Nichtwissen und Wissenschaft: Was wir von Sokrates lernen können | Gert Scobel
Summary
TLDRDieses Video skizziert die Verbindung zwischen Weisheit, Nichtwissen und Philosophie aus der Sicht der antiken Griechen, vor allem anhand des Beispiels Sokrates. Es erörtert, wie die Grenzen des Wissens und das Staunen über das Nichtwissen zu einer tieferen Weisheit führen. Diese Diskussion wird im Kontext der aktuellen Corona-Krise aktualisiert, um zu zeigen, wie das Verständnis von Weisheit und Nichtwissen für politische Entscheidungen von Bedeutung ist. Hannah Arendt wird zitiert, um die Herausforderungen der Anwendung philosophischer Erkenntnisse im politischen Kontext zu unterstreichen.
Takeaways
- 📚 Die Philosophie stammt aus dem Griechischen und bedeutet 'Weisheit', was Liebe oder Freundlichkeit zur Weisheit ausdrückt.
- 🌍 Die Idee der Weisheit ist nicht ausschließlich griechisch, sondern es gab frühere Weisheitstraditionen in verschiedenen Kulturen wie Persien, Indien, China und Ägypten.
- 🗣️ Sokrates, ein bekannter griechischer Philosoph, wurde vor Gericht angeklagt, weil er als zu weise und gefährlich für die Jugend empfunden wurde.
- 🔍 Sokrates' Suche nach Weisheit begann mit der Überprüfung des Orakels von Delphi, das ihn als den Weisesten bezeichnete, was er selbst in Frage stellte.
- 🤔 Die Philosophie ist nach der Ansicht der Griechen eng mit dem Nichtwissen verbunden, was die Grenzen des Wissens betrifft und das Staunen über das Unbekannte.
- 📖 Die 'Apologie des Sokrates' von Platon ist ein zentraler Text, der die Rolle des Nichtwissens und die Bedeutung der Weisheit in der Philosophie diskutiert.
- 👥 Sokrates' Methode bestand darin, durch Gespräche die scheinbaren Weisheit anderer zu entkräften und die Grenzen des Wissens zu zeigen.
- 🧩 Weisheit ist die Erkenntnis der Grenzen des Wissens und das Umgang mit der Komplexität des Lebens, insbesondere in politischen Entscheidungen.
- 🕊️ Hannah Arendt, eine Philosophin, untersuchte die Trennung zwischen Philosophie und Politik und betonte die Notwendigkeit, politische Philosophien stets zu überprüfen und anzupassen.
- 🌪️ Die Corona-Krise zeigt, wie wichtig es ist, die Grenzen unseres Wissens zu erkennen und trotz Nichtwissen gut zu urteilen und zu handeln.
- 🔮 Die Philosophie leistet einen Beitrag zur politischen Entscheidungsfindung, indem sie uns weist, wie man mit Unsicherheiten und dem Nichtwissen umgeht.
Q & A
Was bedeutet das Wort 'Philosophie' im Griechischen und was verbindet es mit dem Konzept der Weisheit?
-Philosophie ist ein griechisches Wort, das wörtlich übersetzt 'Liebe zur Weisheit' bedeutet. Es beschreibt die Liebe oder das freundliche Verhältnis zur Weisheit, was die Grundlage für das philosophische Denken bildet.
Was ist die Verbindung zwischen Weisheit und Nichtwissen in der griechischen Philosophie?
-In der griechischen Philosophie hängen Weisheit und Nichtwissen sehr eng zusammen. Weisheit beinhaltet das Erkennen der Grenzen des eigenen Wissens und das Bewusstsein für das Nichtwissen.
Welche Rolle spielte Sokrates in der Entwicklung des Begriffs der Weisheit im Westen?
-Sokrates spielte eine zentrale Rolle, da er durch sein philosophisches Streben nach Wissen und gleichzeitiges Anerkennen des eigenen Nichtwissens einen wichtigen Aspekt der Weisheit im Westen markierte: das Bewusstsein für die Grenzen des Wissens.
Was war das Ergebnis, als Sokrates das Orakel von Delphi fragte, ob es jemand Weiserer als er gibt?
-Das Orakel von Delphi antwortete, dass niemand weiser sei als Sokrates. Dies führte Sokrates dazu, über das Wesen der Weisheit und das eigene Nichtwissen nachzudenken.
Wie steht die Philosophie in Beziehung zu Politik und wie wirkt sich dies auf die öffentliche Meinung aus?
-Philosophie und Politik stehen in einem dialektischen Verhältnis, in dem die Philosophie die Grenzen des Wissens thematisiert und die Politik oft mit Meinungen und Entscheidungen operiert. Dies kann zu Konflikten führen, insbesondere wenn Meinungen in Bereichen dominieren, wo klare Fakten fehlen.
Was ist Hannah Arendts Beitrag zur Diskussion über Philosophie, Politik und das Nichtwissen?
-Hannah Arendt hat in ihren Vorlesungen über 'Socratis Apologie der Pluralität' die Rolle des Nichtwissens und die Herausforderungen der Philosophie in der Politik thematisiert. Sie betont, dass die Philosophie die Erfahrung des Staunens und des Nichtwissens als grundlegend anerkennt.
Wie erklärt sich der Tod des Sokrates als ein historischer Schock für das philosophische Denken?
-Der Tod des Sokrates symbolisierte die Trennung zwischen Philosophie und politischem Handeln. Er zeigte, wie das tiefe Nachdenken über die Grenzen des Wissens in der Politik immer weiter entfernt werden kann.
Was versucht Platon nach dem Tod seines Lehrers Sokrates in seinen Schriften zu erreichen?
-Platon versuchte nach dem Tod von Sokrates, die Philosophie als eine Disziplin zu etablieren, die die fundamentalen Wahrheiten ergründet und sich daher gut dazu eignet, einen Staat zu führen. Er argumentierte für die Notwendigkeit, Philosophen als Führer zu betrachten.
Wie können wir aus philosophischer Sicht auf die Herausforderungen einer globalen Krise wie der Corona-Pandemie reagieren?
-Aus philosophischer Sicht sollte man die Herausforderungen einer globalen Krise mit dem Bewusstsein um das eigene Nichtwissen und die Grenzen des aktuellen Wissens angehen. Dies fördert eine nachhaltigere und verantwortungsvolle Entscheidungsfindung.
Was ist die Bedeutung von Weisheit in der politischen Entscheidungsfindung, insbesondere in Zeiten der Unsicherheit?
-Weisheit in der politischen Entscheidungsfindung bedeutet, die Grenzen des Wissens anzuerkennen und trotzdem gut informierte Entscheidungen zu treffen. Sie beinhaltet das Bewältigen von Unsicherheit und die Fähigkeit, komplexe Situationen gut zu steuern.
Outlines
😕 Die Bedeutung von Weisheit und Nichtwissen in der griechischen Philosophie
Dieses Paragraph beschäftigt sich mit der Bedeutung von Weisheit im Zusammenhang mit der griechischen Philosophie und deren Rolle im heutigen Kontext, insbesondere in Bezug auf die Herausforderungen der Corona-Krise. Es wird erklärt, dass Weisheit und Nichtwissen nach griechischer Auffassung eng miteinander verbunden sind und wie Sokrates die Verbindung zwischen Nichtwissen, Philosophie und Weisheit verstand. Der Abschnitt stellt auch die frühen Weisheitstraditionen in Persien, Indien, China und Ägypten vor und hebt hervor, dass viele Details über die Weisheitspraktiken aus Asien im griechischen Denken ungeklärt bleiben. Der Schwerpunkt liegt auf der 'Apologie des Sokrates', die von Platon verfasst wurde und die die Rolle von Weisheit und Nichtwissen in der Philosophie illustriert.
🧐 Sokrates und das Erkenntnis der Grenzen des Wissens
Dieser Absatz konzentriert sich auf Sokrates' Leben und seine philosophische Haltung, insbesondere seine Suche nach Weisheit und das Bewusstsein für die Grenzen des Wissens. Es wird dargestellt, wie Sokrates durch die Erfahrung des Nichtwissens und die Herausforderung der Meinungen zu einer tieferen Weisheit gelangte. Der Absatz erwähnt auch die politische Dimension von Wissen und Nichtwissen und wie diese in der öffentlichen Diskussion und im politischen Leben eine Rolle spielt. Hannah Arendt wird zitiert, um die Verbindung zwischen Philosophie, Politik und der Notwendigkeit, mit Komplexität und Unsicherheit umzugehen, hervorzuheben.
🤔 Die Trennung von Philosophie und Politik nach dem Tod des Sokrates
In diesem Paragraph wird der Einfluss des Todes des Sokrates auf die Entwicklung der Philosophie und ihre Distanzierung von der Politik thematisiert. Es wird erläutert, wie die Philosophie nach seinem Tod sich stärker auf das Erkennen der Grenzen des Wissens konzentrierte und wie dies zu einer zunehmenden Entfremdung von der politischen Praxis führte. Der Absatz diskutiert auch Platons Reaktion auf den Tod seines Lehrers und wie er argumentierte, dass Philosophen aufgrund ihrer Fähigkeit, fundamentale Wahrheiten zu erforschen, in der Lage sein sollten, einen Staat zu führen. Die Skepsis der Philosophen gegenüber dieser Idee und die Folgen für die politische Praxis werden ebenso behandelt.
🕊️ Weisheit, Politik und die Herausforderungen der Krise
Der vierte Paragraph reflektiert über die Rolle der Weisheit und des Nichtwissens in der Politik, vor dem Hintergrund von Krisensituationen wie der Corona-Pandemie. Es wird betont, dass Weisheit darin besteht, die Komplexität des Lebens nachhaltig zu bewältigen, und dass dies auch im politischen Urteilsvermögen und Handeln eine Rolle spielt. Der Absatz stellt die Herausforderungen dar, die mit begrenztem Wissen und der Notwendigkeit, in Situationen des Nichtwissens zu urteilen und zu handeln, verbunden sind. Es wird auch die Bedeutung von Glück und klugem Urteil bei der Wahl von Politikern thematisiert, die in Krisen gut urteilen und handeln können.
Mindmap
Keywords
💡Philosophie
💡Weisheit
💡Nichtwissen
💡Sophia
💡Sokrates
💡Apologie des Sokrates
💡Orakel von Delphi
💡Hannah Arendt
💡Staunen
💡Politik
💡Corona-Krise
Highlights
Philosophie ist ein griechisches Wort, das wörtlich 'Weisheit' bedeutet und mit der Liebe oder Freundlichkeit zur Weisheit verbunden ist.
Die griechische Philosophie sieht Weisheit und Nichtwissen als eng miteinander verbunden, was für die Bewältigung der Corona-Krise relevant ist.
Vor der griechischen Philosophie gab es bereits Weisheitstraditionen in verschiedenen Kulturen wie Persien, Indien und Ägypten.
Der Begriff 'Weisheit' (sophia) ist in der Philosophie untrennbar und elementar verbunden mit der Idee der Philosophie selbst.
Die 'Apologie des Sokrates' von Plato ist ein zentraler Text für das Verständnis von Weisheit und Philosophie in der westlichen Tradition.
Sokrates wurde vor Gericht angeklagt wegen Gotteslästerung und systematischer Irrführung der Jugend.
Sokrates' Diskussionen mit verschiedenen Menschen zeigten seine Wertschätzung für die Vielfalt des Wissens.
Sokrates' Wissen und sein Erfolg in öffentlichen Diskussionen waren ein Grund für den Widerstand der Bürger gegen ihn.
Sokrates' Freund Pilgerte zum Orakel von Delphi, um zu erfahren, ob jemand weiser sei als Sokrates.
Das Orakel von Delphi bestätigte, dass niemand weiser als Sokrates war, was sein Leben und sein Denken beeinflusste.
Sokrates' Suche nach Weisheit führte ihn dazu, die Grenzen seines Wissens und das Nichtwissen zu erforschen.
Weisheit ist das Wissen um die Grenzen des Wissens, was die Philosophie bis heute im Westen definiert.
Hannah Arendt untersuchte die Rolle von Wissen und Nichtwissen in der Politik und die Konsequenzen von Unwissenheit.
Philosophie und Politik können in Konflikt geraten, wenn Wissenschaftler ihre Erkenntnisse in politische Entscheidungen einfließen lassen.
Sokrates' Tod markierte eine Trennung zwischen Philosophie und politischem Handeln, insbesondere im Hinblick auf die Grenzen des Wissens.
Plato suchte nach dem Tod von Sokrates, die Philosophie als eine Disziplin zu etablieren, die den idealen Staat leiten könnte.
Die Idee, Philosophen zu Machthabern zu machen, wurde selten ernsthaft diskutiert und
Transcripts
wie ihr vielleicht wisst ist philosophie
ein griechisches wort und bedeutet
wörtlich übersetzt so viel wie weisheit
liebend oder freundlich gegenüber der
weisheit sein was philosophie ist und
was sie macht darüber gibt es ja bereits
ein video von mir
diesmal will ich der frage nachgehen was
weisheit eigentlich im verständnis der
griechischen philosophie war und warum
das zusammenhängt mit der rolle des
nichtwissens heute bei der bewältigung
der korona krise
beides nicht wissen und weisheit hängt
nach auffassung der griechischen
philosophie nämlich sehr eng zusammen
und beides mit der auffassung darüber
was philosophie ist mein thema heute
sokrates das nichtwissen philosophie und
corona natürlich ist weisheit keine
griechische erfindung es gab weisheits
tradition lange bevor das griechische
denken so wie wir es heute kennen sich
formierte und dann verschriftlicht
frühere weisheits tradition mit denen
die griechen durchaus in kontakt standen
finden sich zum beispiel in persien
indien china oder ägypten
unklar sind bis heute jedoch viele
details etwa darüber wie viel wissen
über die weisheits tradition vor allem
über die praktiken aus asien wie yoga
den griechen bekannt waren
in der zeit in der die großen
griechischen denker lebten
eines muss man festhalten mit der
erfindung des wortes philosophie gehört
der begriff weisheit griechisch sofia
untrennbar und elementar zur philosophie
das könnt ihr gerne in meinem video was
ist philosophie noch mal anschauen
findet ihr in der westlichen tradition
gibt es einen text der wie kein anderer
die initialzündung in sachen weisheit
und philosophie markiert und im grunde
auch bis heute bestimmt bei diesem text
handelt es sich um die sogenannte
apologie des sokrates die von plato um
385 vor christus geschrieben wurde um
den inhalt dieser schrift klarer zu
verstehen ist es wichtig zu wissen um
was für einen texte sich da handelt denn
die apologie des sokrates ist eine
verteidigungsrede sokrates stand vor
gericht weil ihn bewohner der stadt
athen angeklagt hatten wegen
gotteslästerung
systematischer irreführung der jugend
bekannt ist dass sokrates viel und
öffentlich und mit den
unterschiedlichsten menschen diskutiert
er schätzte diese vielfalt und die
unterschiedlichen formen des wissens
etwa des wissens der verschiedenen
handwerker der kaufleute der krieger
oder viele andere berufsgruppen auch die
vielfalt ihres wissens interessiert mich
schreibt gerne deshalb kommentare also
sokrates wusste viel er war ja ein
gelehrter aber in den augen seiner
gegner wusste er zu viel
es war nicht zuletzt dieses wissen und
sein erfolg bei den öffentlichen streit
gesprächen dass die bürger gegen ihn
aufbrachte und zur anklage führte zu
viel wissen und lautes denken können
gefährlich sein
das wusste so kann s man sollte sich
also zwei dinge vor augen halten erstens
ist die apologie ein text in dem so hat
es in der version seines schülers plato
seine eigene sicht der dinge darlegt und
sie gegen einwände verteidigte er sich
der verurteilung zum tode beugt und am
ende den gift becher trinkt und stirbt
was sokrates sagt atmet also die nähe
des todes und es ist anzunehmen dass man
in solchen momenten in denen alles auf
dem spiel steht selten völlig unwichtige
dinge gesagt werden zweitens bezog sich
sokrates in seiner apologie auf ein für
sein eigenes leben und sein auftreten
sehr wichtiges ereignis das schon einige
zeit zurück lag
sokrates war nämlich nicht zuletzt
deshalb verhasst weil er erfolgreich mit
den mächtigen hart diskutierte kritisch
und dann auch noch öffentlich ein freund
von sokratis pilgerte daher zum orakel
von delphi dem heiligtum mit der damals
höchsten autorität in fragen des wissens
er wollte sich an ort und stelle
erkundigen wie gelehrt wie weise so hat
es in wahrheit eigentlich sein gab es
jemanden der weiter war als sokrates man
könnte das orakel von delphi vielleicht
mit dem computerprogramm watson dem
gewinner von jeopardy vergleichen oder
mit einer art komprimierter super google
ki das orakel war ein system in dem
alles bekannte wissen über die damalige
welt und sogar das was über sie hinaus
ging zusammen liegt
der output dieses informationssystems
geschah analog zu siri vielleicht über
einen sehr speziellen avatar und deren
stimme nämlich über die hohepriesterin
namens pythia sie wurde jeweils aus der
bevölkerung delphis ausgewählt und geübt
in trance und erweiterten
bewusstseinszustände wodurch auch immer
war es war nicht genau die hervorgerufen
wurden was die amtierende hohepriesterin
sagte war wahrheit und wissen musste
aber wie alles konzentrierte und
verdichtete wissen aufgrund ihres
zustands halluzinogen interpretiert
werden im grunde ist das auch heute eine
grundeigenschaft von wissen man kann
wissen dass eh gleich m c quadrat ist
aber was diese formel 1 streits über den
zusammenhang von materie und energie
bedeutet erweist sich erst in einer
weiteren deutung also interpretation in
sokrates fall war das ergebnis
überraschend eindeutig laut orakel gab
es nämlich keinen der weißer gewesen
wäre als sokratis der freund berichtete
so tat es dann von diesem ergebnis und
kurz darauf starb er und sokrates konnte
ihn jetzt nicht mehr als zeugen vor
gericht aufrufen
sokratis durch und durch nicht nur
philosoph sondern auch empirischer
wissenschaftler das war damals noch eins
begann die aussage des orakels auf herz
und nieren zu prüfen
denn er wollte erstens wissen ob die
aussage sich tatsächlich auch
bewahrheiten würde und zweitens wollte
er in der praxis erfahren was genau
weisheit ist um sie dann zu kultivieren
und zu mehren zu verbessern wissen und
weisheit gehören aber von anfang an eng
zusammen philosophie ist nicht gegen
wissen sondern setzt ganz im gegenteil
auf ein immer genaueres immer besseres
wissen
das ergebnis war jedoch wenn man plato
glaubt dass sogar test sich damit eine
menge feinde macht man könnte seine
gespräche auf der agora dem marktplatz
hallo mit talkshows hallo mit talkshows
vergleichen in denen es wirklich um
etwas ging die jugend damals schaute
sozusagen diesen talkshows fasziniert zu
hier lernte man wirklich denken und
argumentieren die jungen menschen worten
sokrates und seine frische furchtlose
art offensichtlich mochten diesen alten
mann so eine art bernie sanders der
antike und fanden seine kritischen ideen
coolen einer mit dem sokratis
diskutierte war ein bekannter athener
politiker vor gericht gibt so tat es
folgendes zu protokoll
im gespräch mit ihm so diesen politiker
schien mir dieser mann sei vielen
anderen menschen am meisten aber sich
selbst sehr weise vorgekommen war es
aber gar nicht
es mag sein dass keiner von uns beiden
sonderlich viel weiß räumte sokrates 1
allein dieser doch meint zu wissen
obwohl er nicht weiß die scheine also
immerhin um dieses wenige weiter zu sein
als er dass ich was ich nicht weiß auch
nicht glaube zu wissen das ist die
formel die den beginn einer bestimmung
von weisheit im westen markiert weisheit
hat mit den grenzen des wissens zu tun
mit nichtwissen
ich weiß dass ich nicht weiß das
bedeutet dass es zwar gut ist vieles
möglichst genau zu wissen und man weiß
vieles aber nur wenn man sich eben auch
sehr genau bewusst ist wo die grenzen
dieses wissens liegen und das
nichtwissen beginnt das ist die formel
die weisheit und mit ihr die arbeit der
philosophie im westen bis heute
definiert weisheit ist wissen und
zugleich wissen um die grenzen des
wissens und damit auch an nicht wissen
und natürlich die anwendung dieses
nichtwissen es nur wie geht man mit
diesem nicht wissen um was macht man
damit vor allem wenn man in heiklen
situationen urteilen entscheiden und
dann auch noch gut handeln soll
feststeht weisheit soll zu alldem führen
denn weisheit besteht in einem
nachhaltig guten umgang mit der
komplexität des lebens und zwar im
praktischen leben
diese komplexität und
widersprüchlichkeit der vielen argumente
der daten fakten ihrer interpretation
und auch die pluralität der
unterschiedlichen teilsysteme der
gesellschaft wie gesundheitswesen
wirtschaft politik schule all das
wir hier gerade in zeiten von corona
hautnah und das ist ein wichtiger punkt
der den text bis heute interessant macht
wissen und nichtwissen haben immer einen
politischen bezug
erinnert euch an die situation so card
sr ort hat all das in einem politischen
zusammenhang nämlich vor gericht er weiß
dass wissen genutzt und benutzt wird
was aber ist mit nichtwissen über dessen
rolle entsteht ein konflikt zwischen
philosophie und politik es gibt kaum
jemanden der das so gut und klug
herausgearbeitet hat wie die philosophin
hannah arendt die darüber im frühjahr
1954 an der university of notre dames
vorlesungen hielt sie sind erst 2016 auf
deutsch erschienen unter dem titel
sokratis apologie der pluralität und es
lohnt sich hannah arendt ihr kurz zu
zitieren denn auch sie hat durch die
analyse des nationalsozialismus erfahren
dass die erkenntnis von wahrheit
gefährlich ist wörtlich schreibt sie mit
blick darauf und auf sokratis wahrheit
kann die spezifische politische
wirklichkeit der bürger vernichten nach
all dem was wir von sokrates wirkungen
wissen es ist offensichtlich dass viele
seiner zuhörer nicht mit einer
wahrhaftigen meinung nach hause gegangen
sind sondern mit gar keiner
alle meinungen sind zerstört aber keine
wahrheit tritt an ihre stelle
wie dem auch sei sokrates muss trotz all
seiner behauptungen er besitze keine
besondere wahrheit die gelehrt werden
könnte bereits als ein experte für
wahrheit erschienen sein
der abgrund zwischen wahrheit und
meinung der von da an den philosophen
von allen anderen menschen trennen
sollte hatte sich noch nicht geöffnet
doch bereits deutete sich bereits in
gestalt dieses einen mannes an der wohin
auch gehen alle um ihn herum und
zuallererst sich selbst wahrhaftiger zu
machen versuchte soweit kann alles was
sie sagt ist dass wahrheit die wolke der
puren meinung des fakes der lüge
zerstören kann
wer wahrheit sucht muss sich vom bloßen
meinungen trennen
das schafft nicht nur in einem selbst
sondern auch in anderen und
mit anderen konflikte damals wurden
diese konflikte zusätzlich noch geschürt
durch den beginnenden niedergang der
gesellschaft athens für sokratis endete
der konflikt mit dem tod seinem tod und
damit mit einer niederlage der
philosophie plato versuchte das nach dem
anfänglichen schock über den tod von
sokratis allmählich aufzufangen
in dem er später argumente dafür suchte
das die philosophie ja die fundamentalen
wahrheiten ergründet und sich deshalb
wie keine andere disziplin eigene einen
staat jeden staat gut zu führen
plateaus idee war es ein gemeinwesen
beziehungsweise eine gesellschaft
ausschließlich vom standpunkt der
philosophie her zu konstruieren das wäre
analog zur heute etwa so als würde man
in der zeit der krise ausschließlich
sagen wir mal virologen die entscheidung
übertragen was gut für das
bildungssystem soll für plato ging es
daher auch in der politik darum zunächst
im reich der ideen die maßstäbe zu
finden die angemessen wären den staat
auf ideale weise zu leiten was
tatsächlich passierte war jedoch eine
wendung ins gegenteil
selbst die philosophen die oft plateau
folgten blieben skeptisch gegenüber
seinem vorschlag die philosophen zu
herrschern zu machen
diesen vorschlag sind seitdem nur
diktatoren und autoritäre herrscher
gefolgt die sich selber natürlich für
philosophen hielten oder halten und der
philosophen selbst hingegen wurde
plateaus vorschlag nur selten wirklich
ernsthaft diskutiert stattdessen begann
aber nach sokrates tod und kurz darauf
philosophen und politiker sich im
alltäglichen leben immer weiter
voneinander zu entfremden und zunehmend
mit misstrauen zu begegnen
auch aristoteles der einschüler plateaus
war und ähnlich wie sokrates in
bedrängnis geraten war musste athen
verlassen um nicht wie sokrates zu enden
während die philosophen also eine lösung
im genaueren denken und prinzip
kritischer prüfung suchten bestand der
ausweg für die meisten menschen die am
ende aber in erheblichem maße über die
politik mitbestimmen darin sich anstelle
eines
besseren wissens eine leichter zu
findende meinung zu bilden eine meinung
auch in dingen wo diese gar nicht
angemessen ist die hannah arendt
schreibt man kann das auch heute gut
beobachten wenn zum beispiel ein
kopfball frank plasberg eine virologin
vorschreiben will dass diese doch jetzt
mal gefälligst endlich klare fakten
präsentieren soll
obwohl es zu diesem zeitpunkt mit blick
auf viele fragen um corona keine klaren
fakten und stattdessen eine menge
unwissen gab was die haltung des
philosophen und seiner mitbürgerinnen
und mitbürger unterscheidet ist demnach
nicht dass der philosoph oder die
philosophin eine besondere wahrheit
besitzen würde
von welcher die menge vielleicht sogar
ausgeschlossen wäre nein vielmehr
besteht der unterschied darin dass sich
die philosophie systematisch einer
erfahrung des nichtwissens aussetzt oder
wie die griechischen philosophen das
damals nannten eine erfahrung des
staunens die nicht nur verdammt
sprachlos machen kann wie die
philosophie häufig bezeugt sondern auf
vielfache weise auch sehr verwirrend
sein kann
in der folge versuchte die philosophie
mit großer konsequenz maßstäbe und
regeln zu formulieren die zumindest den
menschlichen geist helfen können besser
zu begreifen was in solchen momenten des
staunens der erkenntnis der grenzen des
wissens vor sich gehen für die
politische welt erweist sich eine solche
erkenntnis jedoch zunächst einmal als
weitgehend unbrauchbar
sie lässt sich nur mühsam für politische
zwecke nutzen
erschwerend kommt hinzu wie hannah
arendt bemerkte dass die traditionellen
philosophischen kategorien der
vergangenheit in zeiten der krisen wie
heute oft nicht mehr länger ausreichen
um für das klare verständnis der
wirklichkeit zu sorgen es besteht also
die notwendigkeit immer wieder aufs neue
eine angemessene politische philosophie
zu entwickeln und sie als eine art von
wissenschaft der politik zu formulieren
und dann vor allem aber auch zu
überprüfen aber auch eine solche
politische philosophie setzt sich damit
natürlich immer wieder der gefahr aus
sich vom alltagsleben der bürgerinnen
und bürger allmählich zu entfremden
zusammenfassend kann man also sagen dass
der tod des sokrates ein bis heute
wirkende schock war seine erkenntnisse
aber dennoch blieben nach wie vor gilt
nämlich die erkenntnis das wissen nur
dann sinnvoll ist und nachhaltig
angewendet werden kann wenn man zugleich
auch um die grenzen dieses wissens weiß
ein beispiel die dt eignet sich
hervorragend um insekten zu vernichten
die ihrerseits ernten vernichten
auf dauer aber für die anwendung von ddt
nicht nur bei den schädlichen insekten
sondern auch bei anderen tieren und
schließlich beim menschen selbst zu
folgenreichen veränderung die
schließlich alles leben bedrohen
von dieser art sind die nebenwirkungen
von handlungen die zunächst aus der
überzeugung heraus eingeleitet werden
dass man nun mit dem erreichten wissen
doch auf sicheren bahnen sei dass dieses
wissen nebenwirkungen hat zeigt sich
erst im laufe der zeit der tod des
sokrates besiegelt zunächst eine
folgenreiche trennung des denkens vom
handel insbesondere vom politischen
handeln indem sie das nachdenken über
die grenzen des wissens vom bereich der
politik immer mehr entfernt wenn
wissenschaftlerinnen und wissenschaftler
heute also klar sagen dass du in bezug
auf corona und andere krisen vieles
einfach nicht wissen dann dienen sie
damit der erkenntnis man hat durch
nichtwissen alleine zwar noch keine
lösung gefunden klar aber man kann ganz
klar und genau sagen warum bestimmte
meinung absoluter unsinn und falsch sind
weil sie nämlich vorgeben etwas zu
wissen dass niemand zu diesem zeitpunkt
wissen kann
heute sind wir einer ähnlichen situation
in der wir nur begrenztes wissen zur
verfügung haben um wirklich rational
begründete entscheidungen zu treffen
die korona krise hat wieder einmal
freigelegt wie wenig wir eigentlich
wissen wenn wir uns in akuten
situationen einer großen und globalen
krise befinden
die alle bereiche des alltäglichen
lebens betrifft und durcheinander
wirbelt dass wir vieles nicht wissen hat
die krise offen
das ist in gewisser weise eine durch und
durch philosophische erkenntnisse was
jedoch bleibt ist die frage was jetzt in
der weiteren entwicklung die wir ja zu
steuern versuchen gute politische
entscheidungen und gutes politisches
urteilsvermögen und gutes handeln am
ende ausmachen
in einer situation des nichtwissens
richtig zu urteilen das nicht wissen
also gut zu managen und das handeln
nachhaltig gut durch die krise zu
steuern
trotz nicht wissen genau das macht
weisheit aus und mir scheint das auch
genau das kluge und gute politik
ausmacht insofern hat man eben immer
auch ein bisschen glück wenn man gute
politikerinnen und politiker gewählt hat
die klug urteilen können und ein gespür
für richtige entscheidungen entwickeln
bleibt also die frage wie gut und am
ende sogar weise die derzeitigen
entscheidung der politikerinnen und
politiker sind eine antwort wird es wenn
überhaupt erst in der zukunft geben
oder genauer erst dann wenn die zukunft
abgeschlossen sein wird
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