Ethik 2 - Aristoteles' Tugendethik | SOundSOphie
Summary
TLDRIn diesem Video geht SOundSOphie auf die Tugendethik ein, insbesondere die Ansichten von Aristoteles. Es wird erklärt, dass Tugendethik sich mit der Frage beschäftigt, wie man zu einem guten Menschen wird, und dass Tugend im Griechischen 'aretḗ' bedeutet, was an einen optimalen Zustand des Charakters denkt. Aristoteles betont, dass das Ziel des Handelns der Menschen die Glückseligkeit ('eudaimonia') ist, die durch die Erfüllung der spezifischen Funktion des Menschen, der Vernunft, erreicht wird. Er unterscheidet zwischen Verstandestugenden und Charaktertugenden und betont, dass ein tugendhafter Charakter durch ständige Übung und Gewöhnung entwickelt wird. Die Diskussion umfasst auch die Bedeutung des Mittelwegs in den Emotionen und die spezielle Rolle der Gerechtigkeit.
Takeaways
- 😀 Die Tugendethik ist eine Strömung der normativen Ethik, die den Handelnden und seine Eigenschaften als gut betrachten möchte.
- 🧐 Das griechische Wort für Tugend, 'aretḗ', bedeutet Bestzustand und bezieht sich auf die besten Eigenschaften eines Menschen.
- 🎯 Aristoteles' Ethik fragt nicht nach den Eigenschaften eines bestimmten Berufs, sondern nach den Eigenschaften, die einen guten Menschen ausmachen.
- 🌟 Die eudaimonia, oder Glückseligkeit, ist das höchste Ziel des Menschen und bezeichnet ein gutes und erfülltes Leben.
- 🔍 Aristoteles' Ergon-Argument besagt, dass die Güte einer Sache in ihrer Fähigkeit zu zeigen, wie gut sie ihre spezifische Funktion erfüllt.
- 🤔 Die spezifische Funktion des Menschen ist die Vernunft, und ein gutes Leben ist ein Leben, in dem die Vernunft gut genutzt wird.
- 🧠 Die Verstandestugenden, wie Weisheit und Klugheit, sind nach Aristoteles die höchsten Tugenden, da sie direkt aus der Vernunft stammen.
- 🏋️♂️ Charaktertugenden sind Eigenschaften, die durch vernünftige Regulierung von Emotionen und Begierden erreicht werden.
- 🤝 Gerechtigkeit ist eine besondere Charaktertugend, die nicht zwischen zwei Extremen liegt, sondern an sich gut ist.
- 🔄 Tugendhaftes Handeln ist nicht genug; es muss durch ständige Übung und Gewöhnung zur Gewohnheit werden, um einen guten Charakter zu entwickeln.
Q & A
Was ist der Hauptthema des heutigen Beitrags von SOundSOphie?
-Der Hauptthema ist die Tugendethik, insbesondere die Auseinandersetzung mit Aristoteles' Ansichten über das Sein und Handeln eines tugendhaften Menschen.
Wie wird die Tugendethik im Gegensatz zur Konsequenzethik definiert?
-Die Tugendethik konzentriert sich auf den Handelnden und fragt, wie man ein guter Mensch werden kann, während die Konsequenzethik auf die Folgen der Handlungen abzielt.
Was bedeutet das altgriechische Wort 'aretḗ'?
-Aretḗ bedeutet im Altgriechischen 'Bestzustand' und bezieht sich auf die Idee des optimalen Charakters oder der besten Eigenschaften eines Menschen.
Welches ist das höchste Ziel des Handelns nach Aristoteles?
-Laut Aristoteles ist das höchste Ziel des Handelns die Eudaimonia, die Glückseligkeit, die als ein gutes und erfülltes Leben verstanden wird.
Was ist das Ergon-Argument und wie spielt es bei Aristoteles' Ethik eine Rolle?
-Das Ergon-Argument bezieht sich auf die spezifische Funktion einer Sache. Aristoteles argumentiert, dass die Güte eines Menschen gemessen wird, anhand wie gut er seine spezifische Funktion, die Vernunft, ausübt.
Wie unterscheidet sich die Verwendung der Vernunft von anderen Lebewesen?
-Der Mensch ist nach Aristoteles das einzige Lebewesen, das nicht nur lebenserhaltende Funktionen hat, sondern auch die Fähigkeit zum Denken und zur Vernunft.
Welche zwei Kategorien von Tugenden unterscheidet Aristoteles?
-Aristoteles unterscheidet zwischen Verstandestugenden, wie Weisheit, Einsicht und Klugheit, und Charaktertugenden, wie Tapferkeit und Gerechtigkeit.
Was bedeutet es, einen tugendhaften Charakter zu entwickeln?
-Einen tugendhaften Charakter zu entwickeln bedeutet, die Tugenden zu erlernen und durch ständige Anwendung und Gewöhnung einen guten Charakter zu bilden, der die spezifische Funktion des Menschen, die Vernunft, in ihrer besten Form ausübt.
Wie ist die Beziehung zwischen den Tugenden und dem Erreichen von Glückseligkeit?
-Nach Aristoteles erreicht man Glückseligkeit, indem man seine spezifische Funktion, die Vernunft, benutzt und die Tugenden, die einen guten Charakter ausmachen, durch praktisches Handeln und Gewöhnung entwickelt.
Wie unterscheidet sich Aristoteles' Auffassung von der Pflichtethik Kants?
-Während Aristoteles' Tugendethik die Umstände des Einzelnen berücksichtigt und eine flexiblere Auffassung von Tugend und Glückseligkeit vertritt, ist die Pflichtethik Kants strenger und weniger flexibel, da sie auf universelle Regeln und Pflichten abzielt.
Outlines
📚 Einführung in die Tugendethik und Aristoteles
In diesem Abschnitt wird die Tugendethik vorgestellt, eine normative Ethik, die den Handelnden ins Zentrum stellt und die Frage nach dem Weg zur Verwirklichung eines guten Menschenlebens stellt. Die Tugenden werden als Eigenschaften beschrieben, die zur Erreichung eines guten Charakters beitragen, und werden im Gegensatz zu einfachen moralischen Regeln als Bestzustand verstanden. Aristoteles' Ansichten werden eingeführt, insbesondere seine Auffassung, dass das Ziel des Handelns die Glückseligkeit (Eudaimonia) ist, die nicht als kurzfristiges Glück, sondern als ein gutes und erfülltes Leben verstanden wird. Aristoteles betont, dass Glückseligkeit das höchste Ziel ist, das aus sich selbst heraus angestrebt wird. Er verwendet das Ergon-Argument, um zu erklären, dass die Qualität eines Lebens durch die Erfüllung der spezifischen Funktion des Menschen gemessen wird, die er mit der Vernunft identifiziert. Die Tugenden, die in zwei Kategorien unterteilt werden - Verstandestugenden und Charaktertugenden -, sind die Eigenschaften, die eine gut eingesetzte Vernunft ausmachen.
🏊♂️ Aristoteles' Auffassung von Tugenden und Glückseligkeit
Dieser Abschnitt vertieft die Diskussion um Aristoteles' Konzept der Tugenden, insbesondere der Charaktertugenden, die durch die vernünftige Regulierung von Emotionen und Begierden entstehen. Das Beispiel der Tapferkeit wird verwendet, um zu veranschaulichen, wie eine Tugend das Mittelmaß zwischen Extremen wie Leichtsinn und Feigheit darstellt. Die Bedeutung der Gerechtigkeit als eine Tugend, die sich nicht auf ein Mittelmaß zwischen zwei Extremen bezieht, sondern an sich gut ist, wird hervorgehoben. Die zentrale Idee, dass Glückseligkeit erreicht wird, indem man seine spezifische Funktion - die Vernunft - nutzt und Tugenden entwickelt, wird wiederholt. Die Betonung liegt auf der Notwendigkeit der Gewöhnung und der ständigen Anwendung der Tugenden, um einen guten Charakter zu bilden. Die Flexibilität der aristotelischen Ethik im Vergleich zu deontologischen Ansätzen wird kurz erwähnt, und die Zuschauer werden aufgefordert, über die Plausibilität der aristotelischen Auffassung nachzudenken und ihre Meinung in den Kommentaren zu teilen.
Mindmap
Keywords
💡Tugendethik
💡Eudaimonia
💡Ergon-Argument
💡Verstandestugenden
💡Charaktertugenden
💡Mittelweg
💡Gewöhnung
💡Gerechtigkeit
💡Vernunft
💡Glückseligkeit
Highlights
Die Tugendethik konzentriert sich auf den Handelnden und fragt, wie man ein guter Mensch werden kann.
Das altgriechische Wort für Tugend, aretḗ, bedeutet Bestzustand und bezieht sich auf den bestmöglichen Charakter des Menschen.
Aristoteles' Ethik untersucht, welche Eigenschaften der Mensch haben sollte, um ein gutes Leben zu führen.
Die Glückseligkeit (eudaimonia) ist das höchste Ziel des menschlichen Handelns und bedeutet ein gutes und erfülltes Leben.
Alle Handlungen sind letztlich auf das Ziel der Glückseligkeit ausgerichtet.
Aristoteles' Ergon-Argument besagt, dass die Güte einer Sache durch ihre spezifische Funktion bestimmt wird.
Das Ergon des Menschen ist die Vernunft, und ein gutes Leben ist ein Leben, in dem die Vernunft gut genutzt wird.
Aristoteles teilt die Tugenden in Verstandestugenden und Charaktertugenden.
Verstandestugenden wie Weisheit, Einsicht und Klugheit sind die höchsten Tugenden, da sie direkt der Vernunft entspringen.
Das beste Leben ist nach Aristoteles das, in dem man sich nur dem Denken widmet und seine Vernunft nutzt.
Die Charaktertugenden sind das Ergebnis der vernünftigen Regulierung unserer Emotionen und Begierden.
Die Tugendhaftigkeit besteht darin, den Mittelweg zwischen Extremen wie Furcht und Leichtsinn zu finden.
Gerechtigkeit ist eine Charaktertugend, die nicht zwischen zwei Übeln liegt, sondern an sich gut ist.
Glückseligkeit wird erreicht, indem man seine spezifische Funktion, die Vernunft, nutzt und Tugenden entwickelt.
Tugendhaftes Handeln muss durch ständige Anwendung erlernt werden, um einen guten Charakter zu entwickeln.
Die aristotelische Ethik berücksichtigt die individuellen Umstände und empfiehlt andere Handlungen je nach den具体情况.
Aristoteles' Tugendethik ist flexibel und anpassungsfähig im Gegensatz zu deontologischen Ethiken wie der Pflichtethik Kants.
Transcripts
Heute geht’s bei SOundSOphie um Aristoteles und die Tugendethik - ihr wisst schon, die
Strömung der normativen Ethik, die den Handelnden in den Blick nimmt, also fragt: Wie werde
ich ein guter Mensch?
Wisst ihr nicht? Dann schaut ihr euch am besten nochmal die erste Folge SOundSOphie an, da
wird das erklärt. Oder ihr schaut in die Infobox, da ist dieser und alle anderen Fachbegriffe
auch noch mal erklärt.
Ganz allgemein gesprochen kann man sagen, die Tugendethik betrachtet den Handelnden,
fragt also: Wie muss ich sein, um ein tugendhafter Mensch zu sein? Ihr denkt jetzt vielleicht
an preußische Tugenden wie Pünktlichkeit und so, das ist hier aber nicht gemeint! Das
altgriechischen Wort für Tugend: aretḗ bedeutet vielmehr so etwas wie Bestzustand.
Es geht sozusagen um den bestmöglichen Charakter des Menschen. Man kann das zur Veranschaulichung
mal auf Berufe runterbrechen: Auf einen Politiker bezogen müsste die Frage lauten: Was macht
einen guten Politiker aus?
Um die zu beantworten, würde man sich auf die Suche nach den Tugenden oder einfacher
gesagt den Eigenschaften machen, die einen guten Politiker ausmachen. Er sollte zum Beispiel
aufrichtig sein. Ist er aufrichtig und hat diese Eigenschaft, dann würde er zum Beispiel
keine falschen Versprechungen machen.
Jetzt zu Aristoteles. Er fragte nun nicht, welche Eigenschaften ein bestimmter Beruf
haben sollte, sondern welche Eigenschaften der Mensch haben sollte. Aber fangen wir mal
ganz am Anfang an.
Aristoteles ging ganz grundsätzlich davon aus, dass jedes Lebewesen ein Ziel hat, auf
das es “hinarbeitet”. Auf den Menschen bezogen sei dieses Ziel, also das worauf sein
Handeln ausgerichtet ist, die Glückseligkeit – altgriechisch: eudaimonia
Mit Glückseligkeit ist aber nicht einfach Glück im Sinne von “Puh, noch mal Glück
gehabt” oder ein glücklicher Moment gemeint, sondern ein in Gänze gutes und erfülltes
Leben.
Die Glückseligkeit sei deshalb das höchste Ziel, weil nur diese um ihrer selbst willen
angestrebt werde. Alle anderen Handlungen sind letztlich auf dieses Endziel ausgerichtet.
Wenn ich zum Beispiel einen guten Beruf will, dann deshalb, weil ich letztendlich “glücklich”
werden will.
Da stellt sich aber natürlich die Frage: Was ist denn Glückseligkeit inhaltlich, also
wie erreicht man sie? Aristoteles glaubte, für jedes Lebewesen sei es das Beste, seine
spezifische Funktion zu erfüllen. Was er genau damit meint, macht er mit dem so genannten
Ergon-Argument deutlich:
Ergon bezeichnet im Altgriechischen die spezifische Funktion einer Sache: Das Ergon eines Messers
ist es bspw. zu schneiden. Jeder Gegenstand und jedes Lebewesen hat so ein Ergon, also
etwas, das es ausmacht.
Wie gut ein Gegenstand ist, erkennt man nun daran, wie gut er sein Ergon, also seine Funktion,
erfüllt. Ein gutes Messer erkennt man zum Beispiel daran, dass es gut schneidet.
Ihr fragt euch jetzt vielleicht: Was hat all das mit dem geglückten Leben eines Menschen
zu tun? Aristoteles sagt: Wie gut ein Mensch ist und damit wie geglückt sein Leben ist,
erkenne man genauso wie bei den Gegenständen daran, wie gut er sein Ergon erfüllt.
Da stellt sich aber schon die nächste Frage: Was ist das Ergon des Menschen, also die spezifische
Funktion, die ihn ausmacht? Um das heraus zu finden, vergleicht Aristoteles den Menschen
mit den anderen Lebewesen, also Pflanzen und Tieren.
Dabei stellt er fest, das alle drei etwas gemeinsam haben, nämlich ihre lebenserhaltenden
Funktionen. Die Wahrnehmung dagegen kommt nur den Menschen und den Tieren zu. Aristoteles
sucht aber das, was nur den Menschen zukommt und das ist das Denken, also die Vernunft.
Kombiniert man die Überlegungen vom Anfang, nämlich, dass die Güte einer Sache sich
danach bestimmt, wie gut sie ihre spezifische Funktion erfüllt mit der Erkenntnis, dass
die spezifische Funktion des Menschen die Vernunft ist, dann bedeutet das für den Menschen:
Er ist dann gut und sein Leben geglückt, wenn er seine spezifische Funktion - die Vernunft
- gut einsetzt.
Aber was heißt das konkret, seine Vernunft gut einsetzen? Hier kommen die Tugenden ins
Spiel, sie sind sozusagen die Eigenschaften einer gut eingesetzten Vernunft. Aristoteles
unterteilt die Tugenden in zwei Kategorien: die Verstandestugenden und die Charaktertugenden.
Fangen wir mit den Verstandestugenden an. Zu diesen gehören zum Beispiel Weisheit,
Einsicht und Klugheit. Nach Aristoteles sind dies die höchsten Tugenden, weil diese direkt
der spezifischen menschlichen Fähigkeit, also der Vernunft, entspringen.
Deshalb sei das beste Leben für einen Menschen auch das Leben, in dem er sich nur dem Denken
widmet, das heißt nur von seiner Vernunft und seinen Verstandestugenden Gebrauch macht,
also zum Beispiel Wissenschaft betreibt oder philosophiert.
[Grillen zirpen]
Okay, klingt erstmal ziemlich weltfremd. Der Mensch wird doch nicht glücklich, wenn er
nur rumsitzt und nachdenkt. Das hat auch Aristoteles eingesehen.
Denn der Mensch ist nicht nur zur Vernunft fähig, er hat auch Emotionen, Begierden und
Bedürfnisse. Diese sind untrennbar mit ihm und seinem Leben verbunden. Aber in ihnen
liegt auch die Gefahr, sich falsch zu verhalten.
Das passiert nach Aristotele, immer dann, wenn ein Mangel oder Übermaß an Emotionen
herrscht. Tugendhaft sei es den Mittelweg zwischen diesen beiden Extremen zu gehen.
Versuchen wir mal, das an einem Beispiel deutlich zu machen:
Wenn jemand, der selbst nicht schwimmen kann, einen ertrinkenden Menschen sieht, dann hat
er vielleicht das Bedürfnis, ins Wasser zu springen und die Person zu retten oder bei
ihm überwiegt die Angst und er will einfach weg gehen.
Beides wäre in Aristoteles Augen falsch. Sich selbst in Gefahr zu begeben wäre “leichtsinnig”,
einfach weiter zu gehen “feige“. Das rechte Maß zwischen diesen beiden Extremen ist nun
die Tapferkeit.
Die Tapferkeit ist ein Beispiel für eine Charaktertugend. Charaktertugenden sind sozusagen
das Ergebnis der vernünftigen Betrachtung und Regulierung unserer Emotionen.
Tapfer wäre der Handelnde in unserem Beispiel, wenn er klug überlegt, wie er der ertrinkenden
Person wirklich helfen kann - zum Beispiel, indem er in der Nähe bleibt und jemanden
zur Hilfe ruft, der schwimmen kann anstatt einfach seiner Angst nach zu geben und sich
der Situation zu entziehen.
Aristoteles legt eine ganze Liste von Tugenden an, die ich jetzt nicht alle aufzählen werde,
ich habe sie euch aber in die Infobox gepackt.
Eine besondere Charaktertugend sei aber noch erwähnt: die Gerechtigkeit. Sie ist im Gegensatz
zu den anderen Charaktertugenden nicht die Mitte zwischen zwei Übeln, sondern an sich
gut, ihr Gegenteil, die Ungerechtigkeit, an sich schlecht.
Fassen wir mal zusammen: Der Mensch strebt nach Glückseligkeit.Die erreicht er, wenn
er seine spezifische Funktion – die Vernunft – benutzt und mit Hilfe der Vernunft bestimmt
er nun die Tugenden, die einen guten Charakter ausmachen.
Ein tugendhaftes und damit geglücktes Leben besteht nach Aristoteles nun darin, zu versuchen,
einen möglichst guten Charakter zu entwickeln. Dabei spielt Gewöhnung eine große Rolle.
Es reicht nicht, einmal gut zu handeln. Tugendhaft zu sein, muss man durch ständige Anwendung
erlernen.
Man formt sozusagen durch viele Wiederholungen seinen Charakter zu einem tugendhaften Charakter
und den zu haben, das sei die wahre Glückseligkeit, weil man dann die spezifische Funktion des
Menschen in ihrer besten Form zu Geltung bringt.
So und jetzt kommt der große Knackpunkt: Damit all das funktioniert, muss man der aristotelischen
Vorannahme, dass es für den Menschen gut ist, seine spezifische Funktion zu erfüllen,
zustimmen. Tut man das nicht, dann erschließt sich auch nicht, warum es für den Menschen
gut sein sollte, einen tugendhaften Charakter zu entwickeln.
Neben dieser Schwäche hat die aristotelische Tugendethik aber auch eine große Stärke:
Sie berücksichtigt die Umstände des Einzelnen. An unserem Beispiel von vorhin kann man das
ganz schön verdeutlichen: Ein Kind sollte natürlich nicht ins Wasser springen, ein
Rettungsschwimmer hingegen würde sich nicht in zu große Gefahr bringen - Je nach den
eigenen Umständen empfiehlt die Vernunft andere Handlungen.
Deontologische Ethiken, wie die Pflichtethik Kants, die wir beim nächsten Mal betrachten,
sind da weit weniger flexibel – warum, das sehen wir dann.
Freunde der Weisheit, ihr seid dran: Findet ihr Aristoteles' Ansatz plausibel? Habt ihr
Fragen oder Anmerkungen? Diskutiert in den Comments, aber bitte nicht charakterlos!
Ich bin der Ben, das war SOundSOphie.
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