Arguing for a Fairer Global Economy | Speaker Spotlight: Jason Hickel

Doha Debates
1 Nov 201909:57

Summary

TLDRDr. Jason Hickel diskutiert im Gespräch die Probleme des Kapitalismus, insbesondere seine Abhängigkeit von exponentiellem Wachstum und die Ungerechtigkeit in der globalen Wirtschaftsführung durch Institutionen wie dem IWF und der Weltbank. Er kritisiert die demokratische Legitimation dieser Organisationen und die Auswirkungen ihrer Politik auf die Global Südländer. Hickel plädiert für ein postkapitalistisches Wirtschaftssystem, das auf Fairness und ökologischer Nachhaltigkeit basiert, und fordert eine echte Demokratie, um eine wirtschaftliche Ordnung zu schaffen, die den Bedürfnissen der Menschen und der Umwelt gerecht wird.

Takeaways

  • 🌍 Kapitalismus ist ein jüngeres System im Vergleich zur gesamten menschlichen Geschichte und entstand vor etwa 400 Jahren in Westeuropa.
  • 📈 Kapitalismus basiert auf exponentiellem Wachstum und erfordert eine kontinuierliche Steigerung von Produktion und Verbrauch.
  • 🏛 Die IMF und die Weltbank sind als Schlüsselinstitutionen der makroökonomischen Steuerung von entscheidender Bedeutung, aber sie sind nicht demokratisch repräsentativ.
  • 🗽 Die USA hat in diesen Organisationen ein Vetorecht über alle wichtigen Entscheidungen, und die Industrieländer kontrollieren die meisten Stimmen.
  • 🌐 Die Global Südländer, die 85% der Weltbevölkerung ausmachen, haben in diesen Institutionen weniger als 50% der Stimmen.
  • 💼 Die IMF und die Weltbank sind oft als Sicherheitsnetzwerke des Kapitalismus dargestellt, aber ihre Finanzierung ist mit strikten Bedingungen verbunden, die die Wirtschaftspolitik der Global Südländer beeinflussen.
  • 🚀 Kapitalismus wird oft als innovativ und schaffungsreich bezeichnet, aber diese Eigenschaften sind nicht notwendigerweise auf das System beschränkt und könnten auch in einer postkapitalistischen Wirtschaft vorhanden sein.
  • 🌱 Ein postkapitalistisches Wirtschaftssystem könnte ökologischer und gerechter sein, ohne dass es unbegrenztes Kapitalwachstum erfordert.
  • 🗳 Demokratie ist als Antidote zum raffenden Modell des Kapitalismus angesehen, da echte Demokratie und offene Diskussionen über die gewünschte Wirtschaftsordnung zu einem System führen, das nicht dem Kapitalismus entspricht.
  • 🤝 Um eine faire globale Wirtschaft zu fördern, können globale Südbewegungen unterstützt werden, die schon seit langem für eine gerechteren Wirtschaftsordnung kämpfen.

Q & A

  • Was ist der Hauptunterschied zwischen dem Kapitalismus und anderen Wirtschaftssystemen, wie Dr. Jason Hickel es beschreibt?

    -Der Hauptunterschied besteht nach Dr. Jason Hickel darin, dass der Kapitalismus von exponentiellem Wachstum abhängig ist, was bedeutet, dass es jedes Jahr ein Wirtschaftswachstum von etwa drei Prozent geben muss, um nicht zu kollabieren. Dies unterscheidet ihn von anderen Wirtschaftssystemen, die Menschen in der Vergangenheit 150.000 Jahre lang hatten.

  • Wie betrachtet Dr. Hickel die Rolle der Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in der globalen Wirtschaft?

    -Dr. Hickel sieht die IWF und die Weltbank als profund antidemokratische Einrichtungen an, die die Regeln der globalen Wirtschaft bestimmen und dadurch die wirtschaftlichen Entscheidungen in den Ländern des globalen Südens beeinflussen. Er kritisiert, dass diese Institutionen nicht demokratisch repräsentativ sind und dass die USA und ein kleiner Kreis reicher Länder die Mehrheit der Stimmen haben, während der globale Süden, der 85 Prozent der Weltbevölkerung umfasst, weniger als 50 Prozent der Stimmen hat.

  • Warum sind die Forderungen der globalen Südländer nach gerechterer Vertretung in den Institutionen wie der IWF und der Weltbank nach Ansicht von Dr. Hickel wichtig?

    -Dr. Hickel betont, dass die Forderungen nach gerechterer Vertretung wichtig sind, weil diese Institutionen entscheiden, welche Länder Erfolg haben und welche nicht. Sie haben die Macht, wirtschaftspolitische Entscheidungen in den Ländern des globalen Südens zu kontrollieren, was zu einer ungleichen und undemokratischen Verteilung von Ressourcen und Einfluss führt.

  • Wie beurteilt Dr. Hickel die Argumentation, dass die IWF und die Weltbank als Sicherheitsnetz des Kapitalismus dienen?

    -Dr. Hickel kritisiert diese Argumentation, indem er auf die Bedingungen hinweist, unter denen die Finanzierung von Ländern des globalen Südens erfolgt. Er betont, dass diese Finanzierung nicht nur Geld umfasst, sondern auch strenge wirtschaftliche Bedingungen, die die Kontrolle über die Wirtschaftspolitik in den Empfängerländern ermöglichen.

  • Was sind nach Dr. Hickels Ansicht die positiven Aspekte des Kapitalismus, die wir beibehalten können?

    -Dr. Hickel betont, dass die positiven Aspekte des Kapitalismus wie Kreativität und Innovation nicht untrennbar mit dem Kapitalismus verbunden sind. Er glaubt, dass wir diese Eigenschaften auch in einer postkapitalistischen Wirtschaft haben können, die auf einer gerechteren und ökologischeren Basis aufgebaut ist.

  • Wie sieht Dr. Hickel eine Alternative zum Kapitalismus, die sowohl gerechter als auch ökologischer ist?

    -Dr. Hickel plädiert für eine Wirtschaft, die auf der Demokratie basiert und die Möglichkeit bietet, dass normale Menschen wirtschaftspolitische Entscheidungen treffen. Er argumentiert, dass eine solche Wirtschaft fairer, nachhaltiger und weniger von Ungleichheiten geprägt ist als das heutige kapitalistische System.

  • Was kann die Bevölkerung des globalen Nordens tun, um eine gerechterere globale Wirtschaft zu fördern?

    -Dr. Hickel schlägt vor, dass die Menschen des globalen Nordens sich mit sozialen Bewegungen des globalen Südens solidarisieren sollten, die für eine faire globale Wirtschaft kämpfen. Er verweist auf Dokumente wie die Neue Internationale Wirtschaftsordnung (NIE), die in den 1970er Jahren verabschiedet wurde und die Rechte der Länder auf eigenständige wirtschaftspolitische Entscheidungen ohne Interventionen fordert.

  • Wie beurteilt Dr. Hickel die gegenwärtige Situation der Ressourcenflüsse zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden?

    -Dr. Hickel betont, dass die Ressourcenflüsse zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden extrem ungleich sind. Er behauptet, dass der globale Süden im Schnitt 24 Dollar an Wert verliert, für jeden Dollar, den er vom Norden erhält, was auf eine massive Ressourcenentnahme hinweist.

  • Was ist nach Dr. Hickels Ansicht die Rolle der Demokratie im Kampf gegen den Kapitalismus?

    -Dr. Hickel sieht die Demokratie als das eigentliche Gegenmittel zum Kapitalismus. Er glaubt, dass echte Demokratie, mit offenen Diskussionen über die gewünschte Wirtschaftsordnung, zu einer Wirtschaft führen würde, die nicht dem heutigen kapitalistischen Modell entspricht.

  • Wie kann eine postkapitalistische Wirtschaft die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bewältigen?

    -Dr. Hickel argumentiert, dass eine postkapitalistische Wirtschaft besser auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts wie ökologische Katastrophen und extreme Ungleichheiten zugeschnitten ist, da sie nicht auf exponentiellem Wachstum angewiesen ist und die Ressourcen und Erträge gerechter verteilt.

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