Nachkriegszeit in Deutschland - Die Stunde Null | Geschichte

MrWissen2go Geschichte | Terra X
13 Dec 201813:05

Summary

TLDRDieses Video skizziert das Leben in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, als die 'Stunde Null' eintrat. Es erklärt die Besetzung durch die vier Siegermächte, die Herausforderungen des Alltags und die Bemühungen zur Entnazifizierung. Die Realität des Wiederaufbaus und die politischen Säuberungen werden dargestellt, um ein neues Deutschland zu gründen, trotz der Kontinuitäten und der Schwierigkeiten der Zeit.

Takeaways

  • 🌟 Die 'Stunde Null' nach dem Zweiten Weltkrieg markiert den Beginn einer neuen Ära in Deutschland, mit der Absicht, die nationalsozialistische Ideologie auszumerzen und ein besseres Zeitalter einzuläuten.
  • 🏰 Die Besetzung Deutschlands durch die vier Siegermächte führte zu einer Aufteilung des Landes in vier Zonen, die unterschiedliche politische Entwicklungen und Strukturen aufwiesen.
  • 🔄 Trotz des Versuchs, eine 'Stunde Null' zu erreichen, bestand eine Kontinuität in der deutschen Gesellschaft, was durch bestehende Strukturen, Verhaltensweisen und Gedanken geprägt war.
  • 🏙️ Nach dem Krieg erlebte Deutschland eine schwere Zeit, mit zerstörten Städten, wenigen Ressourcen und vielen Flüchtlingen, die untergebracht werden mussten.
  • 🔧 Die Trümmerfrauen und die Bevölkerung arbeiteten daran, das Land wieder aufzubauen, was eine große Herausforderung darstellte, insbesondere in den städtischen Zentren.
  • 🌡️ Der Winter 1946/47 brachte extreme Kälte und Not, was ohne die Hilfe der Amerikaner und Briten noch schlimmer hätte ausfallen können.
  • 👥 Die deutsche Bevölkerung war in verschiedene Kategorien eingeteilt, um ihre Verstrickung im NS-Regime zu bewerten, was zu Ungerechtigkeiten und Fehlurteilen führte.
  • 📝 Die Entnazifizierung war ein Prozess der politischen Säuberung, der jedoch nicht immer effektiv war und von der politischen Landschaft des Kalten Krieges beeinflusst wurde.
  • 🏛️ Die Alliierten setzten sich mit der Aufgabe der Demokratisierung und Rechtsstaatlichkeit in Deutschland auseinander, was eine Reform der Bildungseinrichtungen und die Förderung von demokratischen Parteien und Medien einschloss.
  • 📚 Die Schulreform und die Förderung von unabhängigen Medien waren wichtige Schritte zur Vorbereitung des Bodens für eine neue deutsche Staatsordnung.
  • 🛣️ Der Marshallplan und die Gründung der NATO waren Teil der westlichen Bemühungen, Europa zu stabilisieren und eine neue politische Ordnung zu schaffen.

Q & A

  • Was bedeutet der Ausdruck 'Stunde Null' aus dem Skript?

    -Der Ausdruck 'Stunde Null' bedeutet, dass nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes und der Kapitulation der deutschen Wehrmacht ein Neuanfang begann, als ein Symbol für eine komplett neue und bessere Ära in Deutschland.

  • Wie viele Siegermächte besetzten Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg?

    -Deutschland wurde nach dem Krieg von vier Siegermächten besetzt: den USA, Großbritannien, Frankreich und der Sowjetunion.

  • Was war die 'Bodenreform', die in der sowjetischen Besatzungszone durchgeführt wurde?

    -Die 'Bodenreform' war ein Maßnahmenprogramm, bei dem Grundbesitz verteilt und Landbesitzstrukturen verändert wurden, um soziale Gleichheit zu fördern und die wirtschaftliche Basis für die neue Gesellschaft zu schaffen.

  • Wie wurde die politische Säuberung, die Entnazifizierung, nach dem Krieg bezeichnet?

    -Die Entnazifizierung war der Prozess, bei dem die Alliierten versuchten, Personen zu identifizieren, die aktiv in das NS-Regime verwickelt waren, und um zu bestimmen, wie sie für ihre Taten zur Verantwortung gezogen werden sollten.

  • Was war die Funktion der 'Weißen Listen', die von den Amerikanern erstellt wurden?

    -Die 'Weißen Listen' enthielten Namen von Personen, die von den Nazis abgesetzt oder verfolgt worden waren und die nach dem Krieg für die Wiederaufnahme der Verwaltung in Deutschland verwendet wurden.

  • Wie wurden die deutschen Besatzungszonen nach dem Krieg verwaltet?

    -Jede Besatzungszone wurde von der jeweiligen Siegermacht verwaltet, die ihre eigenen Regeln und Politiken umsetzten. Gleichzeitig gab es den alliierten Kontrollrat, der sich um Angelegenheiten kümmerte, die das gesamte Deutschland betreffen.

  • Was war die Bedeutung von 'Trümmerfrauen' im Nachkriegsdeutschland?

    -Die 'Trümmerfrauen' waren Frauen, die in den unmittelbaren Nachkriegsjahren für die Räumung der Schuttberge in Städten sorgten, nachdem viele Männer im Krieg gefallen oder in Gefangenenlagern waren.

  • Wie wurden die deutschen Länder nach dem Krieg neu gegründet?

    -In der sowjetischen Besatzungszone entstanden Länder wie Sachsen-Anhalt und Brandenburg, während in den westlichen Zonen Länder wie Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen entstanden. Die Neugründung der Länder schuf die Grundlage für die spätere Bildung der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik.

  • Was war der Zweck der Fragebogen mit 131 Fragen, den die Amerikaner entwickelten?

    -Der Fragebogen diente dazu, die Beteiligung von Menschen am NS-Regime zu untersuchen und zu klassifizieren, um zu bestimmen, wer für seine Taten zur Verantwortung gezogen werden sollte.

  • Wie endete die Entnazifizierung in der Bundesrepublik Deutschland?

    -Die Entnazifizierung endete 1951 mit dem Entnazifizierungsschlussgesetz, das die offizielle Periode der politischen Säuberung abschloss und den Fokus auf die demokratische Erziehung und Rechtsstaatlichkeit legte.

Outlines

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🌟 'Stunde Null' und der Neubeginn in Deutschland

Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Deutschland eine 'Stunde Null', was symbolisch für einen Neubeginn steht. Deutschland wurde von den USA, Großbritannien, Frankreich und der Sowjetunion besetzt und es gab keine nationale Regierung mehr. Die Infrastruktur war zusammengebrochen, und das tägliche Leben war hart: viele Häuser zerstört, Hunger, Dunkelheit ohne Strom, und ein Schwarzmarkt florierte. Trotz der Freude über das Überleben des Krieges gab es keine luxuriöse Existenz. Die 'Trümmerfrauen' räumten die Städte auf, während 12 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht werden mussten. Die Landwirtschaft war weniger betroffen, aber der Winter 1946/47 brachte extreme Kälte, und ohne die Hilfe der Alliierten wäre die Situation noch schlimmer gewesen. Die Deutschen fühlten sich am Boden zerstört, besiegt und gedemütigt, und viele empfanden sich selbst als Opfer.

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🏛 Die politische Säuberung und Entnazifizierung

In der Nachkriegszeit begann die politische Säuberung, genannt Entnazifizierung. Die Alliierten suchten nach Personen, die im NS-Regime verstrickt waren, um ihre Schuld zu ermitteln und sie gegebenenfalls zu bestrafen. Es gab eine Einteilung in fünf Kategorien, von Hauptschuldige bis hin zu Entlastete. Die Amerikaner entwickelten einen Fragebogen für 13 Millionen Menschen, aber die Umsetzung war problematisch, da die Antworten nicht überprüfbar waren. Später wurden 'Spruchkammern' eingesetzt, bestehend aus deutschen Bürgern mit einer unbelasteten Vergangenheit, um die Fälle zu beurteilen. Es gab viele Fehlurteile, und die Entnazifizierung war in der sowjetischen Besatzungszone am schnellsten und konsequentesten durchgeführt. Briten und Franzosen waren weniger konsequent, während die Amerikaner später langsamer wurden, was auch an der anrückenden Weltpolitik und dem beginnenden Kalten Krieg lag.

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🕊️ Vom Wiederaufbau zu neuen politischen Strukturen

Nach dem Krieg setzte der Wille zum Wiederaufbau ein, und die Alliierten teilten Deutschland in vier Zonen auf. Die Sowjets begannen sofort mit der Schaffung einer neuen Gesellschaft durch soziale Strukturreformen und Zentralverwaltungen. Großbritannien verwaltete große Teile von Ex-Preußen, und die USA besetzten Bayern, Hessen und Teile von Baden-Württemberg. Das Saarland wurde ein französisches Protektorat. Die Alliierten übernahmen die Hoheit, und Entscheidungen für ganz Deutschland wurden vom alliierten Kontrollrat getroffen. Lokale Militärregierungen wurden eingerichtet, und es wurden 'Weiße Listen' erstellt, auf denen Personen aufgeführt waren, die von den Nazis verfolgt worden waren. Die Entnazifizierung wurde langsam ausgebaut, und die Schulen, Parteien, Zeitungen und Buchverlage wurden reformiert und gefördert. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk entstand, und die Trennung von Nachricht und Meinung wurde eingeführt. 16 deutsche Länder wurden 1946-1947 wieder gegründet, was die Grundlage für zwei neue deutschen Staaten legte.

Mindmap

Keywords

💡Zweiter Weltkrieg

Der Zweite Weltkrieg war ein globaler Krieg, der von 1939 bis 1945 dauerte und die Welt in zwei gegensätzliche Militärbündnisse teilte. Im Video wird er als historischer Hintergrund für die Ereignisse nach seiner Beendigung erwähnt, die das Leben in Deutschland und die Besetzung des Landes durch die Alliierten geprägt haben.

💡Besetzung

Die Besetzung Deutschlands nach dem Krieg bedeutet

Highlights

Nach dem Zweiten Weltkrieg beginnt in Deutschland ein Neubeginn mit der 'Stunde Null', symbolisch für einen Neuanfang.

Deutschland ist von den USA, Großbritannien, Frankreich und der Sowjetunion besetzt, ohne eine deutsche Nationalregierung.

Die deutsche Gesellschaft ist nach dem Krieg am Boden zerstört, mit zerstören Städten und wenigen Ressourcen für die Bevölkerung.

Die 'Trümmerfrauen' räumen die Schutt der zerstörten Städte, während viele Männer im Krieg gefallen sind oder in Gefangenenlagern.

12 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene müssen in Deutschland untergebracht werden, was zusätzlichen Druck auf die Ressourcen erzeugt.

Die Landwirtschaft im ländlichen Bereich ist weniger zerstört, aber die Menschen leiden unter Hunger und dem harten Winter 1946/47.

Deutsche fühlen sich nach dem Krieg gedemütigt und als Opfer, obwohl viele von ihnen von den Nationalsozialisten manipuliert wurden.

Die Entnazifizierung ist ein Prozess zur politischen Säuberung, um die Beteiligung am NS-Regime aufzudecken.

Die Alliierten entwickeln einen Fragebogen für 13 Millionen Menschen, um ihre Beteiligung am Nationalsozialismus zu untersuchen.

Die Entnazifizierung wird von 'Spruchkammern' durchgeführt, bestehend aus deutschen Bürgern mit einer unbelasteten Vergangenheit.

Deutsche werden in fünf Kategorien klassifiziert, von Hauptschuldige bis zu Entlastete, basierend auf ihrer Beteiligung am NS-Regime.

Die Entnazifizierung ist mit Schwierigkeiten und Fehlurteilen behaftet, wie das Beispiel des Nazi-Bürgermeisters zeigt.

Die sowjetische Besatzungszone führt die Entnazifizierung schnell und konsequent durch, im Gegensatz zu anderen Zonen.

Die Entnazifizierung wird im Zuge des aufkeimenden Kalten Krieges und des Bedarfs an organisatorischen Fähigkeiten langsamer.

Der Marshallplan und die Gründung der NATO sind Maßnahmen der USA, um Westeuropa und Deutschland aufzubauen.

Auch ehemalige Nationalsozialisten werden aufgrund des Bedarfs an organisatorischen Fähigkeiten wieder in Verwaltungsrollen eingesetzt.

Die Entnazifizierung in der BRD endet 1951 mit dem Entnazifizierungsschlussgesetz, während die Erziehung zur Demokratie und Rechtsstaat fortgesetzt wird.

Die Reform der Schulen, Gründung demokratischer Parteien und Förderung von Medien sind Bestandteile der Erziehung zur Demokratie in Deutschland.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wird ausgebaut, aber nicht mehr vom Staat kontrolliert, was zur Medienvielfalt beiträgt.

16 deutsche Länder werden zwischen 1946 und 1947 wieder gegründet, was die Grundlage für zwei neue deutschen Staaten schafft.

Transcripts

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In diesem Video schauen wir,

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wie es nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland weitergeht.

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Was die Besetzung bedeutet, wie die Deutschen ihren Alltag organisieren

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und welche Maßnahmen ergriffen werden, um den Deutschen

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die nationalsozialistische Ideologie auszutreiben.

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Als die deutsche Wehrmacht kapituliert

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und der NS-Staat endgültig zusammenbricht,

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schlägt die berühmte "Stunde Null".

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Mit diesem Ausdruck "Stunde Null" will man sagen,

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dass jetzt etwas völlig Neues losgeht.

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Wie der Urknall für eine bessere Zeit sozusagen.

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Das stimmt ja irgendwie,

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weil ja Deutschland von den vier Siegermächten,

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den USA, Großbritannien, Frankreich und der Sowjetunion besetzt ist.

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Weil es keine deutsche Nationalregierung mehr gibt.

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Weil fast alle Strukturen zusammengebrochen sind.

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Fast nichts funktioniert mehr.

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Andererseits ist es auch richtig, dass es keine Stunde Null gibt,

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denn es gibt natürlich schon eine Verbindung zu früher.

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Klar, vielen Deutschen und besonders denen,

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die wegen ihrer Taten im Dritten Reich oder als Mitglieder der NSDAP

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jetzt mit den Konsequenzen für ihr Handeln rechnen müssen,

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all denen wäre es ja am liebsten, wenn alles, was vorher war,

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komplett weg wäre: vergeben und vergessen, Schwamm drüber.

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Zack, einfach so.

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Aber das ist es ja nicht.

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Es gibt Kontinuitäten, also Dinge, Strukturen,

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Verhaltensweisen, Gedanken,

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ja, eine ganze Nationalgeschichte, das bleibt alles.

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Ich sage lieber, im Mai 1945 gibt es einen Neubeginn.

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Wie fühlt sich der Neubeginn an?

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Natürlich sind alle froh, den Krieg überlebt zu haben,

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aber es ist ja kein luxuriöses Leben.

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In den großen Städten sind sehr, sehr viele Häuser zerstört.

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Die Menschen schlafen in den Ruinen, haben wenig zum Anziehen, zum Essen.

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Und wenn die Sonne untergeht, ist es finster, rabenschwarz,

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weil natürlich der Strom nicht funktioniert.

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Geschweige denn, dass man überhaupt Glühbirnen kaufen könnte.

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Arbeit haben viele Leute nicht und natürlich auch kein Geld.

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Wer kann, der tauscht auf dem Schwarzmarkt Uhren, Fotoapparate

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oder Pelzmäntel gegen Bügeleisen.

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50 Zigaretten gegen einen Kinderwagen.

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Aus alten Stahlhelmen werden Suppentöpfe gemacht,

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in denen man Kohl und Kartoffeln oder nur Kartoffelschalen kocht.

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Mit Kastanien kann man sich waschen, wenn man keine Seife hat.

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Vorausgesetzt, man kommt an Wasser.

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So geht es vielen in den über 130 Städten, die zerstört sind.

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Dort räumen die berühmten Trümmerfrauen den Schutt weg,

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weil viele Männer im Krieg gefallen waren

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oder in Gefangenenlagern saßen.

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Dazu kommt, dass rund 12 Mio. Flüchtlinge und Vertriebene

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aus den Ostgebieten untergebracht werden müssen.

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Auf dem Land sieht die Lage ein bisschen anders aus.

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Hier muss man nicht so stark hungern, hier ist weniger zerstört.

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Leiden müssen die Menschen trotzdem.

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Im Winter 1946/47 wird es bitter kalt.

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Und wenn die Amerikaner und Briten nicht geholfen hätten,

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wäre es noch schlimmer gekommen.

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Insgesamt sind die Deutschen aber wirklich am Boden zerstört.

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Sie sind besiegt, fühlen sich gedemütigt.

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Viele empfinden sich als Opfer.

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Viele meinen, ihnen wäre Unrecht geschehen durch die Vertreibungen,

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durch die Bombardierungen usw.

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Und das stimmt ja auch, dass die Vertreibungen unrecht sind.

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Dass die Soldaten der Eroberer

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auch Hunderttausende Frauen vergewaltigen.

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Alle tun das: Amerikaner, Russen, Engländer, Franzosen.

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Das ist schrecklich und wird auch nicht besser, wenn ich euch sage,

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dass sich die deutschen Soldaten während des Krieges

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auch vieler Vergewaltigungen schuldig machten.

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Ihr seht schon, dass mit Täter und Opfer sein ist so eine Sache.

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Ich will die Menschen damals nicht verurteilen, die meinten,

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ihnen würde Unrecht getan.

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Wahrscheinlich konnten viele gar nicht anders mit der Lage umgehen,

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in der sie sich befanden.

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Heute können wir, die wir nicht leiden müssen, erkennen,

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dass es Ursachen für diese Lage gab.

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Wir sehen auch, dass viele Deutsche damals nicht begriffen hatten,

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wie sehr ihre Gedanken und Taten von den Nazis manipuliert wurden.

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Wo sie selbst schuldig geworden sind.

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Auch die vielen Unschuldigen leiden unter den Folgen des Krieges.

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Erst nach der ersten Erschöpfung

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setzt allgemein der Wille zum Wiederaufbau ein.

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Aber wie soll das gehen?

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Die Besatzungsmächte teilen das deutsche Reich in vier Zonen auf.

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Die Sowjets erhalten die ehemaligen Länder Sachsen und Thüringen

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und Teile des ehemaligen Staates Preußen,

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aus denen dann neue Länder hervorgingen:

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Sachsen-Anhalt und Brandenburg.

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Mecklenburg und Vorpommern.

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Hier entsteht später die DDR.

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Die sowjetischen Besatzer gehen hier gleich 1945 daran,

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eine neue Gesellschaft aufzubauen.

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Dazu ändern sie die sozialen Strukturen und Besitzverhältnisse.

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Eine Bodenreform verteilt das Land neu,

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und es werden Zentralverwaltungen eingerichtet.

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Große Teile von Ex-Preußen werden von den Briten verwaltet.

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Ihre Besatzungszone umfasst Hamburg und anfangs auch Bremen.

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Später entstehen hier die Länder Schleswig-Holstein, Niedersachsen

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und Nordrhein-Westfalen.

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Die letzten Reste Preußens liegen in der französischen Besatzungszone.

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Hier entstehen Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.

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Das Saarland wird nach dem Krieg ein französisches Protektorat,

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ein Schutzgebiet.

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Die Amerikaner besetzen die heutigen Länder Bayern, Hessen

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und die nördliche Hälfte von Baden-Württemberg.

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Die Gebiete östlich der beiden Flüsse Oder und Neiße

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werden polnischer Verwaltung unterstellt.

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Die vier Siegermächte übernehmen die Hoheit über Deutschland.

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Das ist natürlich eine komplizierte Angelegenheit,

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denn in jeder Besatzungszone kann die jeweilige Besatzungsmacht

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tun und lassen, was sie will.

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In den Fragen, die Deutschland als Ganzes betreffen,

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entscheidet ein gemeinsames Gremium: der alliierte Kontrollrat.

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Beschlüsse kann dieser Rat nur einstimmig treffen.

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Das Sagen haben vier verschiedene militärische Oberbefehlshaber.

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Ganz besonders sieht man das in der bisherigen Hauptstadt Berlin.

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Berlin wird, wie Deutschland auch, in vier Zonen aufgeteilt.

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Das Ganze ist sehr kompliziert, vor allem für die Besatzungsmächte.

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Für eine einfache deutsche Frau oder einen deutschen Mann

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ist es weniger kompliziert.

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Für sie ist die lokale Militärregierung zuständig.

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Ihr könnt euch das so vorstellen, dass in jeder größeren Stadt

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im Landkreis ein höherer Offizier sitzt, der sagt, was Sache ist.

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Damit das Leben aber vor Ort organisiert werden kann,

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braucht es Leute, die sich auskennen.

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Dazu haben z.B. die Amerikaner "Weiße Listen" aufgestellt.

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Das stehen Personen drauf, die von den Nazis abgesetzt worden sind

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oder als Gegner der Nazis verfolgt wurden.

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Z.B. setzen die Amerikaner Konrad Adenauer,

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später wird er der 1. Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland,

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wieder als Oberbürgermeister von Köln ein.

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Aber die Briten, in deren Zone Köln später liegt,

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setzen ihn wieder ab.

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Auf lokaler Ebene, also in den einzelnen Städten oder Landkreisen

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tauchen Namen auf,

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die später in der BRD eine wichtige Rolle spielen werden.

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Z.B.ernennen die US-Besatzungsmächte einen jungen Soldaten,

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der aus der Kriegsgefangenschaft in seine Heimat Schongau zurückkommt

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und gut Englisch spricht, zum stellvertretenden Landrat.

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Der Mann heißt Franz Josef Strauß.

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Er war später lange Zeit bayrischer Ministerpräsident

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und auch Bundesminister.

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In der sowjetischen Besatzungszone werden meist deutsche Kommunisten,

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die zum Spiel aus dem Exil zurückkehren,

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in der Verwaltung eingesetzt.

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Es rührt sich also zuerst auf der untersten Ebene

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wieder so etwas wie Staat und Verwaltung.

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Dabei geht es darum, irgendwie das Leben zu organisieren.

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Die Menschen brauchen ein Dach über dem Kopf, Essen auf dem Teller.

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Waren des täglichen Bedarfs.

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Kohle für den Ofen.

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Es geht aber auch darum,

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den ideellen, den geistig moralischen Boden

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für den Wiederaufbau eines neuen Deutschlands zu bereiten.

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Vergesst nicht: 8,5 Mio. Menschen waren Mitglied in der NSDAP.

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Millionen junge Menschen wurden ihrer Kindheit und Jugend

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durch die Propaganda der Nazis geprägt.

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Zwölf Jahre lang hat Joseph Goebbels

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seine vergiftete Sprache in die Ohren der Deutschen geträufelt

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und damit die Gedanken eines ganzen Volkes vergiftet.

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Sorry für die blumige Ausdrucksweise.

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Ich will euch nur klarmachen:

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Mit der Kapitulation sind die Nazis und ihr Gedankengut

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natürlich nicht einfach verschwunden.

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Es ist einfach, Hitlers Buch "Mein Kampf" in den Ofen zu stecken

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und die Nazi-Orden von Papa im Garten zu vergraben.

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Es ist aber schwierig, den Deutschen beizubringen,

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wie Demokratie und Zusammenarbeit unter den Völkern funktionieren.

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So kommt es zu einer politischen Säuberung: der Entnazifizierung.

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Die Alliierten wollen sich jeden ansehen, um herauszufinden,

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wer in welcher Weise in das NS-Regime verstrickt war.

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Aktive Nationalsozialisten, Helfer und Nutznießer des NS-Regimes

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sollen entdeckt werden, damit man untersuchen kann,

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ob und wie sie sich schuldig gemacht haben.

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Um zu entscheiden,

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wie sie zu Sühnemaßnahmen herangezogen werden können.

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Auf gut Deutsch: wie sie eine gerechte Strafe bekommen können.

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Die Amerikaner entwickeln einen Fragebogen mit 131 Fragen,

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den 13 Mio. Menschen ausfüllen müssen.

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Das klappt nicht wirklich,

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denn natürlich ist es gar nicht zu überprüfen, was die Leute angeben.

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Schon bald gehen die Siegermächte dazu über,

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dass diese Überprüfungen nicht mehr vom Militär,

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sondern von "Spruchkammern" durchgeführt werden.

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Das sind deutsche Bürger,

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die nachweisbar eine unbelastete Vergangenheit haben

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und auch in der Lage sind, die Fälle richtig zu beurteilen.

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Denn die Deutschen werden in fünf Kategorien unterteilt.

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1. Hauptschuldige.

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2. Belastete, das heißt Aktivisten, Militaristen und Nutznießer.

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3. Die "Bewährungsgruppe der Minderbelasteten".

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4. Mitläufer und 5. Entlastete.

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Leute, die vor einer Spruchkammer nachweisen können,

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dass sie nicht schuldig sind.

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Aber natürlich kommt es auch da zu Fehlurteilen.

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Meistens ist es da so, dass Leute, die als Belastete gelten müssen,

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glimpflicher davonkommen als Mitläufer zum Beispiel.

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Vielleicht habt ihr schon mal das Wort "Persilschein" gehört.

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Damit ist die weiße Karte gemeint, die jemand bekommt,

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wenn er von der Kammer entlastet wird.

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Ich greife mal einen Fall heraus:

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Der Nazi-Bürgermeister einer bayerischen Kleinstadt

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wird entlastet, weil ihn ein Pfarrer als ordentlichen Mann hinstellt.

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Aber das tut auch ein Kommunist, der im KZ in Dachau saß.

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Offenbar hat der Pfarrer irgendeine Verbindung zu dem Mann gehabt.

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Vielleicht hat er ihm geholfen, vielleicht auch nicht.

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Und macht das wett, dass er die Reichspogromnacht

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in seiner Stadt hat brutal durchführen lassen?

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Die Entnazifizierung funktioniert also im echten Leben nicht so ideal

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wie in der Theorie.

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Nur sehr wenige Überprüfte werden als Hauptschuldige oder Belastete

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schuldig gesprochen.

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Am schnellsten und konsequentesten wird die Entnazifizierung

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in der sowjetisch besetzten Zone durchgezogen.

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Briten und Franzosen sind weniger konsequent.

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Die Amerikaner gehen mit dem größten Elan an die Sache heran,

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aber spätestens ab 1948 gehen auch sie es langsamer an.

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Daran ist auch die weltpolitische Lage schuld.

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Der Kalte Krieg bahnt sich an.

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Im Osten Europas kommen nach dem Zweiten Weltkrieg

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durch Unterstützung aus Moskau kommunistische Regime an die Macht.

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Und die USA wollen dagegenhalten.

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Sie wollen mit dem Marshallplan Westeuropa aufbauen.

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Außerdem wollen sie einen westdeutschen Staat aufbauen

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und ein westliches Verteidigungs- bündnis, die NATO, gründen.

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Jetzt sind auf einmal Leute gefragt, die organisieren können.

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Und so werden auch viele Verwaltungsmitarbeiter

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aus der Nazizeit wieder eingesetzt.

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Offiziell endet die Entnazifizierung in der 1949 gegründeten BRD

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im Jahr 1951, durch das Entnazifizierungsschlussgesetz.

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Was im Westen weitergeht,

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ist die Erziehung der Deutschen zu Demokratie und Rechtsstaat.

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Die Schulen werden reformiert.

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Demokratische Parteien werden gegründet.

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Zeitungen und Buchverlage werden gefördert.

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Briten und Amerikaner bringen deutschen Journalisten etwas bei,

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das es früher hier nicht gab,

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nämlich die Trennung von Nachricht und Meinung.

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Sie bauen auch den öffentlich- rechtlichen Rundfunk aus,

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der aber nicht mehr vom Staat kontrolliert wird.

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Schon 1946-1947 werden 16 deutsche Länder wieder gegründet.

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Das bedeutet, dass die Grundlage besteht,

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zwei neue deutsche Staaten ins Leben zu rufen,

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Aber dazu mehr dann in einem anderen Video.

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Wenn ihr mehr über die Zeit des Zweiten Weltkriegs wissen wollt,

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schaut euch auf diesem Kanal um.

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Wir haben eine ganze Reihe Videos dazu.

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Aber auch zu anderen Themen der Geschichte.

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Vielleicht habt ihr Fragen rund um dieses Thema

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oder ein anderes Geschichts-Thema, dann postet sie in die Kommentare.

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Wir kümmern uns dann.

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Nicht vergessen: Abonniert uns, falls ihr es noch nicht getan habt.

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Danke dafür, danke fürs Zuschauen und bis zum nächsten Mal.

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Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk (2018)

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