Otto von Bismarck: Held oder Kriegstreiber?

MrWissen2go Geschichte | Terra X
6 Jan 202209:10

Summary

TLDRDieses Video stellt Otto von Bismarck, den Reichsgründer und eisernen Kanzler, in den Fokus. Es beleuchtet sein Leben, seine politische Karriere und seine Wirkung auf Deutschland im 19. Jahrhundert. Von seinem konservativen Start als Junker und Student, über seine aggressive Taktiken und Realpolitik, bis hin zur Schaffung des Deutschen Kaiserreichs und seiner umstrittenen Innen- und Außenpolitik. Bismarck war ein politischer Schachspieler, der Deutschland vereinte und zugleich spaltete, was auch heute noch unterschiedliche Einschätzungen hervorruft.

Takeaways

  • 👥 Otto von Bismarck ist eine zentrale Figur der deutschen Geschichte und umstrittene Persönlichkeit.
  • 🎓 Er stammt aus einer Gutsbesitzerfamilie und ist konservativ und königstreu.
  • 🗡 Bismarck war ein guter Fechter und hatte 28 Mensuren, war aber kein braver Student.
  • 🏰 Er verwaltete den Familienbesitz nach dem Tod seiner Mutter und gründete eine Familie.
  • 🗳 Er war politisch engagiert, besonders vor der bürgerlichen Revolution 1848/49.
  • 🎖 Bismarck war ein Meister der Realpolitik, hatte diplomatisches Geschick und war durchsetzungsstark.
  • 🤺 Er duellierte sich mit einer Pistole und zeigte seine Bereitschaft, Risiken einzugehen.
  • 🏛 1862 wurde er zum preußischen Ministerpräsidenten ernannt und setzte seine politischen Ziele um.
  • 🇩🇪 Durch seine Politik führte er zu der Gründung des Deutschen Kaiserreichs und der deutschen Einigung.
  • 🕊 Bismarck baute ein europäisches Bündnissystem auf, um das Deutsche Reich zu schützen.
  • 🛡 Er führte den 'Kulturkampf' gegen die katholische Kirche und die Zentrumspartei.
  • 🏥 Er führte Sozialversicherungen ein, was als Meilenstein auf dem Weg zum Sozialstaat gilt.
  • 🚫 Trotz Verboten wuchs die Sozialdemokratische Partei, was Bismarcks Politik als ineffektiv zeigte.
  • 📜 Wilhelm II. entließ Bismarck und sein politisches Erbe wurde als Ende einer Ära wahrgenommen.
  • 🗿 Nach seiner Entlassung entstand ein Kult um Bismarck, der als Reichsgründer verehrt wurde.

Q & A

  • Wer ist der Fokus des Videos?

    -Das Video konzentriert sich auf Otto von Bismarck, den Reichsgründer und eisernen Kanzler Deutschlands.

  • Wann wurde Otto von Bismarck geboren?

    -Otto von Bismarck wurde am 1. April 1815 geboren.

  • Was bedeutet der Begriff 'Junker' in Bezug auf Bismarcks Herkunft?

    -Junker bezeichnet eine Klasse von Gutsbesitzern, also einer alten Adelsfamilie, aus der Bismarck stammt.

  • Wie positionierte sich Bismarck politisch während seiner Zeit als Student?

    -Bismarck war ein konservativer, königstreuer Korpsstudent, der den republikanischen oder demokratischen Gedanken seiner Kommilitonen wenig abgewinnen konnte.

  • Was war das Ziel von Bismarcks politischer Tätigkeit vor der bürgerlichen Revolution 1848/49?

    -Bismarcks Ziel war es, die Vorrechte des Adels zu bewahren und sich gegen die Freiheitsideen der Revolutionäre als Verfechter der Monarchie zu positionieren.

  • Was ist Realpolitik und wie zeigte sich Bismarck in dieser Hinsicht?

    -Realpolitik bezieht sich auf eine politische Haltung, die nur das anstrebt, was auch erreicht werden kann. Bismarck zeigte sich als sehr gut in der Realpolitik, indem er sich auf machbare Ziele konzentrierte und politische und diplomatische Fähigkeiten einsetzte.

  • Wie bezeichnete man Bismarcks berühmteste Rede und in welchem Jahr wurde sie gehalten?

    -Bismarcks berühmteste Rede, in der er für die Macht der Krone gegen Parlament und Demokratie kämpfte, stammt aus dem Jahr 1862.

  • Was war das Ergebnis der Schlacht bei Königgrätz im Jahr 1866?

    -Die Schlacht bei Königgrätz endete mit einem schweren Verlust für Österreich und seinen Verbündeten, mit etwa 15.000 Toten oder Vermissten, während Preußen nur etwa 2.000 Verluste hatten.

  • Was war das Ziel von Bismarcks Politik gegenüber Frankreich?

    -Bismarcks Ziel war es, Frankreich diplomatisch zu provozieren und es zu einem Krieg gegen Preußen zu bringen, um die deutschen Staaten zu vereinen und einen nationalen Krieg zu führen.

  • Wie bekämpfte Bismarck die Sozialdemokraten und Arbeitervereinigungen?

    -Bismarck führte die Sozialistengesetze ein, die sozialdemokratische, sozialistische und kommunistische Vereine sowie ihre Versammlungen und Druckschriften verbieten, um ihre Einflussnahme auf das politische und gesellschaftliche Leben einzuschränken.

  • Was war das politische Schicksal von Otto von Bismarck nach seiner Entlassung durch Wilhelm II.?

    -Nach seiner Entlassung durch Wilhelm II. zog sich Bismarck auf seinen Landsitz bei Hamburg zurück und lebte dort noch acht Jahre, während ein Kult um den Reichsgründer in Deutschland entstand.

Outlines

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😀 Otto von Bismarck: Der Gründer des Deutschen Reiches

Der erste Absatz bietet einen Einblick in das Leben und die Bedeutung von Otto von Bismarck, einem zentralen Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Bismarck, der am 1. April 1815 in einer Gutsbesitzerfamilie geboren wurde, stieg aus konservativen Wurzeln und entwickelte sich zu einem einflussreichen Politiker. Er begann sein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften im Jahr 1832 und wurde Mitglied des Studentencorps Hannovera, wo er sich als guter Fechter und konservativer, königstreuer Korpsstudent hervortat. Bismarcks politische Karriere begann vor der bürgerlichen Revolution 1848/49, als er kommunale und regionale Politik betrieb und sich für die Erhaltung der Vorrechte des Adels einsetzte. Er positionierte sich als strikt konservativer Verfechter der Monarchie und entwickelte sich zu einem Meister der Realpolitik, diplomatischen Geschick und strategischen Denkens. Im Jahr 1862 wurde er zum preußischen Ministerpräsidenten und Außenminister ernannt, was ihn in die Lage versetzte, die Vorherrschaft Preußens und die Einigung Deutschlands durch Krieg und Verträge voranzutreiben, einschließlich des Siegreichs über Österreich im Jahr 1866 und der Gründung des Norddeutschen Bundes.

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🏛 Die Gründung des Deutschen Kaiserreiches und Bismarcks Politik

Der zweite Absatz erörtert die weiteren Schritte zur Gründung des Deutschen Kaiserreiches durch Bismarck und seine politischen Maßnahmen. Nach einem diplomatischen Eklat mit Frankreich, provozierte Bismarck einen Krieg, der zur Einigung der deutschen Staaten gegen den gemeinsamen Feind führte. 1871 wurde König Wilhelm I. in Versailles zum Kaiser des neuen Deutschen Reiches ausgerufen, und Bismarck wurde zum Kanzler ernannt. Bismarck konzentrierte sich darauf, ein Bündnissystem in Europa aufzubauen, das das Deutsche Reich vor Angriffen schützen sollte und Frankreich isolierte. Er führte sowohl den 'Kulturkampf' gegen die katholische Kirche und die Zentrumspartei als auch die 'Sozialistengesetze' gegen sozialdemokratische und sozialistische Vereine ein, um das politische und gesellschaftliche Leben zu prägen. Gleichzeitig setzte er wichtige soziale Reformen wie die Einführung von Kranken-, Unfall- und Rentenversicherung um, die als Meilensteine auf dem Weg zum Sozialstaat gelten. Bismarcks politische Karriere endete jedoch, als Wilhelm II. 1890 die eigene Regierungsführung verlangte und Bismarck entließ. Bismarck zog sich daraufhin auf seinen Landsitz zurück, während sein Einfluss und die Auswirkungen seiner Politik nachhaltig waren und auch nach seinem Tod 1898 noch lange spürbar waren.

Mindmap

Keywords

💡Otto von Bismarck

Otto von Bismarck war ein bedeutender deutscher Staatsmann des 19. Jahrhunderts, bekannt als der Reichsgründer und eiserne Kanzler. Seine Rolle bei der Einigung Deutschlands und seine Politik der Realpolitik haben die Geschichte Deutschlands nachhaltig geprägt. Im Video wird seine vielschichtige Persönlichkeit und sein Einfluss auf die deutsche Geschichte diskutiert.

💡Junker

Der Begriff 'Junker' bezeichnet Angehörige des ostelbischen Landadels in Preußen. Bismarck entstammte einer solchen Gutsbesitzerfamilie, was seinen konservativen und monarchistischen Standpunkt prägte. Im Video wird erklärt, wie diese Herkunft Bismarcks politische Ansichten und Handlungen beeinflusste.

💡Realpolitik

Realpolitik ist eine Politik, die sich an den tatsächlichen Gegebenheiten und Machtverhältnissen orientiert, statt an Ideologien. Bismarck wird im Video als Meister der Realpolitik beschrieben, der politische Ziele pragmatisch und machbar verfolgte, wie beispielsweise die Einigung Deutschlands unter preußischer Führung.

💡Deutscher Bund

Der Deutsche Bund war ein Zusammenschluss von souveränen deutschen Staaten nach dem Wiener Kongress 1815. Bismarcks politische Karriere begann in diesem Rahmen, und er spielte eine entscheidende Rolle bei der Auflösung des Bundes und der Gründung des Deutschen Kaiserreichs. Das Video thematisiert seine Strategien zur Stärkung Preußens innerhalb dieses Bundes.

💡Revolution 1848/49

Die Revolutionen von 1848/49 waren europaweite Aufstände, die mehr Demokratie und nationale Einheit forderten. Bismarck, als konservativer Politiker, lehnte diese Bewegungen ab und kämpfte gegen die Freiheitsideen. Im Video wird seine oppositionelle Haltung zu den Revolutionären und sein Streben nach dem Erhalt adliger Vorrechte erläutert.

💡Schleswig-Holstein-Konflikt

Der Konflikt um die Herzogtümer Schleswig und Holstein war ein bedeutender Streitpunkt zwischen Preußen und Österreich, der 1866 zum Krieg führte. Bismarck nutzte diesen Konflikt strategisch, um die preußische Vorherrschaft in Deutschland zu sichern. Das Video beschreibt, wie dieser Konflikt zur Machtprobe zwischen den beiden Großmächten wurde.

💡Norddeutscher Bund

Der Norddeutsche Bund war ein Zusammenschluss norddeutscher Staaten unter preußischer Führung, gegründet nach dem Sieg Preußens über Österreich. Bismarck spielte eine Schlüsselrolle bei der Gründung dieses Bundes, der ein Vorläufer des Deutschen Kaiserreichs war. Das Video beleuchtet die politischen Manöver, die zur Bildung des Bundes führten.

💡Deutsch-Französischer Krieg

Der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 war ein entscheidender Konflikt, der zur Gründung des Deutschen Kaiserreichs führte. Bismarck provozierte Frankreich diplomatisch, um einen Krieg zu entfachen, der die deutschen Staaten gegen einen gemeinsamen Feind vereinte. Das Video beschreibt diesen Krieg als einen taktischen Schachzug Bismarcks zur nationalen Einigung.

💡Kulturkampf

Der Kulturkampf war ein Konflikt zwischen dem Deutschen Reich und der katholischen Kirche, initiiert von Bismarck, um deren politischen Einfluss zu beschränken. Das Video zeigt, wie Bismarck durch gesetzliche Maßnahmen den Einfluss der Kirche auf das gesellschaftliche Leben einzudämmen versuchte, was Teil seiner innenpolitischen Strategie war.

💡Sozialistengesetze

Die Sozialistengesetze waren eine Reihe von Maßnahmen, die Bismarck einführte, um die Sozialdemokraten und Arbeiterbewegungen zu unterdrücken. Obwohl diese Gesetze sozialistische Aktivitäten verbieten sollten, konnten sie das Wachstum der SPD nicht verhindern. Im Video wird erläutert, wie diese Gesetze Teil von Bismarcks Versuch waren, die politische Stabilität zu wahren.

Highlights

Otto von Bismarck, als Superstar der deutschen Geschichte und umstrittene Figur, wird in diesem Video thematisiert.

Bismarck stammt aus einer Gutsbesitzerfamilie und ist Mitglied des Studentencorps Hannovera, wo er sich als konservativer, königstreuer Korpsstudent positioniert.

Er genießt das Studentenleben und ist bekannt für seine Fähigkeit im Fechten, mit 28 Mensuren und einer konservativen Haltung gegenüber republikanischen oder demokratischen Ideen.

Nach dem Tod seiner Mutter bricht Bismarck sein Studium ab und verwaltet den Familienbesitz, wobei er politisch immer stärker engagiert wird.

Bismarck ist ein Verfechter der Monarchie und spricht sich in Parlamenten gegen die Freiheitsideen der Revolutionäre aus.

Er praktiziert Realpolitik, ist ein guter Redner und verfügt über diplomatisches Geschick sowie strategisches Denken.

Bismarck riskiert viel und zeigt dies durch ein Duell mit einer liberalen Abgeordneten, das niemandem Schaden zufügt.

Er sammelt erfolgreich die letzten Credits für ein hohes Amt und wird 1862 zum preußischen Ministerpräsidenten ernannt.

Bismarck kämpft für die Macht der Krone gegen Parlament und Demokratie und zeigt seine Bereitschaft, dafür zu kämpfen.

Er nutzt den Konflikt um Schleswig und Holstein, um Preußen gegen Österreich in einen Krieg zu führen und die Vorherrschaft in Deutschland zu sichern.

Die Schlacht bei Königgrätz entscheidet den Krieg und stärkt Preußens Position, während Bismarck dafür sorgt, dass die Verlierer geschont werden.

Die Siegessäule in Berlin wird als Denkmal für die deutsche Einigung durch Bismarck errichtet.

Bismarck regelt den Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland erfolgreich und lenkt Österreich auf eigene Wege.

Er provoziert Frankreich diplomatisch, um die deutsche Einheit durch einen Krieg gegen Preußen zu stärken.

Bismarck nutzt die nationale Begeisterung, um die süddeutschen Staaten in den Norddeutschen Bund einzubinden.

Am 18. Januar 1871 wird Wilhelm I. zum Kaiser ausgerufen, und das Deutsche Kaiserreich wird gegründet.

Bismarck wird Kanzler und baut ein europäisches Bündnissystem auf, das das Deutsche Reich vor Angriffen schützt.

Er führt den 'Kulturkampf' gegen die katholische Kirche und die Zentrumspartei, um ihren Einfluss einzuschränken.

Bismarck erlässt die 'Sozialistengesetze', verbietet sozialdemokratische Vereine und fördert gleichzeitig soziale Sicherheit durch Kranken-, Unfall- und Rentenversicherung.

Trotz Verbot wachsen die Sozialdemokraten und erzielen bei den Wahlen immer mehr Stimmen.

Bismarck wird 1890 von Wilhelm II. entlassen und zieht sich auf seinen Landsitz zurück, was als Ende einer Ära wahrgenommen wird.

Nach seiner Entlassung entsteht ein Kult um Bismarck, der sowohl in Deutschland als auch im Ausland beachtet wird.

Die Bewertung von Bismarck ist heute gemischt; er wird sowohl für die deutsche Einigung als auch für seine teils kontroverse Politik kritisiert.

Transcripts

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In diesem Video beschäftigen wir uns

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mit einem Superstar der deutschen Geschichte.

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Otto von Bismarck.

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Reichsgründer und eiserner Kanzler.

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Aber ist er wirklich so super?

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Oder muss man ihn heute anders beurteilen?

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Sicher ist:

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Er ist eine der prägendsten Personen des 19. Jahrhunderts in Deutschland.

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Über seine Bewertung wird heftig gestritten.

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Alles zum Leben und zur Wirkung Bismarcks jetzt.

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(Einzelner hoher Ton)

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Kein Aprilscherz:

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Otto von Bismarck kommt am 1. April 1815 zur Welt.

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Er stammt aus einer Gutsbesitzerfamilie.

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Solche Leute nennt man "Junker".

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Väterlicherseits also alter Adel,

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die Mutter aber stammt aus einem bürgerlichen Haushalt.

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An den Jahreszahlen merkt ihr,

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Bismarck wächst in einer sehr bewegten Zeit auf.

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1815, in seinem Geburtsjahr,

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wird Napoleon endgültig besiegt

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und der Wiener Kongress gestaltet das politische Europa neu.

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Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation

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wird der "Deutsche Bund"

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Ein Staatenbund der eigenständigen Fürsten und freien Städte

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in Deutschland.

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Den Ton geben die Großmächte Österreich und Preußen an.

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Mit 17 Jahren, 1832, beginnt Bismarck sein Studium

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der Rechts- und Staatswissenschaften.

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Als Mitglied des Studentencorps Hannovera.

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Er ist ein guter Fechter.

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Er schlägt 28 Mensuren, traditionelle Fechtkämpfe und ist,

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wie er selbst sagt, immer gut davongekommen.

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Von den zu der Zeit aufkommenden republikanischen

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oder gar demokratischen Gedanken seiner Kommilitonen

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hält Junker Otto von Bismarck wenig.

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Er ist kein freiheitsliebender und demokratischer Burschenschafter,

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sondern ein konservativer, königstreuer Korpsstudent.

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Aber das heißt nicht, dass er ein braver Student ist,

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im Gegenteil.

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Er genießt das Studentenleben,

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inklusive Wein, Weib, Gesang.

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1838 stirbt seine Mutter.

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Otto von Bismarck bricht sein Studium ab,

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um den Familienbesitz in Pommern zu verwalten.

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Er gründet eine Familie, baut die Güter auf,

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zahlt Schulden ab, jagt, reist, feiert.

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Er genießt es, sein eigener Herr zu sein.

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Nebenbei engagiert er sich mehr und mehr politisch

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und findet darin seine wahre Berufung.

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Vor der bürgerlichen Revolution 1848/49,

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in der der Ruf nach mehr Demokratie und Einheit lauter wird,

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macht er kommunale und regionale Politik.

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Sein Ziel ist es, die Vorrechte des Adels zu bewahren.

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Mit den Freiheitsideen der Revolutionäre

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kann er nichts anfangen.

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In den Parlamenten hält er als Verfechter der Monarchie

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in strikt konservativen Reden dagegen.

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Bismarck positioniert sich so konservativ und aggressiv,

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dass selbst die Kreise

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um den preußischen König Friedrich Wilhelm IV.

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ihn für zu extrem halten.

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Aber Bismarck lernt dazu.

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Er strebt politisch nur das an, was man auch erreichen kann.

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Das Machbare machen.

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Man nennt diese Haltung Realpolitik

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Und er ist ein sehr guter Redner.

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Er verfügt über diplomatisches Geschick.

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Kann strategisch denken.

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Er ist sehr durchsetzungsstark und bereit, mehr zu riskieren.

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Das zeigt sich etwa 1852 in Frankfurt.

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Bismarck duelliert sich mit der Pistole

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mit einem liberalen Abgeordneten der Bundesversammlung.

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Dass dabei niemand verletzt wird oder stirbt,

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ist reine Glückssache.

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Als preußischer Gesandter am russischen Hof in St. Petersburg

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und in Paris sammelt Bismarck erfolgreich

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die letzten Credits für ein hohes Amt.

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1862 ernennt ihn der König zum preußischen Ministerpräsidenten

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und Außenminister.

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Es ist das Jahr, aus dem auch Bismarcks berühmteste Rede stammt.

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Dass er für die Macht der Krone gegen Parlament und Demokratie kämpft,

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das wissen wir schon.

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Aber hier zeigt sich, wie weit er bereit ist, dafür zu gehen.

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Das verkündet er im preußischen Landtag.

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Damit ist klar,

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für die Vorherrschaft Preußens ist Bismarck jedes Mittel recht.

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Selbst ein Krieg gegen den größten Konkurrenten Österreich -

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um die Vormacht in einem geeinten deutschen Staat.

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Zur Machtprobe der beiden Big Player im Deutschen Bund

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kommt es tatsächlich 1866.

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Als sich Preußen die Herzogtümer Schleswig und Holstein

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gegen Österreichs Willen einverleiben will,

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eskaliert der Konflikt.

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Die Entscheidung fällt Anfang Juli bei Königgrätz

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im heutigen Tschechien.

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Nur ganz knapp entgeht die Armee Österreichs und ihre Verbündeten

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der völligen Vernichtung.

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Am Ende des Tages sind rund 15.000 Österreicher tot oder vermisst.

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Die Preußen verlieren nur rund 2.000 Mann.

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Bismarck sorgt dafür,

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dass die Verlierer einigermaßen geschont werden.

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Er will die deutschen Staaten auf Seiten Österreichs

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nicht verprellen.

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Ein feiner taktischer Schachzug.

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Bismarck regelt damit erfolgreich

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den Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland.

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Österreich, das jahrhundertelang dazugehörte,

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geht von jetzt an eigene Wege.

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Die Preußen wiederum setzen dieser historischen Entscheidung

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ein Denkmal.

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Es ist die sehr bekannte Siegessäule in Berlin.

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Sie ist bis heute das zentrale Symbol

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für die deutsche Einigung durch Bismarck.

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An ihrem Fuß ein Bronzerelief der Schlacht von Königgrätz.

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In der Mitte die goldenen Rohre

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von erbeuteten feindlichen Geschützen.

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An der Spitze eine Siegesgöttin mit dem preußischen Adlerhelm.

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Aber mit der anschließenden Gründung des Norddeutschen Bundes

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unter preußischer Führung

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kommt noch keine Begeisterung für einen deutschen Nationalstaat auf.

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Dazu verhilft erst ein Eklat zwischen Frankreich und Preußen.

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Es geht um die Besetzung des spanischen Throns.

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Bismarck schafft es, Frankreich diplomatisch so zu provozieren,

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dass es Preußen den Krieg erklärt.

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Im Kampf gegen den Feind vereinen sich die deutschen Staaten.

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Und gewinnen.

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Im Sog der nationalen Begeisterung hat Bismarck jetzt einfaches Spiel,

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die süddeutschen Staaten zum Beitritt in den Norddeutschen Bund zu bringen.

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Den bayerischen König Ludwig II. kauft er regelrecht.

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Er bezahlt heimlich Geld für die Schlösser, die Ludwig bauen lässt.

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Am 18. Januar 1871 wird der preußische König

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als Wilhelm I. im Spiegelsaal von Versailles

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zum Kaiser ausgerufen.

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Das Deutsche Kaiserreich ist gegründet.

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In diesem Kaiserreich wird der zum Fürsten ernannte Bismarck

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auch Kanzler.

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Außenpolitisch baut er ein europäisches Bündnissystem auf.

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Erfolgreich verhindert es, dass das Deutsche Reich angegriffen wird.

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Der Clou ist,

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dass Frankreich möglichst isoliert wird

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und keine weiteren Ansprüche geltend macht.

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Auch an Kolonialbesitz legen die Deutschen ordentlich zu.

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V.a. in Afrika und Südostasien.

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Über die deutsche Kolonialgeschichte und die Verbrechen

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haben wir ein Video gemacht,

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das findet ihr auf dem I und in der Infobox.

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Auch innenpolitisch will der Regierungschef Frieden wahren.

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Das macht er, ihr ahnt es auf typische Bismarck'sche Art.

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Alle, die dem neuen Reich

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und dem preußischen Vorrang skeptisch gegenüberstehen,

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werden bekämpft.

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Gegen die katholische Kirche und die Zentrumspartei

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für der Kanzler den "Kulturkampf."

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Er schränkt ihren Einfluss

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auf das politische und gesellschaftliche Leben

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mithilfe verschiedener Gesetze maßgeblich ein.

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Gegen die Sozialdemokraten und die Arbeitervereinigungen

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erlässt er die "Sozialistengesetze".

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Sozialdemokratische, sozialistische und kommunistische Vereine

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sowie ihre Versammlungen und Druckschriften werden verboten.

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Gleichzeitig führt er eine Kranken-, Unfall- und Rentenversicherung ein.

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Meilensteine auf dem Weg zum Sozialstaat.

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Aber für ihren eigentlichen Zweck,

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den Sozialdemokraten die Anhänger zu nehmen,

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erweist sich seine Politik als Flop.

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Trotz Verbot dürfen Sozialdemokraten wählen und gewählt werden.

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Und die Partei wächst unaufhaltsam.

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1881 erhält die Sozialdemokratische Partei, die SPD,

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bei den Reichstagswahlen sechs Prozent der Stimmen.

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1890 sind es schon 20 Prozent.

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Im Neuen Reichstag von 1890

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sind die Gegner Bismarcks schon in der Überzahl

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Innenpolitisch ist der Kanzler quasi am Ende.

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Aber den endgültigen politischen Todesstoß

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versetzt ihm Wilhelm II.

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Dieser junge Monarch will selbst regieren,

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will sich von Bismarck nichts vorschreiben lassen.

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Im März 1890 erhält er seine Entlassungsurkunde.

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Der zerknirschte Bismarck zieht sich daraufhin

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auf seinen Landsitz bei Hamburg zurück.

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Noch acht Jahre wird er dort leben.

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Sein Abschied wird als Ende einer Ära empfunden.

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Auch im Ausland.

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"Der Lotse geht von Bord"

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schreibt und zeichnet die englische Zeitschrift Punch

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in einer Karikatur

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Unter den Deutschen entwickelt sich nach seiner Entlassung

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ein Kult um den Reichsgründer.

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Am 1. April 1895, also zu seinem 80. Geburtstag,

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ernennen ihn mehr als 450 Städte zum Ehrenbürger.

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450.000 Menschen schreiben ihm Gratulationsbriefe.

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In den kommenden Jahren werden mehr als 500 Denkmäler aufgestellt.

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Und heute?

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Heute schauen wir etwas zwiespältiger auf den konservativen Politiker,

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der Gegensätzliches vereinte.

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Er vereinigt die Deutschen in einem Nationalstaat,

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aber trennt sie durch seine Politik,

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die sich immer gegen irgendwelche Feinde richtet.

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Er führt Krieg und sorgt sich um den Frieden.

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Was meint ihr? Wie ist Bismarck zu bewerten?

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Schreibt es in die Kommentare.

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Neben mir ein Video, wie modern das Deutsche Kaiserreich war.

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Oder vielleicht auch nicht war.

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Direkt darunter ein Video von Terra X zum 19. Jahrhundert.

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Danke fürs Zuschauen, bis zum nächsten Mal.

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