Überwachung und KI am Arbeitsplatz: Was darf der Chef? | DW Nachrichten
Summary
TLDRIn diesem Interview erläutert Peter Wedde, Professor für Arbeitsrecht, die Herausforderungen der virtuellen Überwachung von Arbeitnehmern, insbesondere im Homeoffice während der Pandemie. Es werden die rechtlichen Grenzen und datenschutzrechtlichen Aspekte diskutiert, insbesondere im Zusammenhang mit KI-gestützter Überwachung und der Nutzung von Software zur Kontrolle der Arbeitsleistung. Wedde betont die Notwendigkeit einer klaren gesetzlichen Regelung zum Beschäftigtendatenschutz und mahnt zu mehr Transparenz und Schutz der Arbeitnehmerrechte. Gleichzeitig wird die Frage aufgeworfen, wie diese Technologien rechtmäßig und verantwortungsvoll eingesetzt werden können, ohne die Privatsphäre der Angestellten zu gefährden.
Takeaways
- 😀 Überwachungssoftware am Arbeitsplatz kann Tastaturanschläge, Mausbewegungen und Surfverhalten aufzeichnen und analysieren.
- 😀 Die Pandemie hat zu einer stärkeren Nutzung solcher Überwachungsprogramme geführt, vor allem bei Homeoffice-Arbeitnehmern.
- 😀 Virtuelle Überwachung darf nur dann eingesetzt werden, wenn es keine weniger invasive Alternative gibt, gemäß dem 'ultima ratio' Prinzip.
- 😀 Permanente technische Überwachung von Beschäftigten kann deren Verhalten negativ beeinflussen und zu erhöhtem Stress führen.
- 😀 In Deutschland ist heimliche Überwachung am Arbeitsplatz aufgrund der Datenschutz-Grundverordnung verboten.
- 😀 Wenn Arbeitnehmer Überwachungsmaßnahmen für rechtswidrig halten, können sie sich an Betriebsräte, Personalräte oder Datenschutzbeauftragte wenden.
- 😀 Die Datenschutzaufsichtsbehörden sind zwar verlässlich, aber personell unterbesetzt und können nur begrenzt intervenieren.
- 😀 Es gibt derzeit keine umfassende Gesetzgebung zum Schutz von Beschäftigten hinsichtlich Datenschutz und Überwachung im Arbeitsumfeld.
- 😀 Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) am Arbeitsplatz muss transparent sein, und Arbeitgeber müssen den Beschäftigten erklären, wie diese Systeme funktionieren.
- 😀 Künstliche Intelligenz kann in Bereichen wie Qualitätssicherung und gefährlichen Arbeitsumfeldern hilfreich sein, aber sie sollte Beschäftigten nicht nur als Überwachungsinstrument dienen.
- 😀 Bei Bewerbungsverfahren und der Verwendung von Künstlicher Intelligenz zur Auswahl von Mitarbeitern muss der Datenschutz gewährleistet sein, und es dürfen keine unzulässigen Daten erhoben werden.
Q & A
Welche Funktionen können moderne Überwachungsprogramme am Arbeitsplatz übernehmen?
-Moderne Überwachungsprogramme am Arbeitsplatz können Tastaturanschläge, Mausbewegungen, Surfverhalten und sogar Gesichtsausdrücke überwachen. Sie analysieren diese Daten mithilfe von Algorithmen und künstlicher Intelligenz, um Muster zu erkennen, die Rückschlüsse auf die Produktivität der Beschäftigten zulassen.
Ist die heimliche Überwachung von Mitarbeitern rechtlich zulässig?
-Nein, heimliche Überwachung ist in Deutschland nicht zulässig. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sowie die Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts legen fest, dass eine Überwachung nur transparent und unter bestimmten Voraussetzungen stattfinden darf.
Unter welchen Bedingungen ist eine offene Überwachung am Arbeitsplatz erlaubt?
-Eine offene Überwachung ist nur dann erlaubt, wenn sie notwendig ist und keine weniger invasiven Alternativen existieren. Dies unterliegt dem Prinzip der Ultima Ratio, was bedeutet, dass Überwachung nur als letztes Mittel eingesetzt werden darf.
Welche Auswirkungen hatte die Pandemie auf die Überwachung von Arbeitnehmern?
-Durch die Pandemie und den plötzlichen Übergang ins Homeoffice haben viele Arbeitgeber begonnen, verstärkt Überwachungssoftware einzusetzen, um zu kontrollieren, was ihre Mitarbeiter zuhause tun. Dies reicht von der Aktivierung von Kameras und Mikrofonen bis hin zur Nutzung von Software zur Überwachung von Tastaturanschlägen und Programmnutzung.
Was raten Sie Arbeitnehmern, die sich unrechtmäßig überwacht fühlen?
-Arbeitnehmer sollten sich zunächst an den Betriebsrat oder Personalrat wenden, da diese gesetzliche Vertretung der Interessen der Beschäftigten haben. Alternativ können sie den Datenschutzbeauftragten des Unternehmens oder die staatlichen Datenschutzaufsichtsbehörden kontaktieren.
Wie verlässlich sind die Datenschutzaufsichtsbehörden in Deutschland?
-Die Datenschutzaufsichtsbehörden in Deutschland sind grundsätzlich verlässlich, jedoch personell unterbesetzt, was ihre Effektivität einschränkt. Sie sind stark auf Stichproben angewiesen und können nur in begrenztem Umfang proaktiv handeln.
Wie könnte ein Gesetz zum Beschäftigtendatenschutz aussehen?
-Ein Gesetz zum Beschäftigtendatenschutz könnte klare Grenzen für die Erhebung und Verarbeitung von Daten durch Arbeitgeber setzen. Es würde festlegen, dass z.B. Videoüberwachung nur in absolut notwendigen Fällen zulässig ist und dass Arbeitgeber nur die Daten erheben dürfen, die für den spezifischen Arbeitsplatz erforderlich sind.
Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz (KI) bei der Überwachung am Arbeitsplatz?
-KI wird zunehmend eingesetzt, um das Verhalten von Beschäftigten zu überwachen, z.B. durch die Analyse von Tastaturanschlägen oder die Bewertung der Produktivität. Diese Technologien können dazu beitragen, Muster zu erkennen, die auf Ineffizienz oder mangelnde Produktivität hindeuten.
Ist der Einsatz von KI im Personalmanagement rechtlich unproblematisch?
-Der Einsatz von KI im Personalmanagement ist rechtlich problematisch, wenn die verwendeten Verfahren nicht transparent sind. Insbesondere die Sammlung von Daten über Bewerber oder die Bewertung von Mitarbeiterleistungen durch Algorithmen ohne ausreichende Erklärung und Kontrolle kann gegen Datenschutzvorschriften verstoßen.
Welche Maßnahmen könnten den Datenschutz im Bereich der künstlichen Intelligenz am Arbeitsplatz verbessern?
-Um den Datenschutz zu verbessern, sollten Unternehmen verpflichtet werden, die verwendeten Algorithmen und die damit verbundenen Regeln transparent zu machen. Arbeitnehmer müssen verstehen, wie KI-Systeme ihre Leistungen bewerten und welche Daten verarbeitet werden, um Missbrauch zu verhindern und das Vertrauen der Beschäftigten zu stärken.
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