Recycling: Wie aus Scherben Flaschen werden | Wie geht das? | NDR Doku

NDR Doku
24 May 201728:50

Summary

TLDRDieses umfassende Video skizziert die Transformation von Altglas in neue Glasflaschen und betont dabei den Umweltvorteil des Recyclings. Es zeigt die Vielschichtigkeit des Prozesses, von der Separation der Farben im Recycling-Container über die manuelle und maschinelle Sortierung bis zur feinmaschigen Kontrolle der chemischen Zusammensetzung des Glases. Betont wird auch die Bedeutung der Farbe bei der Glasherstellung, nicht nur aus ästhetischer Sicht, sondern auch wegen ihrer hygienischen Wirkung. Das Video vermittelt ein tiefes Verständnis dafür, wie Glasflaschen hergestellt und recycelt werden, und zeigt die Innovationen, die in dieser Industrie stattfinden.

Takeaways

  • 🚮 **Glasrecycling**: Das Glasrecycling beginnt im Container, wo es nach Farben getrennt wird, und ist ein wichtiger Schritt im Umweltschutz.
  • 🔴 **Farbentrennungen**: Die Trennung von Weiß, Grün und Braun Glas ist entscheidend für die Qualität des recycelten Glases.
  • 🚛 **Transport**: Im Transport ist es wichtig, dass die verschiedenen Farben von Glas nicht wieder zusammengeschüttet werden.
  • 🏭 **Recycling-Werk**: Im Recycling-Werk Leeseringen bei Nienburg wird neues Glas aus bis zu 80% Altglas hergestellt.
  • 👵 **Manuelle Sortierung**: Mitarbeiter wie Annemarie Hellwig sortieren manuell Verunreinigungen aus dem Altglas, um die Qualität zu gewährleisten.
  • 🧪 **Fehlsorten**: Die chemische Zusammensetzung von Fensterglas und Blei-Christallglas ist nicht für Flaschenproduktion geeignet und gehört im Restmüll.
  • 🔎 **Technologie**: Eine computergesteuerte Anlage erkennt und sortiert Glasstücke nach Farbe und Material, was eine präzise Trennung ermöglicht.
  • ♻️ **Nachhaltigkeit**: Die Wiederverwertung von Altglas spart 50% Energie, da Glas schneller schmilzt als Sand.
  • 🏗️ **Sand als Rohstoff**: Der Sand, der für die Glasherstellung verwendet wird, ist ein wichtiger Bestandteil und wird in der Nähe von Nienburg abgebaut.
  • 🎨 **Design**: Die Glashütte hat Designer, die neue Glasformen und -farben entwerfen, um Produkte für den Markt zu entwickeln.
  • 🔍 **Qualitätskontrolle**: Eine strenge Qualitätskontrolle gewährleistet, dass nur fehlerfreie Flaschen die Glashütte verlassen, was für die Kundenzufriedenheit entscheidend ist.

Q & A

  • Wie entstehen Glasflaschen?

    -Glasflaschen werden aus einer glühenden Masse hergestellt, die nach geheimen Rezepten zusammengemischt wird.

  • Was zeigt der Text über die Bedeutung von Glasfarbe?

    -Mit wenigen Gramm einer Zutat kann man die Farbe von Glas beeinflussen, was für die Herstellung von Glasflaschen wichtig ist.

  • Welche Rolle spielt das Recycling von Glas?

    -Das Recycling von Glas ist ein wichtiger Bestandteil des Produktionsprozesses, da aus den zerstörten Flaschenmillionen neue Flaschen produziert werden.

  • Wie beginnt der Glasrecycling-Prozess?

    -Glasrecycling beginnt am Container, wo Glas nach Farben getrennt eingesammelt wird.

  • Was passiert, wenn die Sortierung im Recycling-Werk schiefläuft?

    -Was schiefläuft im Recycling-Werk muss aufwändig korrigiert werden, da die verschiedenen Farben getrennt und nicht wieder zusammengeschüttet werden müssen.

  • Wie viel Glas sammelt ein durchschnittlicher Bürger pro Jahr?

    -Ein durchschnittlicher Bürger sammelt 25 Kilo Glas pro Jahr.

  • Was ist die Bedeutung von Sand für die Glasherstellung?

    -Sand ist ein unerlässliches Rohmaterial für die Glasherstellung, da er einen hohen Quarzgehalt hat, der für das Glasmachen perfekt ist.

  • Wie wichtig ist die Reinigung des Glases für die Weiterverarbeitung?

    -Die Reinigung des Glases ist sehr wichtig, da es in der Glashütte weiterverarbeitet werden muss und nur Glas fast frei von Fremdkörpern verwendet werden darf.

  • Welche Rolle spielt die Farbe beim Glasherstellungsprozess?

    -Farbe ist ein entscheidender Faktor bei der Glasherstellung. Ein Beispiel ist, dass für Weißglas eisenärmere Rohstoffe verwendet werden müssen, während für Grünglas eisenreiche Rohstoffe genommen werden können, da Eisen das Glas bereits etwas grün färbt.

  • Wie wird die Qualität der produzierten Glasflaschen sichergestellt?

    -Die Qualität der Glasflaschen wird durch eine Reihe von Kontrollen sichergestellt, einschließlich der manuellen Prüfung der Flaschen nach dem Abkühlen, der Überprüfung auf gleiche Größe und Form durch Computerscans und der Inspektion auf versteckte Mängel im Labor.

  • Was geschieht mit den Glasflaschen, wenn sie während der Herstellung fehlerhaft sind?

    -Fehlerhafte Glasflaschen werden nicht an den Kunden weitergegeben, sondern sofort entsorgt und die Ursache des Fehlers wird untersucht und behoben.

Outlines

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🚀 Glasrecycling und Produktion

Dieser Absatz beschreibt den Prozess der Herstellung von Glasflaschen aus glühender Masse und geheimen Rezepten. Es wird betont, wie wenige Gramm einer Zutat die Farbe des Glases beeinflussen können. Der Schwerpunkt liegt auf dem Recycling von Glas, beginnend beim Container, wobei es wichtig ist, dass nur Glas nach Farben getrennt hineingeworfen wird. Die verschiedenen Pfade, die das Glas nach der Trennung einnimmt, werden erwähnt, sowie die besondere Bedeutung von Recycling für das Umweltbewusstsein und die Ressourcenschonung. Der Prozess umfasst auch die Verarbeitung von 25 Kilo Glas pro Bürger pro Jahr und die Verarbeitungskapazitäten von 750 Tonnen pro Tag im Recyclingwerk Leeseringen bei Nienburg. Der Abschnitt schließt mit einem Einblick in die Herausforderungen und die Notwendigkeit der Reinigung von Verunreinigungen wie Plastik und Papierabfällen, die an das Glas haften.

05:03

🔍 Sortierung und Reinigung des Altglases

In diesem Absatz wird die komplexe Aufgabe des Recyclingwerkes dargelegt, nämlich Fremdstoffe wie Fensterglas, Blei-Christallgläser und Trinkgläser herauszufiltern, die nicht für die Flaschenproduktion geeignet sind. Es wird betont, dass das Recyclingwerk für die Reinigung des Altglases verantwortlich ist und dass die chemische Zusammensetzung dieser Materialien nicht für die Verarbeitung geeignet ist. Die verschiedenen Schritte der Reinigung und Sortierung, einschließlich der Verwendung von Magneten, Waschmaschinen und einer computergesteuerten Anlage, werden detailliert erläutert. Der Prozess der Feinsortierung, bei der Glas nach Farbe und Material getrennt wird, wird ebenso beschrieben wie die Herausforderungen, die mit der Bildung von unzerstörbaren Teilchen verbunden sind.

10:04

♻️ Glasrecycling und Rohstoffe

Dieser Absatz konzentriert sich auf die Rolle von Sand als Rohstoff für die Glasherstellung und die besonderen Eigenschaften des Sandes im Weserbergland, der aufgrund seiner Geschichte und Zusammensetzung ideal für die Glasproduktion ist. Es wird erwähnt, wie der Sand durch die Gletscher der Saale-Eiszeit in die Region transportiert wurde und wie er seit Jahrzehnten von Familienunternehmen wie Henne abgebaut wird. Der Text erklärt auch die Bedeutung des Quarzgehalts und warum bestimmte Mineralien vermieden werden müssen. Die Verwendung von Sand für die Hohlglasproduktion und die besonderen Anforderungen an den Sand für Weißglas werden ebenso behandelt wie die Reduzierung des Sandbedarfs durch die Wiederverwertung von Scherben.

15:05

🔥 Glasherstellung und Prozesse

Der vierte Absatz beschreibt die Hitze, die für die Glasherstellung erforderlich ist, und wie die Zutaten im Ofen bei 1600 Grad schmelzen. Es wird auf die Bedeutung der Schmelzwanne und die Größe der Glasmischungen eingegangen, die in den Ofen geschoben werden. Der Prozess der Umfärbung von Glasmaschinen und die Anforderungen an die Temperatur für verschiedene Arten von Flaschen werden ebenso behandelt wie die Bedeutung der kontinuierlichen Überwachung der Ofen und die Notwendigkeit, sie niemals abzukühlen. Die Herausforderungen, die mit der Herstellung von Glasflaschen verbunden sind, wie das Abkühlen und die Formgebung, werden zusammen mit den Arbeitsbedingungen und dem Schutz der Arbeiter thematisiert.

20:06

🎨 Design und Entwicklung neuer Glasformen

In diesem Abschnitt wird die Rolle der Designabteilung innerhalb der Glashütte hervorgehoben, die für die Kreation neuer Glasformen verantwortlich ist. Die Produktdesignerin Katharina Chemnitz arbeitet an einem neuen Marmeladenglas, das sich von bisherigen Designs unterscheiden soll. Die Anforderungen, die ein neues Glas erfüllen muss, wie z.B. die Mündung, das Etikettenfeld und die Form, werden diskutiert. Der Prozess der Entwicklung, von der Idee bis zur Produktion, wird ebenso thematisiert wie die Bedeutung des Designs für den Markt und die Kundenzufriedenheit.

25:07

🛡️ Qualitätssicherung und Endkontrollen

Der letzte Absatz konzentriert sich auf die Qualitätssicherung und die Endkontrollen, die sicherstellen, dass nur fehlerfreie Flaschen die Glashütte verlassen. Es wird beschrieben, wie die Flaschen nach ihrer Herstellung auf Fehler wie Einschlüsse und Unregelmäßigkeiten geprüft werden. Die Bedeutung der Farbkonstanz und der hygienischen Wirkung der Farbe der Flaschen wird betont. Der Prozess der automatischen Sortierung und Verpackung der Flaschen für den Transport wird ebenso behandelt wie die persönlichen Überlegungen von Christian Handelsmann, der seit elf Jahren Glas produziert und mit dem Umweltaspekt von Recycling aufgewachsen ist.

Mindmap

Keywords

💡Glasrecycling

Glasrecycling ist der Prozess des Sammelns, Trenns und Wiederverwendens von Altglas. Im Video wird gezeigt, wie Altglas nach Farben getrennt und anschließend zu 80 Prozent in neue Flaschen verarbeitet wird. Dies spart Ressourcen und reduziert die Umweltauswirkungen.

💡Glasfarbe

Glasfarbe bezieht sich auf die Veränderung der Farbe des Glases durch das Hinzufügen von spezifischen Stoffen. Im Video wird betont, dass mit wenigen Gramm einer Zutat die Farbe des Glases beeinflusst werden kann, was für die Herstellung von Flaschen mit bestimmten Farbtönen wichtig ist.

💡Sortiermaschine

Eine Sortiermaschine ist ein Gerät, das verwendet wird, um Materialien wie Altglas nach Farbe und Material zu trennen. Im Video wird beschrieben, wie Maschinen die groben Sortiervorgänge übernehmen, während Mitarbeiter die feinere und dreckigere Arbeit erledigen.

💡Glascontainer

Glascontainer sind Sammelstellen für Altglas, die normalerweise in verschiedenen Farben getrennt werden. Im Video wird erwähnt, dass Glascontainer eine wichtige Rolle beim Glasrecycling spielen und dass es wichtig ist, nur Glas in diese Container zu legen.

💡Glashütte

Eine Glashütte ist ein Werk, in dem Glas hergestellt wird. Im Video ist die Glashütte in Nienburg ein wichtiger Bestandteil des Prozesses, da sie das recycelte Altglas in neue Flaschen umwandelt.

💡Gemenge

Gemenge ist die Mischung aus Altglas und anderen Rohstoffen, die für die Glasherstellung verwendet wird. Im Video wird die Mischung als entscheidend für die Herstellung von Glas beschrieben, insbesondere für die Schaffung von Grünglas.

💡Scherben

Scherben beziehen sich auf die zerstörten oder unbrauchbaren Glasteile, die im Prozess des Glasrecyclings erzeugt werden. Im Video werden Scherben als Ausgangsmaterial für die Herstellung neuer Flaschen beschrieben.

💡Qualitätskontrolle

Qualitätskontrolle ist der Prozess der Überprüfung der Glasqualität während und nach der Herstellung. Im Video wird die Bedeutung früherer Fehlererkennung und die Auswirkungen von Qualitätsmängeln auf den Produktionsprozess betont.

💡Glasformgebung

Glasformgebung ist der Prozess, bei dem das flüssige Glas in bestimmte Formen gebracht wird, um Flaschen herzustellen. Im Video wird gezeigt, wie die Formgebung in der Glashütte durchgeführt wird und wie wichtig die Genauigkeit der Formgebung für die Qualität der Flaschen ist.

💡Energieeinsparung

Energieeinsparung ist ein wichtiges Thema im Video, da das Recycling von Glas 50 Prozent Energie sparen kann, im Vergleich zur Herstellung von Glas aus Rohstoffen wie Sand. Dies wird als ein wesentlicher Vorteil des Glasrecyclings dargestellt.

💡Glasdesign

Glasdesign bezieht sich auf die künstlerische Gestaltung von Glasprodukten. Im Video wird die Rolle des Designers in der Entwicklung neuer Glasformen und -farben hervorgehoben, einschließlich der Erfüllung bestimmter Kriterien für die Verwendung.

Highlights

Glasflaschen entstehen aus einer glühenden Masse nach geheimen Rezepten.

Einzelne Zutaten können die Farbe von Glas beeinflussen.

Recycling von Bierflaschen ist wichtig für die Umwelt und die Nachhaltigkeit.

Flaschen müssen robust genug sein, um bei der Gebrauchstauglichkeit zu bestehen.

Der ewige Kreislauf des Glases beginnt mit dem Recycling von Scherben.

80% des Materials für neue Glasflaschen kann aus recyceltem Altglas bestehen.

Das Recycling-Werk Leeseringen bei Nienburg verarbeitet bis zu 750 Tonnen Glas täglich.

Glasrecycling beginnt am Container, wo es nach Farben getrennt wird.

Fehler im Recyclingprozess müssen aufwändig korrigiert werden.

Glasfarben werden beim Recycling getrennt, um eine saubere Materialzusammenstellung zu gewährleisten.

Jeder Bürger sammelt im Schnitt 25 Kilo Glas pro Jahr für das Recycling.

Spezielle Reifen sind notwendig, um mit den hohen Lasten umgehen zu können.

Das Recyclingwerk sortiert täglich eine Farbe, am heutigen Tag ist Weißglas an der Reihe.

Maschinen übernehmen viele Arbeitsschritte, aber die dreckigste Arbeit wird von Mitarbeitern erledigt.

Annemarie Hellwig sortiert seit 36 Jahren das, was nicht im Altglas gehört.

Zwei grüne Flaschen könnten eine Tonne neues Weißglas ruinieren, daher ist sorgfältige Sortierung wichtig.

Sortiermaschinen tragen spezielle Schutzhandschuhe gegen Schnittverletzungen und Feuchtigkeit.

Unterbrechungen im Recyclingprozess, wie der Verstopfung des Zulauf-Trichter, können zu Produktionsstillständen führen.

Fremdmaterialien wie Spiegel oder Auto-Windschutzscheiben können den Recyclingprozess blockieren.

Das Recyclingwerk hat die Aufgabe, alle Fremdstoffe aus dem Glas zu filtern.

Die chemische Zusammensetzung von Fensterglas und Blei-Christallgläser ist nicht für Flaschenproduktion geeignet.

Das Altglas durchläuft 14 Stationen, bis es für die Weiterverarbeitung sauber genug ist.

Magnetische Sortierung und Waschtrommeln werden verwendet, um Metalle und Papier von dem Glas zu trennen.

Eine computergesteuerte Anlage sortiert Glas nach Farben und transparenten Teilen mithilfe von Licht und Kamera.

Die Qualitätsprüferin prüft die Scherben stichprobenartig, um sicherzustellen, dass nur fast fremdkörperfreies Glas verwendet wird.

Sand ist ein wichtiger Bestandteil der Glasherstellung und wird seit Jahrzehnten abgebaut.

Der Sand wird für die Hohlglasproduktion verwendet, insbesondere für Grünglas.

Der Recyclingprozess spart 50 Prozent Energie, da Glas schneller schmilzt als Sand.

Die Glashütte Ardagh in Nienburg hat seit 125 Jahren Glas hergestellt.

Das Gemenge von Altglas und Sand enthält geheime Zutaten, die von den Gemenge-Chefs sorgfältig gehütet werden.

Die Glasfarbe kann durch die Verwendung von Eisenarmen oder Eisenreichen Rohstoffen beeinflusst werden.

Die Glashütte produziert 2000 Flaschen pro Minute in Weiß oder Grün.

Die Glasqualität wird sorgfältig geprüft, um sicherzustellen, dass keine fehlerhaften Flaschen den Kunden zugeführt werden.

Die Glasfarbe hat nicht nur einen hygienischen Effekt, sondern erhöht auch die Haltbarkeit des Beers.

Das Glas wird vollautomatisch für den Transport sortiert und verpackt.

Transcripts

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Untertitel: Norddeutscher Rundfunk 2017

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Glasflaschen entstehen aus einer glühenden Masse,

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nach geheimen Rezepten.

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Dass man mit wenigen Gramm einer Zutat

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eine Glasfarbe beeinflussen kann.

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Wenn Bierflaschen unter den Hammer kommen.

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Die Flaschen müssen halten, wenn die Kunden anstoßen.

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Wenn Flaschen duschen und Scherben zu Bergen wachsen,

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dann geht es um den ewigen Kreislauf des Glases.

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Aus diesen Scherben werden Millionen neue Flaschen produziert.

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Glasrecycling beginnt am Container.

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Hier gehört nur Glas hinein, nach Farben getrennt.

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Was hier schiefläuft, muss aufwändig korrigiert werden.

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Denn Weiß, Grün und Braun gehen ab jetzt ihre eigenen Wege.

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Auch auf dem Lkw.

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Nichts wird wieder zusammengeschüttet.

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25 Kilo Glas sammelt jeder Bürger im Schnitt pro Jahr.

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Vieles davon landet hier:

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Im Recycling-Werk Leeseringen bei Nienburg.

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Heute kann neues Glas aus 80 Prozent Altglas bestehen.

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Erst seit der Ölkrise in den 70ern wird der Rohstoff wiederverwertet.

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Vorher landete Glas auf der Müllkippe.

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Viktor, die beiden nächsten Touren nach Nienburg machen wir Grün.

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Vergiss nicht die Drei, die läuft gleich leer.

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Gerhard Biermann ist Chef des Recycling-Werkes.

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Sein Hauptkunde ist die Glashütte in Nienburg.

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Es kommen ...

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Wir können bis zu 750 Tonnen tagtäglich verarbeiten bei uns.

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Diese Menge muss auf den Hof kommen, sonst haben wir Leerlauf.

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Silvester oder zur Fußball-WM gibt es besonders viele Flaschen.

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Nicht alle bleiben ganz.

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Diese Reifen haben unter dem Profil durchgehende Metalldrähte liegen.

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Sonst hätten wir ständig Probleme, müssten jeden Tag Reifen wechseln.

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Hochstehende Flaschen, Flaschenböden und so was,

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würden hier reinstoßen und dann würde der Reifen undicht sein.

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Das sind spezielle Reifen.

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Pro Tag wird im Recyclingwerk eine Farbe sortiert.

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Heute ist Weißglas dran.

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Vieles übernehmen Maschinen.

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Die gröbste und dreckigste Arbeit aber machen Mitarbeiter.

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Seit 36 Jahren sortiert Annemarie Hellwig das aus,

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was nicht im Altglas sein sollte.

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Zum Beispiel: grüne Flaschen zwischen Weißglas.

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Denn nur zwei Grünflaschen

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könnten später eine Tonne neues Weißglas ruinieren.

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Auch Plastiktüten, Kleidung und Blumentöpfe fliegen raus.

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Am Schlimmsten finde ich, wenn man Haustiere hat,

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die gestorben sind, und dann in den Altcontainer wirft.

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Ob es Meerschweinchen, Schildkröten, Katzen oder was auch immer sind.

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Alles andere, wie Papier, kann man sich wundern,

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aber finde ich nicht so schlimm.

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Wenn man Tiere hat, gibt es andere Möglichkeiten,

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als sie in den Glascontainer zu werfen.

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Die Sortierinnen tragen zwei Paar Handschuhe übereinander.

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Spezielle Schutzhandschuhe aus Glasfaser

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gegen Schnittverletzungen und Gummihandschuhe gegen Feuchtigkeit.

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Alle drei Stunden ist Pause Pflicht.

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Die Arbeit würde die Augen der Arbeiterinnen sonst überanstrengen.

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Diese Pause aber ist ungewollt.

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Plötzlich steht das Band still.

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Es kommt kein Altglas mehr.

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Viktor!

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Der Zulauf-Trichter ist verstopft. Das geschieht leider immer wieder.

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Häufig landet im Glascontainer an der Straße Glas,

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was da nicht hineingehört.

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Spiegel zum Beispiel.

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Oder eine Windschutzscheibe vom Auto, die die ganze Anlage blockiert.

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Jetzt geht es.

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Eigentlich ist die Öffnung am Altglascontainer extra klein.

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Wie es Menschen schaffen, Fensterscheiben hineinzuwerfen,

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ist für Werksleiter Biermann unbegreiflich.

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Die Anlage ist abgeschaltet.

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Bei Stillstand kommt kein Material in die Anlage.

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Der Grund war, es lag eine große Scheibe drin,

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die das Ganze zurückgehalten hat.

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Das macht bei der Sortierung ein großes Problem.

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Die chemische Zusammensetzung von Fensterglas

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eignet sich nicht zur Flaschenproduktion.

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Das gilt auch für Omas alte Blei-Christallgläser

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und normale Trinkgläser.

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Beides gehört in den Restmüll.

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Aufgabe des Recyclingwerkes ist es, alle Fremdstoffe herauszufiltern.

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Der größte Anteil an Verunreinigung ist die Organik,

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Plastik und Papierabfälle, die dem Glas anhaften.

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Das ist für uns problematisch, dass das da drin ist.

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Dieses große Teil ist leicht zu sortieren.

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Das Problem sind die Teilchen, die zerbrechen.

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Wir haben dann kleinste Teilchen, die gehen nicht mehr zu sortieren.

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Auch Keramik, Steine, Porzellan, kurz KSP, gehört nicht in den Container.

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Es steht auf jedem Container drauf, was nicht rein darf.

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Leuchtmittel, KSP und und und.

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Das steht auf jedem Container.

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Wieso es gemacht wird, kann ich nicht nachvollziehen.

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Entweder man liest es nicht

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oder sagt, ist egal, kommt sowieso alles in den Müll.

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Das ist von vielen Leuten die Meinung.

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Die hauen das dann alles in den Müll und kommt nicht drauf an.

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Die Probleme haben wir damit.

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Wir müssen diese Teile sortieren und rausbekommen.

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14 Stationen durchläuft das Altglas, bis es sauber genug ist,

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für die Weiterverarbeitung in der Glashütte.

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Magnete ziehen zunächst alle Metalldeckel raus.

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Eine Waschtrommel löst danach Papier und reinigt das Glas.

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Im Herzstück des Werkes wird geschreddert.

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Die Flasche wird zu Scherben.

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Sehen kann man nichts, es geschieht im Bauch der Maschinen.

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Danach startet die Feinsortierung am Farb- und Material-Ausscheider.

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Eine computergesteuerte Anlage, Neuwert über 200.000 Euro.

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Die 3,5 Zentimeter großen Scherben rasen über einen Scanner.

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Die Vorgänge sind so schnell,

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dass man sie mit dem Auge nicht erkennen kann.

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Wir haben eine Bilderkennung, müssen innerhalb von drei Zentimetern

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hinter dieser Bilderkennung die Scherbe schon ausblasen.

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Wir haben schnelle Vorgänge, die im Nanosekunden-Bereich liegen.

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Diese Maschine sortiert Glas nach Farben

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und nicht transparenten Teilen.

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Von unten guckt ein Licht durch die Scherbe durch.

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Von oben erkennt die Kamera, welche Farbe das Glas hat.

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Wenn es vom Programm her sagt, es muss das Grüne raus.

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Dann wird von oben mit einem Luftstoß die Teile ausgeblasen.

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Einfach und simpel erklärt.

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Das menschliche Auge erkennt davon nichts.

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Selbst die Spezialkamera lässt nur erahnen, was geschieht.

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* Spannungsvolle Musik *

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Einen letzten Blick auf die nächste Lieferung in die Glashütte

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wirft die Qualitätsprüferin.

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Stichprobenartig werden die Scherben untersucht.

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Nur Glas fast frei von Fremdkörpern darf ins Glaswerk.

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So ist es vertraglich geregelt.

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20 Gramm Fremdstoffe pro Tonne Glas sind erlaubt.

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Sind es mehr, müssen alle Scherben erneut durch die Anlage

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und gereinigt werden.

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Außer Scherben braucht man zur Glas-Herstellung

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schon immer auch Sand.

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Das Familienunternehmen Henne baut seit Jahrzehnten

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diese feinste Erde im Nienburger Raum ab.

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Es sind solche Schmelzwassersande.

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Es sind relativ feine Sande.

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Zwischen fein und Mittelkorn.

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Dies ist ein nordischer Sand,

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der von Skandinavien bis hier runtergedrückt wurde.

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300.000 Jahre ist das her.

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Die Gletscher der Saale-Eiszeit

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schleppten Geröll und Sand ins Weserbergland.

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Übrig blieb ein Sand mit einem sehr hohen Quarzanteil:

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Perfekt zum Glasmachen.

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Im Weserraum finden sich traditionell viele Glashütten.

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Forscher entdeckten bei Bodenfelde Europas ältesten Glasofen:

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Er stammt aus dem 9. Jahrhundert.

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Auch die Weser ist mit der Glasindustrie eng verknüpft.

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Auf ihr transportierten Glasmacher Sand und fertige Produkte.

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In der Grube bei Stöckse

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wird auf einer Fläche von 90 Fußballfeldern Sand abgebaut.

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100 Tonnen verlassen jeden Tag den Sandstich.

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Die Qualität lässt Firmenchef Joachim Henne laufend überprüfen.

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Das Wichtigste ist der Quarzanteil, der entsprechend hoch sein soll.

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Für bestimmte Anwendungszwecke dürfen bestimmte Mineralien,

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Schwermineralien nicht drin sein, z.B. Eisen.

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Hennes Sand ist nicht für jede Glasfarbe geeignet.

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Der Sand wird für Hohlglasproduktion verwendet, für Grünglas.

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Für Weiß ist er nicht sauber genug.

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Früher bestand eine neue Flasche überwiegend aus Sand.

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Durch die Wiederverwertung von Scherben

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braucht man heute teils nur noch 10 % in der Produktion.

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Ohne geht es aber nicht.

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Der Sand nahe Nienburg ist so alt,

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das vermutlich Dinosaurier darauf rumgelaufen sind.

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Jüngere Spuren, wie einen Mammutzahn, fand Henne in seinen Sandgruben.

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Solche alten Teile, wo man weiß, dass die Jahrtausende,

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Jahrmillionen alt sind, das ist toll.

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Das findet man häufiger im Ursprungtal der Weser.

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Dies ist ein versteinerter Seeigel, wo man sich wundert:

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Wie kommt der hierher, warum ist der hier?

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Aber er ist da, bei uns gefunden.

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Man steht auf altem Sand, der liegt hier schon Jahrmillionen.

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Teilweise wird der Sand in manchen Flaschen auch zig Jahre alt sein.

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Nicht Jahrhunderte, aber schon sehr alt.

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Zig Jahre wird es ein.

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Damit aus dem Sand Glas werden kann,

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wird er im Ofen getrocknet und mehrfach gesiebt.

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Er ist danach so fein,

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dass er nur in einem geschlossenen Silo-Truck transportiert werden kann.

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Aus einem offenen Lkw

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würde zu viel Sand auf dem Weg zur Glashütte verloren gehen.

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Vier Lastzüge täglich bringen die wichtige Zutat für die Glasproduktion

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nach Nienburg – zur Glashütte Ardagh.

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125 Jahre wird hier schon Glas gemacht.

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Im Gemengehaus treffen Sand und Scherben erstmals aufeinander.

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Für neues Grünglas wird zu 80 Prozent altes Glas eingesetzt.

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Der Rest besteht aus Sand, Soda, Kalk und weiteren geheimen Zutaten.

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Gemenge-Chef Markus Dräger hütet die exakte Mischung

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wie ein Meisterkoch seine Rezepte.

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Grünglas und Weißglas bestehen aus demselben Rohstoff:

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Sand, Soda, Kalk.

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Bei Weißglas nehmen wir eisenärmere Rohstoffe

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und müssen noch entfärben.

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Diese Entfärbung ist das Geheimnis.

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Bei Grünglas kann man eisenreiche Rohstoffe nehmen,

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weil Eisen färbt das Glas schon etwas grün.

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Elf verschiedene Grün- und Weißtöne

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können in der Glashütte hergestellt werden.

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Es ist faszinierend, dass man mit wenigen Gramm einer Zutat

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eine Glasfarbe beeinflussen und verändern kann.

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Tag und Nacht wird das Gemisch in den Ofen geschoben.

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Die Zutaten verschmelzen bei 1600 Grad.

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Eine Hitze – für Menschen unerträglich.

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Jede Schmelzwanne ist so groß wie ein Schwimmbad:

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25 Meter lang, 10 Meter hoch.

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Bei der Schmelze liegt der Grund, warum Recycling erfolgreich ist.

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Glas schmilzt viel schneller

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und braucht dafür weniger Hitze als Sand.

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Das spart 50 Prozent Energie.

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Alle Öfen der Hütte werden in der Schaltwarte überwacht.

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Rund um die Uhr.

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Gemenge-Meister Dräger und Maschinen-Leiter Handelsmann

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sind für die Prozesse verantwortlich.

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Gerade wurde eine Glasmaschine umgestellt.

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Christian, die Umfärbung liegt im Moment im Plan.

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Farbe passt.

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Während der Umstellung

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kommt das geschmolzene Glas weiterhin aus dem Ofen.

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Der Grund: Der Ofen darf nie abkühlen.

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Das wäre eine mittlere Katastrophe.

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Die Temper-Phase dauert in der Wanne zwei Wochen.

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Von Raumtemperatur bis wir Glas einlegen können,

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müssen wir zwei Wochen aufheizen.

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Wenn unser Feuer ausfällt und wir kriegen es nicht wieder rein,

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würde der Betrieb binnen Stunden stillstehen.

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Spezialkameras zeigen das Innere der Öfen.

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Im oberen, dunklen Bereich wird der kalte Sand-Scherben-Mix eingelassen.

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Der Rest ist bereits glühend.

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Riesige Brennhälse halten den Ofen auf Temperatur.

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Hüfthoch steht das Gemenge.

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Mit jeder Minute wird die Altglas-Sand-Mischung flüssiger.

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Nach 24 Stunden ist der Vorgang der Schmelze abgeschlossen.

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Umbau 31, wir werden heißer vom Glas.

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Dann werden wir die Feeder-Einlauf-Temperatur beachten.

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Ich teile der Nachtschicht mit, dass wir heißer werden müssen.

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Alles klar.

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Heißer vom Glas heißt, mehr Energie ins Glas bringen.

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Wir bauen um auf eine andere Sorte.

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Jede Sorte hat spezifische Temperaturen.

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Eigentlich ist es Artikelgrößen abhängig.

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Umso größer die Flasche, umso kälter sind wir vom Glas her.

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Umso kleiner, umso heißer werden wir vom Glas her.

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Die Formmaschine hat bis gestern Sektflaschen produziert.

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Heute sind es Bierflaschen.

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Christian Handelsmann ist Chef am heißen Ende,

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dort werden die Flaschen in Form gegossen.

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Das flüssige Glas kommt in Tropfen aus der Schmelzwanne.

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400 pro Minute.

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Der Tropfen wird so eingestellt, man kann die Form bestimmen,

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durch die Speisermaschine und das Gewicht.

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Das Gewicht ist maßgebend für den Inhalt der Flasche.

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Aus einem Tropfen wird eine Bierflasche.

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Jeder wiegt 300 Gramm, genauso viel wie die spätere Glasflasche.

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Wenn die Flasche aus der Fertig-Form kommt,

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hat so 540, 550 Grad.

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Sodass sie formstabil ist.

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Da wir Maßbehältnisse produzieren mit 0,33 Liter -

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dann ist hier ein Epsilon.

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Das sagt aus, dass es ein Maßbehältnis ist.

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Dann muss auch die Menge reingehen.

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Das Eichamt könnte reinkommen,

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sich eine Flasche nehmen, das kontrollieren.

play17:43

Passt es nicht rein, gibt es Strafe.

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In zwei Schritten wird aus dem Tropfen eine Flasche.

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Zunächst werden in der Vor-Form Mündung und Hals geformt,

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dann um 180 Grad gedreht.

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Dort wird der Flaschenbauch geblasen.

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* Rockmusik *

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Einmal pro Stunde muss Maschinenchef Handelsmann die Formen fetten,

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damit sich die warmen Flaschen gut lösen.

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An der Maschine eine schweißtreibende Arbeit.

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In dem Fett ist Grafit.

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Grafit geht keine Verbindung ein mit Glas.

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Wir haben eine Trennschicht zwischen Metalloberfläche und Glas.

play18:38

Dadurch haben wir fast keine Risse, da hat man seine Routinen.

play18:44

Das hat man rausgefunden, wann muss ich wann und wie schmieren.

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Erfahrungen werden in der Glasindustrie

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seit Jahrhunderten weitergegeben.

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Früher waren die Abläufe um ein Vielfaches langsamer.

play18:59

Es gab mehr Handarbeit.

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Geblasen wurde Glas schon immer.

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Bis in die 50er-Jahre hinein mit der Glasmacherpfeife.

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Erst nach und nach eroberten Maschinen das Handwerk.

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Früher waren Verbrennungen in der Glasproduktion an der Tagesordnung.

play19:22

Heute ist Arbeitsschutz höchste Pflicht.

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An der Formmaschine ist es 50 Grad heiß.

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Es herrscht ein ohrenbetäubender Lärm.

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Abkühlung und Ruhe gibt es in Klimakammern.

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Bei 120 dB kann man das vergleichen mit einem startenden Jet.

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Ich möchte nicht neben einem Jet stehen.

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Darum ist Gehörschutz wichtig, man will im Alter noch etwas hören.

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Neben der Maschine ist Unterhaltung unmöglich.

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Kopf an Kopf und anschreien.

play19:54

Oder mit Gestik, Zeichensprache.

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Handschuhe braucht man auch,

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ohne Handschuhe kann man hier nichts anfassen.

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Es heizt sich alles extrem auf.

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Sei es eine Glaszange oder das Geländer der Schiebetreppe,

play20:13

ohne Handschuhe geht es nicht.

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Wenige Meter neben der Produktion

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arbeitet die Entwicklungsabteilung der Glashütte.

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Das, was Katharina Chemnitz macht, darf niemand sehen.

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Auf dem Skizzenblock der Produktdesignerin

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entsteht ein völlig neues Glas.

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Eine neue Idee – ein Kundenauftrag.

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Nur so viel: Es wird ein neues Marmeladenglas.

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Ein Glas, was sich stark von dem Bisherigen abhebt.

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Wo im Supermarkt das Augenmerk drauf liegt.

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Wenn man das Glas anfässt, merkt man, das ist was Neues.

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Jedes Marmeladen-Glas muss bestimmte Kriterien erfüllen.

play21:10

Das, was wir oben sehen, ist die Mündung.

play21:13

Das ist eine Weithalsmündung mit großem, Durchmesser.

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Daraus kann man gut Dinge entnehmen.

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Ein Glas hat Kontaktpunkte,

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das sind die breitesten Durchmesser am Glas.

play21:24

An den Punkten berührt sich das Glas.

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Der Bereich zwischen den Riffelungen ist das Etikettenfeld.

play21:30

Da wird das Etikett aufgebracht.

play21:34

Etwa 200 Produkte entwerfen die Designer im Jahr.

play21:38

Für alle Glashütten des Unternehmens. Europaweit sind das 20 Betriebe.

play21:45

Könnt ihr mal draufgucken auf die Entwürfe?

play21:50

Ich bin mir noch nicht sicher,

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was wir mit der Schulter des Glases machen.

play21:55

Man könnte die weiter hoch machen.

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Der Boden sieht hier dick aus.

play22:00

Ich dachte, es sieht ganz wertig aus,

play22:03

wenn der Boden dicker ist.

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Für Marmelade eine andere Farbe zu nehmen, macht wenig Sinn.

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Grünes Glas und rote Marmelade - das sieht nicht gut aus.

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Das Glas muss seinen Zweck erfüllen, man muss es herstellen können

play22:22

und der Kunde soll zufrieden sein.

play22:26

Es gibt Gläser, die fässt man an und denkt:

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Da zuckt man zusammen, weil es designtechnisch nicht passt.

play22:36

Glas ist nicht kalt, Glas lebt für mich.

play22:39

Es gibt viele Formen und Farben, die man herstellen kann.

play22:45

In vier Wochen soll das neue Glas produziert werden.

play22:49

Zurück an der Formmaschine.

play22:51

Ab hier wird die Qualität der Flaschen geprüft.

play22:54

Je früher Fehler entdeckt werden,

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umso früher lässt sich der Prozess korrigieren.

play22:59

Stoppen kann man die Maschine nicht.

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Beschädigungen, starke Nähte, Waschbretter heißen die,

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das ist wie eine Hühnerleiter.

play23:07

Da achtet man drauf.

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Dass man hier hinten gute Qualität nach vorne schickt.

play23:13

Wenn wir nicht drauf achten,

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der Kühlofen läuft an der Linie 34 ca. 40 Minuten.

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Das heißt, man hat 40 Minuten eine fehlerhafte Flasche im Kanal.

play23:25

Die muss am kalten Ende wieder aussortiert werden,

play23:28

und diese 40 Minuten hat man verloren.

play23:33

"Kaltes Ende" nennen die Fachleute den Prozess der Abkühlung

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und Qualitätssicherung.

play23:39

Das Glas hat immer noch eine Temperatur von etwa 500 Grad,

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wenn es in den Kühlofen kommt.

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Hier entspannt das Glas.

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Das ist wie eine Kühlkurve:

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Erst wird aufgeheizt,

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wird das für eine Zeit gehalten und fällt wieder ab.

play23:53

Bis es hier handwarm rauskommt.

play23:59

Die werden noch weiter gekühlt und später die Oberfläche vergütet.

play24:05

Jede Flasche wird geduscht.

play24:07

Das verhindert, dass sie aneinanderkleben.

play24:10

Ein Computer scannt jede Flasche.

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Sind sie nicht gleich groß, werden sie aus der Linie gepustet.

play24:20

Mängel, die nicht auf den ersten Blick sichtbar sind,

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muss Vladimir Brening finden.

play24:28

Ich teste die Flaschen in den Berührungsstellen,

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auch "Proststellen" zum Beispiel.

play24:34

Die Flaschen müssen halten, wenn die Kunden damit anstoßen.

play24:41

Auch bei der Abfüllung in der Brauerei

play24:44

dürfen die Bierflaschen später nicht kaputtgehen.

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Wir schlagen fünfmal

play24:51

und jedes Mal drehen wir die Flasche um 45 Grad.

play24:55

Gleichzeitig wird das Gewicht mehrfach erhöht.

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Gehen Flaschen zu Bruch, ist das ein Signal,

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dass in der Herstellung etwas schiefläuft.

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Keine der produzierten Flaschen darf zum Kunden gelangen.

play25:13

Die werden entsorgt, weil die von außen beschädigt wurden.

play25:20

Gleichzeitig muss die Ursache gefunden werden.

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Möglicherweise enthält das Glas "Einschlüsse".

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Bei Anke Bösling im Qualitätslabor kommt das Glas unters Mikroskop.

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Das ist nur bei Porzellan so, wenn es nicht vollständig aufschmilzt,

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sondern kleine Einschlüsse bildet.

play25:40

Dann kann man das an den Bläschen an der Oberfläche erkennen.

play25:44

Dann ist Porzellan in die Altglasscherben gekommen ist.

play25:50

Würde man jetzt versuchen, Bier abzufüllen,

play25:55

könnte das dazu führen, dass die Flasche zerbricht.

play26:00

Weil diese Stelle nicht die Haltbarkeit der Flasche hat,

play26:04

weil ein Fehlkörper drin ist.

play26:07

Die fehlerhafte Stichprobe sorgt dafür,

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dass eine Tagesproduktion unbrauchbar ist.

play26:15

Wenn das auftritt, geben wir eine Information an die Kollegen,

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die für den Scherbeneingang verantwortlich sind.

play26:22

Dann werden bestimmte Lieferanten mal gesperrt.

play26:26

Dann kann der seine Scherben

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noch mal durch die Aufbereitungsanlage schicken.

play26:32

Die Glashütte verlassen nur fehlerfreie Flaschen.

play26:36

Jede muss exakt den gleichen Farbton haben.

play26:38

Wenn Sie eine Bierkiste kaufen,

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soll nicht eine Flasche dunkelgrün sein und die andere hellgrün.

play26:45

Man hat sich deutschlandweit darauf geeinigt,

play26:48

ein bestimmtes Grün zu produzieren.

play26:52

Das Grün ist nicht nur eine Design-Frage.

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Es hat einen hygienischen Effekt, wirkt wie eine Sonnenbrille.

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Das Bier ist in einer farbigen Flasche etwas besser geschützt.

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Es ist länger haltbar als in einer weißen Flasche,

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weil das Licht nicht so stark eindringen kann.

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2000 Flaschen verlassen pro Minute die Hütte Ardagh in Nienburg.

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In Weiß oder Grün.

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Als Bier-, Wein- oder Sektflasche.

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Zum Schluss werden die Flaschen für den Transport sortiert und verpackt.

play27:32

Vollautomatisch.

play27:38

Maschinenchef Christian Handelsmann produziert seit elf Jahren Glas.

play27:42

Er ist mit Recycling aufgewachsen.

play27:45

Damals wurden Flaschen weggeschmissen in die Natur,

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in den Restmüll, wo sie nicht hingehören.

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Wenn die Flasche nicht zu Staub zerbröckelt,

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erlebe ich es nicht mehr.

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Das Glas wird mich eine weit längere Zeit überleben.

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Glas wird durch Glas wieder zu Glas.

play28:08

In jeder Scherbe steckt eine neue Flasche.

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Copyright Untertitel: NDR 2017

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