Pay Gap?
-Unbezahlte Sorgearbeit bezieht sich auf die Haushalts-, Kinderbetreuungs- und Pflegetätigkeiten, die Frauen im Durchschnitt 1,5 Stunden mehr leisten als Männer, was zu einem weiteren Beitrag zum Gender Pay Gap beiträgt.
Wie wurde die Gleichheit der Bürger während der Französischen Revolution definiert?
-Während der Französischen Revolution wurde die Gleichheit der Bürger propagiert, jedoch galt diese Gleichheit nur für weiße Männer, während Frauen weiterhin benachteiligt wurden, z.B. durch das Ausbleiben des Wahlrechts.
Was war die Folge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert für die Arbeits- und Familienarbeit in Deutschland?
-Die Industrialisierung führte zu einer stärkeren Trennung zwischen der öffentlichen Sphäre der Erwerbsarbeit und der privaten Sphäre der Familie, wobei Männer der bezahlten Erwerbsarbeit und Frauen der Familienarbeit zugeordnet wurden.
Wie wurde das bürgerliche Modell in der Gesellschaft als Ideal wahrgenommen?
-Das bürgerliche Modell, bei dem Frauen sich den Tätigkeiten der Familienarbeit widmen und Männer die bezahlte Erwerbsarbeit übernehmen, galt als gesellschaftliches Ideal und wurde erst viel später in der Realität verwirklicht.
Was war die Rolle der Frauen in der Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland in den 1950er und 1960er Jahren?
-In den 1950er und 1960er Jahren übernahmen viele Frauen die Arbeitsplätze der Männer während des Zweiten Weltkriegs und nahmen später die unbezahlte Hausarbeit und Kindererziehung im Rahmen des klassischen bürgerlichen Modells der Arbeitsteilung wahr.
Wie sahen die gesetzlichen Regelungen für die Erwerbstätigkeit von Frauen in der BRD aus, bis 1977?
-Bis 1977 hatten Männer in der BRD das letzte Entscheidungsrecht in allen Angelegenheiten, einschließlich darüber, ob und welche Erwerbstätigkeit ihre Ehefrau verfolgen darf.
Was war die Rolle der Frauen in der Arbeitswelt der DDR?
-In der DDR war die berufstätige Frau selbstverständlich, jedoch übernahmen Frauen auch hier den überwiegenden Teil der Hausarbeit.
Wie hat sich die Arbeitsteilung zwischen Männern und Frauen heute entwickelt?
-Die rigide Trennung von männlicher Erwerbsarbeit und weiblicher Haus- und Familienarbeit ist aufgebrochen, Frauen sind berufstätig geworden, Haus- und Familienarbeit wird jedoch nach wie vor unbezahlt geleistet und nicht gleichermaßen als Arbeit anerkannt.
Was sind die Auswirkungen der Ungleichheit in der Bewertung von Arbeit im Kontext von Geschlechterrollen?
-Die Ungleichheit in der Bewertung von Arbeit führt dazu, dass heterosexuelle Männer selbst unter gleichen Bedingungen oft eine höhere berufliche Kompetenz zugeschrieben bekommen und bei formal gleicher Qualifikation häufig eine höhere Entlohnung erhalten.
Was zeigt der Trend, dass ein zunehmender Frauenanteil in einem Beruf zu einem Absinken des Lohnniveaus führt?
-Dieser Trend zeigt, dass Frauen in Berufen, die zunehmend weiblich dominiert werden, mit konstanten niedrigeren Verdiensten arbeiten müssen, was darauf hindeutet, dass es nicht an der Lohnsenkung, sondern an der Zuweisung von Frauen zu diesen Berufen liegt.
Wie wird die 'Gläserne Decke' in der beruflichen Laufbahn von Frauen beschrieben?
-Die 'Gläserne Decke' ist ein unsichtbarer Barriere, die verhindert, dass Frauen in Führungspositionen gelangen, trotz ihrer expliziten Aufstiegsbestrebungen und trotz der Anstrengungen, die sie unternehmen.
Was bedeuten die sogenannten 'Soft Skills' im Kontext der Arbeitswelt und wie werden sie bewertet?
-Soft Skills wie Empathie und soziale Kompetenzen werden in der Arbeitswelt oft nicht in die Bewertung und Entlohnung der Arbeit einbezogen, insbesondere wenn sie im weiblichen Arbeitssektor, wie z.B. im Sozialbereich, gefragt sind.
Wie beeinflusst das Geschlechterverständnis unsere Wahrnehmung von Arbeit und wie wird dies in der Arbeitswelt widergespiegelt?
-Unser Geschlechterverständnis beeinflusst die Wahrnehmung von Arbeit, indem unbezahlte wie bezahlte Sorgearbeit als weiblich angesehen und kaum gesellschaftlich anerkannt wird, während über Arbeit Unterschiede und Ungleichheiten in Bezug auf das Geschlecht hergestellt werden, was zu geschlechtsspezifischen Rollenbildern und damit verbundenen Hierarchien führt.
Was könnte die Gesellschaft aussehen, wenn Geschlecht keine gesellschaftliche Bedeutung mehr hätte?
-Wenn Geschlecht keine gesellschaftliche Bedeutung mehr hätte, müssten wir überlegen, wie wir lebensnotwendige Aufgaben und Verantwortlichkeiten aufteilen würden, was für uns wichtig wäre und wie wir unsere Zeit einteilen würden, ohne auf traditionelle Geschlechterrollen zurückzugreifen.
Outlines
💼 Geschlechterungleichheit in der Arbeitswelt
Der erste Absatz behandelt die Themen des Gender Pay Gap in Deutschland, wo Frauen im Durchschnitt etwa 20% weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Besonders in Führungspositionen ist dieser Unterschied noch stärker. Frauen leisten auch mehr unbezahlte Sorgearbeit, indem sie im Durchschnitt 1,5 Stunden mehr pro Tag in Haushalt, Kinderbetreuung, Pflege und Ehrenamt investieren. Die historischen Wurzeln dieser Ungleichheit werden in der Französischen Revolution und der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts untersucht, die eine klare Trennung zwischen der öffentlichen Arbeitswelt und der privaten Familiensphäre schufen. Frauen wurden traditionell der Familienarbeit zugeordnet, während Männer der bezahlten Erwerbsarbeit zugewiesen wurden. Dieses Geschlechtermodell wurde auch in der BRD und der DDR unterschiedlich umgesetzt, wobei in der DDR die berufstätige Frau als selbstverständlich angesehen wurde, jedoch immer noch die Mehrheit der Hausarbeit von Frauen übernommen wurde.
👩👧👦 Wandel der Geschlechterrollen im 20. Jahrhundert
Der zweite Absatz thematisiert die Entwicklung der Geschlechterrollen im 20. Jahrhundert, insbesondere während der 1950er und 1960er Jahre, als viele Frauen die Arbeitsplätze der Männer während des Zweiten Weltkriegs übernahmen. In der darauf folgenden Wirtschaftsblüte der BRD wurde das klassische Bürgerliche Modell der Arbeitsteilung zwischen heterosexuellen Ehepaaren gefestigt, wobei Frauen zu Hause bleiben und die unbezahlte Hausarbeit und Kindererziehung übernehmen sollten. Bis 1958 hatten Männer das letzte Entscheidungsrecht in allen Angelegenheiten, einschließlich der Erwerbstätigkeit ihrer Ehefrauen. Bis 1977 galt in der BRD die gesetzliche Regelung, dass Frauen für den Haushalt verantwortlich sind und nur dann erwerbstätig sein dürfen, wenn es mit ihren familiären Pflichten vereinbar ist. Die sozialistisch geprägte DDR erwartete von Frauen, dass sie berufstätig sind, aber auch hier übernahmen Frauen den größeren Teil der Hausarbeit. Heutzutage ist die starre Trennung von männlicher Erwerbs- und weiblicher Haus- und Familienarbeit aufgebrochen, Frauen sind berufstätig geworden, und die Haus- und Familienarbeit wird immer noch nicht als gleichwertig anerkannt, da sie weiterhin unbezahlt bleibt.
Mindmap
Keywords
💡Gender Pay Gap
💡Unbezahlte Sorgearbeit
💡Industrielle Revolution
💡Geschlechtsrollen
💡Bürgerliches Modell
💡Polarisierung der Geschlechtscharaktere
💡Männlicher Ernährer
💡Glasklare Decke
💡Männerberufe und Frauenberufe
💡Soft Skills
💡Intersektionalität
Highlights
In Deutschland verdienen Frauen durchschnittlich rund 20 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.
Der Gender Pay Gap ist bei Frauen in Führungspositionen noch höher.
Frauen leisten deutlich mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer, etwa eineinhalb Stunden mehr täglich im Haushalt, Kinderbetreuung, Pflege und Ehrenamt.
Historikerin Karin Hausen erklärt, dass Frauen um 1800 in Europa eine neue Legitimation benötigten, um unter Männern untergeordnet zu bleiben.
Im 19. Jahrhundert fand in Deutschland eine verstärkte Industrialisierung statt, was zu einer Trennung von öffentlicher Erwerbsarbeit und privater Familienarbeit führte.
Das bürgerliche Modell, bei dem Männer die bezahlte Erwerbsarbeit und Frauen die Familienarbeit übernehmen, galt als gesellschaftliches Ideal.
Frauen wurden bestimmte Eigenschaften wie Emotionalität und Fürsorglichkeit zugeschrieben, die sie für die Privatsphäre und Familienarbeit besonders geeignet machten.
In den 1950er und 60er Jahren übernahmen viele Frauen die Arbeitsplätze der Männer während des Zweiten Weltkriegs.
In der BRD war das klassische Bürgerliche Modell der Arbeitsteilung bei heterosexuellen Ehepaaren die gesellschaftliche Norm.
Bis 1958 hatten Männer das letzte Entscheidungsrecht in allen Angelegenheiten, einschließlich der Erwerbstätigkeit ihrer Ehefrauen.
In der DDR war die Berufstätigkeit von Frauen selbstverständlich, obwohl sie den größten Teil der Hausarbeit übernahmen.
Heutzutage ist die starre Trennung von männlicher Erwerbs- und weiblicher Haus- und Familienarbeit aufgebrochen, Frauen sind berufstätig geworden.
Die Haus- und Familienarbeit wird jedoch nach wie vor unbezahlt geleistet und nicht als Arbeit anerkannt.
Frauen übernehmen immer noch einen größeren Anteil der Sorgearbeit, obwohl der Anteil der Männer an dieser Arbeit in den letzten Jahrzehnten gestiegen ist.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gilt bisher noch als Frauenthema, mit widersprüchlichen Anforderungen.
Heterosexuelle Männer erhalten selbst bei gleicher Qualifikation oft eine höhere Entlohnung als Frauen.
Berufe, die von Frauen dominiert werden, wie im Pflege- oder Erziehungsbereich, bieten oft geringe Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten.
Frauen müssen große Anstrengungen unternehmen, um in Männerberufen Karriere zu machen, trotz unsichtbarer Barrieren wie der 'gläsernen Decke'.
Soziale Kompetenzen wie Empathie, die im sogenannten sozialen Bereich gefragt sind, werden oft nicht in die Bewertung und Entlohnung der Arbeit einbezogen.
Verantwortung für das Wohlergehen anderer Menschen wird in Männerberufen oft positiv bewertet, im weiblichen Bereich hingegen oft nicht berücksichtigt.
Unsere Wahrnehmung von Arbeit ist geschlechtspezifisch, was zu einer ungleichmäßigen Anerkennung und Bewertung von Tätigkeiten führt.
Geschlechterrollen und Erwartungen entstehen aus dem gesellschaftlichen Zusammenleben und sind geschichtlich gewachsen.
Die Einteilung in zwei Kategorien, Frauen und Männer, kann einschränkend sein und Menschen ausgeschlossen oder diskriminiert werden.
Es wird diskutiert, wie das Zusammenleben aussehen würde, wenn Geschlecht keine gesellschaftliche Bedeutung mehr hätte.
Transcripts
wie arbeiten und leben wir und was hat
das mit geschlecht zu tun
frauen verdienen in deutschland
durchschnittlich rund 20 prozent weniger
als ihre männlichen kollegen
dieser sogenannte gender pay gap liegt
bei frauen in führungspositionen sogar
noch höher
gleichzeitig leisten frauen deutlich
mehr unbezahlte sorgearbeit als männer
sie investieren im durchschnitt täglich
eineinhalb stunden mehr im haushalt
kinderbetreuung pflege und ehrenamt der
sogenannte gender pay gap beträgt
demnach etwas mehr als 50 prozent
woher kommt das und was steckt hinter
diesen zahlen
in diesem video geht es darum die arbeit
und geschlecht miteinander
zusammenhängen
das video lädt zu einer zeitreise ein in
der wir uns anschauen wie seit der
industrialisierung erwerbs und
familienarbeit organisiert wurde und
wird in der französischen revolution
wurde propagiert alle bürger seien
gleich diese gleichheit galt jedoch nur
für weiße männer laut der historikerin
karin hausen bedarf es daher in europa
um 1800 einer neuen legitimation dafür
dass frauen männern gegenüber
untergeordnet bleiben und zum beispiel
weiterhin vom wahlrecht ausgeschlossen
sind
gleichzeitig findet im neunzehnten
jahrhundert in deutschland eine
verstärkte industrialisierung statt also
ein übergang von hauptsächlich
landwirtschaftlichen zu industriellen
produktionsweisen güter werden von nun
an mehr und mehr maschinell erzeugt im
zuge dessen bildet sich erst die klare
trennung zwischen der öffentlichen
sphäre der erwerbsarbeit und der
privaten sphäre der familie heraus die
für uns heute selbstverständlich scheint
zuvor vielen der familienhaushalt und
der betrieb oder die arbeitsstätte oft
zusammen
von nun an werden männer und frauen als
komplementär und für verschiedene
lebensbereiche zuständig angesehen
männern wird der bereich der bezahlten
erwerbsarbeit zugewiesen frauen der
bereich der familienarbeit und des
haushalts dieser zählt seitdem auch
nicht mehr als arbeit vielmehr herrscht
die vorstellung vor frauen wird bitten
sich diesen tätigkeiten aus liebe dieses
bürgerliche modell gilt als
gesellschaftliches ideal für einen
großteil der bevölkerung lässt es sich
allerdings erst viel später realisieren
zur legitimation dieses bürgerlichen
ideals werden frauen nun bestimmte
eigenschaften gesellschaftlich
zugeschrieben zum beispiel emotionalität
und fürsorglichkeit aufgrund dieser
vermeintlich natürlichen eigenschaften
würden sie sich besonders gut eignen für
die privatsphäre und die familienarbeit
bei männern passiert das gleiche für die
öffentliche sphäre und die erwerbs
bei ihnen werden beispielsweise
rationalität strebsamkeit und
durchsetzungsvermögen zugeschrieben
dieses phänomen bezeichnet karin hausen
als polarisierung der geschlechts
charaktere machen wir einen zeitsprung
in die 19 50er und 60er jahre
viele frauen hatten während des zweiten
weltkriegs die arbeitsplätze von männern
eingenommen da diese als soldaten im
krieg waren in der erstarkenden
wirtschaft der brd hat das klassische
bürgerliche modell der arbeitsteilung
bei heterosexuellen ehepaaren nun seine
hochphase
es ist gesellschaftliches ideal und weit
verbreitete realität dass frauen zu
hause bleiben und die unbezahlte
hausarbeit und kindererziehung
übernehmen
bis 1958 haben männer das
letztentscheidungsrecht in allen
angelegenheiten
sie dürfen damit auch entscheiden ob und
wenn ja welche erwerbstätigkeit ihre
ehefrau nachgehen darf noch bis 1977
geht in der brd die gesetzliche regelung
die frau für den haushalt in eigener
verantwortung sie ist berechtigt
erwerbstätig zu sein soweit dies mit
ihren pflichten in ehe und familie
vereinbar ist
männer sorgen in dem so genannten
männlichen ernährer modell finanziell
für die familie
dies tun sie meist im rahmen eines
normal arbeitsverhältnisses also in
einer unbefristeten sozial abgesicherten
und tariflich entlohnten
vollzeitbeschäftigung
in der sozialistischen planwirtschaft
der ddr ist die berufstätigkeit von
frauen hingegen selbstverständlich
allerdings übernehmen frauen auch hier
den überwiegenden teil der hausarbeit
und wie sieht es heutzutage aus die
rigide trennung von männlicher erwerbs
und weiblicher haus und familienarbeit
ist inzwischen aufgebrochen
dass frauen berufstätig sind ist zum
normalfall geworden
haus- und familienarbeit wird
erwerbsarbeit jedoch nach wie vor
untergeordnet und nicht gleichermaßen
als arbeit anerkannt
sie wird weiterhin unbezahlt geleistet
bis auf wenige staatliche leistungen wie
dem elterngeld die beteiligung von
männern an sorgearbeit steigt seit
einigen jahrzehnten im vergleich
übernehmen frauen dennoch einen größeren
anteil wie wir bereits gesehen haben
vereinbarkeit von familie und beruf gilt
bislang noch als frauenthema
einschließlich all der widersprüchlichen
anforderungen die damit einher gehen
auch heute noch gehen viele davon aus
dass frauen besser fürsorge arbeit
geeignet seien gleichzeitig wird diese
form geschlechterdifferenz ihren der
arbeitsteilung zu begründen mehr und
mehr hinterfragt die ungleiche wertung
von arbeit setzt sich in der
erwerbsarbeit fort so wird
heterosexuellen männern selbst unter
gleichen ausgangsbedingungen meist eine
höhere berufliche kompetenz
zugeschrieben und sie erhalten auch bei
formal gleicher qualifikation häufig
eine höhere entlohnung die bezahlung in
männerdominierten berufsfeldern
sogenannten männerberufen wie zum
beispiel dem ingenieurswesen ist
deutlich höher als in überwiegend von
frauen ausgeübten berufen sogenannte
frauenberufe häufig in der pflege oder
der erziehung bieten außerdem geringe
weiterbildungs und
aufstiegsmöglichkeiten
dieses problem ist allerdings nicht
dadurch lösbar dass sich frauen
individuell entscheiden in einen anderen
berufsbereich zu gehen das zeigt sich
darin dass ein steigender frauenanteil
in einem beruf zu einem gleichzeitigen
absinken des lohnniveaus führt dies
liegt jedoch nicht daran dass die löhne
bei
geschlechter in diesem bereich sinken
vielmehr arbeiten dann mehr frauen mit
konstanten niedrigeren verdiensten in
dem beruf insbesondere in
männerdominierten berufen müssen frauen
große anstrengungen unternehmen um
karriere zu machen
trotz expliziter aufstiegs bestrebungen
stoßen sie an unsichtbare barrieren eine
gläserne decke die verhindert dass sie
in führungspositionen gelangen
schauen wir uns als weiteres beispiel
berufliche anforderungen und kompetenzen
an
auch hier findet eine ungleiche
bewertung stadt die arbeit im
sogenannten sozialen bereich in dem
mehrheitlich frauen arbeiten erfordert
ein hohes maß an sozialen kompetenzen
diese kompetenzen wie zum beispiel
empathie werden nicht in die bewertung
und entlohnung der arbeit einbezogen die
berufe gelten als wenig professionell
als soft skills bezeichnete kompetenzen
werden in männerberufen hingegen oftmals
positiv bewertet dabei werden nur
bestimmte aspekte berücksichtigt zum
beispiel wird verantwortung mit
führungsverantwortung gleichgesetzt
verantwortung für das wohlergehen
beziehungsweise leben anderer menschen
bleibt dagegen unberücksichtigt der
zusammenhang von arbeit und geschlecht
lässt sich also als wechselwirkung
beschreiben
einerseits hat unser verständnis von
arbeit mit geschlecht zu tun
so gilt unbezahlte wie bezahlte
sorgearbeit als weiblich und wird kaum
gesellschaftlich anerkannt andererseits
werden über arbeit unterschiede und
ungleichheiten in bezug auf die
geschlechter hergestellt über
vermeintlich typische weibliche oder
männliche tätigkeiten und berufe werden
menschen für geschlecht licht also in
konkrete geschlechterbilder und damit
verbundene hierarchien gebracht daher
gibt es beispielsweise nach wie vor
deutliche einkommensunterschiede
zwischen männern und frauen nur wenige
weibliche ingenieurinnen und männliche
erzieher oder väter die länger in
elternzeit gehen
vorstellungen von frauen und männern und
wie sie jeweils zu sein und was sie zu
tun haben entstehen aus dem
gesellschaftlichen zusammenleben und
sind geschichtlich gewachsen
diese vorstellungen und damit verbundene
rigide rollenerwartungen können
einschränkend für alle sein
dass wir in unserer gesellschaft alle
menschen ausschließlich in die zwei
kategorien frauen und männer einteilen
führt zudem dazu dass menschen
ausgeschlossen oder diskriminiert werden
dies betrifft zum beispiel inter gender
quere nicht binäre oder trans personen
bleibt zu fragen wie sehr unser
zusammenleben aus wenn geschlecht keine
gesellschaftliche bedeutung mehr hätten
wie würden wir lebensnotwendige aufgaben
und verantwortlichkeiten aufteilen und
wie unsere zeit einteilen was wäre uns
wichtig wie wollen wir also leben
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