Russische Revolution 1905 - der Anfang vom Ende des Kaiserreiches

Ein Hut voll Wissen
15 Apr 202210:54

Summary

TLDRDie russische Revolution von 1905 war ein frühes Ereignis im 20. Jahrhundert, das auf lange gesteckte Missstände und autarkes Regieren der Zaren zurückzuführen ist. Ohne demokratische Institutionen und mit schlechten Lebensbedingungen für die breite Bevölkerung, insbesondere Bauern und Arbeiter, kam es zu Unruhen. Der Auslöser für die Revolution war der 'Petersburger Blutsonntag', bei dem friedliche Demonstranten niedergeschossen wurden. Die Regierung reagierte mit dem 'Oktobermanifest', das zwar ein Scheinparlament einführte, aber die Macht beim Zaren ließ. Trotz einiger Reformen blieb die Unzufriedenheit, was letztendlich zur Oktoberrevolution 1917 und der Gründung der Sowjetunion führte.

Takeaways

  • 😀 Die Russische Revolution von 1905 war eine der mehreren Revolutionen, die im frühen 20. Jahrhundert stattfanden.
  • ⏳ Die Revolution war das Ergebnis von Missständen, die sich über lange Zeit angesammelt hatten und nicht über Nacht entstanden sind.
  • 👑 Die russische Monarchie war sehr autokratisch, ohne ein Parlament, und regierte zum Vorteil von Adel und Königtum.
  • 📜 Es gab keine verfassten Menschen- und Bürgerrechte, und die Lebens- und Arbeitsbedingungen für die einfache Bevölkerung waren schlecht.
  • 🌾 Russland war im 19. Jahrhundert hauptsächlich ein Agrarstaat, und die Bauern bildeten die größte Gruppe der Bevölkerung.
  • 🤔 Sozialistische und sozialdemokratische Gruppierungen, einschließlich der sogenannten 'Narodniki', versuchten, das System in Frage zu stellen.
  • 🔥 Der 'Petersburger Blutsonntag' im Januar 1905 war der Auslöser für die Revolution, bei dem friedliche Demonstranten von der Armee niedergeschossen wurden.
  • 📜 Das 'Oktobermanifest' versprach den Russen schriftlich festgelegte Menschen- und Bürgerrechte und das Einberufen eines Parlaments.
  • 🔄 Das Oktobermanifest spaltete die Revolutionäre, da einige Gruppen von der Revolution austraten, was die Revolution insgesamt schwächtete.
  • ♟️ Trotz der Revolution und einiger Reformen blieb das russische Parlament ein Scheinparlament, und der Kaiser behielt die tatsächliche Macht.

Q & A

  • Woran erinnert der Titel der russischen Revolution von 1905?

    -Der Titel 'Russische Revolution von 1905' erinnert an die politischen Unruhen und Versuche, das zaristische Regime in Russland zu reformieren, was zu einer Reihe von Ereignissen im frühen 20. Jahrhundert führte.

  • Was waren die Hauptursachen für die Unzufriedenheit in Russland vor der Revolution von 1905?

    -Die Hauptursachen für die Unzufriedenheit waren der autokratische Zarismus, die fehlenden Menschen- und Bürgerrechte, die schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen für die Bevölkerung, insbesondere für Arbeiter und Bauern, sowie die späte Industrialisierung Russlands.

  • Wie wurde die Rolle der 'Narodniki' in der Vorbereitung der Revolution von 1905 beschrieben?

    -Die 'Narodniki' waren eine Gruppe, die versuchte, den Bauern die Missstände des Systems zu zeigen und waren für das Kaiserreich gefährlich, da sie die Unruhen unter den Bauern verstärkten.

  • Was war der 'Petersburger Blutsonntag' und wie beeinflusste er die Revolution von 1905?

    -Der 'Petersburger Blutsonntag' war ein Massaker, bei dem friedliche Demonstranten von der russischen Armee niedergeschossen wurden. Dieser Tag markierte den Auslöser für die Revolution von 1905 und mobilisierte weitere Bevölkerungskreise.

  • Wie reagierte die Regierung auf den Ausbruch der Revolution?

    -Die Regierung reagierte mit dem 'Oktobermanifest', in dem der Zar die Einführung von Menschen- und Bürgerrechten und das Einberufen eines Parlaments versprach, um die Unruhen zu dämpfen.

  • Warum wurde das von der Regierung eingesetzte Parlament als 'Fake-Parlamentarismus' bezeichnet?

    -Das Parlament wurde als 'Fake-Parlamentarismus' bezeichnet, weil die tatsächliche Macht immer noch beim Kaiser blieb und jede Entscheidung des Parlaments durch ein Veto des Kaisers rückgängig gemacht werden konnte.

  • Wie haben sich die Reformen nach der Revolution von 1905 auf die Stellung der Bauern ausgewirkt?

    -Die Reformen nach der Revolution versuchten, die Stellung der Bauern zu verbessern, indem ihnen die Möglichkeit gegeben wurde, eigenes Land zu erwerben und eine finanziell und wirtschaftlich bessere Stellung im Staat zu erreichen.

  • Was war das Ende der Revolution von 1905 und welche Langzeitfolgen hatte sie?

    -Die Revolution von 1905 endete mit dem Zusammenbruch der Revolte und der Rücknahme einiger Reformen. Langfristig führte sie jedoch zu einer Einführung von Parlamentarismus und Bürgerrechten in Russland, obwohl diese unvollständig und ungleich waren.

  • Wie hat der Erste Weltkrieg die Reformen und Stabilität in Russland beeinflusst?

    -Der Erste Weltkrieg beendete abrupt die Reformen und Stabilität in Russland, da das Land in Chaos versank und schließlich das Zarenreich zusammenbrach, was den Weg für die Machtergreifung der Bolschewiki ebnete.

  • Was war die endgültige Folge der Ereignisse nach der Revolution von 1905 für Russland?

    -Die endgültige Folge der Ereignisse nach der Revolution von 1905 war die Gründung der Sowjetunion durch die Bolschewiki, die nach dem Bürgerkrieg Sieger waren und ein neues Staatssystem etablierten.

Outlines

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🔴 Russische Revolution 1905 - Ursachen und Hintergründe

Der erste Absatz führt in das Thema der russischen Revolution von 1905 ein und beschreibt die Voraussetzungen, die zu dieser kam. Es wird erklärt, dass Revolutionen nicht über Nacht entstehen, sondern durch die Aneinanderreihung von Missständen über einen längeren Zeitraum. Die russische Monarchie wird als sehr autokratisch dargestellt, ohne parlamentarische Kontrolle, was zu Unzufriedenheit in der Bevölkerung führte. Zusätzlich werden schlechte Lebens- und Arbeitsbedingungen, insbesondere für Arbeiter und Bauern, als Faktoren genannt, die zur Unruhe bei der Bevölkerung beigetragen haben. Die Rolle der sogenannten 'Narodniki' und anderer sozialistischer Gruppen, die versuchten, die Missstände aufzuzeigen, wird ebenfalls hervorgehoben.

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🔵 Der Ausbruch der Revolution und die Reaktion der Regierung

Der zweite Absatz beschreibt den Auslöser der Revolution, den sogenannten 'Petersburger Blutsonntag', bei dem friedliche Demonstranten von der russischen Armee niedergeschossen wurden. Dies führte zu einer Kettenreaktion, die weitere Bevölkerungskreise in den Aufstand zog. Es wird auch die Rolle der linken und linksradikalen Kräfte, einschließlich der Bolschewiki, thematisiert. Die Regierung reagierte mit dem 'Oktobermanifest', in dem sie versprach, Menschen- und Bürgerrechte zu schaffen und ein Parlament einzurufen, was zu einer Verschwächung der Revolution durch Teilung der Revolutionäre führte.

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🌐 Die langfristigen Auswirkungen der Revolution von 1905

Der dritte Absatz fasst die langfristigen Auswirkungen der Revolution von 1905 zusammen. Es wird betont, dass die Revolution zwar zu einer Einführung von Parlamentarismus und Bürgerrechten führte, diese jedoch unvollständig und ungleich verteilt blieben. Die Bauern, die größte Gruppe in Russland, waren weiterhin unzufrieden, und die Reformen, die versuchten, ihre Stellung zu verbessern, wurden durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges gestoppt. Der Absatz schließt mit der Niederschlagung der russischen Monarchie und der Machtergreifung durch die Bolschewiki, die zur Gründung der Sowjetunion führten.

Mindmap

Keywords

💡Russische Revolution 1905

Die Russische Revolution von 1905 war ein bedeutender Meilenstein im frühen 20. Jahrhundert, der zu politischen und sozialen Veränderungen in Russland führte. Sie war eine der Vorläufer der späteren Oktoberrevolution von 1917. Im Video wird die Revolution als Ausdruck von Unzufriedenheit und Missständen in der Gesellschaft beschrieben, die zu einem breiteren Aufstand führten.

💡Autokratische Herrschaft

Autokratische Herrschaft bezieht sich auf eine Regierungsform, in der ein Monarch oder eine Person alle Machtzentren in der Hand hat und ohne Kontrolle durch eine Versammlung oder ein Parlament handelt. Im Kontext des Videos regierten die Zaren Russlands autokratisch, was zu einem Mangel an Repräsentation und Bürgerrechten für das Volk führte.

💡Leibeigenschaft

Leibeigenschaft beschreibt eine Form der Sklaverei, bei der Menschen als Eigentum behandelt und veräußerlich sind. Im Video wird erwähnt, dass die russischen Bauern aus der Leibeigenschaft entlassen wurden, was als ein Schritt zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen angesehen wurde, obwohl dies ihre Probleme nicht vollständig löste.

💡Narodniki

Die Narodniki waren eine Gruppe von revolutionären Russen, die versuchten, die Missstände im Land aufzuzeigen und die Bevölkerung auf die Notwendigkeit von Veränderungen hinzuweisen. Im Video wird ihre Rolle als eine der zentralen Kräfte beschrieben, die den Aufstand der Bauern anregten und die Regierung herausforderten.

💡Petersburger Blutsonntag

Der Petersburger Blutsonntag war ein tragisches Ereignis, bei dem friedliche Demonstranten von der russischen Armee niedergeschossen wurden. Im Video wird dieser Tag als Auslöser für die Revolution von 1905 dargestellt, da er eine Kettenreaktion von Protesten und Unruhen auslöste.

💡Oktobermanifest

Das Oktobermanifest war ein Dokument, in dem Zar Nikolaus II. versprach, Verfassungsreformen einzuleiten und ein Parlament einzurufen. Im Video wird das Oktobermanifest als Reaktion der Regierung auf die Revolution dargestellt, um die Unruhen zu dämpfen und die Forderungen der Demonstranten teilweise zu erfüllen.

💡Bolschewiken

Die Bolschewiken, auch bekannt als Kommunisten, waren eine politische Gruppe, die später die Oktoberrevolution von 1917 anführten. Im Video werden sie als eine der linken und radikalen Kräfte erwähnt, die an der Revolution von 1905 beteiligt waren und später die Macht übernehmen sollten.

💡Parlamentarismus

Parlamentarismus bezieht sich auf eine Regierungsform, in der die Exekutive von einem Parlament kontrolliert wird, das von gewählten Vertretern der Bevölkerung besetzt ist. Im Video wird der Einführung von Parlamentarismus in Russland nach der Revolution von 1905 als ein Schritt zur Demokratisierung des Landes beschrieben, obwohl dieser Prozess unvollständig und mit Einschränkungen war.

💡Reformen

Reformen beziehen sich auf Veränderungen oder Neuerungen, die zur Verbesserung von Systemen oder Strukturen eingeführt werden. Im Video werden Reformen als Bemühungen der Regierung beschrieben, um die Lebensbedingungen der Bauern zu verbessern und die Stabilität des Staates zu erhöhen, bevor der Erste Weltkrieg diese Bemühungen unterminierte.

💡Erster Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg war ein globaler Konflikt, der viele Nationen in den Jahren 1914 bis 1918 einbeteiligte. Im Video wird der Krieg als ein Ereignis beschrieben, das die Reformen und Stabilisierungsbemühungen Russlands unterbrach und zu einer weiteren Krise im Land führte, die schließlich in der Oktoberrevolution von 1917 gipfelte.

Highlights

Die Russische Revolution von 1905 war eine der vielen Revolutionen im frühen 20. Jahrhundert.

Revolutionen entstehen nicht über Nacht, sondern durch lang anwachsende Missstände.

Russische Zaren regierten autokratisch, ohne parlamentarische Kontrolle.

Es gab keine verfassten Menschen- und Bürgerrechte in Russland.

Lebens- und Arbeitsbedingungen für Arbeiter und Bauern waren katastrophal.

Russland war im 19. Jahrhundert noch weitgehend ein Agrarstaat.

Sozialistische und sozialdemokratische Gruppen versuchten, das System in Frage zu stellen.

Die 'Narodniki' waren eine Gruppe, die versuchte, den Bauern Missstände vorzuführen.

Russische Bauern wurden aus der Leibeigenschaft entlassen, ohne dass ihre Lebensbedingungen sich verbesserten.

Außenpolitische Probleme, wie der verlorene Krieg gegen Japan, schwächten die Autorität des Zaren.

Der 'Petersburger Blutsonntag' war der Auslöser für die Revolution von 1905.

Die Regierung verlor die Kontrolle, als linke und linksradikale Kräfte, einschließlich der Bolschewiki, die Revolution führten.

Das 'Oktobermanifest' versprach Menschen- und Bürgerrechte sowie das Einberufen eines Parlaments.

Das Parlamentarismus in Russland war ein Scheinparlamentarismus, da der Zar die Macht behielt.

Die Regierung versuchte, die Revolution zu schwächen, indem sie Reformen einführte.

Reformen sollten den Lebensstandard der Bauern verbessern, aber der Erste Weltkrieg stoppte diese Bemühungen.

Die Revolution von 1905 führte zur Einführung von Parlamentarismus und Bürgerrechten in Russland.

Trotz Reformbemühungen blieb das russische Volk unzufrieden und der Erste Weltkrieg führte zum Zusammenbruch des Kaiserreichs.

Die Machtergreifung der Bolschewiki und die Gründung der Sowjetunion markierten das Ende der russischen Monarchie.

Transcripts

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Hallo miteinander. In der heutigen Folge  sprechen wir über die Russische Revolution  

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des Jahres 1905, eine der mehreren russischen  Revolutionen, die im frühen 20. Jahrhundert  

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stattfinden sollten. Wie es zu dieser Revolution  kam, worum es dabei eigentlich ging und was am  

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Ende so raus kam, darüber sprechen wir  jetzt in den kommenden Minuten. Los geht's.  

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Bevor wir uns mit der Revolution selbst  auseinandersetzen müssen wir uns zunächst  

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einmal die Rahmenbedingungen bewusst machen.  Denn wie man sich vorstellen kann ist eine  

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Revolution ja nicht morgens plötzlich vom Himmel  gefallen. Keiner dachte morgens: Heute starten wir  

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mal eine Revolution. Sondern wie das meistens ist  kommen Revolutionen natürlich zustande, indem sich  

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verschiedene Dinge über eine Zeit lang angesammelt  haben und dann irgendwann läuft dieses Fass  

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dann eben über. Und so war das bei der Russischen  Revolution letztlich auch gewesen, denn hier gab es  

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Missstände, die weit in das 19. Jahrhundert  zurückreichten und dann eben im frühen

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20. Jahrhundert dann zu einer Revolution führen  sollten. Diese Missstände waren vor allem in der  

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Art wie die russischen Zaren bzw. die russischen  Kaiser regierten. Denn sie regierten eben  

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sehr autokratisch; sprich, es gab kein Parlament,  sondern der Zar, der Kaiser, regierte quasi mit  

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Hilfe der Regierung, die er eben eingesetzt hatte,  durch an den Menschen vorbei. Und zwar immer zum  

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Vorteil von Adel und Königtum. Und genau das sollte  nun im frühen 20. Jahrhundert dem Zar auf  

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die Füße fallen. Doch abseits der Tatsache, dass  das normale Volk hier nicht mitzureden hatte,  

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hatte man noch andere Missstände. Es gab keine  niedergeschriebenen Menschen- und Bürgerrechte  

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und es gab miese Lebens- und Arbeitsbedingungen  für die einfache Bevölkerung, darunter für die  

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Arbeiter, die Industriearbeiter, und vor allem eben  für die Bauern. Denn Russland war im

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19. Jahrhundert und auch im späten 19.  Jahrhundert vor allem ein Agrarstaat. Russland  

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hatte sich spät industrialisiert und entsprechend  stellten die Bauern hier nach wie vor die größte  

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Gruppe. Und wenn es innerhalb der Bauernschaft  Unruhe gab war das eine potenzielle Gefahr für die  

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Regierung. Genau diese Unruhe sollte aber nun in der  zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach  

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und nach bei den Bauern Fuß fassen. Denn  es gab in der zweiten Hälfte des

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20. Jahrhunderts einflussreiche Gruppen, die mehr  und mehr das System versuchten in Frage zu  

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stellen. Das waren in der Regel sozialistische  oder sozialdemokratische Gruppierungen, die es  

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eben auch in den einflussreichen akademischen  Schichten Russlands gab; sprich, Studenten, Lehrer,  

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Hochschulprofessoren usw., die eher  linksorientiert waren. Diese Menschen wollten  

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nun den Bauern sozusagen zeigen, in welcher  Schieflage die Gesellschaft eigentlich war.  

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Und das konnte tatsächlich zu einem Problem  werden. Denn diese Gebildeten, die sogenannte  

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"Intelligenzia" - wie man sie bezeichnete - waren an  sich noch keine große Gefahr, denn das war eine  

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verhältnismäßig kleine Gruppe. Sollten aber  diese Gebildeten losziehen zum Beispiel auf das  

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Land und den Bauern jetzt erzählen, dass sie  eigentlich in einer Schieflage lebten, dann  

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waren die Konsequenzen überhaupt nicht absehbar.  Denn das hätte einen Sturm auslösen können - eine  

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Revolution, die das Kaiserreich tatsächlich hätte  zerbrechen können und entsprechend wollte  

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man hier gegenlenken. Eine der zentralen Gruppen, die  in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts  

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versuchte, den Bauern diese Missstände vorzuführen,  waren die sogenannten "Narodniki". Und diese Gruppe  

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war teilweise so gefährlich für das Kaiserreich,  dass sich die Kaiser auf Veränderungen  

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teilweise sogar einließen. In der zweiten Hälfte  des 19. Jahrhunderts wurden die Bauern  

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beispielsweise aus der Leibeigenschaft entlassen -  etwas wo man in anderen Teilen Europas eigentlich  

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dachte, das wäre ein mittelalterliches Phänomen,  aber in Russland war das eben nach wie vor  

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präsent gewesen. Und die Bauern sollten eben jetzt  aus dieser Leibeigenschaft entlassen werden und  

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nach und nach in ein neues Lebensmodell sozusagen  eintreten. Doch an den praktischen Problemen, die  

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die Bauern hatten, an den miesen Lebensbedingungen und  Arbeitsbedingungen, änderte dieser Prozess nur  

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wenig. Doch zusätzlich zu den Unruhen bei den  Bauern kamen auch noch außenpolitische Probleme.  

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Der russische Kaiser hatte sich tatsächlich  gedacht, ein Krieg mit den Japanern wäre eigentlich  

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gar keine schlechte Idee. Dabei ging es um  Einfluss und die Vorherrschaft in Asien. Denn  

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wenn man jetzt hier erfolgreich ist dann kann  man von den eigenen innenpolitischen Problemen  

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ablenken, so wie das viele andere Länder in  dieser Zeit eben auch praktizierten. Doch  

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tatsächlich hatten die Russen die japanische Armee  komplett unterschätzt und das ganze wurde zu einem  

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kompletten Fiasko. Japanische Truppen konnten den  Russen massive Verluste zufügen und in einer der  

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entscheidenden Seeschlachten sollte gar die  gesamte russische Flotte vernichtet werden.  

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Das Ganze war eine absolute Katastrophe für die  Reputation letztlich auch des Kaisers, weil  

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der Kaiser jetzt hier vor der Bevölkerung -  zusätzlich zu den innenpolitischen Problemen -  

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als ein großer Schwächling dastand, der sich  noch nicht mal gegen die Japaner wehren kann.  

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Das Zusammenspiel aus den innenpolitischen Unruhen  und diesem außenpolitischen Fiasko sollte jetzt  

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im Jahr 1905 zu einer Revolution führen. Doch wie  das meistens so ist gab es eben einen speziellen  

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Auslöser, durch den das Ganze dann eben ausbrach,  durch den das Fass zum Überlaufen gebracht  

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wurde. Und das war der sogenannte "Petersburger  Blutsonntag". An diesem Petersburger Blutsonntag  

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im Januar 1905 sollten circa 150.000 Demonstranten,  vor allem Arbeiter, in Sankt Petersburg -der  

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russischen Hauptstadt - demonstrieren. Das Ganze  war eine friedliche Demonstration ohne Waffen.  

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Doch dieser Demonstrationszug wurde brutal von der  russischen Armee niedergeschossen und damit wurde  

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eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, die jetzt  nun immer mehr Bevölkerungskreise mobilisierte,  

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also auch die Gruppen, die vorher noch gedacht  haben: Na gut. Wir sind zwar unzufrieden mit  

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dem System aber den Aufstand wagen wir eigentlich  noch nicht. Selbst diese gemäßigten Gruppen wurden  

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jetzt mobilisiert und diese Revolution weitete  sich schnell aus. Die Revolution, die nun ausbrach,  

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wurde teilweise sogar schon bestimmt von linken  und linksradikalen Kräften, darunter eben den  

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sogenannten Bolschewiki, zu denen ja Leo Trotzki  und Wladimir Lenin gehörten - also die zentralen  

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Figuren, die dann viele Jahre später im Jahr  1917 für die russische Oktoberrevolution  

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verantwortlich sein sollten. Es zeigte sich  ziemlich schnell während dieser Aufstände, dass die  

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Regierung nach und nach die Kontrolle zu verlieren  drohte. Und deswegen ging die Regierung jetzt nun  

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einen Schritt auf die Demonstranten zu. Mit dem  sogenannten "Oktobermanifest" versprach der Kaiser  

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nun, die Menschen- und Bürgerrechte für die Russen  schriftlich zu fixieren und gleichzeitig ein  

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Parlament einzuberufen. Also zum ersten mal machte  das Russische Kaiserreich einen Schritt Richtung  

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Parlamentarismus, auch wenn - wie wir sehen werden - dieser  Parlamentarismus im Grunde ein Fake war. Denn die  

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eigentliche Macht blieb nach wie vor beim Kaiser.  Doch tatsächlich kam die Regierung jetzt mit  

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dem Versprechen des Oktobermanifests Teilen der  Revolution entgegen. Insbesondere liberale Gruppen  

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hatten eben schon lange Zeit darauf geschielt,  dass man nun endlich den Parlamentarismus in  

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Russland voranbringen konnte. Und mit dem Oktobermanifest schien dieser Wunsch erfüllt zu sein. Und  

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so trieb dieses Oktobermanifest im Grunde einen  Keil zwischen die Revolutionäre. Denn eine Gruppe  

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dieser Revolution schied nun aus der Revolution  aus und damit wurde die Revolution insgesamt  

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geschwächt. Das ermöglichte dem russischen  Militär im Anschluss, nach und nach diese  

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Revolution zum Einsturz zu bringen. Und schnell  sollten eben auch viele Dinge wieder rückgängig  

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gemacht werden. Zwar behielt man das Parlament,  aber das Parlament war - wie gesagt - von Beginn an  

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im Grunde ein Scheinparlament. Denn tatsächlich  konnte jede Entscheidung dieses Parlaments  

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durch ein Veto des Kaisers rückgängig gemacht  werden, beziehungsweise aufgehalten werden. Und  

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vor allem der militärische Oberbefehl, also der Befehl über die  russische Armee, blieb nach wie vor beim Kaiser  

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und damit hatte der Kaiser schlussendlich die  militärische Gewalt im Staat, mit der er das  

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Parlament jederzeit hätte auch bedrohen  können. Obwohl mit dem Ende der Revolution  

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Teile des Oktobermanifests rückabgewickelt werden  sollten erkannte die zukünftige Regierung, dass man  

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hier nun gegensteuern musste. Man konnte nicht so  weitermachen. Dann würde man jetzt überhaupt keine  

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Veränderungen vornehmen, dann war abzusehen, dass  die nächste Revolution, die dann irgendwann kommen  

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würde, noch radikaler sein würde und so entschied  die kommende Regierung: In Ordnung: Wir werden  

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uns jetzt vor allem für eine Verbesserung des  Lebens der Bauern einsetzen. Denn - wie gesagt - die  

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Bauern waren die größte Gruppe im Reich und auch  potenziell die gefährlichste Gruppe. Und deswegen  

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musste man die Bauern besser stellen. Das führte in  den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg dazu, dass man  

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den Bauern sogar ermöglichte, selbst eigenen Besitz  zu erwerben - etwas, das lange Zeit überhaupt nicht  

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möglich gewesen war - und die Bauern damit auf eine  finanziell und wirtschaftlich bessere Stellung im  

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Staat bringen wollte. Doch diese Reformen, die jetzt  über die Jahre eintraten und das Russische Reich  

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möglicherweise langfristig hätten stabilisieren  können, sollten mit dem Ausbruch des Ersten  

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Weltkrieges ein abruptes Ende finden. Denn mit dem  Ende des Ersten Weltkrieges versank das Land im  

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Chaos. Und nach dem Ersten Weltkrieg zerbrach  das Russische Kaiserreich insgesamt und damit  

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waren im Grunde alle Anstrengungen und Reformen  hinfällig geworden. Denn im Anschluss brach ein  

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Bürgerkrieg aus. Und am Ende dieses Bürgerkriegs waren die großen Sieger die Bolschewiki; sprich,   

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die Kommunisten. Und mit der Sowjetunion sollte  dann ja ein ganz anderes Staatssystem folgen.

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Soviel erstmal bis hierhin zur Russischen Revolution  des Jahres 1905. Eine Revolution, die dazu führte, 

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dass der Parlamentarismus - wenn auch nur ein Fake-  Parlamentarismus - in Russland eingeführt wurde und  

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Bürgerrechte fixiert wurden. Allerdings blieb  das Wahlrecht nach wie vor unausgeglichen und  

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die große Gruppe der Bauern im Russischen Reich  blieb nach wie vor unzufrieden. Zwar versuchte  

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man über die Jahre mit Reformen, die Stellung  der Bauern im Staat zu verbessern, doch diese  

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Reformen fanden eben mit dem Ausbruch des Ersten  Weltkrieges ein abruptes Ende. In Folge brach das

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Russische Kaiserreich auseinander und sollte den  Weg ebnen für die Machtergreifung der Bolschewiki  

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und die Etablierung der Sowjetunion. Falls euch  dieses Video gefallen hat dann hinterlasst doch  

play10:20

bitte einen Daumen hoch, abonniert den Kanal, teilt  und empfehlt das Video weiter. Hinterlasst auch  

play10:25

gerne einen Kommentar mit Feedback, Anregungen,  Themenvorschlägen und ähnlichem und ansonsten  

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sehen uns dann beim nächsten mal, bei welcher  Folge und welchem Thema auch immer. Macht's gut!

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