Rechtspositivismus und Naturrechtslehre

Summary

Das Video erklärt den Unterschied zwischen positivem Recht und moralischem Recht. Positives Recht bezieht sich auf Gesetze, die vom Staat erlassen werden, während moralisches Recht auf den subjektiven oder objektiven moralischen Prinzipien basiert, die unabhängig von der Gesetzgebung existieren. Es wird diskutiert, wie oft diese beiden Formen des Rechts miteinander in Konflikt stehen, wie etwa im Fall von Nazideutschland oder Saudi-Arabien. Philosophische Ansätze wie der Rechtspositivismus und die Naturrechtslehre werden erörtert, wobei Gustav Radbruchs Formel versucht, eine Balance zwischen beiden zu finden, indem sie Gerechtigkeit über Rechtssicherheit stellt.

Takeaways

• 😀 Positive Recht bezieht sich auf das gesetzlich festgelegte Recht, das vom Gesetzgeber bestimmt wird.
• 😀 Moralisches Recht unterscheidet sich vom positiven Recht und umfasst das, was Menschen als moralisch richtig und gerecht empfinden.
• 😀 Moralisches Recht tritt in zwei Formen auf: als subjektives Rechtsgefühl (Gewissen) und als objektiv geltende moralische Rechte (Naturrechte).
• 😀 Naturrechte werden als universelle Rechte verstanden, die allen Menschen von Natur aus zustehen, unabhängig von Kultur und Gesetzgebung.
• 😀 Positive und moralische Rechte stimmen nicht immer überein, was zu Konflikten zwischen legal und moralisch führt.
• 😀 Beispiele wie die Gesetze im Nazi-Deutschland oder die Legalisierung der Steinigung in Saudi-Arabien zeigen, dass nicht alles, was legal ist, moralisch gerecht ist.
• 😀 Rechtspositivismus leugnet die Existenz von Naturrechten und betrachtet nur das positive Recht als maßgeblich.
• 😀 Anhänger der Naturrechtslehre glauben an die Existenz von universellen Naturrechten, die über dem positiven Recht stehen und befolgt werden müssen.
• 😀 Drei mögliche Quellen des Naturrechts sind Gott (z.B. die 10 Gebote), die Natur selbst (z.B. das Recht des Stärkeren) und die Vernunft (z.B. Immanuel Kant).
• 😀 Der Rechtspositivismus ist in der modernen Welt weit verbreitet, da es schwierig ist, objektive moralische Maßstäbe zu finden, aber er wird oft für seine Unmenschlichkeit und Kaltblütigkeit kritisiert.
• 😀 Gustav Radbruch versucht, Rechtspositivismus und Naturrechtslehre zu vereinen, indem er eine Formel entwickelt, die es ermöglicht, ungerechte Gesetze im Sinne der Gerechtigkeit zu ändern.

Q & A

Was versteht man unter positivem Recht?

Positives Recht bezeichnet das Gesetz, das von einem Gesetzgeber festgelegt wurde. Es ist das formell festgelegte Recht, das für eine Gesellschaft gilt und durch den Staat durchgesetzt wird.

Was bedeutet 'moralisches Recht' und wie unterscheidet es sich vom positiven Recht?

Moralisches Recht bezieht sich auf das, was als moralisch richtig oder gerecht empfunden wird, im Gegensatz zum positiven Recht, das das gesetzlich festgelegte Recht ist. Moralisches Recht kann in Form von subjektiven Gefühlen (Gewissen) oder als objektiv geltende moralische Rechte (z.B. Menschenrechte) existieren.

Was sind Naturrechte?

Naturrechte sind Rechte, die als universell und angeboren betrachtet werden, unabhängig von Kultur oder Gesetzgeber. Sie beziehen sich auf die grundlegenden Rechte, die allen Menschen von Natur aus zustehen, wie heute beispielsweise Menschenrechte.

Warum stimmen positives Recht und moralisches Recht nicht immer überein?

Es gibt Fälle, in denen das, was als moralisch gerecht empfunden wird, nicht durch das positive Recht gedeckt ist, und umgekehrt. Ein historisches Beispiel ist das Verbot von Ehen zwischen Juden im Nazireich, das gesetzlich legitimiert war, aber moralisch als ungerecht betrachtet wird.

Was ist der Unterschied zwischen Rechtspositivismus und Naturrechtslehre?

Rechtspositivismus leugnet die Existenz eines höheren, universellen Naturrechts und betrachtet nur das vom Staat festgelegte positive Recht als verbindlich. Die Naturrechtslehre hingegen geht davon aus, dass es ein höheres, objektives Recht gibt, das über dem positiven Recht steht und auf moralischen oder natürlichen Prinzipien basiert.

Wie erklärt Epikur die Herkunft des Rechts?

Epikur argumentiert, dass Gerechtigkeit nicht von Natur aus existiert, sondern lediglich eine Übereinkunft zwischen Menschen ist. Für ihn beruhte das gesamte Recht auf gesellschaftlichen Vereinbarungen, nicht auf universellen moralischen Prinzipien.

Welche Quellen könnten dem Naturrecht zugrunde liegen?

Es gibt drei Hauptquellen des Naturrechts: Gott (z.B. in den 10 Geboten oder den Gesetzen des Koran), die Natur selbst (z.B. das 'Recht des Stärkeren'), und die Vernunft (z.B. Immanuel Kant, der moralische Gesetze durch Vernunft erkennbar machte).

Was war der Grund, warum der Rechtspositivismus nach dem Holocaust an Bedeutung gewann?

Nach den Erfahrungen des Holocaust wurde der Rechtspositivismus als notwendig angesehen, um ein klares und verlässliches System von Gesetzen zu haben, das vor allem vor Willkür und Ungerechtigkeit schützt, selbst wenn diese Gesetze moralisch fragwürdig erscheinen.

Was ist die Radbruchsche Formel?

Die Radbruchsche Formel versucht, eine Synthese zwischen Rechtspositivismus und Naturrechtslehre zu finden. Sie besagt, dass das positive Recht grundsätzlich Vorrang hat, es sei denn, ein Gesetz wird so ungerecht, dass es nicht mehr als rechtmäßig betrachtet werden kann und der Gerechtigkeit weichen muss.

Ist die Radbruchsche Formel eine sinnvolle Lösung für den Konflikt zwischen Gerechtigkeit und Rechtssicherheit?

Die Radbruchsche Formel bietet eine Lösung, indem sie anerkennt, dass extrem ungerechte Gesetze abgeändert oder abgelehnt werden sollten. Jedoch gibt es Kritik an der Unsicherheit, wie genau das Maß an Ungerechtigkeit bewertet wird, was die Anwendung der Formel problematisch machen kann.