Juden im Mittelalter (2/2) Verfolgung und Vertreibung [Doku HD]
Summary
TLDRDer Text skizziert die Geschichte der Juden im Rheintal zwischen dem 9. und 16. Jahrhundert. Nachdem sie vor Verfolgung geflohen sind, gründen sie bedeutende jüdische Gemeinden, die Handel und Handwerk blühen lassen. Trotz des Schutzes durch Kirchen und Kathedralen wird ihr friedliches Zusammenleben mit Christen durch Kreuzzüge und wachsende Feindseligkeit bedroht. Die Juden werden verdächtigt, an Verbrechen beteiligt zu sein, und erleiden Jahrhunderte der Unsicherheit und des Leids. Höhepunkte der Verfolgung sind die Massaker im 14. Jahrhundert und die Pest-Desinfektionsversuche, die zu weiteren Blutvergießen führen. Obwohl die Juden immer wieder vertrieben und verfolgt werden, bleiben sie im Rheintal, da es ihr Zuhause ist, ihre Sprache und ihre Familien haben.
Takeaways
- 📚 Im Jahr 900 finden Juden zwischen Basel und Mainz ein neues Zuhause, wo sie Handel und Gewerbe blühen lassen und bedeutende jüdische Gemeinden entstehen.
- 🕌 Die Städte Mainz, Worms, Speyer und Straßburg werden zu wichtigen Zentren der Juden im Rheingebiet, mit jüdischen Vierteln im Schatten von Kirchen und Kathedralen.
- 🔥 Ab dem 13. Jahrhundert beginnt eine Zeit der Ausgrenzung, Verhöhnung und Verfolgung der Juden, die auch durch Kreuzzüge beeinflusst wird.
- 🔥 1242: In Paris wird eine öffentliche Bücherverbrennung veranstaltet, bei der auch Talmud-Rollen, wichtigste Schriften des Judentums, verbrannt werden.
- 🏰 1290 und 1306 werden Juden aus England und Frankreich vertrieben, und Papst Gregor IX beschwert sich über das 'zu schöne Leben' der Juden im Germanischen Reich.
- 🎨 Die christlichen Darstellungen der Juden verändern sich im Laufe der Zeit, werden aber zunehmend negativer und zeigen Juden als Verräter Christi und als Teufelsagenten.
- 😈 1287: Ein Mordfall bei Bacharach führt zu einer Welle von Massakern gegen die Juden, die für den Mord an Werner von Oberwesel als Märtyrer verehrt wird.
- 📉 Der 14. Jahrhundert bringt wirtschaftliche Krise und Hungersnöte, wobei Juden zunehmend als Sündenböcke für die Probleme der Gesellschaft gesehen werden.
- 💰 Die Juden sind in der Finanzwelt des Mittelalters eine notwendige, aber auch verabscheute Berufsgruppe, da sie Geldverleih betreiben und damit an vielen Schulden beteiligt sind.
- 👑 Der Bankier aus Straßburg, der als 'Roter' bekannt ist, wird berühmt, als er König Eduard III. von England zu einem seiner größten Schuldnern macht.
- 🚫 1348/1349: Die Schwarze Pest führt zu einer Welle von Verfolgungen und Massakern gegen die Juden, die als vermeintliche Ursache für die Seuche verantwortlich gemacht werden.
Q & A
Wo fanden die ersten Juden im Jahr 900 Zuflucht vor Verfolgung?
-Die ersten Juden fanden im Jahr 900 Zuflucht im Oberrhein zwischen Basel und Mainz.
Was entwickelte sich in diesen jüdischen Gemeinden entlang des Rheins?
-In diesen jüdischen Gemeinden entlang des Rheins entwickelte sich ein florierender Handel und Gewerbe sowie die Gründung von neuen religiösen Schulen durch Rabbiner, die für das jüdische Leben und die jüdische Religion wichtig sind.
Was waren die wichtigsten Zentren der Juden im Rheingebiet?
-Die wichtigsten Zentren der Juden im Rheingebiet wurden Domstädter entlang des Rheins wie Mainz, Worms, Speyer und Straßburg.
Wie begann die Zeit der Ausgrenzung, Verhöhnung und Verfolgung der Juden im Rheintal?
-Die Zeit der Ausgrenzung, Verhöhnung und Verfolgung der Juden im Rheintal begann im dreizehnten Jahrhundert mit den Kreuzzügen.
Was war das Ergebnis der öffentlichen Bücherverbrennung in Paris 1242?
-Im Jahr 1242 wurde in Paris auf Befehl des französischen Herrschers Ludwig des Neunten eine öffentliche Bücherverbrennung durchgeführt, bei der 24 Wagenladungen Talmud sowie die wichtigsten Schriften des Judentums, die jüdische Bibel, verbrannt wurden.
Welche Rolle spielten die Juden im Geldhandel und wie wurde dies wahrgenommen?
-Die Juden spielten eine wichtige Rolle im Geldhandel, da sie oft als Geldverleiher tätig waren. Dies führte dazu, dass sie sowohl für das Funktionieren des entstehenden Kapitalismus benötigt wurden als auch zunehmend als Sündenböcke einer in Krise befindlichen Gesellschaft galten.
Was war das Schicksal der Juden in Straßburg im Jahr 1349?
-Im Jahr 1349 wurden die Juden in Straßburg während der Schwarzen Pest verdächtigt, das Trinkwasser vergiftet zu haben, was zu einer Welle von Verfolgungen und Massakern führte. Sie wurden aus der Stadt vertrieben und in ein Stück Brachland nahe ihrem Friedhof gedrängt, wo viele ermordet wurden.
Welche Rolle spielte Josel von Rosheim als Vertreter der Juden?
-Josel von Rosheim war ein bedeutender Führer und Vertreter der Juden, der sich um die Rechte und Freiheiten seiner Glaubensgenossen einsetzte. Er reiste durch das Heilige Römische Reich, um jüdische Gemeinden zu unterstützen und ihre rechtliche Situation zu stärken.
Wie änderte sich Martin Luthers Haltung gegenüber den Juden im Laufe der Zeit?
-Zu Beginn war Luthers Haltung gegenüber den Juden relativ freundlich, aber später, nachdem er ihre Ablehnung des Christentums für rücksichtslos hielt, änderte er seine Meinung und polemisierte gegen sie, indem er strenge Maßnahmen gegen sie vorschlug, darunter die Verbrennung von Synagogen und die Entziehung ihrer Rechte.
Warum kehrten die Juden trotz der Verfolgungen immer wieder im Rheintal zurück?
-Die Juden kehrten trotz der Verfolgungen immer wieder im Rheintal zurück, weil es ihnen ein zweites gelobtes Land war, ihre Heimat, wo sie ihre Sprache, Traditionen und Familien verehrten und ein ehrendes Andenken für ihre Vorfahren erhalten wollten.
Outlines
📚 Entstehung jüdischer Gemeinden im Rheintal
Der erste Absatz beschreibt die Anfänge der jüdischen Siedlungen im Rheintal zwischen Basel und Mainz im Jahr 900. Juden, die vor Verfolgung flohen, fanden hier ein neues Zuhause, in dem sie Handwerk und Handel trieben und religiöse Schulen gegründet wurden. Die Städte Mainz, Worms, Speyer, Straßburg und andere entlang des Rheins wurden zu wichtigen Zentren für die jüdische Gemeinschaft. Die friedliche Koexistenz von Juden und Christen war jedoch bedroht, und mit den Kreuzzügen begann eine Ära der Ausgrenzung, Verhöhnung und Verfolgung für die jüdischen Gemeinden.
🔥 Zeit der Verfolgung und Pogrome
In diesem Absatz wird beschrieben, wie die jüdischen Gemeinden im 13. Jahrhundert von Verfolgungen und Pogromen heimgesucht wurden. Der französische Herrscher Ludwig IX. befahl 1242 eine öffentliche Bücherverbrennung, bei der Talmud und andere wichtige jüdische Schriften vernichtet wurden. König Edward I. vertrieb 1290 alle Juden aus England, und 1306 wurden sie aus Frankreich vertrieben. Papst Gregor IX. kritisierte das 'zu schöne Leben' der Juden im Germanischen Reich. Die Darstellung von Juden in christlichen Kunstwerken veränderte sich, und sie wurden als Verräter und Mörder Christi dargestellt, was zu einer steigenden Hasswelle bei den Christen führte.
🤝 Die Rolle der Juden im Wirtschaftsleben
Dieser Absatz konzentriert sich auf die Rolle der Juden im wirtschaftlichen Leben, insbesondere im Geldhandel. Sie wurden für das Funktionieren des entstehenden Kapitalismus benötigt, wurden aber gleichzeitig verabscheut. Einige Juden wie der Bankier 'der Rote' aus Straßburg waren so erfolgreich, dass sie auch Könige wie Eduard III. von England als Schuldner hatten. Die Juden wurden jedoch auch als Sündenböcke für die wirtschaftlichen Probleme einer sich in einer Krise befindenden Gesellschaft benutzt.
🗡 Verfolgungen und Pogrome im 14. Jahrhundert
Im vierten Absatz werden die Verfolgungen und Pogrome im 14. Jahrhundert thematisiert. 1337 und 1338 gab es Massaker an beiden Seiten des Rheins, die als 'Armleder-Verfolgungen' bekannt sind. 1348 kam es zur Vertreibung der Juden aus Straßburg und anderen Städten, nachdem sie der Verbreitung der Schwarzen Pest beschuldigt wurden. Diese Verfolgungen waren so gravierend, dass sie als die schwerste bis dahin für die Juden in Europa nach dem Ersten Kreuzzug aufgezeichnet wurden.
🏘️ Die Entstehung des ländlichen Judentums
Der fünfte Absatz erzählt von der Entstehung des ländlichen Judentums nach den Massakern. Die wenigen Überlebenden suchten Schutz in ländlichen Dörfern entlang des Rheins. 1356 wurde Basel durch ein Erdbeben zerstört, und die Stadtherren zogen die Juden zurück, um den Wiederaufbau zu finanzieren. In Straßburg entstand eine neue jüdische Gemeinschaft, die jedoch 1390 wieder vertrieben wurde. Die Zeit war geprägt von Vertreibungen und der Notwendigkeit, ein neues Leben außerhalb der Städte aufzubauen.
🌐 Der Humanismus und seine Auswirkungen auf das Judentum
Der sechste Absatz beschäftigt sich mit der Renaissance und dem Humanismus, die Hoffnung auf eine Annäherung zwischen Christen und Juden brachten. Martin Luther veröffentlichte ein Buch, das eine freundlichere Haltung gegenüber den Juden propagierte. Josel von Rosheim, ein prominenter jüdischer Führer, arbeitete daran, die rechtliche Situation der Juden zu stärken und vermittelte zwischen den Reformatoren und den Juden. Trotz der Hoffnungen des Humanismus und der Reformation kehrte Luther jedoch zu späteren Jahren zu aggressiven Stellungen gegenüber den Juden zurück.
🕉️ Die Beharrlichkeit des Judentums im Rheintal
Der letzte Absatz fragt sich, warum die Juden trotz der Verfolgungen immer wieder im Rheintal niedergelassen haben. Die Antwort liegt in ihrer tief verwurzelten Zugehörigkeit zu dieser Region, die sie als ihr zweites gelobtes Land und Heimat ansahen. Sie wollten die Erinnerung an ihre Vorfahren ehren und die Sprache und Traditionen ihres Volkes bewahren.
Mindmap
Keywords
💡Oberrhein
💡Jüdische Gemeinden
💡Verfolgung
💡Kreuzzüge
💡Öffentliche Bücherverbrennung
💡Vertreibung
💡Hostienschändung
💡Schwarze Pest
💡Humanismus
💡Reformation
💡Josel von Rosheim
Highlights
Im Jahr 900 finden Juden im Obergermanisch-Raetischen Kreis zwischen Basel und Mainz ein neues Zuhause.
Entwicklung bedeutender jüdischer Gemeinden und Blüte von Handel und Gewerbe in dieser Region.
Rabbiner gründen neue religiöse Schulen, die für das jüdische Leben und die jüdische Religion von großer Bedeutung sind.
Die Domstädter entlang des Rheins wie Mainz, Worms, Speyer und Straßburg werden zu den wichtigsten Zentren der Juden.
Mit den Kreuzzügen beginnt im 13. Jahrhundert eine Zeit der Ausgrenzung, Verhöhnung und Verfolgung für die Juden im Rheintal.
Öffentliche Bücherverbrennung von Talmud und jüdischen Bibeln in Paris unter Ludwig dem Neunten.
1290: König Eduard I. vertreibt alle Juden aus England, 1306: Sie werden aus Frankreich vertrieben.
Die Darstellung von Juden in christlichen Kunstwerken des 11. Jahrhunderts ist noch im Einklang mit ihren christlichen Nachbarn.
Spätere Zeiten bringen veränderte Darstellungen, in denen Juden als Verräter Christi und schuldig an seinem Leiden dargestellt werden.
Die Juden werden mit dem Teufel in Verbindung gebracht, was zu einer langanhaltenden Darstellung von Hass und Vorurteilen führt.
1287: Eine unbekannte Affäre bei Bacharach am Rhein, die als Auslöser für eine Reihe beispielloser Massaker dient.
Die Juden werden immer wieder für rituelle Morde beschuldigt, was zu Prozessen und weiteren Massakern führt.
1348: Die Schwarze Pest bedroht alle Bewohner des Rheingebietes, und Juden werden dafür verantwortlich gemacht.
1349: Die Juden werden in Straßburg vertrieben und ein Massaker an ihnen begangen, das als das schlimmste im Mittelalter gilt.
Die Juden werden nach den Massakern in vielen Städten vertrieben und finden in ländlichen Gebieten ein halbwegs sicheres Leben.
1356: Basel wird von einem Erdbeben zerstört und die Juden werden nach Basel zurückgeholt, um den Wiederaufbau zu finanzieren.
Die Juden werden im Heiligen Römischen Reich gezwungen, ein Erkennungszeichen zu tragen, was als Zeichen der Schande angesehen wird.
Der Humanismus und die Reformation bringen eine neue Hoffnung für eine Versöhnung zwischen Christen und Juden.
Martin Luthers Werk "Von den Juden und ihren Lügen" enthält strenge Maßnahmen gegen die Juden und signalisiert einen Wandel in seiner Haltung.
Josel von Rosheim, als Vertreter der Juden, kämpft für ihre Rechte und rettet viele vor den Scheiterhaufen.
Trotz der Verfolgungen und Massaker kehren die Juden immer wieder ins Rheintal zurück, da es seit Jahrhunderten ihr Zuhause ist.
Transcripts
am oberrhein zwischen basel und mainz
lassen sich im jahre 900 die ersten
juden nieder
auf der flucht vor verfolgung finden sie
ein neues zuhause das sie liebevoll
erinnern werden als daheim das haus
hier entwickeln sich bedeutende jüdische
gemeinden hier blühen handel und gewerbe
hier gründen rabbiner neue religiöse
schulen die noch heute für das jüdische
leben und für die jüdische religion
wichtig sind
hinweise auf diese siedlungsgeschichte
sind heute jedoch nur noch selten zu
finden
zu den wichtigsten zentren der juden im
rhein teil werden die domstädter entlang
des rheins wie mainz
worms
speyer
und straßburg
im schatten der kirchen und kathedralen
die jüdischen viertel
denn über viele jahrhunderte gewährten
die büsche für den juden schutz
doch das friedliche zusammenleben von
juden und christen ist bedroht
mit den kreuzzügen beginnt im
dreizehnten jahrhundert auch für die
juden im rheintal eine zeit der
ausgrenzung verhöhnung und verfolgung
der anfänglich hoffnungsvollen
geschichte der jüdischen gemeinden
folgen jahrhunderte der unsicherheit und
des leids
im jahre 1242 befiehlt der französische
herrscher ludwig der neunte eine
öffentliche bücherverbrennung ein auto
das auf einem platz in paris werden 24
wagenladungen talmud rollen verbrannt
neben der jüdischen bibel die
wichtigsten schriften des judentums
1290 vertreibt könig edward der erste
alle juden aus england 1306 verjagt man
sie aus frankreich papst gregor oder
neunte hatte sich bereits beschwert im
germanischen reich führten die juden ein
viel zu schönes leben
die fresko malerei dieser elsässischen
kirche aus dem elften jahrhundert zeigt
die spitze hüte tragen den juden noch im
einvernehmen mit ihren christlichen
nachbarn aber auch im rheintal dort wo
sie nicht verjagt wurden wo es keine
bücherverbrennungen gibt wo die juden
nicht wie in frankreich oder england
gekennzeichnet sind ändern sich die
zeiten
das zeigt sich in christlichen
altarbildern und gemälden aus späteren
zeiten
dort werden juden von christen nun
negativ dargestellt als verräter christi
vermeintlich schuldig an seinem leiden
seinem tod in all diesen darstellungen
gibt es einen roten faden das
schreckliche daran ist dass er im grunde
eine engel verschwörung der juden mit
dem teufel zeigt der jude ist ein agent
des teufels um das heils vorhaben
christi scheitern zu lassen
diese verbindung des juden mit einem
unheilvollen wesen das verraten dessen
gesichtszüge die hasserfüllten gesten
und die bewegungen eines volkes ist
leider eine konstante in einem teil der
abendländischen darstellungen
sie zieht sich durch die jahrhunderte
und durch epochen die ich als geistige
renaissance ja sogar als rationalismus
bezeichnen würde
der jude fühlt sich durch diese wiesen
diese sadistische gewalt aber
offensichtlich nicht repräsentiert
dieses bild lehrt und somit absolut
nichts über die juden hingegen lehrt es
uns viel über die fantasien über eine
strömung des christentums die eine
knappe mehrheit darstellt und vom leid
vom blut besessen ist irgendwo ist die
religion der liebe zu einer religion der
verfolgung geworden
an der stiftskirche sankt martin kaymer
findet sich ein wasserspeier den man nur
bei genauerem hinsehen entdeckt eine sau
an der juden mit ihren spitzhüten hängen
und sich von dem für sie verbotenen
fleisch des tieres ernähren
eine üble provokation der jüdischen
gemeinde deren viertel sich genau
gegenüber dieser [ __ ] befindet die
man auch in anderen städten am rhein
finden kann
ein stück weiter findet sich eine noch
drastischere darstellung ein jude der
sich direkt von den exkrementen des
teufels ernährt
in diesem gespenstischen klima des
hasses ereignet sich 1287 eine nur
wenigen bekannte affäre die als auslöser
für eine reihe beispielloser massaker
dient in einem bachlauf bei bacharach am
rhein wird ein toter junge namens werner
gefunden sein verstümmelte körper lässt
keine zweifel zu dass es sich um mord
handelte es ist kurz vor dem pessachfest
und rasch wird die jüdische gemeinde der
tat beschuldigt
nicht zum ersten mal wird damit den
juden ein blutiges verbrechen zur last
gelegt doch in diesem fall bildet sich
um werner ein großer märtyrer kult
tausende von pilgern machen sich auf den
weg zum tatort und werner von oberwesel
wird zur legende
erst 1962 macht das zweite vatikanische
konzil schluss mit der fragwürdigen
heiligenverehrung
immer öfter werden die juden ritueller
morde beschuldigt sie würden sich über
das leid christi lustig machen indem sie
unschuldige kinder um brächten dann
taucht eine neue variante auf der
hostien briefe bei dem der symbolische
leib christi angeblich von den juden
gequält wird durch folter werden
geständnisse erzwungen prozessen folgen
massaker es beginnt die zeit der
verfolgung
zu beginn des vierzehnten jahrhunderts
haben straßburg und die siedlungen im
rheintal die grenzen ihres wachstums
erreicht
die nahrung wird knapp historiker
sprechen von einer frühen
wirtschaftlichen krise diese krise wird
ganz wesentlich von der
bevölkerungsentwicklung angeschoben
sie äußert sich um 1315 durch
wiederkehrende hungersnöte aber auch
durch einen warenverkehr in einer von
der finanzwelt beherrschten
geldwirtschaft der von immer größerer
konkurrenz immer stärkerer spekulation
geprägt ist schlechte ernten aufgrund
einer klimaveränderung und der
demografische druck führen zu einer
zunehmenden verschuldung der bauern aber
auch der bürger und der fürsten in
dieser konjunkturlage werden die juden
zunehmend um unterstützung gebeten
gleichzeitig erscheinen sie immer
stärker als die sündenböcke einer
gesellschaft in der krise
der geldhandel ist von solchem ausmaß
gewesen dass man sagen könnte wenn man
sich insbesondere gerichts bücher
betrachtet aus der zeit wo viele solcher
geschäfte dokumentiert sind dass
praktisch jeder irgendwann mal
verschuldet war und geld leihen musste
wenn juden sich in bestimmten orten
ansiedelten wurde oft festgelegt wie
hoch der zins sein dürfte den sie
fordern konnten
das mag uns wenn wir heute die zinssätze
betrachten als außerordentlich hoch
erscheinen wenn davon die rede ist dass
es etwa um 43 3 prozent pro jahr zinsen
ging aber man muss bedenken dass das
risiko dass die juden eingingen ja
gewaltig hoch war
manche der jüdischen verleiher sind
dermaßen erfolgreich dass ihre rabbis
versuchen regeln für den geldverleih
aufzustellen
vielleicht spüren sie die drohende
gefahr ein besonders wohl haben der
bankier aus straßburg ging in die
geschichte ein
wieviel lehnt der rote wir in den
quellen genannt wird stieg auf zum
größten bank ihr den wir kennen aus dem
mittelalter insofern als ein geschäft
von ihm überliefert ist dass quasi alle
dimensionen sprengt kein geringerer als
der könig von england eduard der dritte
wurde zu seinem schuldner und wir wissen
dass ihm zu einer bestimmten zeit ende
der dreizehn 30er jahre insgesamt über
300.000 kunden geschuldet wurden eine
für die damalige zeit astronomische
summe über 300.000 goldstücke und diese
summe abzusichern bedurfte besonderer
fände fender besondere sicherheiten
darunter befand sich sogar die
königskrone des englischen monarchen
diese krone wird natürlich nicht wie
will ihn dem roten selbst ausgehändigt
sie liegt als unterpfand bei balduin von
luxemburg dem erzbischof von trier
wie viel ihn besitzt großen einfluss am
hofe bald regelmäßig besucht er dessen
finanzminister ebenfalls juden die dem
erzbischof auf hebräisch die bücher
führen
man braucht die juden für das
funktionieren des entstehenden
kapitalismus des wirtschaftlichen lebens
sie werden daher in gewisser weise in
diesen benachteiligten verabscheuten
beruf abgestellt dennoch braucht man
sich die juden werden immer stärker
verfolgt kleine banden entstehen und
sorgen für blutvergießen auf beiden
seiten des rheins der ritter rindfleisch
zieht mordend und brandschatzend durch
franken und schwaben und im elsass
treibt ein anderer juden schlechter sein
unwesen
man hat diese verfolgungen als armleder
verfolgung bezeichnet jahr 1337 griffen
diese verfolgungen über auf das
mittelrhein gebiet und im jahr 13 38 kam
es dazu auch im elsass und zwar unter
einem anführer der wie im fränkischen
raum auch als könig armleder bezeichnet
wurde
in wirklichkeit handelt es sich um einen
gastwirt namens johannes in berlin
in seiner gastwirtschaft wirtz in berlin
kämpfer an
er windet sich einen lederstreifen um
den arm und nennt sich könig armleder
angeblich hat ihm gott den befehl
erteilt alle juden vom antlitz der erde
auszulöschen
der fanatiker verbreitet angst und
schrecken
armleder ist nur eine marionette im sold
der verschuldeten bürger von dorlisheim
er wird von anderen bürgern christen und
juden gemeinsam vor den toren straßburg
verhaftet und verurteilt
er muss versprechen zehn jahre lang
keine juden mehr anzugreifen
straßburg 1332 streitigkeiten zwischen
patriziern und bürgern im stadtrat
treffen auch die juden
obwohl sie ohnehin wenig zu sagen haben
werden sie immer weiter aus der politik
gedrängt und aus dem reichsgebiet droht
bereits eine neue gefahr
im jahre 1348 waren alle bewohner des
kreisgebietes von einer tödlichen solche
bedroht die gefahr drohte also juden und
christen gleichermaßen
man fragte sich wie das zuwider zu
begreifen sei wieso plötzlich so viele
leute sterben und man hatte verschiedene
erklärungen dafür bei der hand unter
anderem kann man auch sehr schnell auf
das erklärungsmuster einer
großangelegten verschwörung und dafür
machte man die juden verantwortlich
denen nämlich nachgesagt wurde
sie hätten über all das trinkwasser
vergiftet insbesondere die brunnen mann
beschuldigt foltert und findet die
beweise die man finden will
doch das übel hat einen anderen namen es
ist die schwarze pest
je näher sie europa kommt desto heftiger
werden die juden angefeindet die
epidemie hat ihren anfang in der nähe
des baikalsees genommen man nimmt an
dass sie aus china kam
doch schiebt man sie nun den juden in
die schuhe
unter der folter beschuldigen einige die
reichen juden straßburg und anderer
städte die seuche ausgelöst zu haben
obwohl ihnen von stadtrat und kaiser ein
leben in sicherheit zugesagt wurde sehen
sich die juden straßburg nun einer neuen
bedrohung gegenüber
der damalige bürgermeister peters war
aber versucht für die juden partei zu
ergreifen
doch er wird gestürzt und durch einen
vertreter der metzger zunft ersetzt
auf einer tagung des stadtrates wird
proklamiert den nun haben dies judeh wir
wollen keine juden mehr
am valentinstag dem 14 februar 1349
treibt man die juden durch die
judengasse vor die mauern der stadt auf
ein stück brachland unweit ihres
friedhofs
schreckliche szenen spielen sich dort
draußen ab es beginnt das schlimmste
massaker in der geschichte der juden des
mittelalters
im gesamten rheintal und nicht nur dort
kommt es zu vergleichbaren massakern die
jüdischen gemeinden von mainz worms
speyer köln basel und colmar werden
ebenso ausgelöscht wie die von trier und
anderen städten im reich
doch nicht nur die angst vor der
schwarzen pest stachelt den pöbel auf es
gibt auch einen profaneren grund viele
christen haben schuld briefe bei juden
unterschrieben
doch sie fühlen sich den juden die für
sie nur sklaven oder bestenfalls knechte
sind in keiner weise verpflichtet die
juden seien brunnenvergifter ist nur ein
vorwand
ironie der geschichte die pest wütet in
straßburg erst im sommer lange nach den
massakern
die verfolgung von 1348 folgende also
die verfolgung zur zeit der großen pest
war so dramatisch dass wir sozusagen
keine spuren in der jüdischen literatur
mehr haben es wurde so viel vernichtet
dass selbst das anknüpfen an die alten
strukturen schwierig wurde und im
geistesleben haben wir weit weniger
belege dafür also in der dichtung etwa
haben wir weit weniger belege dafür als
in der zeit nach dem ersten kreuzzug
man kann sagen dass die verfolgung von
1348 bis 1350 die schwerste verfolgung
war der juden in europa ausgesetzt waren
vor der shoah
die wenigen überlebenden der massaker
werden aus den städten vertrieben und
lassen sich weit verstreut in den
dörfern entlang des rheins nieder
dieser teil der geschichte begründet
dass ländliche judentum von dem im
mittelalter kaum spuren nachweisbar sind
zwar sind nun die traditionellen
netzwerke zerstört doch in den dörfern
kann man wenigstens ein halbwegs
sicheres leben führen
1356 wird basel von einem erdbeben
zerstört die stadtherren zögern nicht
die juden zur finanzierung des
wiederaufbaus nach basel zurück zu holen
1369 20 jahre nach der pest bietet eine
jüdische familie darum sich in straßburg
niederlassen zu dürfen
es entwickelt sich eine neue gemeinde
die 1390 wieder aus der stadt vertrieben
wird aus den kommenden jahren berichten
die geschichtsbücher über juden
vertreibungen im ganzen land die zahl
der massaker nimmt zwar ab aber die
juden machen den menschen angst denn sie
ziehen fanatisierte banden an also
verjagt man sie überall
nunmehr zwingt man auch im heiligen
römischen reich deutscher nation die
juden ein erkennungszeichen zu tragen
in den städten am rhein zirkulieren
dokumente in denen die genaue größe des
gelben ringes festgelegt ist
handtellergroß muss er sein
die zeiten des juden hut den die juden
klaglos akzeptiert hatten sind vorbei
den gelben ring zu ihrer kennzeichnung
bezeichnen sie selbst als zeichen der
schande
die juden als peiniger des jesus
christus
diese darstellung hat sich in
christlichen bildern mittlerweile
durchgesetzt
die erfindung des buchdrucks verbreitet
dieser antijüdische propaganda diese
holzschnitten ehren den hass auf die
juden
doch in diese zeit fällt auch die geburt
einer neuen idee die dank der bücher
rasche verbreitung findet der humanismus
der mann is muss ist eine bewegung der
rückkehr zu den quellen
man erhoffte sich dadurch die religion
und den einzelnen zu verbessern
im falle der bibel bedeutete das eine
rückkehr zum griechischen und
hebräischen die humanisten sind der
ansicht man kann er durch das wieder
erschaffen eines bereinigten textes die
moral grundlagen für die entfaltung
eines neuen besseren menschen gewinnen
millionen sowie die club der sich im
rheintal verbreitende humanismus lässt
in den jüdischen gemeinden hoffnung
keimen
es folgt des buches in dessen religion
bücher und schriften eine enorm wichtige
rolle spielen kann dank der erfindung
des buchdrucks auf eine bessere zukunft
hoffen
das große interesse der humanisten an
der hebräischen sprache geht so weit
dass sie sogar dreisprachige bücher
herausbringen
auf deutsch dateien und hebräisch das
neu erwachte interesse an altem wissen
scheint zu einer aussöhnung zwischen
christen und juden zu führen
1523 veröffentlicht ein junger mönch
namens martin luther ein buch dessen
titel alle alten vorstellungen auf den
kopf stellt dass jesus christus ein
geborener jude sei wovon handelt dieses
werk vor allem in der einführung und dem
schluss ist der ton äußerst juden
freundlich luther sagt darin vor allem
wäre er selbst jude gewesen so wäre er
angesichts der art und weise wie diese
im laufe der vorangegangenen
jahrhunderte behandelt worden niemals
zum christentum übergetreten
am ende seines werkes sagt er man müsse
die juden freundschaftlich behandeln man
dürfe ihnen nicht verbieten handel zu
treiben oder mitten unter christen zu
leben
man dürfe sie auch nicht daran hindern
gegen zinsen zu leihen
er hofft dass durch diese
freundschaftliche haltung einige von
ihnen zum christentum übertreten
die neuen ideen des humanismus und
reformation finden auch auf dem land
gehört die bauern wollen ihre ausbeutung
und unterdrückung durch adel und kirche
nicht mehr länger hinnehmen
es kommt zu ersten unruhen und 1525 zum
bauernkrieg
auch auf die stadt rosenheim im elsass
marschiert ein trupp bauern zu
verhandlungen mit dem stadtrat und einer
delegation des bischofs werden abgelehnt
doch die bauern akzeptieren einen
anderen vermittler einen gewissen josel
einen rabbiner und geldverleiher
josel gelingt es rhodes heim zu retten
und seiner jüdischen gemeinde ein
erneutes pogrom zu ersparen
er festigte damit seinen ruf als anwalt
und beschützer der verfolgten
1529 von den günzburg an der donau eine
versammlung für alle rabbiner des
heiligen römischen reiches deutscher
nation stand und natürlich nahm josel
von losheim als vertreter des unteren
elsass daran teil
damals einigten sich erstmals alle juden
des heiligen römischen reiches darauf
einen vertreter zu wenn sie von da an
war er der befehlshaber der juden
schafft des heiligen römischen reiches
war der partners und mal nicht
also der vorsteher juden des heiligen
römischen reiches deutscher nation
als vorsteher aller juden ist josel
ständig unterwegs
er reist zu fuß oder zu pferd durchs
reich um seinen brüdern im glauben
beistand als verteidiger zu leisten und
die rechtliche situation vieler
jüdischer gemeinden zu stärken
mehr als ein menschenleben rettet er vom
scheiterhaufen
doch manchmal kommt er zu spät
es gelingt ihm sein volk unter den
direkten schutz karls des fünften zu
stellen dem er in freundschaft verbunden
ist
der kaiser und der vertreter der juden
schätzen sich und sind in vielen dingen
einer meinung
im edikt von innsbruck bekräftigt karl
der fünfte den juden ihre bereits bei
seiner krönung in aachen bestätigten
rechte und freiheiten josel seinerseits
unterstützt den kaiser im kampf gegen
die protestantischen prinzen seinen
heimatort roos heim bekommt josel kaum
noch zu gesicht
er bewältigt ein für die damalige zeit
erstaunliches reise pensum um den
bedrängten jüdischen gemeinden der
wichtigsten städte des reiches
beizustehen
irgendwann gibt es einen dialog mit den
reformatoren und humanisten man sagt wir
müssen uns treffen nicht um über glauben
zu reden denn der glaube wird uns
trennen und der glaube eines jeden ist
zu achten
aber uns ein etwas anderes die vernunft
sie macht uns zu menschen
wir sind alle geschöpfe gottes es gibt
also keinen grund weshalb wir nicht
miteinander leben können sollten diese
botschaft versucht josel luther und den
anderen zu vermitteln stößt aber auf
deren absage für die anderen können die
juden nur akzeptiert werden wenn sie als
juden verschwinden nach dem luther in
seiner schrift von den juden und ihren
lügen lange gegen die juden um die
exegese die ihr ihnen zuschreibt
polemisierte nachdem er sie auf
zahlreichen seiten als hof fertig
bezeichnete predigt er schließlich eine
reihe äußerst strenge maßnahmen zunächst
solle man ihre synagogen und ihre
schulen in brand setzen und alles was
nicht brennen kann mit erde bedecken
dann sollen all ihre gebetbücher sowie
die kommentare und der talmud entfernt
werden um so ihre harry sie die lügen
die blasphemie die darin geleert würden
aus der welt zu schaffen man solle ihren
rabbinern unter androhung von
körperlichen schlägen und angriffen auf
ihr leben verbieten weiter zu leeren man
solle ihnen das hochrad treiben
verbieten und ihnen alle güter und
juwelen nehmen
warum dieser wandel
luther war der ansicht man habe den
juden genug gepredigt da sie nicht zum
christentum übergetreten sein bedeutet
das notgedrungen dass sie verstopft sein
denn er selbst setzte seine botschaft
mit dem evangelium und damit der
wahrheit gleich
die schriftgelehrten aller
glaubensrichtungen haben über die
jahrhunderte seiten über seiten an
schrifttum tonnenweise wissen
hinterlassen
das heutige wissen über die juden im
mittelalter erschließt sich den
wissenschaftlern zu einem großen teil
aus diesen schriften
doch gleich ob von christen oder juden
verfasst in all den geschichtlichen
aufzeichnungen hat kein historiker je
einen hinweis auf ein massaker gefunden
dass die juden an ihren christlichen
nachbarn begangen hätten nicht im
rheintal und das ist belegt
im frühjahr 1554 stirbt josel von
gosheim mit ihm stirbt die letzte
hoffnung vieler juden von ihren
christlichen nachbarn gleich ob
katholiken oder protestanten nicht mehr
als feinde oder ketzer angesehen zu
werden
bleibt noch die frage weshalb die juden
sich trotz all dieser massaker immer
wieder im rheintal niedergelassen haben
die antwort ist einfach sie waren
niemals fremde hier seit jahrhunderten
war dies ihr anderes gelobtes land ihr
heim wie sie sagten
die heimat ihrer sprache des jüdischen
und es war die heimat ihrer familie
ihrer vorfahren denen sie ein ehrendes
andenken erhalten wollten
Browse More Related Video
Die Würde des Menschen in drei Minuten
Hellens Bruch mit den Zeugen Jehovas I 37 Grad
Terror im Nationalsozialismus I Geschichte
Unterrichtsmaterial: Antisemitismus - Juden im Deutschen Kaiserreich (Ausschnitt)
Streik einfach erklärt (explainity® Erklärvideo)
USA: Die unheimliche Macht der Evangelikalen I ATLAS
5.0 / 5 (0 votes)