Das russische Momentum ist zurück
Summary
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Q & A
Wer ist der Sprecher im Video und welche Position bekleidet er?
-Der Sprecher ist Oberst Markus Reisner, der Leiter des Institut 1 für Offiziersgrundausbildung an der Militärakademie in Wiener Neustadt.
Was ist das Thema des Videos?
-Das Thema des Videos ist die Analyse der aktuellen Situation im Ukraine-Konflikt anlässlich des Tag 820 des Konfliktes.
Was bedeutet der Begriff 'Momentum' in diesem Zusammenhang?
-Im Kontext des Videos bedeutet 'Momentum' den Schwung oder die Dynamik, die zunehmend zu den russischen Streitkräften zurückkehrt.
Was ist die Länge der Front, an der die russische Offensive stattfindet?
-Die russische Offensive findet entlang einer Front von 1200 Kilometern statt.
Wie versucht die Ukraine, das Momentum zurückzugewinnen?
-Die Ukraine versucht, das Momentum durch den Einsatz von unbemannten Unter- und Überwasserfahrzeugen zumindest punktuell zurückzugewinnen, indem sie Teile der russischen Flotte angreift.
Was war das Ziel der Russen auf strategischer Ebene?
-Das Ziel der Russen auf strategischer Ebene war es, die kritische Infrastruktur der Ukraine weiter zu zerstören.
Wie hat Russland seine Angriffe auf die Ukraine koordiniert?
-Russland hat seine Angriffe mit schweren Bombern, ballistischen Raketen und iranischen Drohnen koordiniert, um Objekte der kritischen Infrastruktur anzugreifen.
Was zeigt das Video vom Angriff in der Nähe von Kupyansk?
-Das Video zeigt den fünften Angriff eines russischen Regiments und einen Mix verschiedener Abwehrsysteme der Ukraine, darunter Minen, First Person View Drohnen, Artillerie und Kampfschützenpanzer vom Typ Bradley.
Was ist die Situation auf der operativen Ebene?
-Auf der operativen Ebene zielten die Russen darauf ab, die Ukraine zu zwingen, ihre kostbaren Reserven entlang der gesamten Front, insbesondere im Donbass, einzusetzen.
Wie hat sich die Wirksamkeit der an die Ukraine gelieferten Präzisionsbomben entwickelt?
-Die Wirksamkeit der an die Ukraine gelieferten Präzisionsbomben hat nachgelassen, da die russische Seite es versucht, die GPS-Steuerung zu stören.
Was zeigt der Verlauf des Krieges bis zu Tag 820?
-Bis zu Tag 820 zeigt der Verlauf des Krieges, dass es sich um einen Abnutzungskrieg handelt, der darauf abzielt, Ressourcen zu verbrauchen und dass die russischen Streitkräfte momentan das Momentum haben.
Was bedeuten die Entwicklungen im Norden, wo eine neue russische Kräftegruppierung aufgetaucht ist?
-Die Entwicklungen im Norden bedeuten einen Phasenübergang von der zweiten russischen Winteroffensive zur möglichen russischen Sommeroffensive mit der Schaffung einer neuen Front und der Erweiterung der eingesetzten Kräfte.
Wie positionieren sich die USA in Bezug auf die Angriffe der Ukraine in der Tiefe Russlands?
-Die USA haben angegeben, dass sie die Angriffe der Ukraine in der Tiefe Russlands gegen Raffinerien oder Erdölproduktionsstätten nicht unterstützen.
Was zeigt der Vergleich zwischen der russischen und der ukrainischen Luftabwehr?
-Der Vergleich zeigt, dass die russische Luftabwehr in der Lage ist, einen größeren Prozentsatz an iranischen Drohnen abzuschießen, aber nur zu 30% der Marschflugkörper und ballistischen Raketen, während die ukrainische Seite vor einigen Monaten noch eine sehr hohe Abschussrate hatte.
Was bedeuten die Worte 'Kulminationspunkt' im militärischen Kontext?
-Ein 'Kulminationspunkt' im militärischen Kontext ist ein Punkt, an dem die Intensität des Krieges oder der Kämpfe ein Maximum erreicht hat, und es ist ein Punkt, an dem man eigentlich lieber nicht überschreiten möchte, da es danach kein Zurück mehr gibt.
Was sind die Hauptanfordungen der Ukraine an ihre Verbündeten?
-Die Ukraine fordert von ihren Verbündeten neue Panzer, Kampfschützenpanzer, Munition, eine funktionierende Luftabwehr mit mindestens fünf bis zehn Patriot-Batterien, präzisionsgesteuerte Boden-Boden-Raketen und mehr Soldaten.
Was ist der Hintergrund für die Erwähnung von Atomwaffen in diesem Zusammenhang?
-Der Hintergrund ist die Situation im Herbst 2022 in Cherson, wo die russischen Kräfte unter Druck waren und es Berichte gab, dass russische Seite möglicherweise die Verwendung taktischer Atomwaffen in Betracht zieht. Diese Möglichkeit wurde durch Vermittlung von China und Indien entschärft.
Was zeigt der Verlauf der Kriegsführung in Bezug auf die Nutzung von Drohnen und unbemannten Systemen?
-Der Verlauf zeigt, dass der Krieg zunehmend autonomer wird, wo Roboter gegeneinander kämpfen und keine Menschen mehr unmittelbar beteiligt sind, wie im Beispiel des Videos, das einen ukrainischen Stützpunkt durch unbemannte russische Bodensysteme erkunden und diesen von "First Person View"-Drohnen der Ukraine angegriffen wird.
Was bedeuten die Bemühungen der Ukraine, Verbündete für Friedensverhandlungen zu sammeln?
-Die Bemühungen der Ukraine, Verbündete für Friedensverhandlungen zu sammeln, bedeuten, dass sie versucht, ein gemeinsames Verständnis und Unterstützung für ihre Maßnahmen zu erreichen und eine Situation der Stärke zu schaffen, die zu möglichen Waffenstillständen oder Friedensverhandlungen führen könnte.
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Transcripts
Willkommen an der Militärakademie in Wiener Neustadt.
Mein Name ist Oberst Markus Reisner, ich bin
der Leiter des Institut 1 für Offiziersgrundausbildung.
Und heute, am Tag 820 des Ukraine Konfliktes, wollen
wir uns die Situation an der Front ansehen.
Und man muss feststellen, dass es
offensichtlich der Fall ist, dass das
Momentum zu den russischen Streitkräften zurückkehrt.
Und warum, das sehen wir uns
in den nächsten Minuten an.
Versuchen wir uns ganz kurz ein
Bild der Lage zu machen.
Wir haben jetzt in den letzten
Monaten gesehen, die Phase sechs dieses
Krieges, die sogenannte zweite russische Winteroffensive.
Diese zweite russische Winteroffensive hat zwar den
Eindruck entstehen lassen, dass sich nicht viel
getan hat an der Front, tatsächlich war
aber das Gegenteil der Fall.
Wir haben gesehen, dass Russland versucht hat,
massiv entlang der gesamten Front, die ja
1200 km lang ist, anzugreifen, während die
Ukraine versucht hat, dagegenzuhalten und zu verteidigen.
Und die Ukraine hat es nur geschafft,
im schwarzen Meer tatsächlich das Momentum zumindest
punktuell für sich zurückzugewinnen, durch den Versuch,
mit unbemannten Unter- und Überwasserfahrzeugen Teile der
russischen Flotte anzugreifen, zum Teil auch erfolgreich.
Um ihnen ein Beispiel zu geben für diese vehementen
russischen Angriffe, möchten wir ihnen kurz ein Video zeigen
von einem Angriff in der Nähe von Kupyansk.
Hier sehen sie den fünften Angriff eines russischen
Regiments an einer bestimmten Stelle und sie sehen
einen Mix von unterschiedlichen Abwehrsystemen der Ukraine.
Minen, First Person View Drohnen,
Artillerie, aber auch z.B.
das Wirken von Kampfschützenpanzern vom Typ Bradley.
Und das gibt ihnen ein ganz gutes Bild, wie
sich die Situation in den letzten Monaten dargestellt hat.
Sehen wir uns nun im Detail an, auf
der strategischen, operativen und taktischen Ebene, was sich
hier in den letzten Monaten getan hat.
Im dieser Phase 6.
Auf der strategischen Ebene war es das
Ziel der Russen vor allem die kritische
Infrastruktur der Ukraine weiter zu zerstören.
Sie haben hier angesetzt am Ende der ersten
strategischen Luftkampagne im Winter 22 23 und damals
ist es ihnen bereits gelungen, circa 60 %
der kritischen Infrastruktur zu zerstören.
Und hier setzt Russland quasi an am
Beginn der zweiten Winteroffensive und versucht mit
ihren schweren Bombern, aber auch unter den
Einsatz von ballistischen Raketen und iranischen Drohnen,
die Objekte der kritischen Infrastruktur anzugreifen.
Und wie es scheint, ist es so, dass
die Produktionsrate eine gewisse Konstante erreicht hat.
Man nimmt an, dass Russland circa zwischen
115 und 130 Marschflugkörper im Monat
erzeugt, um diese Angriffe aufrecht zu halten.
Wenn wir uns die Angriffe im Detail
ansehen, so gebe ich hier zwei Beispiele.
Einen schweren Angriff vom April, wo man erkennen
kann, dass die Angriffe mittlerweile tief in das
Land hineinreichen, bis in den Raum Lemberg.
Ähnlich auch eine Situation im Mai,
der letzte schwere Angriff im Mai.
Auch hier Angriffe bis in die Tiefe des Landes.
Und man muss feststellen, dass die Abschussrate
der ukrainischen Flugabwehr, die vor wenigen Monaten
noch sehr hoch war, mittlerweile zurückgegangen ist.
Man geht davon aus, dass es zum Teil
zwar gelingt, noch immer bis zu 80 %
der iranischen Drohnen abzuschießen, aber nur mehr zu
30% tatsächlich Marschflugkörper und ballistische Raketen.
Sehen wir uns nun die operative Ebene an.
Auf der operativen Ebene war es das Ziel der
Russen, die Ukraine zu zwingen, entlang der gesamten Front,
vor allem im Donbass, ihre kostbaren Reserven einzusetzen.
Warum die Reserven?
Denn man möchte verhindern von russischer Seite,
dass die Ukraine Kräfte zusammenzieht, um dann
möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt, die Ukraine
hat es ja für 2025 vorgesehen, wieder
in die Offensive gehen zu können.
Russland bedient sich hier einer Reihe von
operativen Gruppierungen, die gemeinsam versuchen, immer wieder
an unterschiedlicher Stelle anzugreifen und somit die
Ukraine zwingen, Kräfte einzusetzen.
Hinzu kommt, dass das russische Lagebild in der
Tiefe hinter den ukrainischen Frontlinien immer besser wird.
Und wir sehen immer mehr Videos, wo
man erkennen kann, dass Hochwertwaffensysteme der Ukraine
gezielt angegriffen und zerstört werden.
Wir zeigen ihnen hier zwei Beispiele.
Einmal ein Video, das die Zerstörung eines
HIMAR Systems, also eines Mehrfachraketenwerfers zeigt und
das zweite Video, das die Zerstörung einer
Fliegabwehrbatterie vom Typ Partiot zeigt.
Gehen wir nun zur taktischen Ebene, also
auf die Ebene, wo tatsächlich am Gefechtsfeld
der Kampf zwischen der ukrainischen Seite und
der russischen Seite stattfindet.
Hier erkennen wir, dass Russland versucht, auf der
operativen Ebene anzusetzen und auf die taktische, um
entsprechend entlang der gesamten Front, nicht nur an
der Front selber durch Angriffe an unterschiedlichen Stellen,
sondern auch unmittelbar dahinter zu wirken.
Und der Einsatz einer Reihe
von Waffensystemen, wie z.B.
Drohnen vom Typ Lancet, die in Kombination
mit aufklärenden Drohnen dafür sorgen, dass erkannte
Waffensysteme, ob das jetzt Haubitzen sind, Munitionslager,
einzelne Fahrzeuge, tatsächlich gezielt angegriffen werden.
Was den Angriff auf ukrainische Stützpunkte betrifft, so
ist es der Fall, dass Russland mittlerweile im
großen Stil gesteuerte, und zwar GLONASS gesteuerte Lenkbomben
einsetzt, die durch einen einfachen Anbausatz dazu in
die Lage versetzt worden sind und diese sogenannten
FAB UMPK bis zu einer Gewichtsklasse von 3000
kg eingesetzt werden.
Und wenn eine derartige Bombe von 1500
bis 3000 Kilo einschlägt, bleibt meist von
einem ukrainischen Stützpunkt kaum mehr etwas über.
Und das in Kombination mit Artillerie
hat natürlich eine verheerende Wirkung.
An dieser Stelle zeigen wir ihnen auch
ein Video, eine Aneinanderreihung von verschiedenen Einsätzen,
die nicht nur den Einsatz von Lanzeitsystemen
zeigt, sondern auch von z.B.
ballistischen Raketen wie vom Typ Iskander.
Nach dieser Betrachtung der strategischen, operativen
und taktischen Ebene ist es an
der Zeit, grundsätzliche Ableitungen zu treffen.
Und was man also sagen kann, als
Ergebnis dieser 6. Phase ist eindeutig, dass
wir mitten in einem Abnutzungskrieg sind.
Und der Abnutzungskrieg folgt seinem
eigenen Charakter, seiner eigenen Natur.
Das Wesen des Abnützungskrieges ist, dass er nicht
quasi auf Gebiet zentriert ist, sondern vor allem
es darum geht, Ressourcen zu verbrauchen.
Hier gibt es ein gutes Beispiel, an
dem man das festmachen kann, und das ist
die Anzahl und der Einsatz von Artilleriemunition.
Wir sehen, dass im Moment in den Schwergewichtsräumen
der Russen bis zu 10000 Artilleriegranaten pro Tag verschossen
werden, während die ukrainische Seite nur mit ca.
2000 dagegenhalten kann.
Das Problem der verzögerten Lieferung von Artilleriemunition,
vor allem aus Europa und aus den
USA und das Problem der kaum mehr
vorhandenen Artillerieproduktion in der Ukraine selber.
Die Ukraine versucht zwar hier innovativ durch
den Einsatz von sogenannten "First Person View"-
Drohnen dagegenzuhalten, aber das Problem ist, dass
diese Drohnen nur eine sehr begrenzte Reichweite
haben, von circa fünf, maximal bis 10
Kilometern und Artilleriesysteme aber außerhalb dieser Reichweite
sich positionieren und wirken 20 km aufwärts.
Und damit ist die Herausforderung, dass
die Ukrainer faktisch nicht verhindern können,
dass die Russen Artilleriegruppierungen zusammenziehen und
mit diesem Mehraufwand an Munition die
Ukraine entsprechend bewirken können.
Und in Kombination mit den
vorgenannten Waffensystemen, wie z.B.
diesen Freifallbomben, die gelenkt sind, hat es
natürlich verheerende Wirkungen auf die Front selber.
Auch hier möchten wir ihnen ein Video zeigen.
Dieses Video zeigt den Einsatz von russischen
Mehrfachraketenwerfern im Raum Biloforica und es gibt
ihnen einen guten Eindruck, was es bedeutet,
dem Artilleriefeuer ausgesetzt zu sein.
Zu diesem Abnützungskrieg hinzu kommt der Umstand, dass
die russische Seite immer mehr in der Lage
ist, sich anzupassen, ihre ihre Waffensysteme zu verbessern
und sehr effektiv gegen ukrainische, vor allem vom
Westen gelieferte Waffensysteme einzusetzen.
Ich gebe ihnen hier ein paar Beispiele.
Man weiß, dass die Wirksamkeit der an
die Ukraine gelieferten Präzisionsbomben nachgelassen hat, weil
die russische Seite es schafft, faktisch die
GPS Steuerung zu stören.
Man weiß auch, dass die gelieferten Storm Shadow
und Scalp Marschflugkörper nicht mehr die Wirkung haben
wie am Beginn, dass es circa zu 50 %
tatsächlich den Russen gelingt, mit ihren Störsystemen
diese entsprechend vom Kurs abzubringen und durch den
zusätzlichen Einsatz von Fliegerabwehrsystemen oft von vier Raketen
nur drei tatsächlich zum Ziel durchstoßen.
Eine ähnliche Situation ergibt sich beim System HIMARS, jenes
System, das 2022 den HIMARS Effekt erzielt hat.
Auch hier ist es so, dass zum Teil bis
zu 70 % der Raketen mittlerweile abgeschossen werden.
Und noch viel verheerender ist es bei
der endphasengesteuerten Artilleriemunition vom Typ Excalibur.
Hier gab es am Beginn einen Wirkungsgrad von ca. 70, %.
Mittlerweile ist dieser Wirkungsgrad auf
circa 6 % verringert.
Warum ist das der Fall?
Einerseits, weil russische Störer in Kombination
mit Fliegerabwehr sehr erfolgreich sind und
zweitens, weil natürlich die abgeschossenen Waffensysteme
analysiert werden und aufgrund dieser Analyse
Gegenmaßnahmen getroffen werden.
Wir möchten ihnen hier zwei Videos zeigen.
Das eine Video zeigt den Abschuss einer Skalp bzw.
Storm Shader Rakete am Himmel.
Sie sehen also zuerst den Abschuss und dann
das verzögerte Auslösen des Sprengsatzes der Rakete selber.
Und das zweite Video zeigt, wie ein am
Boden gefundenes Waffensystem vom Typ Stormshadow von russischen
Soldaten auseinandergenommen wird und analysiert wird, was dann
die Basis ist für entsprechende Gegenmaßnahmen.
Hinzu kommt natürlich die Frage der Ressourcen,
die ganz wesentlich in diesem Abnutzungskrieg ist.
Und hier kann man erkennen,
dass die russische Wirtschaft mittlerweile
auf eine Kriegswirtschaft umgestellt hat.
Man nimmt an, dass Russland zwischen sieben
bis zu 8 % mittlerweile seines GDP
einsetzt in der Produktion von Waffensystemen.
Man bedient sich einerseits hier Systemen, die
auf Halde liegen, die einfach wieder modernisiert
werden oder instand gesetzt werden, bzw.
produziert auch eine gewisse
Anzahl von Systemen selbst.
Möglich ist es, dass diese Produktion überhaupt
durchgeführt werden kann, aufgrund des Umstandes, dass
vor allem Länder wie China oder andere
Ersatzteile oder Bauteile liefern, die dann hier
als technische Komponenten verbaut werden können.
Auf der anderen Seite sehen wir Europa, das
zwar liefert, gemeinsam auch mit den USA, aber
offensichtlich nicht bereit ist, in die Kriegswirtschaft überzugehen
und damit auch nicht in der Lage ist,
die geforderten Mengen zu produzieren.
Einerseits um die Ukraine zu unterstützen beim
Kampf gegen den Aggressor, aber andererseits auch,
um die europäischen Streitkräfte wieder quasi hochzurüsten
und eine gewisse Abschreckungsfähigkeit zu erreichen.
Zusammenfassend ergibt sich damit folgendes Ergebnis man muss also
klar sagen, dass nach 820 Tagen Krieg die Russen
im Moment faktisch im Angriff sich befinden und die
Ukrainer gezwungen sind, darauf zu reagieren.
Man hat also sehr gut gesehen, wie
sich das russische Selbstvertrauen entwickelt hat.
Am Beispiel des 9. Mai, des Tages
des Sieges in Moskau, wo also hier vor
einem staunenden Publikum präsentiert worden sind, zerstörte westliche
Waffensysteme, unter anderem ein Kampfpanzer vom Typ Leopard,
aber auch ein amerikanischer Kampfpanzer vom Typ Abrams.
Und man sieht also hier beim Blick
in die russischen sozialen Medien, dass nach
Scheitern der ukrainischen Sommeroffensive offensichtlich die Stimmung
gekippt ist und man davon überzeugt ist,
diesen Krieg zugunsten Russlands entscheiden zu können.
Dazu kommt, dass die Anzahl der
verfügbaren Kräfte enorm zugenommen hat.
Wir wissen, dass im Moment in diesen
von mir genannten Gruppierungen sich ungefähr 510000 Soldaten
befinden, zusätzlich 3000 Kampfpanzer, 7000 Kampfschützenpanzer, 5000
Systeme der Rohrartillerie, 1200 Mehrfachraketenwerfer und circa
300 Kampfhubschrauber und 300 Kampfflugzeuge.
Und diese Systeme und diese Soldaten müssten
von der Ukraine niedergekämpft werden, wenn sie
möchte quasi, dass sie quasi wieder in
die Offensive gehen kann und die besetzten
Gebiete inklusive der Krim zurückerobern kann.
Schauen wir uns jetzt einige Beispiele an von
Schlachten und Orten, die in den letzten Monaten
sehr umkämpft waren während dieser 6. Phase.
Ein sehr gutes Beispiel ist Avdiivka.
Avdiivka wurde nach langem und hartem Kampf
faktisch durch eine Einschließung der Rußen in
Besitz genommen und die Russen konnten von
hier aus, weil sie weiter Richtung Nordwesten
vormarschieren. Hier sind wir beim Ort Ocharetne.
Ocharetne ist ein Ort nordwestlich von Avdijevka.
Hier gelang es den Russen tatsächlich
in die zweite Verteidigungslinie der Ukraine
einzudringen und seit dem damaligen Eindringen
im April diesen Raum zunehmend auszuweiten.
Die Russen nennen das die Blume
von Oscharetne hat begonnen zu blühen.
Das heißt, man versucht nach Norden, Westen
und auch in den Süden diesen Einbruchsraum
weiter auszuweiten, mit dem Ziel, auch durch
die zweite Verteidigungslinie durchzubrechen.
Ein weiterer Ort, der sehr heftig umkämpft wird, ist
die Ortschaft Chasiv Jar, westlich von Bakhmut, einer Stadt,
die vor einem Jahr in russische Hand gefallen ist.
Hier tobt der Kampf zurzeit hart
ostwärts der Höhen von Chasiv Jar.
Hier befindet sich ein künstlicher Kanal und
hier gibt es drei Übergangsstellen, wo die
russische Seite versucht, vehement diese Übergangsstelle in
Besitz zu nehmen, um von hier weiter
antretend dieses Höhengelände in Besitz zu nehmen.
Im Moment sieht es so aus, als ob
es gelungen ist, zumindest mit Teilen den Kanal
zu überschreiten, einen Brückenkopf zu bilden und weiter
diesen Ansatz Richtung Westen durchzuführen führen.
Eine völlig neue Situation hat sich im Norden ergeben.
Hier ist es so, dass eine
neue russische Kräftegruppierung aufgetaucht ist.
Man nimmt an, ausgestattet mit circa
400 Kampfpanzern, 1000 Kampfschützenpanzern, 1000 Artilleriesystemen
und unterstützt von zumindest 25 Kampfflugzeugen
und 25 Kampfhubschraubern.
Und diese Gruppierung, Sever genannt Nord, hat
also begonnen, nördlich von Hardkief ein zu
marschieren und hat es geschafft, relativ rasch
in kurzer Zeit, beginnend ab dem 10. Mai.
Bis zu 5-6 km vorzumarschieren.
Das Dilemma, das sich für die
Ukraine hier ergibt, ist dreifaltig.
Erstens, wir haben also hier faktisch
die Inbesitznahme eines Geländes aus russischer
Sicht zur Bildung einer Pufferzone.
Das zweite ist, wir haben die Verlängerung
der Front um noch einmal 200 km.
Das heißt, die Ukraine ist gefordert,
auch diesen Frontabschnitt bewirtschaften zu müssen.
Und das dritte Element ist, dass Russland
hier faktisch einen Bereitstellungsraum schafft, um möglicherweise
in Zukunft mit noch größeren Kräften richtung
Süden, Richtung Charkiw, der zweitgrößten Stadt der
Ukraine, antreten zu können.
Damit muss man klar sagen, dass wir
einen Phasenübergang sehen von der Phase 6,
von der zweiten russischen Winteroffensive zur Phase
7, zur möglichen russischen Sommeroffensive.
Hier ist es so, dass General Botanov,
der Leiter des ukrainischen Militärnachrichtendienstes, aber auch
andere ukrainische Offizielle klar darauf hingewiesen haben,
dass zu erwarten ist, dass diesen Sommer
die Russen wieder versuchen werden, an verschiedenen
Stellen anzugreifen.
Im Raum steht z.B.
auch ein Angriff nordwestlich von
Charkiw, im Raum Sumi.
Wenn man diese Angriffe betrachtet, dann erkennt
man auch hier, dass die Einsatztaktik auf
der taktischen operativen Ebene der russischen Seite
sich immer wieder zunehmend anpasst.
Wir sehen also, dass die Russen in
der Lage sind, mehr Infanterie einzusetzen.
Ich habe die Zahlen bereits genannt.
Wir sehen, dass ihre Kampfpanzer zunehmend sich
anpassen an die Bedrohungen, die sie auf
dem Gefechtsfeld erwarten, wie z.B.
der Einsatz dieser "First Person View"-Drohnen.
Wir sehen aber auch, dass die russischen Störsysteme
sehr effektiv arbeiten und dass die Ukraine es
oft nur schafft, punktuell durch das Zusammenziehen von
eigenen Störsystemen Erfolge zu haben.
Wir sehen aber auch, dass die Überzahl an
Artillerie, dass der Einsatz dieser Gleitbomben, aber auch
der Einsatz von Drohnen in großer Zahl dazu
führen, dass hier zunehmend erkennbar ist, dass das
Momentum auf russischer Seite vorhanden ist.
Was wir aber auch erkennen ist,
dass der Krieg zunehmend autonomer wird.
Ich gebe ihnen hier jetzt ein Beispiel, das
wir ihnen in einem Video zeigen wollen.
Sie sehen in diesem Video
unbemannte russische Bodensysteme, die versuchen,
einen ukrainischen Stützpunkt zu erkunden.
Und diese Bodensysteme werden im Gegenzug
von den Ukrainern mit "First Person View"-
Drohnen angegriffen und zerstört.
Und wir sehen dass hier faktisch
keine Menschen mehr unmittelbar beteiligt sind,
sondern dass Roboter gegeneinander kämpfen.
Während sich die Situation an der Front zuspitzt, stellt
sich die Frage, ob die Verbündeten der Ukraine bereit
sind und auch Willens sind, faktisch hier Ressourcen zur
Verfügung zu stellen in diesem Abnützungskrieg.
Und hier ist es natürlich notwendig, sich
als Beispiel die amerikanische Seite anzusehen.
Und hier scheint es doch verwunderlich, wenn
man betrachtet die Situation, dass amerikanische Offizielle
darauf hinweisen, dass man die Angriffe der
Ukraine in der Tiefe Russlands gegen Raffinerien
oder Erdölproduktionsstätten nicht unterstützt.
Man sieht aber auch, dass die USA versuchen,
mit einer globalen Strategie zu verhindern, dass die
globale Sicherheitslage zunehmend außer Kontrolle gerät.
Man kann das gut erkennen am Beispiel von
Israel, wo also massiv Druck ausgeübt wird auf
Israel, die Bodenoffensive in Rafa nicht in einer
eskalierenden Art und Weise zu starten. Warum?
Weil man versucht, quasi diese Konflikte zu moderieren.
Und im Hintergrund ist eindeutig erkennbar die Auseinandersetzung
des globalen Südens gegenüber dem globalen Norden, wo
die Ukraine, Gaza oder andere Räume nur stellvertretende
Räume sind für diese Auseinandersetzung.
An dieser Stelle muss eindeutig auch erwähnt
werden, dass natürlich die Bewaffnung mit nuklearen
Sprengkörpern von den Konfliktparteien eine Rolle spielt,
in diesem Fall konkret Russland.
Wir wissen, dass im Herbst 2022 die Situation
sich derart zugespitzt hat im Raum Cherson, wo
die russischen Kräfte in einem Brückenkopf auf der
anderen Seite des Dnepr unter Druck waren, dass
amerikanische Nachrichten und Geheimdienste festgestellt haben, dass möglicherweise
von russischer Seite der Einsatz von taktischen Atomwaffen
erwogen wird.
Und man weiß heute, und das ist auch
dokumentiert in verschiedenen Artikeln, dass es die Vermittlung
war von China und Indien, die dazu geführt
haben, dass es faktisch zu einer Situation kam,
die man entsprechend entschärfen konnte.
Aber was natürlich hier mitschwingt, ist
ganz klar der Umstand, dass diese
atomare Bewaffnung eine Rolle spielt.
Und Russland spielt diese Karte auch immer wieder und
versucht uns in Angst und Schrecken zu versetzen.
Und Angst ist nie ein guter Berater.
Ich zeige ihnen hier ein
Video, dass das verdeutlichen soll.
Ein Video von einer der immer wieder
durchgeführten Atomwaffenübungen Russlands, wo man also hier
zeigen möchte, welche Kapazitäten man verfügbar hat.
Hinzu kommt noch der Umstand, dass Russland in
anderen Domänen der Kriegsführung Möglichkeiten hat, die wir
im ersten Blick nicht in Bedacht ziehen.
Ein Beispiel dafür ist die Domäne Weltraum.
Hier ist es so, dass vor kurzem die
USA verlautet hat, dass Russland offensichtlich eine Anti
Satellitenwaffe in die Erdumlaufbahn gebracht hat.
Und das zeigt natürlich, dass Russland hier
unterschiedliche Fähigkeiten hat, die sie zur Anwendung
bringen könnten, und die natürlich dem gegenüber,
in diesem Fall der USA, es schwieriger
machen würden, die Situation zu beherrschen.
Die nächste wichtige Frage, die wir uns stellen
müssen, ist die Frage der Verbündeten und Unterstützer.
Und hier erkennen wir, dass der Westen zwar Systeme
liefert, die sehr erfolgreich wirken können, also ich habe
schon einige genannt, wie das System HIMARS, aber auch
das System ATACMS, das immer wieder als Beispiel genannt
wird, oder auch andere Präzisionswaffensysteme.
Aber das Problem ist natürlich
des Umfangs im Wesentlichen.
Es gibt das militärische Prinzip der Übersättigung der
Saturation, das heißt, diese Waffensysteme müssten über eine
gewisse Zeit in einer hohen Intensität eingesetzt werden,
mit messbaren Erfolgen, also z.B.
mit massiver Wirkung auf russische Munitionsdepot, wie
das System HIMARS, das damals 22 zusammengebracht
hat, um tatsächlich eine Rolle zu spielen.
Auch hier zeigen wir ihnen ein
Beispiel für einen erfolgreichen ukrainischen Einsatz.
Hier wurde ein Depot von diesem von mir genannten
UMPK Bomben getroffen, und man sieht an den Zerstörungen,
dass das ein sehr wirkungsvoller Angriff war.
Während die Ukraine das Problem hat, dass sie
immer nur punktuell Waffensysteme in einer gewissen quantitativ
begrenzten Form erhält, scheint es so, dass Russland
die besseren Verbündeten und Freunde hat.
Einerseits natürlich China, wo wir wissen, dass
hier ganz exakt festgestellt und dokumentiert Bauteile
geliefert werden, die es Russland möglich machen,
spezielle Waffensysteme zu produzieren.
Oder auch der Iran, wo wir heute
wissen, dass tausende von iranischen Chahid Drohnen
faktisch geliefert worden sind an Russland, bzw.
Russland mittlerweile mit iranischer Unterstützung
eine eigene Fabrik gebaut hat,
um diese Drohnen zu erzeugen.
Es kommen aber auch Staaten wie Nordkorea hinzu,
wo wir wissen, dass die Munitionsproduktionsrate der Russen
letztes Jahr geschätzte 3 Millionen Stück betragen hat.
Hinzu kamen 2 Millionen Artilleriegranaten, die
aus Nordkorea geliefert worden sind.
Und wenn man sich die Gipfeltreffen vor allem
von Xi und Putin ansieht, die in den
letzten Monaten und Jahren stattgefunden hat, so erkennt
man, dass offensichtlich die Unterstützung z.B.
Chinas, sondern anderer Staaten gegenüber
Russland eine sehr große ist.
Und das macht es Russland auch
möglich, diesen Krieg in dieser Intensität
weiterzuführen und immer weiter zu eskalieren.
Damit muss man abschließend feststellen, dass wir
dieses Jahr vor einem Kulminationspunkt stehen.
Kulminationspunkt bedeutet aus militärischer Sicht ein Punkt,
den man eigentlich vermeiden müsste, weil wenn
man ihn überschreitet, es kein Zurück gibt.
Und für die Ukraine bedeutet es, dass entweder sie
in der Lage ist, die Ressourcen zu generieren, um
hier gegenüber den russischen Aggressor auftreten zu können, oder
dass der Westen quasi erkennen muss, dass er hier
Ressourcen der Ukraine liefern muss.
Und diese Situation ist es auch, die dazu
führt, dass die Aussagen ukrainischer Offizieller, ob das
der Präsident ist oder auch Vertreter des Militärs,
immer desperater werden und man auch erkennen kann,
wie ernst die Situation ist.
Um ihnen das zu zeigen, zeigen wir
ihnen ein kurzes Video des ukrainischen Präsidenten,
das das sehr gut darstellt.
Daraus resultierend ergibt sich der Umstand, gegenübergelegt
dem, was ich gesagt habe in Verbindung
mit den Russen, dass auch die Ukraine
vor allem Flugzeuge braucht, neue Panzer, Kampfschützenpanzer,
aber vor allem auch Munition.
Sie braucht eine funktionierende Luftabwehr, nicht
ein oder zwei Patriot Batterien, sondern
mindestens fünf bis 10 möglicherweise.
Sie braucht mehr von diesen präzisionsgesteuerten
Boden-Boden Raketen vom Typ Attack
Camps oder auch Präzisionsmunition.
Und sie braucht vor allem mehr Soldaten.
Das Thema, das jetzt sehr hitzig diskutiert
wird, nämlich die Frage der Mobilisierung.
Und erst wenn diese Kombination möglich ist,
kann die russische Seite wirklich damit rechnen,
dass die Ukraine wieder versuchen kann, diesen
Krieg für sich zu entscheiden oder zumindest
eine Situation schaffen kann, eine Situation der
Stärke, wo es dann möglicherweise Waffenstillstands, wenn
nicht gar sogar Friedensverhandlungen gibt.
Die Ukraine versucht auch hier ganz gezielt
in einer neuen Friedenskonferenz Verbündete zu sammeln,
um einerseits dieses Bild zu vermitteln bzw.
auch ein gemeinsames Verständnis für
die Maßnahmen zu treffen.
Damit bin ich am Ende meiner heutigen Präsentation.
Ich bin nun wieder
zurückgekehrt an die Militärakademie.
Ich habe meine Truppenverwendung bei der Garde
in Wien beendet und habe jetzt die
Ehre als Leiter des Institut 1 für
Offiziersgrundausbildung der Ausbildung der österreichischen Offiziere der
jungen Damen und Herren vorstehen zu dürfen.
Eine sehr wichtige Aufgabe, den wir versuchen
den angehenden Offizieren zu vermitteln, was sie
möglicherweise zukünftig auf den Gefechtsfeld erwartet.
Und das tun wir nicht nur durch Ausbildung
und Lehre, sondern wir versuchen auch durch internationale
Veranstaltungen, wie dieses Beispiel, das im Oktober passiert,
zu vermitteln, was sich hier tatsächlich tut und
wie man darauf reagieren kann.
Damit bin ich am Ende meiner Präsentation.
Ich sage danke fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.
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