Friedrich Dürrenmatt - Wie entsteht ein Drama? (1969) 1/2

Summary

In diesem Gespräch beschreibt der Dramatiker seinen kreativen Prozess und den Einfluss der Bühne auf sein Schreiben. Er erklärt, wie er Stücke direkt mit den Schauspielern entwickelt, indem er Texte während der Proben anpasst und so den kreativen Prozess verkürzt. Dabei betont er die Bedeutung der Bühne als Werkzeug, das seine Arbeit stark prägt. Er reflektiert auch über seine frühen, theaterfernen Werke und wie sich sein Verständnis von Theater im Laufe der Zeit verändert hat, einschließlich der Notwendigkeit, die Wirkung seiner Texte auf der Bühne zu überprüfen.

Takeaways

• 😀 Der Autor diskutiert den kreativen Prozess des Dramen-Schreibens und wie sich die Beziehung zur Bühne im Laufe der Zeit verändert hat.
• 😀 Früher arbeitete der Autor ohne direkten Kontakt zur Bühne, während er heute die Bühne als integralen Bestandteil seiner Arbeit betrachtet.
• 😀 Der Autor beschreibt, dass er seine Stücke während des Schreibprozesses gleichzeitig mit den Schauspielern probt, um Anpassungen in Echtzeit vorzunehmen.
• 😀 Die Konzeption eines Dramas verändert sich nicht grundsätzlich während der Proben, aber die Details werden oft angepasst, um die Wirkung auf der Bühne zu optimieren.
• 😀 Der Autor betont, dass das Publikum erst nachträglich eine Rolle spielt und nicht im Moment des Schreibens von Bedeutung ist.
• 😀 Der Schreibprozess des Autors erfordert eine klare Vorstellung vom Drama und dem beabsichtigten Inhalt, auch wenn Details sich während der Arbeit ändern können.
• 😀 Der Autor spricht über die Bedeutung der Bühnenform und wie er heute schon zu Beginn des Schreibprozesses ein Bühnenmodell benötigt.
• 😀 Es gibt keine festen Regeln, wie ein Drama geschrieben werden sollte. Einige Dramatiker arbeiten ausschließlich am Schreibtisch, während andere die Bühne von Anfang an mit einbeziehen.
• 😀 Der Autor beschreibt, dass sich die Arbeit an einem Stück je nach Art des Dramas unterschiedlich gestalten kann, zum Beispiel bei einer vollständigen Umwandlung eines Stücks wie bei „Die Physiker“.
• 😀 Der Dialog und die Gestaltung von Charakteren können sich während der Proben aufgrund visueller Eindrücke oder praktischer Erprobungen auf der Bühne verändern.
• 😀 Ein konkretes Beispiel für eine solche Veränderung ist die Entscheidung, die Rolle der Ärztin in „Die Physiker“ von einem Mann auf eine Frau umzuschreiben, was das Stück erheblich beeinflusste.

Q & A

Wie entsteht ein Drama laut dem Gespräch?

Ein Drama entsteht durch eine enge Zusammenarbeit mit der Bühne, bei der das Stück während der Proben bearbeitet wird. Der Autor schreibt und überarbeitet gleichzeitig, was es ihm ermöglicht, die Texte direkt mit den Schauspielern zu bearbeiten und Anpassungen vorzunehmen.

Warum wird das Schreiben und Proben gleichzeitig als vorteilhaft beschrieben?

Das gleichzeitige Schreiben und Proben spart Zeit und ermöglicht es dem Autor, sofortige Änderungen vorzunehmen, basierend auf den Ergebnissen der Probe. Der Autor kann direkt sehen, was fehlt, was angepasst werden muss und welche Sätze weggelassen werden können.

Verändert sich die Konzeption des Dramas während des Schreibens?

Die Hauptidee des Dramas bleibt unverändert, doch es können sich Details während des Schreibprozesses ändern. Ein Autor muss eine klare Vorstellung von dem Stoff haben, bevor er zu schreiben beginnt, aber während der Arbeit kann sich die Ausführung weiterentwickeln.

Wie haben sich die ersten Dramen des Autors vom späteren Theaterwriting unterschieden?

Die ersten Dramen des Autors wurden ohne direkten Kontakt zur Bühne geschrieben, als er noch im Krieg war und keine Möglichkeit hatte, das Land zu verlassen. Es war eine Möglichkeit, sich auszudrücken, ohne die Bühne als primären Fokus zu haben.

Wie wurde die Bühne für den Autor zunehmend wichtiger?

Die Bühne wurde für den Autor wichtiger, weil sie als Instrument für die Darstellung der Texte dient. Später im Schreiben brauchte der Autor ein Bühnenmodell, um eine Vorstellung von Szenenwechseln und dem Ablauf der Handlung zu entwickeln.

Warum ist das Publikum für den Autor heute von Bedeutung?

Obwohl das Publikum für den Autor ursprünglich keine zentrale Rolle spielte, ist es heute ein wichtiger Aspekt seiner Arbeit. Der Autor betont jedoch, dass das Publikum für die Stücke erst nachträglich relevant wird, während des Schreibprozesses ist es keine wichtige Überlegung.

Welche Bedeutung hat die Arbeit am Schreibtisch im Vergleich zur Arbeit auf der Bühne?

Die Arbeit am Schreibtisch bleibt die zentrale Tätigkeit für das Schreiben eines Dramas. Auch wenn die Zusammenarbeit mit der Bühne und den Schauspielern wichtig ist, kann der Autor nicht auf die Schreibtischarbeit verzichten, um das Stück zu entwickeln.

Wie lange dauert der Prozess von der ersten Idee bis zur Aufführung eines Stücks?

Der Prozess dauert in der Regel etwa ein Jahr, wenn man die Aufführung und Regie mit einbezieht. In Basel kann der Prozess jedoch für ein Stück wie 'Der Totentanz' auf vier Monate verkürzt werden.

Wie verändert sich ein Stück während der Probenphase?

Während der Probenphase werden Elemente des Stücks, insbesondere Dialoge, angepasst, um besser zur Bühne und zur Darstellung der Schauspieler zu passen. Oft gibt es neue Einfälle, die die Struktur des Stücks beeinflussen.

Was war das markante Beispiel für eine Änderung in einem Stück während der Proben?

Ein markantes Beispiel war die Rolle der Ärztin in 'Die Physiker'. Ursprünglich als männliche Figur gedacht, wurde sie später in eine weibliche Irrenarztin umgewandelt, was dem Stück eine stärkere innere Spannung verlieh.