Resistente Bakterien - Tödliche Antibiotika

MAITHINK X
1 Jun 201914:37

Summary

TLDRDieses Video erklärt, wie Bakterien resistent gegen Antibiotika werden. Es beginnt mit der Rolle von Bakterien in unserer Umwelt und deren Entwicklung durch Evolution, um Immunsysteme zu umgehen. Es stellt die Entdeckung von Antibiotika und deren Wirkweise dar, zeigt aber auch, wie Bakterien durch Mutationen resistent werden können. Das Video warnt vor der Überprescription von Antibiotika und deren Missbrauch in der Landwirtschaft, und fordert zur Vorsicht und zur Reduzierung des Antibiotika-Einsatzes auf, um die Resistenzentwicklung zu verlangsamen.

Takeaways

  • 🌐 Bakterien sind überall und einige sind für den Menschen wichtig, wie die Darmbakterien für die Verdauung.
  • 🚫 Es gibt auch gefährliche Bakterien, die Krankheiten auslösen können.
  • 🔬 Resistente Keime sind Bakterien, die sich an Antibiotika anpassen und dadurch resistent werden.
  • 💊 Antibiotika sind hochgiftig für Bakterien, aber harmlos für Menschen, da sie spezifische Stoffwechselwege oder Strukturen anstoßen, die Menschen nicht haben.
  • 🧬 Mutationen führen zu kleinen Veränderungen in der Gensequenz von Bakterien, die zu Resistenz gegen Antibiotika führen können.
  • 🌱 Bakterien können sich schnell vermehren und dadurch schnell an ihre Umgebung anpassen, was zu einer schnellen Entwicklung von Resistenzen führt.
  • 🌿 Bakterien können DNA-Pakete austauschen, was eine Art von 'Sex' ist und ihnen erlaubt, Resistenzen gegen Antibiotika zu teilen.
  • 🚫 Antibiotika werden oft unnötig verschrieben, was zur Entwicklung von Resistenzen beiträgt.
  • 🏥 Antibiotika werden auch in der Medizin und Landwirtschaft eingesetzt, was die Resistenzen fördert.
  • 🛑 Um Antibiotikaresistenzen zu reduzieren, sollte der Einsatz von Antibiotika reduziert und auf Fälle beschränkt werden, in denen sie unbedingt notwendig sind.

Q & A

  • Was sind Bakterien und wo sind sie zu finden?

    -Bakterien sind winzigkleine Zellen, die überall sind, auch auf unserer Zunge. Viele von ihnen sind harmlos oder sogar wichtig für unsere Gesundheit.

  • Wie wichtig sind Darmkeime für den Menschen?

    -Ohne Darmkeime würde unsere Verdauung nicht so gut funktionieren, sie sind für den Abbau von Nahrung und die Produktion von Vitaminen verantwortlich.

  • Was sind resistente Keime und was bedeuten sie?

    -Resistente Keime sind Bakterien, die sich durch Mutationen an Antibiotika angepasst haben und dadurch nicht mehr von diesen getötet werden können.

  • Wie entstehen resistente Keime?

    -Resistenzen entstehen durch Mutationen, bei denen Bakterien Gene entwickeln, die ihnen erlauben, Antibiotika nicht mehr zu schädigen.

  • Warum sind Antibiotika für Bakterien giftig, aber für Menschen harmlos?

    -Antibiotika sind hochgiftig für Bakterien, weil sie bestimmte Stoffwechselwege oder Strukturen angreifen, die Menschen nicht haben, aber für Bakterien überlebensnotwendig sind.

  • Wie funktioniert die Wirkung von Penicillin?

    -Penicillin hemmt ein Protein, das Bakterien zum Aufbau ihrer Zellwand benötigen. Ohne dieses Protein können sich Bakterien nicht teilen und zerfallen beim Versuch zu vermehren.

  • Was zeigt das Experiment der Harvard Medical School über Antibiotikaresistenzen?

    -Das Experiment zeigt, dass Bakterien durch Mutationen schnell Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln können, wenn sie in einer Umgebung mit Antibiotika sind.

  • Wie schnell können Bakterien resistent gegen Antibiotika werden?

    -In dem Experiment der Harvard Medical School entwickelten Bakterien innerhalb von 11 Tagen Resistenzen gegen eine tausendfache Konzentration von Antibiotikum.

  • Was ist der Unterschied zwischen Bakterien und Sex?

    -Bakterien teilen sich asexuell, aber sie können DNA-Pakete austauschen, was ähnlich wie Sex ist und ihnen erlaubt, Resistenzen gegen Antibiotika zu teilen.

  • Warum werden Antibiotika auch in der Landwirtschaft eingesetzt?

    -In der Landwirtschaft werden Antibiotika eingesetzt, um Krankheiten zu verhindern und das Wachstum der Tiere zu fördern, aber auch, um eine Infektion bei einem Tier in der Herde zu vermeiden.

  • Was bedeuten Reserveantibiotika und warum werden sie nur in bestimmten Fällen verwendet?

    -Reserveantibiotika sind sehr wirksame Antibiotika, die als letztes Mittel verwendet werden sollen, da sie starke Nebenwirkungen haben oder ein hohes Risiko für Resistenzbildung bergen.

  • Wie können wir die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen verlangsamen?

    -Die Entwicklung von Resistenzen kann durch weniger Antibiotikaeinsatz, gezielte Verordnung von Reserveantibiotika und durch Hygienemaßnahmen verlangsamt werden.

Outlines

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🌐 Bakterien und ihre Rolle im Leben

Der erste Absatz des Video-Skripts stellt die Allgegenwärtigkeit von Bakterien dar und betont ihre unterschiedliche Rolle für den Menschen. Einige Bakterien sind harmlos oder sogar notwendig, wie die Darmbakterien, die für eine gute Verdauung verantwortlich sind. Andere Bakterien können jedoch Krankheitserreger sein. Der Text stellt die Frage, was resistente Keime sind und wie sie entstehen. Es erklärt, dass Bakterien kleine Zellen sind, die sich durch Nahrung ernähren und dabei helfen,有机物质 wieder in die Erde zurückzukehren. Das Immunsystem des Menschen schützt vor Bakterien, die ihn angreifen möchten. Durch die Evolution haben sich jedoch auch Bakterien entwickelt, die das Immunsystem umgehen können, um den Menschen zu infizieren.

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💊 Die Entstehung von Antibiotika-Resistenzen

Der zweite Absatz beschreibt die Geschichte der Antibiotika und wie sie entstanden sind, um Bakterien zu bekämpfen. Es wird erklärt, dass Antibiotika hochgiftig für Bakterien, aber harmlos für Menschen sind, da sie spezifische Stoffwechselwege oder Strukturen ansprechen, die Bakterien benötigen, um zu überleben. Das Beispiel von Penicillin wird genannt, das ein Protein hemmt, das für die Aufbaumöglichkeit der Zellwand von Bakterien notwendig ist. Der Absatz geht auch auf die Evolution von Bakterien ein, die sich an Antibiotika anpassen und resistent werden können. Es wird auch auf Experimente hingewiesen, die zeigen, wie schnell Bakterien Resistenzen entwickeln können, und wie das Austauschen von DNA-Paketen zwischen Bakterien zu einer schnelleren Verbreitung von Resistenzen führen kann.

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🛡 Gegenmaßnahmen gegen Antibiotika-Resistenzen

Der dritte Absatz konzentriert sich auf die Notwendigkeit, die Entwicklung von Antibiotika-Resistenzen zu verlangsamen und die Verwendung von Antibiotika zu reduzieren. Es wird betont, dass Antibiotika nicht nur in der Medizin, sondern auch in der Landwirtschaft und bei Organtransplantationen eingesetzt werden, was zu einer erhöhten Resistenzbildung führt. Der Text fordert dazu auf, Antibiotika nur in notwendigen Fällen zu verwenden und die Entwicklung neuer Antibiotika zu fördern. Es wird auch auf die Notwendigkeit hingewiesen, öffentliche Gelder für die Forschung und Entwicklung neuer Medikamente bereitzustellen, da Antibiotika aufgrund ihrer kurzen Behandlungsdauer nicht wirtschaftlich sind und daher von den Pharmaunternehmen nicht bevorzugt entwickelt werden. Schließlich wird die Bedeutung von Aufklärung und der Förderung alternativer Behandlungskonzepte hervorgehoben.

Mindmap

Keywords

💡Bakterien

Bakterien sind winzige, einzellige Lebewesen, die überall in der Natur vorkommen. Im Video werden Bakterien als grundlegender Bestandteil des Körpers beschrieben, wobei einige Arten, wie die Darmbakterien, für den Menschen wichtig sind, während andere Bakterien Krankheiten verursachen können. Das Video diskutiert auch, wie resistente Bakterien durch die Anwendung von Antibiotika entstehen können.

💡Resistente Keime

Resistente Keime sind Bakterien, die sich durch Mutationen an Antibiotika angepasst haben und somit nicht mehr von ihnen getötet werden können. Im Video wird erklärt, dass resistente Keime ein Problem darstellen, da sie Krankheitserreger widerstandsfähig gegen Behandlungen machen und die Entwicklung neuer Antibiotika herausfordern.

💡Evolution

Evolution beschreibt den Prozess der biologischen Veränderung über Generationen hinweg. Im Kontext des Videos wird Evolution verwendet, um zu erklären, wie Bakterien durch Mutationen resistent gegenüber Antibiotika werden können. Dies ist ein natürlicher Prozess, der durch die Anwendung von Antibiotika im menschlichen Körper beschleunigt wird.

💡Antibiotika

Antibiotika sind Medikamente, die Bakterien töten oder zumindest deren Wachstum verhindern. Im Video wird erläutert, dass Antibiotika eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Bakterieninfektionen spielen, aber ihre übermäßige Verwendung zu einer erhöhten Resistenz der Bakterien führen kann.

💡Mutation

Eine Mutation ist eine veränderte Version eines Gens, die durch Kopierfehler während der Vermehrung entstehen kann. Im Video wird gezeigt, dass Mutationen die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen bei Bakterien ermöglichen, da sie veränderte Proteine kodieren können, die nicht von Antibiotika angegriffen werden können.

💡Immunsystem

Das Immunsystem ist ein komplexes Netzwerk von Zellen, Geweben und Proteinen, das den Körper vor Infektionen schützt. Im Video wird darauf hingewiesen, dass das menschliche Immunsystem dazu beiträgt, Bakterien abzuwehren, aber dass resistente Bakterien sich entwickelt haben, um diesem System zu entgehen.

💡Darmbakterien

Darmbakterien sind Bakterien, die im menschlichen Darm leben und für die Gesundheit des Menschen wichtig sind. Im Video wird erwähnt, dass ohne Darmbakterien die Verdauung nicht so effektiv funktionieren würde, was auf ihre wichtige Rolle für den Menschen hinweist.

💡Antibiotika-Resistenz

Antibiotika-Resistenz ist die Fähigkeit von Bakterien, Antibiotika zu überleben. Im Video wird erläutert, dass Resistenz durch Mutationen entstehen kann und dass Bakterien, die resistent sind, diese Eigenschaft an andere Bakterien übertragen können, was ein großes öffentliches Gesundheitsproblem darstellt.

💡Hygiene

Hygiene bezieht sich auf die Praxis, um die Gesundheit zu schützen, indem man sich und die Umgebung sauber hält. Im Video wird die Einführung von Hygiene als Reaktion auf die Erkenntnis der Existenz von Bakterien und als Mittel zur Bekämpfung von Infektionen betont.

💡Penicillin

Penicillin ist eines der ersten und bekanntesten Antibiotika. Im Video wird erklärt, dass Penicillin Bakterien durch Hemmen eines Proteins, das für den Aufbau der Zellwand notwendig ist, töten kann. Es wird als Beispiel dafür verwendet, wie Antibiotika funktionieren und wie Resistenz entstehen kann.

💡Reserveantibiotika

Reserveantibiotika sind stark wirksame Antibiotika, die als letztes Mittel verwendet werden sollen. Im Video wird darauf hingewiesen, dass sie oft unnötig verschrieben werden, was das Risiko von Resistenzentwicklung erhöht und die Notwendigkeit, diese Medikamente sorgfältig zu verwenden, betont.

Highlights

Bakterien sind überall, einschließlich in unserem Körper.

Viele Bakterien auf unserer Zunge sind harmlos oder sogar wichtig für die Verdauung.

Es gibt auch böse Bakterien, die Krankheiten verursachen.

Resistente Keime sind Bakterien, die sich gegen Antibiotika entwickeln konnten.

Bakterien sind winzigkleine Zellen, die alles fressen können, außer 3 auf den Bäumen.

Bakterien sind für den Abbau von toten Pflanzen und Tieren verantwortlich.

Das Immunsystem verteidigt unseren Körper vor Bakterien.

Evolution hat dazu geführt, dass sich Bakterien spezialisiert haben, um das Immunsystem zu umgehen.

Antibiotika sind hochgiftig für Bakterien, aber harmlos für Menschen.

Antibiotika greifen bestimmte Stoffwechselwege oder Strukturen an, die Bakterien benötigen.

Penicillin ist ein Beispiel für ein Antibiotikum, das die Zellwand von Bakterien angreift.

Mutationen können Bakterien resistent gegen Antibiotika machen.

Ein Experiment der Harvard Medical School zeigt, wie schnell Bakterien Resistenzen entwickeln können.

Bakterien können DNA-Pakete austauschen, was eine Art von 'Sex' darstellt.

Resistenzen können sich zwischen verschiedenen Bakterienarten übertragen.

Antibiotika werden in vielen Bereichen des Lebens eingesetzt, was die Resistenzbildung fördert.

Übermäßiger Einsatz von Antibiotika führt zu einer erhöhten Resistenzbildung.

Reserveantibiotika sollten nur in Ausnahmefällen verwendet werden, um Resistenzen zu verlangsamen.

Die Landwirtschaft ist ein Bereich, in dem Antibiotika häufig eingesetzt werden.

Es gibt internationale Programme, die die Finanzierung von Antibiotikaforschung fördern.

Aufklärung ist ein Schlüssel zur Verbesserung der Situation mit Antibiotikaresistenzen.

Transcripts

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.

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Bakterien sind überall.

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Jetzt, in diesem Moment,

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wuseln Millionen von Bakterien auf deiner Zunge herum.

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Viele davon sind harmlos. Einige sogar wichtig.

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Ohne unsere Darmbakterien z.B.

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würde unsere Verdauung nicht so gut funktionieren.

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Aber natürlich gibt es auch böse Bakterien.

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Keime, Krankheitserreger. Und manche davon werden immer furchterregender.

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Was sind resistente Keime überhaupt? Was richten sie an?

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Und warum sind auch wir selbst daran schuld?

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Das klären wir jetzt.

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* Titelmelodie *

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Fangen wir an mit den Basics.

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Bakterien sind winzigkleine Zellen,

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die alles fressen, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist.

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Wobei, das kann man nicht sagen. Bäume fressen sie auch.

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Z.B. sorgen sie dafür,

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dass tote Pflanzen oder Tiere wieder zu Erde werden.

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Indem sie sie aufessen.

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Da gibt es ganz viele faszinierende YouTube-Videos.

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Also ziemlich grauenvoll, aber... - Eichhörnchen! - auch faszinierend.

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Damit uns so etwas nicht bei lebendigem Leibe passiert,

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haben wir ein Immunsystem,

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das alle Bakterien plattmacht, die es wagen, an uns zu knabbern.

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Danke Immunsystem!

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Aber jetzt gibt es ja noch die Evolution.

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Im Laufe der Evolution spezialisieren sich Lebewesen.

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Sie entwickeln Skills,

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durch die sie sich mit relativ wenig Konkurrenz

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in ihren jeweiligen Nischen ausbreiten und durchsetzen können.

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Und so gibt es Bakterien, die sich darauf spezialisiert haben,

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unser Immunsystem zu umgehen, um uns doch ein bisschen anzuknabbern.

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Wenn man so will.

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Solche bakteriellen Krankheiten

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plagen uns Menschen schon seit es uns gibt.

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Von der Pest, die in Europa im 14.Jh.

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ein Drittel der gesamten Bevölkerung dahinraffte,

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über Syphilis bis zur Entzündung durch eine Schramme an der Hand.

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Oder durch einen eingewachsenen Zehnagel, das mit Pech

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zu einer Blutvergiftung wurde, wodurch man dann starb.

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Ja, eine Schramme war lebensgefährlich.

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Für alle, die sagen, dass früher alles besser war.

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Aber Wissenschaft und Medizin

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brachte uns eine wichtige Waffe gegen Bakterien.

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Alles fing an mit der Erkenntnis, dass es überhaupt Bakterien gibt.

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Wie diese Erkenntnis kam dann auch die Einführung der Hygiene.

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Und Mitte des 20. Jahrhunderts kamen dann die:

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Der Clou: Antibiotika sind hochgiftig für Bakterien,

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aber harmlos für Menschen.

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Denn Bakterien und Menschen sind ja zum Glück verschieden genug.

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Und Antibiotika greifen bestimmte Stoffwechselwege

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oder bestimmte Strukturen an, die wir Menschen gar nicht haben,

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die für Bakterien aber überlebensnotwendig sind.

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Z.B. haben Bakterien eine Zellwand,

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die angegriffen werden kann durch Antibiotika wie z.B. Penicillin.

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Penicillin hemmt ein Protein,

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das die Bakterien zum Aufbau der Zellwand brauchen.

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Jedes Mal, wenn Bakterien sich teilen und somit vermehren,

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müssen sie eine neue Zellwand aufbauen.

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Ohne das ansprechende Protein baut sich aber keine Zellwand auf

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und die Bakterien laufen bei dem Versuch, sich zu teilen, einfach aus.

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Das ist nur ein Beispiel. Es gibt viele verschiedene Antibiotika,

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die Bakterien das Leben

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auf viele verschiedene Arten und Weisen schwermachen.

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Dank Antibiotika war es nun kein Problem mehr,

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einen Kratzer zu bekommen.

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Und tödliche Krankheiten wie Syphilis

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konnten nun ganz einfach behandelt werden.

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Antibiotika killen also Bakterien.

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Aber:

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- Das Leben findet einen Weg.

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- Denn jetzt passiert das, was in der Evolution passieren muss.

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Leben bedeutet Vermehrung, Fortpflanzung.

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Dabei werden jedes Mal Gene kopiert.

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Doch beim Kopieren entstehen kleine Kopierfehlerchen,

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also kleine Veränderungen in der Gensequenz, sogenannte:

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Durch diese Mutationen

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können sich Lebewesen mit der Zeit an ihre Umgebung anpassen.

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Also die vorteilhaften Mutationen setzen sich durch,

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werden weitergegeben.

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Und durch diese Mutationen können sich Lebewesen

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auch an Veränderungen in der Umgebung anpassen.

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Z.B., haben wir gerade drüber gesprochen,

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greift Penicillin ein ganz bestimmtes Protein an,

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nämlich das "Zellwand-Protein".

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Was, wenn jetzt durch so eine Mutation

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genau dieses Zellwand-Protein verändert wird.

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Und zwar so, dass es weiterhin Zellwände aufbauen kann,

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aber nicht mehr durch das Antibiotikum angegriffen werden kann.

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Dann, Freunde der Sonne, haben wir den Salat,

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dann hat sich nämlich eine sogenannte Antibiotika-Resistenz entwickelt.

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Das Antibiotikum wirkt nicht mehr.

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Das Bakterium überlebt, vermehrt sich und gibt diese Gensequenz weiter.

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Wie erschreckend gut das funktioniert,

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sehen wir in diesem Experiment der Harvard Medical School.

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Die Forscher bauten hier

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eine Art tödlichen Hindernisparcours für Bakterien auf.

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Ein 1,2 m langes Feld, das sie in mehrere Zonen auftreten.

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Links und rechts außen bakterienfreundliche Zonen:

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super Nährboden, gute Bedingungen zum Vermehren.

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Ein Streifen weiter innen jeweils

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war der Boden mit einem Antibiotikum verseucht.

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Und zwar in der gerade so tödlichen Dosis für diese Bakterien.

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Ein Streifen weiter innen dasselbe Antibiotikum,

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aber zehnfach höher dosiert.

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Dann weiter hundertfach höher dosiert und

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in der Mitte die tausendfache Konzentration des Bakteriengifts.

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Was passiert jetzt, wenn man von rechts und links

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Bakterien auf dieses Feld loslässt?

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Zuerst besiedeln die Bakterien nur die äußeren Streifen.

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Das Antibiotikum verhindert weitere Ausbreitung.

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Doch dann: Die erste erfolgreiche Mutation erobert das vergiftete Feld.

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Die Bakterien breiten sich weiter aus.

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Bei jedem neuen Streifen kommt es zu einem kurzen Stopp.

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Aber es dauert nicht lange, bis sich weitere Mutationen bilden,

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mit denen die Bakterien am Ende

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selbst die tausendfache Konzentration des Antibiotikums überleben.

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Und das Ganze nach gerade mal 11 Tagen.

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Je mehr Mutationen Bakterien nacheinander durchlaufen,

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desto stärkere Resistenzen können sie ausbilden.

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Dieses faszinierende und gleichzeitig erschreckende Experiment zeigt uns,

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dass wir mit Antibiotika Resistenzen quasi heranzüchten.

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Da sich Bakterien viel schneller vermehren als wir,

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können sie sich auch viel schneller revolutionär anpassen.

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Und es kommt noch schlimmer. Es gibt nämlich noch:

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Also Bakterien brauchen keinen Sex, um sich fortpflanzen,

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weil sie sich einfach nur teilen.

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Aber sie haben einen speziellen Trick auf Lager:

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Sie können DNA-Pakete austauschen.

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Und weil dadurch, genau wie beim Sex, Erdinformationen ausgetauscht werden,

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nennt man das auch Bakterien-Sex.

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Dadurch können sie in Windeseile Rezepte austauschen,

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die sie resistent gegen Antibiotika machen.

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Und jetzt Pass auf: Im Gegensatz zum normalen Sex

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funktioniert das auch zwischen Bakterienarten.

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D.h., Resistenzen können sich

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von Bakterienart zu Bakterienart übertragen.

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Auch unsere freundlichen Darmbakterien

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können Resistenzen auf Krankheitserreger übertragen.

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Und nur damit das klar ist:

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Einige dieser Resistenz-Rezepte sind schon Millionen von Jahre alt.

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Denn viele dieser Antibiotika

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haben wir ja nicht entwickelt oder erfunden, sondern nur entdeckt.

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Das sind Substanzen,

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die von Mikroorganismen schon seit Millionen von Jahren benutzt werden,

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um gegeneinander Krieg zu führen.

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Resistenzentwicklung ist eine natürliche Folge der Evolution.

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Und je mehr Antibiotika wir verwenden,

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desto schneller und öfter entwickeln sich Resistenzen.

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Und das Problem ist größer, als man denkt.

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Antibiotika werden nicht nur bei Krankheiten verabreicht.

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Bei Organtransplantationen oder Kaiserschnitten

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kommen sie zum Einsatz.

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Krebspatienten bekommen Antibiotika, begleitend zur Chemotherapie.

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Weil sie ihr Immunsystem schwächt.

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In Krankenhäusern kommen nicht nur viele verschiedene Krankheitserreger

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zusammen, sondern auch viele verschiedene Antibiotika.

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Das ist ein wahres Erreger-Trainingslager.

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Auch die Landwirtschaft setzt Antibiotika ein.

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Und wenn 1 er krank wird, wird oft die ganze Herde behandelt.

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Weil die Ansteckungsgefahr auf kleinem Raum sehr hoch ist.

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Klar ist: Wir können nicht auf Antibiotika verzichten

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und uns sämtlichen Krankheiten hingeben.

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Ein Rückfall in ein vorantibiotisches Zeitalter wäre grausam.

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Es würde viele, viele Menschenleben kosten.

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Aber jetzt übertreiben wir es ein bisschen mit den Antibiotika.

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Laut Erhebungen verschiedener Krankenkassen

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werden von niedergelassenen Ärzten viel zu häufig

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Antibiotika verschrieben, die nicht notwendig sind.

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Z.B. bei Erkältungen.

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Die werden nämlich meistens von Viren verursacht,

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wogegen Antibiotika völlig wirkungslos sind.

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Weil die ja nur gegen Bakterien helfen.

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Dann gibt es Probleme mit sogenannten:

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Das sind Antibiotika, die nur als zweite Wahl

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oder nur bei bestimmten Krankheiten eingesetzt werden sollen.

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Quasi wenn es nicht anders geht.

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Reserveantibiotika haben entweder sehr starke Nebenwirkungen

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oder ein besonders hohes Risiko für Resistenz-Bildung.

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Oder oft werden neue Antibiotika

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vorsichtshalber auf die Reserveliste gestellt,

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um Resistenz-Bildung möglichst lange hinauszuzögern.

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Doch leider werden Reserveantibiotika auch viel zu häufig verschrieben.

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Ein tragisches Beispiel

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ist die Antibiotika-Klasse der sog. Fluorchinolone.

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Fluorchinolone können sehr schwere Nebenwirkungen hervorrufen,

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was leider erst sehr spät erkannt wurde.

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Und obwohl wir es jetzt besser wissen,

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kommt dieses Wissen nur sehr schwerfällig in der Praxis an.

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Noch im Jahr 2018 gehörten Fluorchinolone

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zu den häufig verschriebenen Antibiotika in Deutschland.

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Immer noch tragen wahrscheinlich zehntausende Menschen

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unnötigerweise diese schweren Nebenwirkungen mit sich herum.

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Und natürlich riskieren wir durch den regen Einsatz

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die Bildung von Resistenzen.

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Was Fluorchinolone wirkungslos machen könnte für Patienten,

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die sonst keine andere Alternative hätten.

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Z.B. Patienten, die unter einer Bakterien-Infektion leiden,

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deren Bakterien bereits resistent sind

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gegen verträglichere Antibiotika.

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Auch unsere Haustiere bekommen unnötig oft Antibiotika verschrieben.

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Schon heute sterben pro Jahr in Europa

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33.000 Menschen an resistenten Infektionen.

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Mein Kollege Rayk hat den Teil noch von einer anderen Seite beleuchtet.

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Sein Video findet ihr in der Endcard.

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Das Ganze wird noch schlimmer,

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wenn wir es nicht bald in den Griff bekommen. Also:

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Gegen die Resistenzen an sich können wir nichts machen,

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weil wir nicht die Evolution stoppen können.

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Aber was bleibt, ist ein Wettrennen.

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Antibiotikaresistenzen entwickeln sich derzeit schneller,

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als wir Antibiotika entwickeln können.

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Deswegen gibt es 2 Stellschrauben, wie wir das Problem angehen können.

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Erstens: Wir müssen die Entwicklung der Resistenzen stark verlangsamen.

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Was auf jeden Fall hilft, ist, weniger Antibiotika verwenden.

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In der Landwirtschaft sorgten Regulierungen bereits dafür,

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dass der Einsatz von Antibiotika sich deutlich reduziert hat.

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Das ist ein guter Trend, der weiter verfolgt werden muss.

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Denn für Antibiotikaeinsatz sollte gelten:

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Nur, wenn es unbedingt sein muss.

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Da können wir uns auch nicht vor der Frage drücken:

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Wie viel Fleisch oder Tierprodukte müssen denn unbedingt sein?

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Auch in Arztpraxen dürfen Antibiotika

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nicht einfach auf Verdacht gegen Erkältungen verschrieben werden.

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Und Umfragen haben ergeben, dass Patienten sogar oft erwarten,

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dass sie bei einer Erkältung Antibiotika vom Arzt bekommen.

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Nein, erwartet das nicht!

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Seid froh, wenn der Arzt euch sagt, dass ihr keine Antibiotika braucht.

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Geht ins Bett und trinkt Tee.

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Dasselbe gilt natürlich auch für die vorhin erwähnten Reserveantibiotika.

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Im April wurden deutsche Ärzte in einem "Rothe-Hand-Brief"

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endlich offiziell dazu aufgefordert, die gefährlichen Fluorchinolonen

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nur noch im Einzelfall und nach gründlicher Abwägung zu verschreiben.

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Doch solche Aufforderungen müssen konsequenter durchgeführt werden.

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Für uns zu Hause gilt: Antibiotika niemals in der Toilette entsorgen!

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Sondern ordnungsgemäß. Infos dazu in der Videobeschreibung.

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Von unserem Wasser-Video wisst ihr vielleicht noch,

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dass Medikamente sowieso nichts im Abfluss verloren haben.

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Weil sie so in der Natur landen.

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Aber in Hinblick auf die Resistenzen verschärft sich das Problem noch.

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Und bevor ihr jetzt denkt,

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gut, in solchen Abwässern sind diese Antibiotika aber stark verdünnt -

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genau das ist ja das Problem!

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Kommen wir zurück zu dieser Studie.

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Bakterien können starke Resistenzen nur entwickeln,

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wenn sich wie hier in der Mitte

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gegen die tausendfache Konzentration des Antibiotikums

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mehrere aufeinanderfolgende Mutationen bilden.

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Wiederholten die Forscher das Experiment von 0 auf 1000,

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dann schafften die Bakterien es gar nicht,

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solche Resistenzen auf einmal auszubilden.

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Gerade geringe Konzentrationen von Antibiotika ermöglichen es Bakterien,

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schrittweise Resistenzen aufzubauen.

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Und Antibiotika gelangen ja auch normal ins Klo.

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Denn wenn wir welche nehmen, wird nur ein Teil davon verstoffwechselt

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und der Rest wird wieder ausgeschieden.

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D.h., gerade bei Krankenhäusern sind die Abwässer

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nicht nur voller Erreger, sondern auch voller Antibiotika.

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Und auch außerhalb der Reichweite von Patienten,

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z.B. im Abflussrohr von einem Waschbecken,

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können sich resistente Keime bilden

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und von dort auch irgendwann wieder zu uns zurückgelangen.

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D.h. auch an solchen Stellen kann man neue Hygienemaßstäbe schaffen.

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Es gibt also verschiedene Maßnahmen,

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mit denen wir Antibiotika- Resistenzen eindämmen können.

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Für die Umsetzung sorgen Aktionspläne wie "DART".

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Sehr wichtige Initiative, die bereits Erfolg gezeigt hat.

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Unter ihren 6 Zielen ist auch:

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Denn im Wettlauf gilt nicht nur, Resistenzen verlangsamen,

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sondern auch schneller neue Medikamente entwickeln.

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Ein Grund, warum wenige neue Anti- biotika auf den Markt kommen, ist:

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Antibiotika sind nicht wirtschaftlich.

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Stellt euch vor, ihr leitet einen Pharmakonzern

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und steckt Milliarden in die Entwicklung eines neuen Antibiotikums

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Ihr kommt damit durch und Ende sagt die Zulassungsbehörde:

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Sehr schön, das funktioniert so gut,

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das wird jetzt ein ganz neues wichtiges Reserve-Antibiotikum.

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Es soll so wenig wie möglich verkauft werden,

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nur, wenn es unbedingt sein muss, und am besten gar nicht.

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Überhaupt sind Antibiotika generell nicht sehr lukrativ.

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Weil die Therapie meistens schnell erfolgreich abgeschlossen ist.

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So gibt es wenig Anreize,

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Geld und Zeit in die Entwicklung von Medikamenten zu stecken.

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Das ist ein schönes Beispiel dafür,

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dass der Markt eben nicht alles regelt.

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Wenn wir die Entwicklung von Antibiotika

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nicht mit öffentlichen Geldern fördern,

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verlieren wir das Wettrennen gegen die Bakterien.

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Auch Forschung an alternativen Konzepten, wie z.B. Bakteriophagen

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oder Antikörpern, muss weiter gefördert werden.

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Deswegen sind in den letzten Jahren

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einige internationale Programme gestartet,

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die helfen, genau solche Forschungen zu finanzieren.

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Auch Deutschland beteiligt sich daran. Richtig so.

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Und natürlich ist auch Aufklärung

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ein ganz wichtiger Schlüssel zur Verbesserung.

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Deswegen hoffe ich, dass wir mit diesem Video

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ein bisschen dazu beitragen konnten.

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Und freue mich natürlich, wenn ihr dieses Video teilt.

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Viele neue Freunde der Sonne dabei,

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die noch gar nicht wissen, warum sie Freunde der Sonne sind.

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Zur Erklärung: Jeder, der diesen Kanal schaut,

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ist automatisch ein Freund der Sonne.

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Herzlich willkommen! Setzt euch, nehmt euch einen Keks.

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Ein guter Zeitpunkt, um Themenvorschläge zu sammeln.

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Wenn ihr ein interessantes Thema hat, zu dem ihr ein Video sehen wollt,

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also die wissenschaftlichen Hintergründe wissen wollt,

play14:28

schreibt es in die Kommentare.

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Bei Social Media könnt ihr euch mit mir vernetzen und schauen,

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was ich sonst so mache.

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Wir sehen uns nächste Woche. Bis dahin - bleibt sicher!

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Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk (2019)

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